Juli

Der Juli trägt seinen Namen seit 44 v.u.Z. nach dem römischen Kaiser Gaius Julius Caesar, auf den die sogenannte julianische Kalenderreform zurückzuführen ist. Der siebente Monat des Jahres ist in Mitteleuropa der heißeste und in der Landwirtschaft traditionell der arbeitsreichste.

Die alte deutsche Bezeichnung „Heumond“ deutet auf eine der wichtigsten Tätigkeiten hin: Wenngleich bei entsprechendem Wetter die Heumahd zuweilen auch bereits im Juni erfolgen konnte, galt sie doch als typische Aufgabe für den Juli, in dem allerdings noch zahlreiche andere Arbeiten anfielen.

Heumahd mit der Sense. Miniatur aus einem Psalter des 15. Jahrhunderts.

Heumahd mit der Sense. Miniatur aus einem Psalter des 15. Jahrhunderts.

Die Heumahd erfolgte mit der Sense. In der Regel wurde das gemähte Gras zunächst möglichst großflächig ausgebreitet, um in der Sonne zu trocknen, abends dann zu sogenannten Nachtschwaden zusammen gerecht, am nächsten Morgen wieder verteilt und dabei immer wieder gewendet. Dieser Vorgang musste bei trockenem Wetter über mehrere Tage wiederholt werden.
Alternativ zur Bodentrocknung konnte das Heu auf Gestelle geschichtet werden, die regional als Reiden/Reiten/Reuten, Diemen, Hocken, Heinzen o.ä. bezeichnet wurden. Darauf war die Gefahr der Fäulnisbildung geringer, insbesondere bei Regenfällen. Das getrocknete Heu wurde schließlich als Viehfutter für den Winter auf Handkarren oder Fuhrwerke geladen und in die Scheune verfrachtet.

Zudem war im Juli auch die Schafschur fällig, mit der allerdings ebenfalls oft bereits im Juni oder sogar schon im Mai begonnen wurde.

Als zweifellos wichtigste Aufgabe stand jedoch die Ernte des Wintergetreides an. Waren die Ähren reif, blieb nur ein recht kleiner Zeitraum, in dem die gesamte Ernte eingebracht werden musste. Daher war es üblich, dass die gesamte Dorfgemeinschaft zusammen arbeitete und der Reihe nach alle Felder abgearbeitet gemeinsam wurden.

Getreideernte mit der Handsichel und der Löwe als Symbol des Sternbilds. 15. Jahrhundert.

Getreideernte mit der Handsichel und der Löwe als Symbol des Sternbilds. 15. Jahrhundert.

Die Getreideernte erfolgte mit der Handsichel. Mit der Sense ließen sich zwar größere Flächen schneller umlegen, doch fielen dabei viele Körner aus ihren Hüllen und gingen verloren. Da der Ertrag meist nur das drei- bis vierfache der Aussaat betrug, konnten solche Verluste nicht in Kauf genommen werden.
Die geschnittenen Halme wurden zu Garben gebunden und zunächst auf große Haufen geschichtet, dann mit dem Fuhrwerk in die Scheune gebracht. Auf dem Dreschboden wurden die Halme ausgebreitet und durch schlagen mit dem Dreschflegel die Körner herausgelöst. Dann musste das Stroh abgesiebt werden, das zum Dachdecken, als Bau- und Dämmmaterial oder als Winterstreu für die Tierställe genutzt wurde.
Beim anschließenden Worfeln wurden Spreu und Körner getrennt, indem beide mit flachen Sieben oder Korbschalen in die Luft geworfen wurden, wobei der Wind die leichteren Bestandteile davontrug. Vom so gewonnenn Korn musste meist ungefähr ein Drittel als Aussaat für das nächste Jahr aufbewahrt werden. Ein Teil ging als Getreidezehnt an den Grundherrn, der vielerorts traditionell am Tag der hl. Margarete (13. Juli) fällig war.

Getreideernte und Schafschur: Monatsbild Juli im Breviarium Grimani , um 1510. Venedig, Biblioteca Marciana.

Getreideernte und Schafschur: Monatsbild Juli im Breviarium Grimani , um 1510. Venedig, Biblioteca Marciana.

Der 4. Juli war dem hl. Ulrich von Augsburg geweiht. Er galt als Patron der Reisenden, Wanderer, Fischer, Weber, Winzer und der Sterbenden sowie der Stadt und des Bistums Augsburg. Der hl. Kilian war ein irischer Missionar, dessen Gedenktag am 8. Juli begangen wurde, insbesondere in Franken und im Bistum Würzburg. Die Bauernregel „Kilian, der heil’ge Mann, stellt die ersten Schnitter an“ verweist auf den Beginn der Getreideernte zu diesem Termin.
Der heiligen Maria Magdalena wurde am 22. Juli gedacht. Alle drei Heilige waren Patrone zahlreicher Kirchen und Klöster, so dass die Wochen um ihre Gedenktage häufig mit Kirchweihfesten einhergingen. Das gilt auch für das Fest des hl. Jakobus am 25. Juli.

Der 25. Juli markierte zudem als Tag des hl. Christophorus seit dem 13. Jahrhundert den Beginn der Heringssaison vor Schonen. Bis zum 29. September wurde nun vor der Südspitze Schwedens nach Heringen gefischt, die dort an Land gebracht und sofort verarbeitet wurden. Die ansonsten wenig besiedelte Region war daher vorübergehend mit einer Vielzahl fremder Fischer und Seeleute, Seiler oder Reepschläger, Schiffszimmerer, Segelmacher, Böttcher, Teersieder, Schuhmacher, Gastwirte, Händler und Huren besiedelt, was nicht immer konfliktfrei ablief.

Einlegen von Heringen. Holzschnitt, 16. Jahrhundert.

Einlegen von Heringen. Holzschnitt, 16. Jahrhundert.

Der vor Schonen gefangene Hering wurde ausgenommen, mindestens zwei Wochen lang in Salzlake gelagert und dann zwischen Salzschichten in Fässer verpackt. Die mit einem Brandzeichen als Qualitätsmerkmal versehenen Tonnen wurden bis nach Spanien und Italien gehandelt. Dieser Fernhandel begründete im 13. Jahrhundert den Aufstieg und Reichtum der Hanse.
Schonischer Hering war nicht billig und alles andere als ein „Arme-Leute-Essen“. Doch Ende des 15. Jahrhunderts waren die Bestände allmählich erschöpft, und so gewann der billigere Nordseehering zunehmend an Bedeutung, die er bis heute bewahrt hat.

Alle bisherigen Folgen der Reihe „Mittelalterlicher Jahreslauf„.

2 Gedanken zu „Juli

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