Juni

Juno, die römische Göttin der Ehe und Gattin Jupiters, lieh dem sechsten Monat des Jahres ihren Namen. Im Mittelalter war er vornehmlich als Brachmond bekannt.

Im Juni wurde das Brachfeld aufbereitet. In der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft wurde stets je ein Teil des Ackerlandes zum Anbau von Sommer- und von Wintergetreide genutzt, ein dritter Teil blieb brach, damit sich der Boden erholen konnte. Dieser wurde im Juni umgepflügt und so von Unkraut befreit, das beim Verrotten nun wieder Nährstoffe an den Boden zurückgab.
Auf spätmittelalterlichen Monatsbildern aus Frankreich und Italien ist als typische landwirtschaftliche Tätigkeit im Juni jedoch meist die Heumahd dargestellt. Diese erfolgte nicht wie beim Getreide mit der Sichel, sondern mit der Sense. Die Ernte wurde zu Haufen aufgeschichtet, dann mitunter auf erhöhte Gestelle unter Dach zum Trocknen ausgebreitet, damit sich keine Fäulnis bilden konnte, und diente schließlich als Winterfutter.
Im deutschsprachigen Raum galt jedoch der Juli als Heumonat.

Daneben finden sich mitunter Darstellungen der Schafschur, die allerdings auch abhängig von den Wetterbedingungen bereits im Mai beginnen konnte.

Schafschur: Der Juni in einem Stundenbuch von Simon Fleming, 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. München, StB, cod. lat. 23638, fol. 7v.

Schafschur: Der Juni in einem Stundenbuch von Simon Fleming, 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. München, StB, cod. lat. 23638, fol. 7v.

 

Die beweglichen Kirchenfeste Pfingsten und Fronleichnam, in seltenen Fällen auch Christi Himmelfahrt konnten in den Juni fallen (siehe Mai).
Fronleichnam wurde 1264 von Papst Urban IV. durch eine Bulle zum Hochfest der gesamten Kirche erhoben. Als Termin wurde der fünfte Wochentag nach der Pfingstoktav (der 60. Tag nach dem Ostersonntag) festgelegt. Das Fest fällt also immer auf einen Donnerstag zwischen dem 21. Mai und dem 24 Juni.
Das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ geht auf eine Vision der heiligen Juliana von Lüttich zurück, gefeiert wurde die leibliche Gegenwart Christi in der Eucharistie. Neben Messen mit speziellen Hymnenzyklen wurden seit dem späten 13. Jahrhundert vielerorts auch Prozessionen begangen.

Die Sommersonnenwende, der Tag des Sonnenhöchststands fällt auf der Nordhalbkugel auf den 20., 21. oder 22. Juni. Mittsommerfeste gehen wahrscheinlich auf frühgeschichtliche Praktiken zurück und wurden vor allem in Skandinavien und im Baltikum begangen. Doch auch im deutschsprachigen Raum wurde die kürzeste Nacht des Jahres vielerorts mit ausgelassenen Feiern und Tanz ums Sonnwendfeuer gefeiert.
Die Kirche bemühte sich, die Feierlichkeiten in einen christlichen Mantel zu hüllen, indem sie sie mit dem Johannistag verband: Zum Hochfest Johannes des Täufers am 24. Juni wurden ebenfalls Feuer entzündet, die das Licht und die Wärme symbolisieren sollten, das Christus in die Welt gebracht habe. „Mit Feuer und mit Geist“ werde Christus die Menschen taufen, verkündet Johannes im Matthäusevangelium (Mt 3,11). Das Johannisfeuer sollte Dämonen abwehren, mancherorts wurde auch symbolisch eine Strohpuppe den Flammen übergeben. Zudem schmückte man sein Haus mit grünen Zweigen.

Zu Johannis wurde auch der Zehnt, insbesondere der Fleischzehnt fällig. Mancherorts galt der Termin auch als Beginn für die Heumahd, zudem begann um diesen Zeitpunkt das im April gesäte Sommergetreide seine Reifeperiode.

Heumahd im Juni. Stundenbuch der Johanna von Kastilien (Brügge, ca. 1496-1506). London, British LIbrary, MS Add. 18852, fol. 6v-7r.

Heumahd im Juni. Stundenbuch der Johanna von Kastilien (Brügge, ca. 1496-1506). London, British LIbrary, MS Add. 18852, fol. 6v-7r.

Ein weiterer kirchlicher Feiertag war der Gedenktag der Apostel Petrus und Paulus am 29. Juni. Simon Petrus und Paulus von Tarsus galten als Schutzpatrone zahlreicher Handwerker, u.a. der Metzger, Töpfer, Maurer, Glaser, Weber, Walker, Fischer etc., deren Zünfte diesen Tag vielerorts mit Messen, zuweilen auch Prozessionen und Festmählern begingen.

Alle Monate des mittelalterlichen Jahreslaufs.

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