Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 9. September lud das Archäologische Spessartprojekt zusammen mit dem Geschichts- und Heimatverein Goldbach e.V. und der Gemeinde Markt Goldbach zum Grabungsfest an der Ausgrabungsstätte auf dem Kugelberg.
Die verantwortlichen Archäologen sollten Führungen abhalten, Fundstücke präsentiert werden, und die Gruppe Milites Teutonici verschiedene Aspekte des Lebens im Hochmittelalter darstellen. Für das leibliche Wohl wurden mitten im Wald Bierzeltgarnituren aufgestellt, um belegte Brötchen, Kaffee, Bier u.ä. anzubieten. Das Burgen- und Schlössernetzwerk Burglandschaft e.V. war als Kooperationspartner mit einem Infostand und dem Modell eines mittelalterlichen Belagerungsgeräts vertreten.
Der Ort des Geschehens war nur durch einen etwa 500 m langen, steilen Anstieg auf einem Waldweg zu erreichen. Man rechnete mit 400 Besuchern, doch diese Zahl dürfte bereits um die Mittagszeit übertroffen worden sein!
Der Andrang begann schon früh am Morgen, bei meiner Ankunft mussten bereits zusätzliche Parkplätze ausgewiesen werden. Die drei Archäologen kamen gar nicht nach, die Gruppen von immer 15-20 Interessierten über das Grabungsgelände zu führen und mussten Verstärkung rekrutieren. Sitzplätze wurden Mangelware, und der Zustrom riss bis zum späten Nachmittag nicht ab.
Dabei sind die Überreste der Kugelburg auf den ersten Blick alles andere als spektakulär: Ein paar Mauerreste an einem Abhang mitten im Wald, viel mehr ist von der einstigen Festung hoch über dem heutigen Markt Goldbach nicht mehr zu sehen. Ohne die sachkundigen Erläuterungen von Grabungsleiter Harald Rosmanitz und seinen KollegInnen wäre ein Laie kaum in der Lage zu erkennen, welches archäologische Kleinod sich hier zwischen den Bäumen verbirgt.
Denn zur Zeit ihrer Errichtung um 1140 dürfte die Kugelburg eine der ersten komplett aus Stein gemauerten Burgen der Region gewesen sein. Über den Bauherrn ist leider wenig bekannt, doch dürfte es sich kaum um einen reich gewordenen Bauern, sondern eher um einen Ministerialen des Mainzer Erzbischofs Adalbert II. von Saarbrücken gehandelt haben. Hatte letzterer dort sogar eine Münzstätte eingerichtet? Darauf könnten die gefundenen Münzen hindeuten, bei denen es sich teils um Fehlprägungen handelt.
Überhaupt sind es die zahlreichen kleinen Funde, die Scherben und verrosteten Metallstücke, in denen das hochmittelalterliche Leben für die Besucher Gestalt gewinnt: Bayerns ältester Angelhaken aus Metall, Pfeilspitzen, Beschläge, Bruchstücke von Kochtöpfen, Trinkgefäßen und Ofenkacheln – mit etwas Phantasie (und den lebhaften Ausführungen der Archäologen) entsteht vor dem geistigen Auge das Bild einer stolzen Burg und ihrer wohlhabenden Bewohner in unruhigen Zeiten.
Noch anschaulicher wurde das Leben im 12. Jahrhundert durch die Anwesenheit der Milites Teutonici, die an mehreren Stationen den Umgang mit verschiedenen Waffen, das Kochen am offenen Feuer, Schnitzen von Löffeln oder verschiedene Handarbeitstechniken demonstrierten. Auch sie dürften sich im Laufe des Tages allesamt heiser geredet haben, so groß war das Interesse der Besucher, so unablässig wurden sie mit Fragen bombardiert.
Auf reges Interesse nicht nur der jüngeren Gäste stieß auch das Funktionsmodell einer Blide, mit der ein ums andere Mal bunte Plastikbälle in den Wald geschleudert wurden. DIe Armbrust, mit der kleine Ritterfiguren von einer Holzburg herunter geschossen werden konnte, erfreuten sich bei den anwesenden Kindern sogar so großer Beliebtheit, dass sie am Nachmittag mit gerissener Sehne den Dienst quittieren musste.
Ebenfalls nicht bis zum Ende der Veranstaltung überlebte der ausgelegte Vorrat an Infobroschüren des Burgen- und Schlössernetzwerks Burglandschaft e.V. – so groß war die Nachfrage der interessierten Besucher, sehr zur Freude von Projektmanagerin Regine Hörl, welche die Veranstaltung zusammen mit ihren Kollegen Dr. Jürgen Jung und Thomas Hönle unterstützte
Die Organisatoren zeigten sich zu Recht zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen. Das Grabungsfest auf dem Kugelberg zeigte deutlich, dass eine gelungene Kombination aus Lokalgeschichte, Archäologie, Tourismus und Geschichtsdarstellung auch ohne spektakuläre Aktionen oder „Mittelalter“-Markt-Ambiente durchaus große Anziehungskraft besitzen und Menschen aus allen Lebensbereichen und Altersgruppen ansprechen kann. Besucher jeden Alters äußerten sich auch entsprechend begeistert über das Programm und die zwanglos und unterhaltsam dargebotenen Informationen.
Fazit: Ein gelungener Tag für alle Beteiligten!