Kirchenburgmuseum Mönchsondheim

Logo Freilandmuseum Kirchenburg MönchsondheimIm August 2023 ergab sich die Gelegenheit, im Anschluss an einen privaten Termin noch einige Tage in der Gegend um Kitzingen und Iphofen zu verbringen. Auf der Suche nach möglichen Ausflugszielen wurden wir auf das „Freilandmuseum Kirchenburg Mönchsondheim“ aufmerksam, das ich noch nie zuvor bewusst wahrgenommen hatte.
Es wurde beschlossen, dem beschaulichen Örtchen und dem „Kirche im Dorf“-Museum einen Besuch abzustatten. Das Areal schien von überschaubarer Größe zu sein, wir rechneten daher mit einem Ausflug von vielleicht zwei bis drei Stunden.
Um es vorweg zu nehmen: Am Ende waren es fast sechs überaus interessante, lehrreiche und erfreuliche Stunden, die wir in Mönchsondheim verbrachten!

Startpunkt des Museums ist die namensgebende Kirchenburg, deren älteste erhaltene Bestandteile ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Man betritt das Areal durch das Torhaus, das eine Schulstube und Lehrerwohnung aus der Zeit um 1800 beinhaltet, und findet sich umgeben von den Gaden und Kellern, die bis ins 20 Jahrhundert als Lagerräume genutzt wurden, ehe die 26 Besitzer sie in den 1970er Jahren unentgeltlich der Stadt Iphofen zur Einrichtung eines Museums überließen.
Das authentische Fachwerkensemble um die Pfarrkirche von 1688 bildete so den Kern des heutigen Museums, das seither um einige weitere historische Gebäude erweitert wurde.

Museumsplan (c) Kirchenburgmuseum Mönchsondheim

Museumsplan (c) Kirchenburgmuseum Mönchsondheim

Im Gegensatz zu anderen Freilandmuseen finden sich in Mönchsondheim also nicht demontierte und in völlig anderem Kontext rekonstruierte Gebäude, sondern alles am Originalstandort. Lediglich die Nutzung hat sich gewandelt: Wo früher Korn, Obst und andere landwirtschaftliche Erträge gelagert wurden, sind heute verschiedene Dauerausstellungen eingerichtet. Die Themen umfassen die Geschichte des für die Region typischen Weinbaus, das mainfränkische Dorf, Kirchenburgen und – mit dem größten Umfang – historisches Handwerk auf dem Land.
Zu diesem Zweck sind einige Werkstätten und Arbeitsplätze unterschiedlicher Zeiten eingerichtet, welche die Arbeit eines Schuhmachers, Dorfschmieds, Malers und anderer Handwerker anschaulich machen. Zudem sind Werkzeuge und andere Geräte, Materialien, Rohstoffe und Halbfabrikate aus- und aufgestellt, Schau- und Infotafeln gehen auf verschiedene Gewerke, Arbeitsprozesse, Innovationen und weitere Aspekte des Dorfhandwerks ein.
Auch für Kinder sind spezielle Texttafeln integriert. Das gesamte Konzept wirkt modern und durchdacht, die Displays bieten viel Anschauungsmaterial und Informationen, ohne die Besucher:innen zu überfordern.

Direkt neben der Kirchenburg bietet das Schulhaus von 1927 einen Einblick in die Zustände einer einklassigen Dorfschule vor rund 100 Jahren. Das eindrucksvolle Rathaus von 1557 direkt gegenüber enthält die ehemalige Bäckerei, die Wohnung des Gemeindebäckers und eine Posthilfsstelle. Das daneben liegende Gebäude wurde um 1690 als Wohnstallhaus errichtet, im ehemaligen Stall war jedoch seit mindestens 1852 ein Kramladen eingerichtet. Dieser ist aber leider nur im Rahmen einer Gruppenführung zugänglich.

Das Gasthaus „Zum Schwarzen Adler“ wurde 1790 errichtet, Inneneinrichtung und Ausstattung spiegeln allerdings den Zustand um 1920 wieder. Die zugehörige Hofstelle, die über einen Zeitraum von rund 200 Jahren erbaut, erweitert und immer wieder verändert worden ist, umfasst das ehemalige Brauhaus (nicht zugänglich), eine Kegelbahn von 1909 sowie einen Kräutergarten.
In der Scheune ist eine Dauerausstellung zur Landwirtschaft im frühen 20. Jahrhundert untergebracht, welche anschaulich die zunehmende Mechanisierung illustriert. Dazu zählen auch einige Traktoren und andere Landmaschinen in der Remise, zu denen sich aber leider keine näheren Angaben auffinden ließen.
In einem weiteren Gebäude des Hofs ist eine archäologische Schaugrabung eingerichtet, in der Bodenfunde am originalen Fundort präsentiert werden. Modelle und Texttafeln veranschaulichen außerdem die Geschichte des Ortes von der Steinzeit bis ins Mittelalter. Die Displays sind, wie auch in anderen Ausstellungsbereichen, teils interaktiv gestaltet und belegen ebenfalls den sehr zeitgenössischen Ansatz der Museumspräsentation.

Noch nicht fertig gestellt ist die Einrichtung der ehemaligen Dorfschmiede, und auch das musemspädagogische Zentrum mit Museumsschänke – der einzige Neubau – waren leider noch nicht eröffnet, wohl weil sich die Arbeiten durch die Corona-Pandemie in die Länge zogen. Dies soll allerdings nun im Frühjar 2024 geschehen.
Am Ende waren es dann tatsächlich vor allem Hunger und Durst, die unseren Ausflug am späten Nachmittag beendeten. Sowohl ich als Historiker als auch meine Begleiterin als interessierte Laiin waren von der Konzeption und den Darbietungen des Museums aufs angenehmste überrascht! Wie in den meisten Freilandmuseen liegt der inhaltliche Schwerpunkt zwar im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die historischen Gebäude an ihrem originalen Standort eröffnen jedoch eine Jahrhunderte überbrückende Perspektive der dörflichen Entwicklung, die thematischen Schwerpunkte sind interessant, der Umgebung angemessen sowie modern und anregend inszeniert, und das gesamte Museum bietet sehr viele Eindrücke und Erkenntnisse auf vergleichsweise engem Raum. Der verhältnismäßig günstige Eintrittspreis von € 7,- pro Person hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Neben den Dauerausstellungen werden auch immer wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Bei unserem Besuch im August 2023 war es eine ursprünglich aus Würzburg stammende Schau zur Geschichte des Sports in Franken (zu der mein Verein „Historisches Fechten Würzburg e.V.“ einen kleinen Beitrag geleistet hat!), ab April 2024 heißt es „Nachhaltig?! – Der Umgang mit Kleidung gestern und heute“.
Im Rahmen der Sonderausstellungen finden auch Seminare, Vorträge und andere Veranstaltungen statt. Zudem werden verschiedene Gruppenprogramme und -führungen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder angeboten, mit Eröffnung des museumspädagogischen Zentrums dürfte dieser Bereich noch eine Erweiterung erfahren.
Von Anfang Dezember bis Ende März befindet sich das Museum in Winterpause. Alle Informationen sind auf der Website des Kirchenburgmuseums zu finden.

Freilandmuseum Kirchenburg Mönchsondheim
An der Kirchenburg 5
97346 Iphofen

Telefon 0 93 26 | 97 99 59 0
Telefon 0 93 26 | 12 24

https://www.kirchenburgmuseum.de
info@kirchenburgmuseum.de

Alle Fotos (c) Christina Roeber 2023.

 

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