Alte Berufe und Familiennamen IV

Honig wurde im Mittelalter vornehmlich gewonnen, indem wilde Bienenstöcke ausgebeutet oder Körbe im Wald aufgestellt und Wildbienen angelockt wurden. Von diesem Handwerk der Zeidlerei leitet sich der Familienname Zeidler (auch Zedler) ab, allgemein auf die Gewinnung oder Verarbeitung von Honig verweist der Name Honigman.

Als Neber wurden im Mittelalter große geschmiedete Bohrer bezeichnet, die z.B. bei der Bohrung von Achslöchern in Radnaben zum Einsatz kamen. Hergestellt wurden sie von spezialisierten Neberschmieden, von deren Berufsbezeichnung sich die Familiennamen Neber oder Neberer ableiten.

Neberschmied.

Ein Neberschmied im Hausbuch der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung, Band 1. (Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 279.2°, fol. 15v.)

Ölmüller pressten im Spätmittelalter Bucheckern, Raps, Trauben- und andere Kerne aus, um daraus Öl zu gewinnen. Der Beruf hat seine Spuren in Form von zahlreichen Familiennamen hinterlassen, von denen Ölschläger, Ohlschläger, Öler, Ohler, Ohliger, Olicher, Oelers und Varianten davon die bekanntesten sind.

Hefner versorgten ursprünglich die Bäcker mit Hefe, die beim Bierbrauen abfiel, züchteten jedoch seit dem Spätmittelalter auch Brauhefen und erweiterten ihre Produktpalette später um Essig.
Ob der vor allem in Hessen weit verbreitete Name Sauerwein auf die Essigherstellung schließen lässt, konnte bislang nicht eindeutig festgestellt werden. Vielleicht wissen LeserInnen dieses Blogs mehr?

Der Plattner zählte zu den Rüstungshandwerkern, er stellte die im 14. Jahrhundert aufgekommenen Plattenrüstungen her.
Weitere Erzeuger von Rüstungen und Waffen wie Helmschmied, Armbruster, Bogner, Reider, Schwertfeger oder sogar Pfeilschäfter (Pielsticker) haben ebenfalls zur Bildung von Familiennamen geführt. Dagegen scheinen die Hersteller von Ringpanzerungen, die SarwürkerSalwürter, Salwirte oder Sarworter, erstaunlicherweise keine Spuren im mittelalterlichen Namensschatz hinterlassen zu haben.

Eine Reihe noch heute begegnender Nachnamen verweist nicht direkt auf die damit verbundenen Berufe. Streng genommen handelt es sich dabei um Spott- oder selbst gewählte Spitznamen, die jedoch einer bestimmten Berufsgruppe zuzuordnen sind: den Gauklern.
Zu den häufig belegten und noch heute im Telefonbuch zu findenden Namen zählen z.B. Suchenwirt oder Suchentrunk. Weitere Beispiele wären etwa Hebedanz („Heb‘ an den Tanz“) oder Schickedanz („Schick an zum Tanz“).
Musiker wurden auch gerne nach ihrem Instrument benannt, was Nachnamen wie Lautenschläger, Fiedler, Pfeifer/Pfeiffer, Singer, Sänger u.ä. erklärt.

Siehe auch: Alte Berufe und Familiennamen Teil I, Teil II und Teil III.

 

2 Gedanken zu „Alte Berufe und Familiennamen IV

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