Es begann mit einem guten Vorsatz. Am 1. Januar 2014 schrieb ich hier im Blog:
„Ich habe mir vorgenommen, 2014 mehr und regelmäßiger Beiträge ins Blog zu stellen – z.B. indem ich hier jede Woche Fundstücke aus dem Netz präsentiere. Mal sehen, wie lange ich durchhalte … Heute will ich jedenfalls mal einen Anfang machen.“
Die Idee war, interessante Meldungen, Seiten, Videos und Links zur Geschichte und Archäologie des Mittelalters zu sammeln und Interessierten zugänglich zu machen. Sie stammte ursprünglich nicht von mir: Bis Ende 2013 hatte der „Nachrichtendienst für Historiker“ mehr oder weniger das Gleiche getan, allerdings nicht auf das Mittelalter beschränkt.
Diese nützliche Seite hatte jedoch ihren Dienst aufgrund der Unsicherheiten der (damaligen) europäischen Urheberrechtsreform eingestellt, und ich fühlte mich berufen, zumindest in kleinerem Maßstab für mein Fachgebiet einen ähnlichen Service anzubieten.
Etwas mehr als 5 Jahre habe ich durchgehalten, doch verschiedene Gründe haben mich nun bewogen, die Reihe bis auf Weiteres einzustellen.
Verlinkt werden sollten in erster Linie nicht nur Beiträge aus den einschlägigen Blogs, die von Mittelaler-Interessierten (hoffentlich!) ohnehin regelmäßig abgerufen werden, sondern Meldungen von den Seiten überregionaler, regionaler und lokaler Tages- und Wochenzeitungen, von Zeitschriften und anderen Nachrichtenportalen, die ansonsten Gefahr laufen, im breiten Strom der täglichen Nachrichten unbeachtet unterzugehen.
Doch im Lauf der Jahre sind immer mehr dieser Seiten dazu übergegangen, ihre Meldungen nur noch gegen Gebühren anzubieten („Paywall„). Seiten, die noch frei zugänglich sind, verlangen die Deaktivierung von Adblockern, verhindern den Aufruf im privaten Browser-Modus und nutzen in großem Umfang Webtracking, um das Surfverhalten ihrer Nutzer auszuspionieren.
Insbesondere die letztgenannte Praxis sollte mit Einführung der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im vergangenen Jahr eigentlich abgeschafft oder zumindest eingeschränkt werden. Doch das Gegenteil scheint der Fall!
Nicht nur wird man also beim Besuch der Seiten von zahlreichen Medienangeboten mit aufdringlicher, oft lautstarker und datenintensiver Werbung konfrontiert, es werden auch Logeinträge, Cookies und die Browser-Chronik ausgelesen, um Nutzerprofile zu erstellen, was datenschutzrechtlich überaus umstritten und zumindest in Teilen sehr wahrscheinlich illegal ist.
Die aktuell geplante Urheberrechtsreform der Europäischen Union dürfte vermutlich wenig Auswirkungen auf die Fundstücke haben. Sie enthält jedoch Passagen, welche die Freiheit des Internets erheblich einschränken können und dient letztlich nicht den Urhebern, sondern lediglich den Verwertern, also den großen Presseverlegern, die dieses Gesetz gefordert und im Wesentlichen nach ihren Wünschen diktiert haben.
Sollten die in Artikel 13 implizierten Upload-Filter Wirklichkeit werden, wäre es aller Voraussicht nach nicht mehr möglich, aus verlinkten Beiträgen zu zitieren oder Bilder über eine URL einzubinden. Nebenbei bemerkt beanspruchen die Zeitungsverleger sogar für ihre Schlagzeilen Urheberschutzrechte, während sie fremden Tweets die dafür erforderliche „Schöpfungshöhe“ absprechen, damit sie diese ungefragt in beliebiger Weise zitieren, abdrucken und in beliebiger Weise verwerten können.
Aus diesen Gründen habe ich schlicht und einfach keine Lust mehr, durch Verlinkung ihrer Beiträge auch noch Traffic für eben diese Anbieter zu generieren! Bis auf Weiteres werde ich die Reihe „Fundstücke“ also einstellen – bis sich an der rechtlichen Situation oder der tatsächlichen Praxis der entsprechenden Anbieter etwas ändert.
Ich bedanke mich bei allen treuen Leserinnen und Lesern und empfehle, regelmäßig die in der Blogroll aufgeführten Blogs zu besuchen. Außerdem lohnt sich der wöchentliche Besuch von Anja Kircher-Kannemanns (die einzig wahre AKK!) „Tour de Kultur„. Interessante Meldungen finden sich auch immer wieder auf Archäologie Online und bei Archivalia.
Interessante, frei zugängliche Meldungen werde ich auch immer wieder auf meiner Facebook-Seite verlinken. Und schließlich beende ich diesen Beitrag mit einem neuen guten Vorsatz, nämlich wieder häufiger Beiträge für dieses Blog zu verfassen!
Versprechen kann ich aber nix …
Es ist sehr traurig, diese Nachricht zu lesen. Ich hab immer mal wieder gerne vorbeigeschaut.
Was ich nicht ganz verstehe: Sie schreiben, dass die aktuelle Urheberrechtsreform wenig Auswirkungen habe. Allerdings auch, dass es nach Inkrafttreten nicht mehr möglich wäre, „aus verlinkten Beiträgen zu zitieren oder Bilder über eine URL einzubinden“. Das ist doch *die* Haupttätigkeit eines jeden Bloggers. Könnten Sie das kurz erklären? Danke!
Für rein private Blogs dürfte die Regelung vermutlich auch keine negativen Auswirkungen haben. Da blog.HistoFakt.de jedoch eine Veröffentlichung eines kommerziellen Unternehmens ist (auch wenn dieses seine Einkünfte nicht unmittelbar durch das kostenlose Blog erzielt), wäre ich wohl gezwungen, von jedem Presseverlag eine Lizenz zu erwerben und für Zitate aus den verlinkten Beiträgen zu bezahlen. Dies wäre finanziell und organisatorisch schlicht nicht zu bewältigen.
Mag sein, dass Gerichte dies in Zukunft anders beurteilen werden, aber das Risiko erscheint mir aktuelle leider zu groß.
Verstehe, trotzdem schade zu sehen, wie sich Art. 13 (17) jetzt schon auf ganz unschuldige Blogs auswirkt, da man doch eigentlich Google, Facebook und Co. treffen wollte. Aber es ist ja bald Europawahl, da kann ich eine andere Partei als die von Axel Voss wählen. Beste Grüße, Alexander Döll
Hört sich wie eine faule Ausrede an b. z. w. wie nicht richtig informiert.
Sicherlich haben Sie Gründe für Ihre Vermutung?