Jereme Zimmerman: Met brauen wie ein Wikinger

Jereme Zimmermann: Met brauen wie ein WIkinger. Mobiwell-Verlag 2016.

Jereme Zimmermann: Met brauen wie ein WIkinger. Mobiwell-Verlag 2016.

Met und Wikinger – die beiden scheinen irgendwie zusammenzugehören wie Pfeil und Bogen oder Ritter und Pferd. Aber woher kommt diese Verbindung? Im Vergleich zu den meisten anderen alkoholischen Getränken ist Met überaus einfach herzustellen. Zudem lässt sich mit einfachsten Mitteln eine breite Geschmackspalette realisieren, und mit bestimmten Zusätzen sogar eine halluzinogene Wirkung erzielen. Da schon die Grundzutat Honig bei den germanischen Stämmen (und vielen anderen Kulturen) in hohem Ansehen stand, kann es nicht weiter verwundern, dass dem daraus erzeugten alkoholischen Getränk kultische Bedeutung zugewiesen wurde und seine Erfindung, seine Herstellung wie auch sein Konsum Spuren in Mythologie und Literatur hinterlassen hat.

Der Autor, Hobby-Brauer, Selbstversorger und „Yeti-Wikinger aus den Appalachen“ Jereme Zimmerman geht diesen Spuren nach und präsentiert in seinem Buch eine kurze, unterhaltsame Kulturgeschichte des Honigs und des Mets bei den Germanen und Wikingern. Die zahlreichen Quellen- und Literaturzitate belegen, dass sich Zimmerman seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, doch sein Ansatz ist weniger der eines Historikers als jener des Praktikers. Fasziniert ist er einerseits von der Geschichte, andererseits von den chemischen Prozessen der Gärung, die heutzutage wissenschaftlich analysiert, erklärbar und in kontrollierte Bahnen gelenkt sind, früher jedoch als geheimnisvoller und zuweilen stürmischer, natürlicher Vorgang wahrgenommen wurden.
Selbst Hobby-Brauer verwenden inzwischen Reinzuchthefen, Edelstahlbehälter, Computer-Programme, digitale Präzisionsthermometer und weitere Errungenschaften, um möglichst keimfreie, konstante, wiederholbare Bedingungen und damit Ergebnisse zu schaffen. Demgegenüber plädiert Zimmerman für eine eher experimentelle Herangehensweise: Offene Gärung mit wilden oder selbstgezüchteten Hefen unter Zuhilfenahme von dem, was die Küche an Ausstattung und der Garten an Aromen zu bieten haben – und sich vom Ergebnis überraschen lassen!

Wer also gerne technische Handbücher liest und Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit präzisen Mengen-, Temperatur-, und Zeitangaben bevorzugt, wird an Zimmermanns Werk wenig Freude haben. Auch seine zuweilen etwas eigenwillige, metaphorische Ausdrucksweise wird sicherlich nicht Jedermanns Sache sein. Doch wer sich auf seine Beschreibungen und Anregungen einlässt, wird ohne Frage mit interessanten und geschmackvollen Erfahrungen und Erlebnissen belohnt.
Ausführlich und anschaulich beschreibt der Autor das grundlegende Verfahren zur Herstellung von „Natur-Met“ mit wilden oder kommerziellen Hefen, die dafür benötigten Gerätschaften, Zutaten und Alternativen. Die folgenden Rezepte beruhen größtenteils auf diesem Verfahren, das auf vielfältige Weise abgewandelt werden kann, wozu Zimmerman immer wieder ausdrücklich aufruft. Viele der beschriebenen Getränke fallen allerdings nicht unbedingt unter eine strenge Definition von „Met“, sondern lassen sich als Honig-Bier, Ale, Braggot, Tej oder allgemein „alkoholisches Getränk auf Grundlage von Honig“ klassifizieren. (Diese und etliche andere Begriffe werden in einem ausführlichen Glossar erläutert.)

Nicht nur die Beschreibung der Rezepte, sondern das gesamte Buch schildert auf sehr persönliche Weise die Reise und Entwicklung des Autors in der Welt der Naturvergärung, steckt voller Anekdoten und Geschichten, und hebt sich daher nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Form von den inzwischen in großer Zahl verfügbaren Anleitungen zum Metsieden ab. Es richtet sich an Menschen, die offen sind für neue Erfahrungen, experimentierfreudig, aber eher abgeschreckt von der allzu technisch-wissenschaftlichen Herangehensweise der meisten übrigen Publikationen. Das Vorgehen möglichst einfach, natürlich und variabel zu halten, ist das Motto von Jereme Zimmermann, und der Spaß sollte stets im Vordergrund stehen, weswegen er auch Tips für den perfekten Metgenuss im Kreis guter Freunde erteilt. Ob er damit tatsächlich die uralten Brauverfahren der Wikinger wiederentdeckt hat, ist weniger wichtig als die Begeisterung, die er für dieses abwechslungsreiche und spannende Hobby vermittelt. Sein Buch ist in jedem Fall mit Gewinn und Genuss zu lesen.

Immenstadt, Mobiwell Verlag 2016. 282 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3-944887-33-3. € 19,80.

Leseprobe (pdf).

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