Welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2019 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?
Der jährliche kurze, keineswegs vollständige und schamlos eurozentrische Überblick:
Vor mehr als 1.000 Jahren:
- 519: Cerdic und sein Sohn Cynric gründen (der 400 Jahre später entstandenen Angelsächsischen Chronik zufolge) das Königreich Wessex.
Die Synagoge von Ravenna wird von einem christlichen Mob niedergebrannt. Theoderich der Große ordnet den Wiederaufbau auf Kosten der Stadt an. - 619: Erster Angriff der Awaren auf Konstantinopel nach einer Schlacht bei Herakleia am Marmarameer.
23. Dezember: Bonifatius V. wird Papst als Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Adeodatus I. - 719: Sieg des austrasischen Hausmeiers Karl Martell über Neustrien bei Soissons.
Eudo von Aquitanien, der von Chilperich II. aufgefordert worden war, ihm im Kampf gegen Karl Martell beizustehen, liefert diesen an Karl Martell aus und erhält dafür von diesem als Herzog das Erbrecht an Aquitanien.
Nach dem Tod des austrasischen Königs Chlothar IV. erkennt der fränkische Hausmeier Karl Martell den Merowinger Chilperich II. als König des Frankenreichs an. Nach dem Sieg Karl Martells über seinen Rivalen Raganfrid (am 14. Oktober bei Néry) ist allerdings Karl Martell eigentlicher Machthaber im Reich und Chilperich lediglich Schattenkönig.15. Mai: Der angelsächsische Mönch Bonifatius wird von Papst Gregor II. mit der Missionierung der heidnischen Germanen beauftragt.
Mauren erobern Lissabon. - 819: Judith, Tochter des Grafen Welf I., wird bei einer Brautschau unter fränkischen Adelstöchtern von Kaiser Ludwig dem Frommen zu dessen zweiten Ehefrau auserkoren (Februar).
Hadebald wird als Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Hildebold zum Erzbischof von Köln gewählt.
Erste Befestigung von Liubice als Vorläufer der Stadt Lübeck - 919: Herzog Heinrich I. von Sachsen, Sohn und Nachfolger Ottos des Erlauchten, wird am 12. Mai in Fritzlar von den Franken, Sachsen und Thüringern zum König des Deutschen Reiches (Regnum theutonicum) gewählt und folgt damit auf den verstorbenen König Konrad I. von Ostfranken. Herzog Arnulf I. der Böse von Bayern kandidiert bei der Königswahl in Fritzlar vergeblich gegen Heinrich I. und fügt sich (vorerst) der Wahlentscheidung. Herzog Burchard II. von Schwaben, dessen Herzogtum von König Konrad I. nicht anerkannt worden ist, bleibt der Königswahl in Fritzlar fern. Er verfolgt eine eigenständige Territorialpolitik gegenüber dem Königreich Burgund. Herzog Giselbert I. von Lothringen, der am Erbkönigtum der Karolinger festhalten will, bleibt der Königswahl fern.
In der Schlacht bei Winterthur unterliegt König Rudolf II. von Hochburgund, der seine Herrschaft bis in den Thurgau auszudehnen suchte, Herzog Burchard II. von Schwaben. Die Niederlage kostet Rudolf den Thur- und den Zürichgau. Um sich auch im Reich abzusichern, erkennt Burchard noch im gleichen Jahr den neugewählten ostfränkischen König Heinrich I. an, und dieser übergibt Burchard das in Schwaben befindliche Fiskalgut sowie weitreichende Rechte über Bistümer und Reichsklöster.
Im Byzantinischen Reich entmachtet der Flottenführer Romanos Lakapenos die Altkaiserin Zoe Karbonopsina. Er verheiratet den 13-jährigen Kaiser Konstantin VII. mit seiner Tochter Helena und übernimmt als Basileopator die Regentschaft.
1019 – vor 1000 Jahren:
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Knut der Große, König von England, wird nach dem Tod seines Bruders Harald II. auch König von Dänemark und herrscht nun über ein Anglo-Skandinavisches Reich. In Dänemark setzt er seinen Schwager Ulf Jarl als seinen Stellvertreter ein.
- Jaroslaw I. vertreibt seinen Bruder Swjatopolk I. neuerlich aus Kiew. Dieser spielt danach keine politische Rolle mehr, Jaroslaw wird unumstrittener Herrscher der Kiewer Rus und Großfürst von Kiew.
- In einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs II. wird der südliche Teil des Reinhardswaldes dem Bistum Paderborn geschenkt. Der Wald wird über die Dörfer, die ihn umgeben, beschrieben. Eines dieser Dörfer ist das heute wüste Reginhereshuson.
- Fulda erhält das Münz-, Markt- und Zollrecht.
- Das Basler Münster wird im Beisein Kaiser Heinrichs II. eingeweiht.
1119 – vor 900 Jahren:
- 2. Februar: Guido von Vienne wird als Nachfolger des am 29. Januar verstorbenen Gelasius II. zum Papst gewählt und nimmt den Namen Calixt II. an.
- 28. Juni: Syrische Seldschuken schlagen das Heer der Kreuzfahrer aus Antiochia in der Schlacht von Ager Sanguinis.
- 20. August: In der Schlacht von Brémule wehrt König Heinrich I. von England eine Invasion des französischen Königs Ludwigs VI. des Dicken auf die Normandie ab.
- Oktober: Papst Calixt II. beruft das Konzil zu Reims ein, um im Investiturstreit Unterstützung für die päpstliche Position gegenüber Kaiser Heinrich V. zu erhalten. Heinrich wird gebannt.
- 23. Dezember: Papst Calixt II. bestätigt die von Stephan Harding geschaffene Ordensverfassung Charta Caritatis der Zisterzienser.
- Die Prüfeninger Weiheinschrift wird nach dem typographischen Prinzip geschaffen.
- Ein von den Fürsten für Tribur anberaumter Reichstag wird durch Heinrich V. auf die Maaraue nach Mainz verlegt.
1219 – vor 800 Jahren:
- 16. Januar: Eine schwere Sturmflut trifft die Nordseeküste: Bei der Ersten Marcellusflut kommen rund 36.000 bis 50.000 Menschen ums Leben. Besonders schwer ist Westfriesland betroffen. Hier durchbricht die Nordsee einen natürlich entstandenen Sanddeich, wodurch die Meeresbucht Zuiderzee entsteht, das heute künstlich von der Nordsee getrennte IJsselmeer. Sie ist die erste große Sturmflut an der Nordsee, von der ein Augenzeugenbericht existiert: Der Prämonstratenser-Chorherr Emo von Wittewierum erklärt das Naturereignis als „Sintflut“ als Strafe „für unsere Verbrechen“.
- ab Februar: Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik legt den Kreuzfahrern, die die ägyptische Stadt Damiette belagern, mehrfach ein Friedensangebot vor, das unter anderem die Rückgabe Jerusalems und der umgebenden Gebiete sowie einen 30-jährigen Waffenstillstand beinhaltet. Doch der neue Anführer des Kreuzzuges von Damiette, Kardinal Pelagius von Albano, lehnt eine Verhandlung mit den Sarazenen aus prinzipiellen Gründen ab.
- Frühjahr: Der Albigenserkreuzzug unter seinem neuen Anführer, dem französischen Kronprinzen Ludwig, erleidet bei Baziège eine schwere Niederlage gegen die okzitanischen Truppen der Grafen Raimund VI. von Toulouse und Raimund Roger von Foix.
- 5. Mai: Herzog Leopold VI. von Österreich verlässt den Kreuzzug und tritt die Heimreise an.
- 14. Mai: William Marshal, englischer Ritter normannischer Abstammung, Regent und Lord Marshal von England, stirbt (* 1144).
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15. Juni: Unter dem Vorwand, den Fünften Kreuzzug in Palästina zu unterstützen, siegt in der Schlacht von Lyndanisse ein königlich-dänisches Kreuzfahrerheer unter Waldemar II. über ein Aufgebot der heidnischen Esten und errichtet um die Festung Castrum Danorum die Stadt Tallinn. Der Legende nach fällt während der Schlacht der Danebrog vom Himmel und verheißt den Dänen den Sieg. Angeblich wird im Anschluss an die Schlacht auch der Danebrogorden gestiftet.
- Die Kreuzfahrer verüben nach der Eroberung der Stadt Marmande ein Massaker an der Bevölkerung.
- 17. Juni: Die Kreuzzugstruppen erreichen Toulouse. Nach einer mehrwöchigen Belagerung bricht Ludwig am 1. August den Kreuzzug ab und tritt die Rückreise nach Nordfrankreich an. Raimund VI. und sein Sohn Raimund VII. greifen daraufhin die verbliebenen Kreuzfahrer an und machen sich an die Rückeroberung des Languedoc.
- Während des Kreuzzugs von Damiette predigt Franz von Assisi im Lager des Sultans Malik al-Kamil.
- Juli: Nachdem Graf Sancho von Roussillon im Vorjahr die Regentschaft für die Krone Aragón zurückgelegt hat, bestimmt Papst Honorius III. einen neuen Regentschaftsrat für den minderjährigen König Jakob I. von Aragón. Diesem steht nun Vizegraf Wilhelm II. von Béarn als Prokurator vor. Um dieselbe Zeit verlässt der zehnjährige Jakob aus eigenem Willen die Burg von Monzón und schließt sich in Saragossa einer der konkurrierenden Adelsfraktionen des Landes an, in deren Gefolge er erste Kampferfahrungen sammelt.
- September: Kaiser Friedrich II. wiederholt in Hagenau gegenüber Papst Honorius III. sein 1216 gemachtes Versprechen, einen Kreuzzug durchzuführen.
- 4./5. November: Nach 19-monatiger Belagerung erobert der Fünfte Kreuzzug die ägyptische Hafenstadt Damiette. Die meisten Einwohner der Stadt sind während der Belagerung an Hunger und Krankheiten gestorben, die Verbliebenen werden nun getötet oder versklavt.
- Pedro de Montaigu folgt dem am 26. August des Vorjahres vor Damiette vermutlich an Typhus verstorbenen Guillaume de Chartres als Großmeister des Templerordens.
- Die lateinische Regentin Jolante von Flandern sucht einen friedlichen Ausgleich mit dem verfeindeten griechischen Kaiser von Nicäa, Theodor I. Laskaris, und verheiratet ihre Tochter Maria von Courtenay an diesen. Als Jolante wenig später stirbt, fordert Theodor die Herrschaft über Konstantinopel ein, was ihm die lateinischen Barone allerdings verwehren. Daraufhin kommt es zu neuerlichen Kämpfen zwischen den beiden Kaiserreichen. Jolantes Sohn Philipp II., Graf von Namur, lehnt die ihm angebotene Kaiserkrone ab und empfiehlt seinen jüngeren Bruder Robert, der sich auf den Weg in den Osten macht.
- Beginn des Krieges der Mongolen gegen das Choresmische Reich
- Dschingis Khan erobert Kirgisistan und Kasachstan.
- Kaiser Friedrich II. erklärt Nürnberg zur freien Reichsstadt und verleiht Annweiler am Trifels die Stadtrechte.
- Der dänische König Waldemar II. gründet das Bistum Reval.
1269 – vor 750 Jahren:
- April: Nach dreijähriger Reise ins Mongolenreich treffen Niccolò Polo und sein Bruder Maffeo in Akkon ein.
- 16. Juni: Bei seinem letzten Aufenthalt im Reich heiratet der gewählte deutsche König Richard von Cornwall in Kaiserslautern in dritter Ehe die sechzehnjährige Beatrix von Falkenburg. Richard ist zu diesem Zeitpunkt 60 Jahre alt.
- 8. August: Pierre de Maricourt beschreibt in einem Brief mit dem Titel Epistola Petri Peregrini Maricurtensis de Magnete ein Perpetuum mobile auf magnetischer Grundlage. Der Brief gilt auch als erste auf experimentellen Untersuchungen beruhende Abhandlung über den Erdmagnetismus.
- Im August empfängt der französische König Ludwig IX. in Paris den englischen Prinzen Edward Plantagenet, um mit ihm die Organisation des kommenden Kreuzzuges zu planen. Dabei wird der Hafen von Aigues-Mortes als Sammlungspunkt für die Flotte und der 15. August 1270 als Termin für die Abreise in die Levante festgelegt. Anlässlich dieses Kreuzzuges lässt der französische König erstmals eigene Schiffe bauen, während noch zwanzig Jahre zuvor Schiffe aus Genua und Marseille den Transport des Heeres übernommen hatten.
- Während Ludwig IX. noch mit dem Bau seiner Flotte beschäftigt ist, sticht am 1. September König Jakob I. von Aragón mit seinen Schiffen von Barcelona aus in See. Aber noch in Küstennähe gerät er in einen Sturm und seine Flotte wird an die Küste zurückgedrängt, worauf er seinen Kreuzzug wieder beendet. Nur eine Schwadron unter der Führung zweier unehelicher Söhne des Katalanen erreicht im Dezember Akkon und geraten dort in erste Scharmützel mit den Mamluken.
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27. Oktober: Als Herzog Ulrich III. aus dem Adelsgeschlecht der Spanheimer ohne Nachkommen stirbt, übernimmt der böhmische König Ottokar II. Přemysl aufgrund eines im Vorjahr in Podiebrad unterzeichneten Erbvertrages das Herzogtum Kärnten und die Mark Krain. Er gerät dadurch in Konflikt mit Ulrichs Bruder Philipp von Spanheim, der ebenfalls Anspruch auf das Erbe erhebt.
- Der Begriff ‚Uhrmacher‘ taucht urkundlich erstmals in einer Bierrechnung des Zisterzienserklosters Beaulieu auf.
- Thomas von Aquin erhält eine zweite Berufung auf einen der beiden Lehrstühle für Nichtfranzosen an der Universität Paris (bis 1272). Zu seinen Schülern gehören u. a. Petrus von Dacien, der das Studium generale am Konvent der Dominikaner in Köln verlässt und für ein Studienjahr nach Paris kommt, sowie der Augustiner-Eremit Aegidius Romanus (ebenfalls bis 1272). Aufgrund der 1267 von Gerhard von Abbeville veröffentlichten Streitschrift gegen die Bettelorden schreiben Thomas von dominikanischer und Bonaventura und Johannes Peckham von franziskanischer Seite Widerlegungen, auf die Gerhard wiederum mit Repliken antwortet, was sich bis 1271 hinziehen wird.
1319 – vor 700 Jahren:
- 14. März: Mit der Bulle Ad ea ex quibus bestätigt Papst Johannes XXII. den von König Dionysius von Portugal gegründeten Christusorden und legt fest, dass alle Güter des von ihm verbotenen Templerordens an den neuen Orden übertragen werden und der Christusorden gemäß den Regeln des Ritterordens von Calatrava zu leben habe. Dem Abt des Zisterzienserklosters von Alcobaça wird die Jurisdiktion übertragen, weiterhin erhält er das Recht zur Abnahme des Treueids für den Hochmeister des Christusorden. Als Ordenshaus bestimmt Johannes XXII. die Festung von Castro Marim im Südwesten Portugals.
- 8. Mai: In Norwegen stirbt das Geschlecht von Harfagr mit Håkon V. im Mannesstamm aus. Nachfolger wird sein dreijähriger Enkel Magnus Eriksson, der noch im selben Jahr auch zum König von Schweden gewählt wird. Seine Mutter Ingebjørg Håkonsdatter übernimmt die Vormundschaft, wobei es zu Spannungen mit der norwegischen und der schwedischen Ratsaristokratie kommt.
- 14. August: In Brandenburg stirbt Markgraf Waldemar. Damit endet die Landesherrschaft der askanischen Markgrafen von Brandenburg. Mit dem Tod seines minderjährigen und deswegen noch nicht regierungsfähigen Neffen Heinrich das Kind ein Jahr später (1320) stirbt die Dynastie der askanischen Markgrafen von Brandenburg aus.
- 7. September: In der Schlacht von Wöhrden vernichten die Dithmarscher ein holsteinisches und mecklenburgisches Invasionsheer, das unter Gerhard III. von Holstein in das Land einmarschiert ist. Es dauert 85 Jahre, bis wieder jemand versucht, Dithmarschen zu erobern.
- Im Krieg mit Schottland belagert der englische König Eduard II. ab dem 7. September die Grenzstadt Berwick, deren Verteidigung von Walter Stewart, 6. High Steward of Scotland, und John Crab organisiert wird.
- 12. September: Ein schottisches Heer umgeht die Belagerer und schlägt in der Schlacht bei Myton ein englisches Aufgebot, was schließlich am 17. September zum Abbruch der Belagerung von Berwick führt. Edward II. zieht sich bis zum 20. September nach Newcastle zurück. Ende Oktober überschreitet ein schottisches Heer die englische Grenze und plündert mehrere englische Städte. Im Dezember schließen die Kriegsparteien einen Waffenstillstand auf zwei Jahre.
- 13. November: König Erik VI. von Dänemark stirbt. Als sein wahrscheinlichster Nachfolger wird sein Bruder Christoph gehandelt, der allerdings erst ein Jahr später vom Reichsrat zum König gewählt wird, nachdem er in einer Handfeste gegenüber dem Adel seine Rechte auf Steuereintreibung eingeschränkt hat.
1419 – vor 600 Jahren:
- 19. Januar: Im Hundertjährigen Krieg mit Frankreich nimmt der englische König Heinrich V. nach sechsmonatiger Belagerung die Stadt Rouen ein. Die Normandie wird der englischen Krone unterstellt.
- 13. Februar: In der Hansestadt Rostock wird auf Antrag der Herzöge Johann IV. und Albrecht V. von Mecklenburg mittels päpstlicher Bulle von Martin V. die erste Universität im gesamten Ostseeraum gegründet. Die Eröffnungsfeier findet am 12. November unter ihrem Kanzler Bischof Heinrich III. von Wangelin statt, der auch den ersten Rektor Petrus Stenbeke bestellt.
- 30. Juli: Mit dem ersten Prager Fenstersturz beginnen die Hussitenkriege: Anhänger des vier Jahre zuvor beim Konzil von Konstanz auf dem Scheiterhaufen als Ketzer hingerichteten Jan Hus stürmen das Neustädter Rathaus am Karlsplatz in Prag, um dort gefangene Glaubensgenossen zu befreien. Dabei werfen sie zehn Personen aus dem Fenster, die anschließend mit Hiebwaffen getötet werden. Der Volksaufstand ist von radikalen Reformanhängern mit dem Prediger Jan Želivský an der Spitze vorbereitet worden.
- 16. August: Nach dem Tod von Wenzel wird sein Halbbruder Sigismund, König von Ungarn und Kroatien seit 1387 und römisch-deutscher König seit 1411, auch König von Böhmen. Dieser gilt für die Hussiten als Mörder von Jan Hus und ist als Herrscher daher inakzeptabel.
- 10. September: Die Ermordung des burgundischen Herzogs Johann Ohnefurcht auf der Brücke von Montereau-Fault-Yonne mit Wissen des Dauphins Karl unterminiert Friedensansätze im französischen Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons. Johanns Sohn und Nachfolger Philipp III. sucht als neuer Herzog von Burgund und Anführer der Bourguignons das Bündnis mit England, das sein Vater bislang vermieden hat.
- 25. Oktober: Hussitische Truppen erobern den Prager Stadtteil Vyšehrad.
- 13. November: Nach schweren Kämpfen zwischen radikalen Hussiten und Söldnern des Vinzenz von Wartenberg um die Prager Kleinseite kommt es schließlich zu einem Friedensschluss, nachdem Wenzels Witwe Sophie von Bayern versprochen hat, die Hussiten überall in Böhmen zu schützen.
- Dezember: Eine königlich-katholische Einheit erleidet in der Nähe von Pilsen eine erste Niederlage gegen ein kleines hussitisches Kontingent.
- Dezember: In der unentschiedenen Schlacht bei Nekmíř wird von den Hussiten unter Jan Žižka erstmals die Formation von Wagenburgen eingesetzt.
- Die portugiesischen Seefahrer João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira entdecken von Porto Santo aus die Insel Madeira und gehen in der Bucht von Machico erstmals an Land. An dieser Reise nimmt auch Bartolomeu Perestrelo teil, der spätere Schwiegervater von Christoph Kolumbus. In den nächsten Jahren wird die Insel auf Befehl von Heinrich dem Seefahrer kolonialisiert und ist somit die erste Insel außerhalb Europas, die dauerhaft von Europäern besiedelt wird.
- Anlässlich seiner Hochzeit mit Marie von Aragon wird König Johann II. von Kastilien, dessen Mutter Katharina von Lancaster im Vorjahr verstorben ist, im Alter von 14 Jahren für volljährig erklärt.
- Der Begriff „Hexereye“ taucht in einem Prozess in Luzern erstmals auf.
1519 – vor 500 Jahren:
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Ulrich Zwingli kommt am 1. Januar nach drei Jahren in Einsiedeln als Leutpriester ans Grossmünsterstift in Zürich, wo er mit seinen Predigten das Volk und den Rat der Stadt von der Reformation überzeugt.
- 12. Januar: Im Heiligen Römischen Reich stirbt Kaiser Maximilian I., dem sein Enkel Karl I., König von Spanien, unter dem Namen Karl V. auf den Thron nachfolgt. Karl, der bei der Wahl den französischen König Franz I. schlägt, wird damit in den nächsten Jahren zum Herrscher, „in dessen Reich die Sonne nicht untergeht“.
- 28. Januar: Herzog Ulrich von Württemberg überfällt die Freie Reichsstadt Reutlingen und handelt sich damit einen Krieg mit dem Schwäbischen Bund ein.
- 21. Februar: Der Regensburger Stadtrat ordnet die Vertreibung der Juden aus der Stadt an, nachdem christliche Handwerker das gefordert haben. Die Regensburger nutzen damit das Machtvakuum nach dem Tode Kaiser Maximilians I. Das alte Judenviertel wird zerstört und es entsteht die lukrative Wallfahrt „Zur schönen Maria“ auf dem heutigen Neupfarrplatz. Binnen zweier Wochen müssen alle Juden die Stadt verlassen. Das Ghetto wird samt Synagoge und Schule niedergebrannt, Pfänder werden beschlagnahmt, kostbare Pergamenthandschriften als Einbindematerial für Akten und Bücher missbraucht. Der Friedhof wird geschändet, die über viertausend Grabsteine meist zerstört, teilweise aber auch von Regensburger Bürgern mit Billigung des Rates entwendet und als sichtbare makabre Trophäe des „Sieges“ über die Juden in Hauswände eingemauert. Noch heute sind einige dieser sogenannten Judensteine erhalten.
- Am 2. Mai stirbt Leonardo da Vinci, italienischer Universalgelehrter, Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph (* 1452).
- In der Pleißenburg in Leipzig findet zwischen dem 27. Juni und dem 16. Juli unter der Vermittlung von Petrus Mosellanus ein theologisches Streitgespräch zwischen dem katholischen Theologen Johannes Eck und den führenden Vertretern der reformatorischen Bewegung, Martin Luther, Andreas Karlstadt und Philipp Melanchthon statt. Bei der Leipziger Disputation werden die wesentlichen Unterschiede zwischen katholischer und reformatorischer Lehre dokumentiert. Außerdem gelingt es Eck, Luther zu der Aussage zu verleiten, dass nicht alle Thesen des Jan Hus ketzerisch seien. Dies bedeutet den endgültigen Bruch zwischen Luther und Rom. Nach dem Ende der Disputation, deren Abschlussrede der Rektor der Universität Leipzig, Johann Langius Lembergius, hält, beanspruchen beide Seiten den Sieg für sich.
- 28. Juni: Der spanische König Karl I. gewinnt gegen Franz I. von Frankreich die Wahl zum römisch-deutschen König. Kurz vor der Wahl ist Friedrich III. (der Weise) als Kandidat zurückgetreten.
- 21. April: Der spanische Konquistador Hernán Cortés landet an der Küste Mexikos in der Nähe der heutigen Stadt Veracruz.
- Zwischen dem Hochstift Hildesheim und den welfischen Fürstentümern Braunschweig-Wolfenbüttel und Calenberg bricht die Hildesheimer Stiftsfehde aus. Nach vergeblichen Belagerungen der Festungen in Calenberg und in Hildesheim durch hildesheimische beziehungsweise braunschweigische Truppen sowie zahlreiche Verwüstungen und Plünderungszüge beider Seiten gegen die Zivilbevölkerung, wobei unter anderem auch die Burg Peine vergeblich belagert und die Stadt Peine abgebrannt wird, erlebt die Fehde am 28. Juni ihren Höhepunkt mit der Schlacht bei Soltau, der letzten bekannten Ritterschlacht. Die Hildesheimer unter Fürstbischof Johannes IV. von Sachsen-Lauenburg besiegen die braunschweigischen Truppen vernichtend, töten 3.500 Männer und nehmen Erich von Calenberg sowie viele Adlige gefangen. Fürst Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel ruft daraufhin den neuen Kaiser Karl V., mit dem er gute Beziehungen pflegt, als Schiedsrichter an.
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10. August: Von Sevilla aus beginnt Ferdinand Magellan seine geplante Weltumsegelung. Seine Flotte, bestehend aus den Schiffen Trinidad, San Antonio, Concepción, Victoria und Santiago, segelt den Guadalquivir hinab in Richtung Ozean. In Sanlúcar de Barrameda muss Magellan erst einmal fünf Wochen warten, da die spanischen Behörden versuchen, die Fahrt des gebürtigen Portugiesen zu behindern. Erst am 20. September kann die Flotte in See stechen.
- 11. August: Johann Tetzel, seit 1504 Ablassprediger in verschiedenen deutschen Ländern, stirbt (* 1465).
- 15. August: Der spanische Konquistador Pedro Arias Dávila gründet den Ort Panama-Stadt.
- 31. Dezember: Der Reiterkrieg zwischen dem Deutschen Orden und Polen beginnt mit dem Überfall auf die ermländische Stadt Braunsberg durch den Großmeister Albrecht von Brandenburg-Preußen. Es ist der letzte militärische Versuch des Ordens, den Deutschordensstaat in Ostpreußen von der Vormundschaft Polens zu befreien.
- Ende des Jahres: Auf Anweisung der Grafen Schlik werden noch ohne Genehmigung in der Münzstätte Sankt Joachimsthal in Böhmen vermutlich die ersten Joachimstaler geschlagen.