Anleitung zum Bau eines Bucklers für das historische Fechten

Buckler oder Faustschilde waren kleine Schilde, die nicht mit Riemen über der Schulter und am Unterarm, sondern an einem Griff in der Hand getragen wurden. Sie kamen verstärkt ab dem 13. Jahrhundert zum Einsatz, den bildlichen Belegen zufolge vor allem als Duellwaffe z.B. im „Ordal“, dem gerichtlichen Zweikampf, aber etwa auch bei englischen Bogenschützen in Kombination mit Schwert, Langem Messer oder Malchus (Falchion).

Fechter mit Schwert und Buckler, 14. Jh. (London, British Library, MS. Bodl. 264, fol. 109r)

Die folgende Bauanleitung erhebt keinerlei Anspruch auf historische Korrektheit! Die Randverstärkung durch genähte Rohhaut etwa ist in keiner Quelle belegt, und die meisten erhaltenen mittelalterlichen Originale weisen eine leichte Wölbung nach außen oder auch nach innen auf. Der hier gezeigte Buckler wurde ausschließlich zum Training des historischen Fechtens konstruiert und hat sich in diversen Einsätzen bewährt. Dennoch erfolgen Nachbau und Verwendung auf eigene Gefahr!

Historische Buckler

Buckler finden sich in zahlreichen unterschiedlichen mittelalterlichen Quellen dargestellt. Das sogenannte Handschrift I.33 (neuerdings FECHT1) der Royal Armouries in Leeds, auch bekannt als „Tower-Fechtbuch“, die sehr wahrscheinlich um 1300-1320 in Region um Würzburg entstanden sein dürfte, widmet sich ganz dem Kampf mit Schwert und Buckler. Auch in zahlreichen anderen Fechtbüchern des 15.-17. Jahrhundert finden sich Techniken mit dieser Waffenkombination, z.B. im MS 44 A 8 der Vatikanischen Bibliothek („Peter von Danzig„, 1452), der dem Juden Lew zugeschriebenen Sammlung oder bei Paulus Kal.
Aber auch in vielen Werken, die sich nicht mit Kampfkünsten befassen, finden sich Kämpfer mit Buckler und Schwert, Speer, Langem Messer, Malchus oder Rapier häufig dargestellt.

Die Originale waren meist rund, seltener oval oder eckig, und bestanden entweder ganz aus Metall oder aus Holz, das mit Leder, Rohhaut oder Stoff bezogen sein konnte. Sie waren von geringem Durchmesser, um Gewicht zu sparen, was durch die Art ihrer teilweise auch offensiven Verwendung wettgemacht wurde.
Herbert Schmidt (der auch ein Lehrbuch zum Fechten mit Schwert und Buckler verfasst hat), entwirft in seinem „The Book of the Buckler“ eine Typologie dieser Schildform, die auf Dutzenden von ihm untersuchter und dokumentierter Originale beruht. Demnach handelt es sich bei dem Ergebnis dieser Bauanleitung um einen Typ IA – rund und flach.

Material:

  • Schildbuckel aus Eisen oder Stahl
  • Eisennägel oder -nieten
  • Birkenmultiplexplatte 5-6 mm stark
  • Buchenrundholz 25-40 cm lang, ∅ 2,5-3 cm
  • Rohhautstreifen, ca. 150 cm lang, 5-6 cm breit
  • Kunstsehne
  • Leinen
  • Holzleim

Benötigtes Material: Multiplexplatte, Eiserner Schildbucken, Eisennägel, Rohhautstreifen, Leinen, Kunstsehne.

Werkzeug:

  • Stichsäge
  • Bohrmaschine oder Handbohrer
  • Schleifpapier, Winkelschleifer oder Bandschleifgerät
  • breiter Pinsel oder Schwamm, Spachtel
  • Zwei Leder- oder Stopfnadeln
  • möglichst viele Klammern oder Schraubzwingen

Vorgehen:

  1. Als erstes werden die Durchmesser des Schildes und der Grifföffnung angezeichnet. Dazu einen Nagel in den Mittelpunkt der Multiplexplatte einschlagen und mit Hilfe eines gespannten Drahts und daran befestigten Bleistifts die gewünschten Durchmesser anreissen. Der Innendurchmesser des Schildbuckels sollte mindestens 14-15 cm betragen, um genug Platz für das Tragen eines Handschuhs zu bieten. Der Gesamtdurchmesser sollte zwischen 25 und 40 cm liegen – je kleiner, desto leichter wird der fertige Buckler (als optimal haben sich im praktischen Versuch 25-30 cm erwiesen, das hier gezeigte Exemplar ist mit 36 cm schon fast ein wenig zu groß).
  2. Die Form des Bucklers und die Öffnung werden mit der Stichsäge ausgeschnitten. Um die Grifföffnung aussägen zu können, wird zunächst ein Loch gebohrt, in welches das Sägeblatt eingeführt werden kann.
  3. Mit Schleifpapier, Winkel- oder Bandschleifer werden alle Kanten gründlich gerundet.

    Die Form des Bucklers ist ausgesägt, die Kanten versäubert. Nun wird die erste Schicht Leinen aufgeleimt.

  4. Nun wird die Bespannung aufgebracht. Innen- und Außenseite des Bucklers sollten mit mindestens je einer Schicht Leinen überzogen werden, um das Material zu verstärken und zu verhindern, das im Fall eines Bruchs Splitter durch die Gegend fliegen. Besser ist es, die Außenseite mit 2-3, die Innenseite mit 1-2 Schichten zu versehen.
    Die Oberfläche des Schildes muss staub- und fettfrei sein – ggf. vorher mit Aceton reinigen. Dann wird das Leinen faltenfrei auf der (mit Frischhaltefolie bedeckten) Arbeitsfläche ausgebreitet, die spätere Außenseite des Schildes mit Leim eingestrichen und aus den Stoff gepresst. Mit Gewicht beschweren oder eine Holzplatte o.ä. mit 4-8 Schraubzwingen darauf fixieren.
  5. Nach ca. 2 Stunden kann das Leinen, das die Grifföffnung bedeckt, sternförmig eingeschnitten werden. Um den Außenrand des Bucklers wird eine Zugabe von ca. 3-4 cm ebenfalls alle 2,5-4 cm eingeschnitten. Das innen und außen überstehende Leinen mit Leim einstreichen, auf die Innenseite des Schildes umklappen und gut andrücken. Dann mit Frischhaltefolie bedecken erneut beschweren oder fixieren und über Nacht abbinden lassen.

    Überstehendes Leinen einschneiden, umlegen und festleimen.

  6. Die Innenseite wird auf die gleiche Weise mit Leinen bezogen, dann wieder ausreichend trocknen lassen. Auf Wunsch jeweils noch eine weitere Schicht aufbringen. Die letzte Lage Leinen muss nicht umgeschlagen werden, sondern kann einfach an den Rändern sauber abgeschnitten werden. Zumindest der Außenrand sollte jedoch am Ende mit 2-3 Schichten verstärkt sein.

    Frischhaltefolie unterlegen, Buckler umdrehen und Rückseite ebenfalls mit Leinen bekleben.

  7. Den oder die Rohhautstreifen 12 Stunden lang in Wasser einweichen, dann in feuchtem (nicht tropfnassem!) Zustand um den Außenrand legen und mit möglichst vielen Klammern und/oder Schraubzwingen fixieren. Etwa 24-48 Stunden trocknen lassen. (Passende Rohhautstreifen lassen sich durch Einweichen von Kauknochen für Hunde gewinnen.)

    Feuchte Rohhautstreifen um den Rand legen, mit Klammern fixieren und trocknen lassen.

  8. Nach und nach werden die Klammern entfernt, alle 2,5-3 cm ein Loch von 2-3 mm Durchmesser gebohrt und dann der Rohhautrand mit Kunstsehne festgenäht. Die Naht erfolgt im Sattlerstich, d.h. der Faden wird mit Hilfe von zwei Nadeln erst von der einen, dann von der anderen Seite durch dasselbe Loch geführt. Stramm anziehen! Die Sehne sollte gewachst sein, da beim Nähen jedoch immer etwas Wachs abgerieben wird, empfiehlt es sich, gelegentlich nachzuwachsen.

    Nach und nach Klammern entfernen und Löcher bohren.

  9. Im Beispiel wurde mit zwei Rohhautstreifen gearbeitet, die an den Enden schräg abgeschnitten und überlappend, nicht auf Stoß, genäht wurden. Als zusätzliche Sicherung lässt sich ein schmaler, kurzer Streifen über die Stoßstelle kleben, nähen oder nieten.
  10. Zum Schluss die Sehne noch einmal strammziehen, dann verknoten, die Reste knapp abschneiden und die Knoten evtl. mit je einem Tropfen Leim sichern.

    Rohhautstreifen mit Kunstsehne im Sattlerstich festnähen.

  11. Der Handgriff sollte an beiden Enden mindestens 4-5 cm über die Grifföffnung hinausragen. Bei Verwendung eines Rundstabs an beiden Enden die entsprechende Aussparung aussägen. Dann die Enden runden und alles sauber verschleifen.
    Alternativ können auch zwei halbrunde Stücke verleimt werden – eines von der Länge, die dem Durchmesser der Grifföffnung entspricht, das andere mind. 8-10 cm länger.
  12. Es muss die exakte Halbierende der Grifföffnung bestimmt werden. Dann wird die Stange aufgeleimt und fixiert.

    Vorbereitete Griffstange genau mittig festleimen und fixieren.

  13. Den Schildbuckel exakt mittig auflegen und so ausrichten, dass zwei Nägel durch den Griff getrieben werden können, dann die Bohrlöcher anzeichnen. Mit einem Spiralbohrer die Löcher bohren. Die Nägel eintreiben und auf der Innenseite entweder doppelt umschlagen, so dass die Spitzen schräg im Holz stecken, oder absägen und mit Hilfe von Hammer und Amboss vernieten. Auf jeden Fall sollten Unterlegscheiben oder gelochte Eisenplättchen verwendet werden.

    Die Eisennägel wurde auf der Innenseite über Unterlegscheiben vernietet.

  14. Auf Wunsch kann das Leinen mit Leinöl eingestrichen werden. Selbstverständlich kann der Buckler auch farbig dekoriert werden. Je nach gewünschtem Design sollte das evtl. vor Aufbringen des Rohhautrandes und des Griffs erfolgen.
  15. Der Buckler ist fertig, viel Spaß bei Training und Freikampf!

    Der fertige Trainingsbuckler.

Eine frühere Fassung dieses Beitrags erschien zuerst in: Karfunkel Combat 11 – Schwert und Schwertkampf (März 2015), S. 58-59.
Seither hat der Buckler zahlreiche Einsätze im Training und Freikampf erfolgreich überstanden und sich als absolut praxistauglich erwiesen. Er wiegt 1.020 Gramm, lässt sich auch über längere Zeit ermüdungsfrei führen und steckt Hiebe und Stiche mit stumpfen Trainingswaffen problemlos weg.
Mit einem Gesamtdurchmesser von 37 cm ist er allerdings recht groß, was ihn manchmal in Konflikt mit der Klingenwaffe bzw. deren Kreuzstange bringt. Das nächste Exemplar wird maximal 30-32 cm messen!

Literatur zum Buckler (u.a. die Bücher von Herbert Schmidt), zu historischen Kampfkünsten (HEMA) und verwandten Themen gibt’s bei www.fechtbuecher.de!

 

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