Die Kleidung der Geistlichen im Mittelalter

Papst Innozenz III. mit Tiara und schalartigem Pallium. (Fresko im Kloster Sacro Speco, um 1219.)

Papst Innozenz III. mit Tiara und schalartigem Pallium. (Fresko im Kloster Sacro Speco, um 1219.)

Die liturgischen Gewänder des Christentums entwickelten sich größtenteils aus der Kleidung der römischen Oberschicht. Die wesentlichen Bestandteile der geistlichen Trachten veränderten sich im Lauf des Mittelalters zwar zum Teil erheblich in Form und Aussehen, jedoch nicht in ihrer Funktion. Farbsymbolik und Accessoires beziehungsweise Insignien spielten dabei ebenso wie Material und Zier eine bedeutende Rolle, da sich in ihnen zum einen die Erhabenheit und Pracht des wahren Glaubens manifestierte, zum anderen die kirchliche Hierarchie beziehungsweise der Weihegrad ihres Trägers.

In der Spätantike unterschieden sich die Geistlichen in ihrer Bekleidung noch wenig von den Laien. Doch während sich die weltliche Mode wandelte, hielten diese im Wesentlichen an den überkommenen Kleidungsstücken fest, so dass sich gewissermaßen von alleine eine spezifisch geistliche Tracht herausbildete. Seit dem Hochmittelalter wurden vermehrt Vorschriften zu Gestalt und Verwendung der Paramente erlassen, doch hielten sich insbesondere an der Peripherie regionale Besonderheiten, zum Teil bis in die Gegenwart. Abweichungen und Varianten sind vielfältig, zeitgenössische Darstellungen nicht immer zuverlässig, so dass im Folgenden nur ein eher grober Überblick über einzelne Bestandteile geistlicher Gewandung im Mittelalter gegeben werden kann.

Die liturgischen Gewänder

Als liturgisches Untergewand diente die Albe, eine knöchellange Tunika aus weißem (lat. albus) Leinen, bei Bischöfen zuweilen auch aus Seide, zum Teil mit Stickereien oder Borten verziert. Sie wurde mit einem Gürtel (cingulum) geschnürt, der ebenfalls aus Leinen oder Seide, als Borte gewebt oder kunstvoll bestickt sein konnte, sowohl mit Mustern oder Ornamenten als auch mit Schriftzeichen. Seit dem 8. Jahrhundert legten Priester und Bischöfe unter der Albe ein rechteckiges weißes Tuch, humerale oder amikt genannt, um Schultern (lat. humerus) und Nacken.
Priestern, Diakonen und Bischöfen kam bei allen liturgischen Handlungen das Recht und die Pflicht zu, die Stola zu tragen. Als Ausdruck des priesterlichen Amtes wird sie bis heute bei der Weihe feierlich überreicht und als Symbol für das Joch Christi gedeutet. Es handelt sich um einen langen Schal, der um die Schultern gelegt wird, bis etwa zu den Knien hinabreicht und am Zingulum befestigt werden kann. Priester trugen die Stola vor der Brust gekreuzt, Bischöfe ließen die Enden, die mit Fransen oder Quasten verziert waren, lose herunterhängen. Über dem linken Unterarm trugen alle Inhaber höherer Weihen ab dem Subdiakonat bei der Messe zudem einen meist mit figürlichen Stickereien reich ornamentierten Stoffstreifen, den Manipel.

Kasel des Messornats des Ordens vom Goldenen Vlies. Burgundisch, 2. Viertel 15. Jh. Leinengrund, Gold-, Silber- und Seidenstickerei, Samt, Perlen

Kasel des Messornats des Ordens vom Goldenen Vlies. Burgundisch, 2. Viertel 15. Jh. Leinengrund, Gold-, Silber- und Seidenstickerei, Samt, Perlen

Das eigentliche Messgewand, die Kasel (von lat. casula = Zelt oder Häuschen) ist aus dem einfachen ärmellosen Rundmantel mit Kopfausschnitt oder Kapuze hervorgegangen. Um beim Gottesdienst die Hände gebrauchen zu können, nahm sie im Mittelalter eine ovale Form an, im 12. Jahrhundert kamen seitliche Armausschnitte auf. In der Regel war die Kasel vorne und hinten mit einem Kreuz versehen, oft auch mit Stickereien verziert – insbesondere auf der Rückseite, die beim Altardienst der Gemeinde zugewandt ist. Die einfachsten Exemplare bestanden aus Leinen oder Wollstoff, hohe Geistliche verwendeten Damast, Samt, Seide oder Brokat. Prachtvoll verzierte Kaseln mit Stickereien und Perlenbesatz, etwa für Krönungs- oder Weihezeremonien, haben sich vereinzelt erhalten. Die Bezeichnung verweist auf das Zeltheiligtum, das die Israeliten beim Auszug aus Ägypten mit sich führten.
Stola und Kasel waren bei höheren Würdenträgern oft aus demselben Material gefertigt und mit identischen oder passenden Ornamenten versehen. Bereits seit karolingischer Zeit waren sie mitunter in den liturgischen Farben gehalten, die besondere Abschnitte des Kirchenjahres signifizierten, etwa violett für Bußzeiten oder blau für Marien- und Bekennerfeste. Kodifiziert wurde der Farbkanon erstmals im 12. Jahrhundert, doch hielten sich regionale Abweichungen zum Teil bis in die Neuzeit.

Bei Segnungen, Weihen, Prozessionen, Begräbnissen und anderen liturgischen Funktionen, zu denen die Kasel nicht getragen werden durfte, konnte stattdessen das Pluviale (lat., „Regenmantel“), auch Chor-, Vesper-, Rauchmantel oder schlicht cappa genannt, zum Einsatz kommen: ein bis zu den Füßen reichender Mantel oder Umhang von halbkreisförmigem Zuschnitt, der vorne mit einer Schließe oder Schnalle verschlossen wurde. Er war wohl mindestens seit dem 9. Jahrhundert im Gebrauch, meist in den liturgischen Farben gehalten und reich verziert, bis ins Hochmittelalter auch noch mit Kapuze.

luviale des Messornats des Ordens vom Goldenen Vlies, Gold- und Silberfäden in Anlegetechnik, Stickerei mit Seide, Perlen. (Robert Campin, ca. 1433-1442.)

luviale des Messornats des Ordens vom Goldenen Vlies, Gold- und Silberfäden in Anlegetechnik, Stickerei mit Seide, Perlen. (Robert Campin, ca. 1433-1442.)

Im Gegensatz zur einfachen cappa war die cappa magna höheren Weihgraden vorbehalten. Der „große Mantel“ der Kardinäle war in der Regel rot, der der Bischöfe violett, beide mit rotem Seidenfutter für den Sommer, mit Hermelin- oder Fehpelz für den Winter und immer mit großer Kapuze und Schleppe versehen. Daneben gab es noch die almucia oder almutia genannte Kapuze mit Schulterkragen, ähnlich der weltlichen Gugel, jedoch ohne Zipfel. Sie konnte im Winter ebenfalls mit Fell gefüttert oder ganz aus Pelz gefertigt sein und entwickelte sich im 15. Jahrhundert zur bischöflichen mozzetta mit frontaler Knopfreihe weiter.

Der heilige Stephan trägt eine kurzärmelige Dalmatik über der bis zu den nackten Füßen reichenden Albe. (Gemälde von Hans Memling, um 1480.)

Der heilige Stephan trägt eine kurzärmelige Dalmatik über der bis zu den nackten Füßen reichenden Albe. (Gemälde von Hans Memling, um 1480.)

Die Dalmatik war eigentlich ein weltliches Obergewand mit kurzen Ärmeln, das bereits seit dem 4. Jahrhundert als typisches Kleidungsstück der Diakone Verwendung fand. Bischöfe konnten sie unter der Kasel tragen. Ihr Name verweist auf die Herkunft aus Dalmatien beziehungsweise die Herstellung aus dalmatischer Wolle. Ursprünglich weiß mit zwei roten Längsstreifen, wurde die Dalmatik im Hochmittelalter in den liturgischen Farbkanon einbezogen, zunehmend aus wertvollen Stoffen gearbeitet und reicher verziert.

Textile Insignien

Stola und Manipel zählten zu den Insignien oder Würdezeichen, die nur von bestimmten Weihegraden getragen werden durften. Darunter fällt auch das Pallium, das der Überlieferung nach Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert dem Bischof von Rom überreicht haben soll. Es handelt sich um ein ringförmiges Band, das um die Schultern getragen wurde und auf der Brust herunter hing. Seit dem 7. Jahrhundert wurde es vom Papst an die Erzbischöfe als Zeichen ihrer Amtsgewalt und Bindung an den heiligen Stuhl verliehen. Die weiße Lammwolle, aus der es gewebt war, sollte an die Hirtenpflicht der kirchlichen Würdenträger erinnern. Meist waren sechs Kreuze aus roter oder schwarzer Seide eingestickt, von denen eines mit drei Nadeln versehen sein konnte, die einerseits zur Befestigung dienten, andererseits die Kreuzesnägel symbolisierten. Durch päpstliche Weihe wurde das Pallium zur Berührungsreliquie, es war an die Person des Erzbischofs gebunden und wurde bei dessen Tod mit ihm begraben.
Eine weitere bischöfliche Insigne, das Rationale, scheint im 11. Jahrhundert in Gebrauch gekommen und gegen Ende des Mittelalters weitgehend wieder verschwunden zu sein. Zeitgenössische Abbildungen zeigen es als Schulter- oder Brustschmuck von höchst unterschiedlicher Form und Gestaltung, im einfachsten Fall als X- oder Y-förmiges gewebtes Band mit eingesticktem Psalmentext, aber auch als mit figürlichen Darstellungen reich ornamentiertes eckiges oder rundes Tuch, das am Halsausschnitt der Kasel befestigt wurde.

Kopfbedeckungen als Insignien

Zu den Insignien zählen außerdem neben den päpstlichen und bischöflichen Ringen und dem Krummstab auch bestimmte Kopfbedeckungen. Die Mitra scheint erst im 10. oder 11. Jahrhundert aufgekommen zu sein, zunächst als Privileg für einzelne Bischöfe. Rund einhundert Jahre später war sie fester Bestandteil der episkopalen Tracht, konnte jedoch vom Papst als besonderes Vorrecht auch anderen Würdenträgern, etwa Äbten verliehen werden.

Der hl. Augustinus als Bischof von Hippo mit „mitra pretiosa“, Pontifikalhandschuhen und bestickter Almutia mit reich verzierter, edelsteinbesetzter Schließe. (Simone de Martini, Altarretabel von Cambridge, 1320-1325.)

Der hl. Augustinus als Bischof von Hippo mit „mitra pretiosa“, Pontifikalhandschuhen und bestickter Almutia mit reich verzierter, edelsteinbesetzter Schließe. (Simone de Martini, Altarretabel von Cambridge, 1320-1325.)

Sie erscheint auf den frühesten Darstellungen als kegelförmig, später oben abgeflacht und am Hinterkopf mit zwei Bändern, den fasciae oder infulae versehen. Als dritte Form ragen zu beiden Seiten Spitzen oder Hörner auf, bis schließlich im 13. Jahrhundert die noch heute gebräuchliche Form mit Hörnern vorne und hinten aufkam. Mittelalterliche Mitren waren allerdings noch recht flach und wuchsen erst ab dem 15. Jahrhundert vermehrt in die Höhe. Im einfachsten Fall waren sie weiß, aus Damast, Seide oder Leinen gefertigt und durch Futter versteift. Daneben gab es die goldene Mitra aus goldfarbenem Stoff oder mit Goldfäden durchwirkter Seide sowie die mitra pretiosa oder kostbare Mitra, die reich verziert und mit Perlen oder Edelsteinen besetzt sein konnte.

 

Papstkrone (Tiara) mit drei Kronreifen auf dem Haupt Pius‘ II. (Fresko von Pinturicchio, Dombibliothek zu Siena, 1502-1507.)

Papstkrone (Tiara) mit drei Kronreifen auf dem Haupt Pius‘ II. (Fresko von Pinturicchio, Dombibliothek zu Siena, 1502-1507.)

Auch die päpstliche Tiara war ursprünglich nur eine einfache, helmartige weiße Mütze, auf frühmittelalterlichen Illustrationen mitunter als spitzer Kegel dargestellt, mit einer goldfarbenen Borte. Wohl im 11. Jahrhundert wurde die Borte durch einen edelsteinbesetzten Goldreifen ersetzt, bis zum 14. Jahrhundert kamen zwei weitere Kronreifen hinzu, wobei aus dem Kegel eine zylindrische Form, meist mit halbrundem Abschluss und Quaste oder Knauf wurde.
Getragen wurde die Tiara stets nur beim Ein- und Auszug zur Papstmesse oder zu besonderen Segenshandlungen. Die liturgische Kopfbedeckung des Papstes als Bischof Roms war die Mitra, außerhalb der Liturgie trugen Päpste seit dem 12. Jahrhundert eine camauro genannte Mütze aus rotem Samt, die im Winter mit weißem Hermelinfell gefüttert sein konnte.

Beim Konzil von Lyon 1245 verlieh Papst Innozenz IV. 13 neu ernannten Kardinälen erstmals einen Hut aus roter Seide als Zeichen ihrer Würde. Dieser galero hat die Form eines flachen Pilgerhuts mit breiter Krempe, von der zu beiden Seiten je 15 Quasten herabhängen. Nach Ausweis spätmittelalterlicher Darstellungen und Wappen waren ähnliche Hüte in anderen Farben und mit unterschiedlicher Quastenzahl auch bei Bischöfen, Prälaten und Domherrn in Gebrauch, überwiegend jedoch wohl zu repräsentativen Zwecken.

Nikolaus von Kues mit Kardinalshut (Galero) ohne Quasten und Almutia mit aufgesetzter Kapuze. (Abb. in der Schedelschen Weltchronik, Ende 15./Anfang 16. Jh.)

Nikolaus von Kues mit Kardinalshut (Galero) ohne Quasten und Almutia mit aufgesetzter Kapuze. (Abb. in der Schedelschen Weltchronik, Ende 15./Anfang 16. Jh.)

Von Kopf bis Fuß

Die alltägliche Kopfbedeckung von Geistlichen jeden Ranges im Früh- und Hochmittelalter waren einfache, mitunter bestickte Bundhauben. Diese verkürzten sich in der Form seit dem 14. Jahrhundert, bis sie in der Barockzeit auf das noch heute gebräuchliche Scheitelkäppchen (piloleus) reduziert waren. Seit dem späten 13. Jahrhundert kam jedoch verstärkt das Birett als Kopfbedeckung der Geistlichen in Mode, zuerst als recht flache, weiche runde Mütze mit zentraler Quaste. Erst in Renaissance und Barock entstand die heutige eckige Form mit drei oder vier Hörnern.

Bis ins Frühmittelalter trugen Geistliche im Alltag meist einfache Gewänder, die sich aus der Bekleidung der römischen Oberschicht entwickelt hatten. Der Talar als weites, faltenreiches, bis zu den Knöcheln reichendes Gewand wurde im Hochmittelalter zum typischen Kleidungsstück von Universitätsangehörigen, später auch von Richtern, Anwälten und anderen weltlichen Gelehrten, während sich für die Priester die Soutane durchsetzte. Sie ist am Oberkörper eng geschnitten, bis zur Hüfte oder durchgängig geknöpft und fällt von der Taille in Falten bis zu den Knöcheln.

Die priesterliche Fußbekleidung ist zunächst nicht vorgeschrieben, doch Mitte des 11. Jahrhunderts wird das Recht, Pontifikalschuhe zu tragen, auf Kardinalbischäfe, Kardinalpriester und Bischöfe beschränkt. Diese Sandalen bestanden ursprünglich aus Leder, ab dem 13. Jahrhundert zunehmend aus Samt oder Seide mit Lederfutter, und waren an verschiedenen Stellen durchbrochen sowie mit Zierstreifen geschmückt. Sie unterlagen seit dem Hochmittelalter ebenso wie die Pontifikalstrümpfe, die mindestens seit Papst Gregor dem Großen (um 540-604) belegt sind, dem liturgischen Farbkanon. Letztere bestanden lange Zeit aus einfachem Leinen, seit dem 12. Jahrhundert oft aus kostbaren ornamentierten Seidenstoffen, und wurden unter dem Knie festgebunden.
Um auch die geweihten Hände der Bischöfe mit Schmuck zu versehen, waren Pontifikalhandschuhe in Gebrauch, die anfangs in Nadelbindung, ab dem 12. Jahrhundert vermehrt aus Seide gefertigt waren. Sie verfügten über Finger und lange Stulpen sowie ein goldenes oder vergoldetes Zierplättchen in der Mitte des Handrückens. Ihre Verwendung war den Bischöfen vorbehalten, konnte jedoch durch päpstliches Privileg auch Äbten und anderen Würdenträgern zugestanden werden.

Papst Gregor I. trägt Pontifikalschuhe, Albe, eine weiße Dalmatik mit roten Streifen, eine schlichte Kasel, ein Y-förmiges Pallium ohne Kreuze und das Manipel (fälschlich) über dem rechten Unterarm. Unter der Dalmatik sind die Fransen der Stola zu sehen. (Antiphonar des Hartker von St. Gallen, um 1000.)

Papst Gregor I. trägt Pontifikalschuhe, Albe, eine weiße Dalmatik mit roten Streifen, eine schlichte Kasel, ein Y-förmiges Pallium ohne Kreuze und das Manipel (fälschlich) über dem rechten Unterarm. Unter der Dalmatik sind die Fransen der Stola zu sehen. (Antiphonar des Hartker von St. Gallen, um 1000.)

Die Kutte macht (noch nicht) den Mönch

In seiner Klosterregel nennt Benedikt von Nursia als Kleidung für die Mönche Tunika, Kukulle – eine Kapuze mit Schulterkragen – und Skapulier (von lat. scapulae = Schultern), ein schulterbreites Tuch, das Rücken und Vorderseite des Körpers bedeckte. Farbe oder Qualität des Materials waren nicht von Bedeutung, es zählten Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Wetterschutz. Als Gürtel oder cingulum diente ein einfacher Stoffstreifen oder Strick. Für den Winter, in kalten Gegenden oder auf Reisen standen den Mönchen außerdem ein einfacher Mantel sowie Schuhe zu.

Der hl. Benedikt in der Tracht seines Ordens. (Gemälde in der Pfarrkirche St. Benedikt in München.)

Der hl. Benedikt in der Tracht seines Ordens. (Gemälde in der Pfarrkirche St. Benedikt in München.)

Bald setzte sich schwarz als Farbe des benediktinischen Habits durch, um Abkehr von der Welt, innere Einkehr, Demut und Entsagung zu symbolisieren. Dem trat im 12. Jahrhundert der Reformorden der Cistercienser entgegnen, dessen weißes Gewand das mönchische Streben nach Reinheit zum Ausdruck bringen sollte. Die Franziskaner trugen im Mittelalter noch Grau, drei Knoten in ihrem Leibstrick sollten sie an die Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam gemahnen.
Als Predigerorden verzichteten die Dominikaner auf das Skapulier, das in erster Linie die Funktion einer Art Arbeitsschürze erfüllte. Cluniazenser und Zisterzienser benutzten stattdessen eine ärmellose Tunika als Arbeitskleidung. Unterschiede gab es darüber hinaus bei der Kukulle, die wie bei Benediktinern oder Dominikanern ein separates Kleidungsstück oder wie bei den Franziskanern Teil der Tunika sein konnte.

Die weiblichen Zweige der Orden übernahmen im Wesentlichen den Habit der Männer. Hinzu kam lediglich der Schleier als typische weibliche Kopfbedeckung des Mittelalters, bei Novizinnen weiß, nach der Profess in der Farbe des Habits. Zudem waren ihre Tuniken oft besonders weit geschnitten, um keinerlei körperlichen Reize zur Geltung kommen zu lassen.

Geistliche Würdenträger wie Bischöfe oder Kardinäle, die zugleich Angehörige eines Ordens waren, hatten natürlich Anrecht auf alle Gewänder und Insignien ihres Amtes, konnten sich jedoch im Alltag weiterhin ihres Habits bedienen, was je nach Sichtweise als Ausdruck von Demut oder von Ordensstolz gewertet wurde. Zahlreiche Verordnungen und päpstliche Erlasse des Mittelalters wenden sich gegen Kleiderluxus unter Geistlichen, etwa die Verwendung von Pelzen durch Äbte oder exzessiven Schmuck, Perlen, Edelsteine sowie Gold- und Silberstoffe bei Bischöfen. Die häufigen Wiederholungen zeigen, dass auch Androhung von Strafen wenig geholfen zu haben scheint.

Literatur:

  • Franz Bock: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente […], 3 Bde, Bonn 1859-1871 [ND Graz 1970].
  • Joseph Braun: Die liturgische Gewandung im Occident und Orient. Nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik, Freiburg i.Br. 1907.
  • ders.: Die priesterlichen Gewänder des Abendlandes nach ihrer geschichtlichen Entwicklung, Freiburg 1897.
  • Jan H. Sachers: „Habitus (non) facit monachum“ – Mönchskleidung im Mittelalter, in: Karfunkel 74 (Februar 2008), S. 43-47.

Eine frühere Fassung dieses Beitrags erschien zuerst in Karfunkel ABC der Gewandung ( September 2012), S. 44-48.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert