Die 20er Jahre stehen vor der Tür, und angesichts der sich verschärfenden Klimakrise, internationaler Konflikte und weiterer Entwicklungen dürfte sich im kommenden Jahrzehnt wohl nichts geringeres entscheiden als das Schicksal der Menschheit …
Aber welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2020 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?
Voilá – der jährliche kurze, keineswegs vollständige und schamlos eurozentrische Überblick:
Vor mehr als 1.000 Jahren:
- um 520: Marcellinus Comes vertritt in seiner Chronik erstmals die Ansicht, dass mit der Absetzung des Romulus Augustulus durch Odoaker im Jahr 476 („im 522. Jahr einander nachfolgender Herrscher“) das Weströmische Kaisertum untergegangen sei – was allgemein als Beginn des Mittelalters angesehen wird; Theoderich der Große lässt in Ravenna sein Mausoleum errichten.
- um 620: Gründung des Klosters Weltenburg als ältestes bayerisches Kloster; Chlothar II. richtet das Herzogtum Thüringen unter Herzog Radulf ein; die Slawen greifen Thessaloniki an.
- um 720: Bau der Kathedrale von Glastonbury; auf seiner Mission erreicht der Wanderbischof Korbinian Freising und lässt sich dort nieder; Hugo von Champagne wird Bischof von Rouen.
- 820: Früheste bekannte Erwähnung der Stiftsbibliothek St. Gallen; ein Komplott gegen den oströmischen Kaiser Leo V. wird aufgedeckt, die Verschwörer um Michael Psellos werden eingekerkert und zum Tode verurteilt; 25. Dezember: Anhänger des eingesperrten Michael ermorden Kaiser Leo V., Michael II. wird byzantinischer Kaiser und begründet die amorische Dynastie.
920 – vor 1.100 Jahren:
- Als Reaktion auf die Niederlage in der Schlacht von San Esteban de Gormaz im Jahr 917 marschiert Kalif Abd ar-Rahman III. von Córdoba im Königreich León ein und erobert die Städte Osma und San Esteban de Gormaz zurück. Danach zieht er weiter ins Königreich Navarra.
- 26. Juli: Der Feldzug der Mauren unter Abd ar-Rahman III. wird auch in der Schlacht von Valdejunquera nicht gestoppt. Das von König Ordoño II. von León entsandte christliche Heer wird besiegt, die Bischöfe von Tui und Salamanca wurden gefangen genommen. Die Überlebenden ziehen sich in die Festungen Muez und Viguera zurück. Weil die Grafen von Kastilien Ordoño II. nicht zu Hilfe gekommen sind, lässt er sie einkerkern und hinrichten.
Muslimische Streitkräfte überqueren die Pyrenäen, fallen in die Gascogne ein, belagern Toulouse und töten die Besatzung von Muez. Die maurische Armee zieht sich danach nach Córdoba zurück. - Der ostfränkische König Heinrich I. zieht mit einem Heer nach Schwaben und lässt sich von Herzog Burchard II. huldigen.
- Herzog Arnulf I. der Böse von Bayern erhebt sich gegen König Heinrich I. und proklamiert sich zum Gegenkönig.
- König Karl III. der Einfältige von Westfranken stößt im Streit um Lothringen bis Worms vor. Als sich ihm König Heinrich I. zur Schlacht stellt, zieht er sich wieder zurück.
- Dietrich von Friesland erobert von den Normannen das Land zwischen Rhein und Amstel zurück und gründet dort die Grafschaft Holland.
- Kaiser Berengar I., König von Italien, ruft im Kampf gegen seine Widersacher die Ungarn zur Hilfe. Fürst Tarhos in Ungarn, Sohn des vormaligen Großfürsten Árpád, fällt mit Reiterhorden in Italien ein. Er stößt über Aquileja bis Verona und Brescia vor.
- Der arabische Handelsreisende Ibn Fadlan trifft die Rus in Bolgar an der Wolga und schreibt seinen berühmten Bericht über die Wikinger der Rus.
- um 920 kommt Liutprand von Cremona, Historiker, Diplomat und Bischof von Cremona zur Welt († 972).
1020 – vor 1.000 Jahren:
- Papst Benedikt VIII. besucht zu Ostern Kaiser Heinrich II. in Bamberg. Hintergrund des Besuchs ist der Wunsch des Papstes nach kaiserlicher Hilfe für die Aufständischen gegen die byzantinische Herrschaft in Unteritalien. Auch der Apulier Meles von Bari, der zwei Jahre zuvor eine vernichtende Niederlage erlitten hat, reist nach Bamberg, um den Kaiser um Unterstützung zu bitten. Die geplante Übergabe eines von ihm gestifteten Sternenmantels scheitert jedoch, weil Meles noch vor dem Treffen am 23. April stirbt.
- Normannische Eroberung Süditaliens: Normannen setzen sich in Unteritalien fest.
Armeen der Stadtstaaten Genua und Pisa verdrängen die Araber aus Sardinien. - Dezember: Der fatimidische Kalif al-Hākim beendet die seit 1009 herrschende Diskriminierungspolitik gegenüber den Christen in seinem Reich. Dies beinhaltet auch die vollständige Rückgabe aller bis dahin konfiszierten Kirchengüter und den Wiederaufbau aller abgerissenen Kirchen und Klöster. Einige von ihnen können sogar zum großen Teil mit ihrem originalen Baumaterial wiedererrichtet werden. Auch in Jerusalem dürfen die Christen nun wieder am heiligen Grab beten und Kirchenfeste begehen, wenn auch der Wiederaufbau der Basilika erst unter al-Hakims Nachfolger erfolgt. Den zum Übertritt zum Islam genötigten Beamten wird freigestellt, wieder zur Religion ihrer Väter zurückzukehren. Die alten Schutzgarantien gegenüber der Gemeinde werden erneuert, so dass einige in den Jahren zuvor exilierte Christen nach Ägypten und Syrien zurückkehren.
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Um 1020: Die Burg Habsburg, Stammsitz der Habsburger, wird errichtet.
- Verstorben: Ælfric Grammaticus, angelsächsischer Mönch und Wissenschaftler (* 955).
1120 – vor 900 Jahren:
- 16. Januar: Konzil von Nablus, kirchliche und weltliche Fürsten verfassen die ersten geschriebenen Gesetze für das Königreich Jerusalem.
- Herzog Konrad von Zähringen gründet die Stadt Freiburg im Breisgau.
- Gründung des Prämonstratenserordens. Der größte römisch-katholische Orden regulierter Chorherren ist ein Zusammenschluss selbständiger Klöster und wurde von Norbert von Xanten mit dreizehn Gefährten in Prémontré bei Laon, auf Fernbesitz der Abtei Prüm, gegründet.
- 25. November: Das White Ship sinkt im Ärmelkanal. Unter den zahlreichen Toten ist auch der englische Kronprinz William Ætheling.
1220 – vor 800 Jahren:
- April: Der Tod des Regenten William Marshal im Vorjahr hat zu einem Machtkampf innerhalb des Regentschaftsrates zwischen Peter des Roches und Hubert de Burgh geführt. Eine große Ratsversammlung in Oxford bestätigt schließlich einen dreiköpfigen Regentschaftsrat, bestehend aus dem päpstlichen Legaten Pandulf als ersten Ratgeber und Führer des Königreichs, aus dem Justitiar Hubert de Burgh und aus Peter des Roches als Erzieher des minderjährigen Königs.
- 26. April: König Friedrich II. erlässt die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis, in der er auf hoheitliche Rechte zugunsten der geistlichen Reichsfürsten verzichtet. Beginn der Landesherrschaften im Heiligen Römischen Reich und Schwächung der Zentralmacht. Weiterhin billigt er per Gesetz das Verbrennen „schändlicher Schriften“ und ihrer Autoren.
- 28. April: Mit der Grundsteinlegung durch Bischof Richard Poore erfolgt der Baubeginn der gotischen Kathedrale von Salisbury.
- 17. Mai: Der zwölfjährige Heinrich III. wird in Westminster Abbey, dem angestammten Krönungsort, in einer feierlichen Zeremonie durch Erzbischof Stephen Langton von Canterbury erneut zum König von England gekrönt.
- 22. November: Friedrich II. wird in Rom von Papst Honorius III. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt und sein Sohn Heinrich (VII.) zum König gewählt. Im Dezember macht sich Friedrich auf den Weg ins Königreich Sizilien. Am 20. Dezember hält er einen Hoftag in Capua ab, wo er eine Sammlung von 20 Gesetzen für das Königreich Sizilien erlässt, die Assisen von Capua.
- Bei der Rückeroberung seiner an den Albigenserkreuzzug verlorenen Gebiete in der Grafschaft Toulouse erobert Graf Raimund VII. für seinen Vater Raimund VI. die Städte Lavaur, Puylaurens und dann Castelnaudary. In letzterer wird er von Amaury de Montfort eingeschlossen und belagert, dessen Bruder Guy de Montfort bei der Belagerung ums Leben kommt.
- Dschingis Khan gründet seine Reichs-Hauptstadt Karakorum in der heutigen Mongolei. Er erobert Choresmien und zerstört die Städte Buchara und Samarkand.
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Eike von Repgow verfasst den Sachsenspiegel (bis 1231).
- Franz von Assisi tritt von der Leitung seines Ordens zurück.
- Bischof Evrard de Fouilloy legt den Grundstein für den gotischen Neubau der 1218 niedergebrannten Kathedrale von Amiens. Mit der Ausführung ist der Baumeister Robert de Luzarches beauftragt, der wahrscheinlich an der Kathedrale Notre-Dame de Paris geschult wurde.
- Der Bau der gotischen Kathedrale von Metz beginnt nach Anregung durch Bischof Konrad III. von Scharfenberg auf dem Grundriss der romanischen Vorgängerkirche.
1270 – vor 750 Jahren:
- 18. Januar: Tod der Margareta von Ungarn, Dominikanerin, Tochter Béla IV. von Ungarn und Nichte der heiligen Elisabeth (* 1242)
- 12. März: Geburt von Karl I., Titularkaiser von Konstantinopel und Regent von Frankreich, Stammvater des Hauses Valois († 1325).
- 27. April: Tod des Wladislaw von Schlesien, Bischof von Bamberg und Passau, Erzbischof von Salzburg und Administrator von Breslau (* 1237)
- 3. Mai: Nach dem Tod seines Vaters Béla IV. wird Stephan V. König von Ungarn, und als Stephan IV. König von Kroatien, Dalmatien und Rama.
- 2. Juli – Siebter Kreuzzug: Sechs Wochen vor dem geplanten Temin sticht der französische König Ludwig IX. mit seiner Flotte in See, ohne auf den englischen Prinzen Edward Plantagenet zu warten. Wie schon bei seinem ersten Kreuzzug hat er die offizielle Bekanntgabe des Kreuzzugsziels bis zuletzt geheim gehalten, um dem muslimischen Gegner die Möglichkeit zur Planung einer adäquaten Verteidigung zu nehmen, und um selbst den Vorteil des Überraschungsmoments auf seiner Seite zu haben. Ungewöhnlich ist dieses Mal hingegen der sehr früh gewählte Zeitpunkt zur Offenbarung wie auch der Ort des Ziels. Denn statt gegen Ägypten oder Syrien, also den Herrschaftsbereich der Mameluken, soll der Angriff auf das Sultanat von Tunis in Nordafrika erfolgen.
- 17. Juli: Ludwig IX. landet mit dem Siebten Kreuzzug bei Karthago, das er durch einen Handstreich des Admirals Florent de Varennes rasch einnimmt. Muhammad I. al-Mustansir, Kalif der Hafsiden in Ifrīqiya, verschanzt sich daraufhin in Tunis. Bevor es zu einer größeren Schlacht kommt, wird das Kreuzfahrerheer von der Bakterienruhr befallen. Ludwigs Sohn Johann von Damiette stirbt am 3. August.
- 25. August: Ludwig IX. stirbt bei der Belagerung von Tunis an der Ruhr, neuer faktischer Anführer wird Karl von Anjou, der Verhandlungen mit Muhammad I. al-Mustansir aufnimmt. Ludwigs Sohn Philipp III., der Kühne, wird daraufhin König von Frankreich.
- August: Edward Plantagenet setzt sich mit seinem Kreuzfahrerheer von England aus in Bewegung. Er durchquert zunächst Frankreich und bricht von Aigues-Mortes an der französischen Mittelmeerküste ebenfalls nach Tunis auf.
- Oktober: Thomas von Aquin wehrt sich mit der Schrift Contra doctrinam retrahentium a religione gegen persönliche und polemische Angriffe seitens Nikolaus von Lisieux, eines Schülers von Wilhelm von Saint Amour und Freund des Gerhard von Abbeville.
- 30. Oktober: Aufgrund um sich greifender Krankheiten wird die Belagerung von Tunis durch ein Friedensabkommen mit dem Sultan beendet. Die Kreuzfahrer erklären sich bereit, sich nach Sizilien zurückzuziehen.
- 10. November: Der englische Kronprinz Edward trifft bei Tunis ein. Der Kreuzzug des Prinzen Eduard, der nicht mit dem geschlossenen Frieden einverstanden ist, spaltet sich vom siebten Kreuzzug ab und schifft sich nur einen Tag später nach Akkon ein, der letzten Kreuzfahrerbastion in Palästina. Die Franzosen treten hingegen die Rückreise in die Heimat an.
- 4. Dezember: Ludwigs Schwiegersohn Theobald II. von Navarra stirbt auf der Rückreise nach Europa. Da er keine Nachkommen hinterlässt, folgt ihm sein Bruder Heinrich I. auf den Thron.
- Der Krieg von Saint-Sabas zwischen der Republik Genua und der Republik Venedig endet auf Druck Frankreichs.
- Brunetto Latini stiftet die Akademie der Künste in Florenz.
- Bremen erhält ‚Hamburger Recht‘ (erste urkundliche Erwähnung eines Stadtrechts in dieser Stadt).
- Der Fuldaer Fürstabt Bertho II. von Leibolz lässt wegen andauernder Räubereien die Burg Ebersburg, die Osterburg und zwei weitere Burgen zerstören. Dabei gerät der Ritter Hermann von Ebersberg genannt von Weyhers in Gefangenschaft. Bertho II. lässt ihn trotz Zusage des freien Geleits auf dem Fuldaer Marktplatz durch Gerlach Küchenmeister öffentlich hinrichten. Wegen dieser Tat schwört die Ritterschaft, allen voran Giso von Steinau, dem Abt tödliche Rache.
- Geboren: Rudolf II., Herzog von Österreich und Steiermark, Schwaben, Elsass und dem Aargau († 1290); Wilhelm I., Herzog von Braunschweig († 1292).
- um 1270: Der Franziskaner Roger Bacon gibt die Lage des Brennpunktes bei Hohlspiegeln an. Es entstehen die Schriften Communia naturalium und Communia mathematica; die theoretische Abhandlung Perspectiva des schlesischen Naturforschers Witelo beschäftigt sich v. a. mit Brechung, Reflexion und geometrischer Optik. Er widerspricht der herrschenden Meinung, dass Augen Strahlen aussenden; in Italien werden erstmals geschliffene Bergkristalle und Berylle als Sehhilfen verwendet; es beginnt die Herstellung von Brillen gegen Weitsichtigkeit; erste Papierherstellung in Italien, erstes Leinen- und Hanfpapier in Frankreich; Geburt von William Wallace, schottischer Freiheitskämpfer und Nationalheld († 1305).
1320 – vor 700 Jahren:
- 20. Januar: Der polnische Herzog Władysław I. Ellenlang wird mit Zustimmung von Papst Johannes XXII. in Krakau zum König von Polen gekrönt. Zur Bekräftigung seiner gegen Johann von Böhmen gerichteten Allianz mit Ungarn verheiratet er im gleichen Jahr seine Tochter Elisabeth mit dem ungarischen König Karl von Anjou.
- 6. April: Mit der Declaration of Arbroath erklärt Schottland seine Unabhängigkeit von England. Die mit den Unterschriften und Siegeln von 51 schottischen Earls, Magnaten und Adligen versehene Urkunde wird als Brief an den seit 1316 im französischen Avignon residierenden Papst Johannes XXII. gesandt. Die Erklärung soll Vorbehalte des Papstes gegen die Beendigung der englischen Herrschaft über Schottland zerstreuen und bittet zugleich um Schlichtung im Konflikt mit England.
- 5. Mai: Der Vertrag von Paris bringt die Versöhnung Roberts III. von Flandern und Nevers mit dem französischen König Philipp V.
Roberts Enkel Ludwig heiratet am 21. Juli Philipps Tochter Margarete von Frankreich. Die Orte Lille, Douai und Orchies gehen in diesem Vertrag endgültig an Frankreich. - Mai: Der zweite Hirtenkreuzzug beginnt in der Normandie, als ein jugendlicher Hirte behauptet, der Heilige Geist sei über ihn gekommen und habe ihn angewiesen, die Mauren in Spanien zu bekämpfen. Scharen von jungen Männern, Frauen und Kindern ziehen daraufhin nach Süden und greifen überwiegend Juden, aber auch Burgen, königliche Beamte, Priester und Leprakranke an. Sie passieren Saintes, Verdun, Cahors und Albi und erreichen am 12. Juni Toulouse. In Montclus im Königreich Aragón töten sie mehr als 300 Menschen. König Jakob II. lässt daraufhin die Verantwortlichen verhaften und hinrichten. Daraufhin gibt es keine weiteren Vorkommnisse, und der Kreuzzug löst sich auf.
- Juli: Mit dem Tod von Heinrich dem Kind stirbt die Dynastie der askanischen Markgrafen von Brandenburg aus.
- Die Allerheiligen-Sturmflut in der Ostsee lässt die Insel Ruden entstehen.
- Dantes Quaestio de Aqua et Terra erscheint.
1420 – vor 600 Jahren:
- 27. Januar: Nach mehrmonatiger Belagerung erobern Prager Bürger die Wenzelsburg und brennen sie nieder.
- 24. Februar: Der Braunschweiger Pfaffenkrieg wird durch Schiedsspruch Herzog Bernhards I. von Braunschweig-Lüneburg beigelegt.
- 1. März: Papst Martin V. ruft auf Wunsch König Sigismunds mit der Bulle Omnium plasmatoris domini zum Kreuzzug gegen die Hussiten auf.
- 17. März: Jan Krasy, Hussit und Anführer des Breslauer Aufstandes von 1418, wird auf Befehl König Sigismunds in Breslau hingerichtet. Darauf schließen sich in Prag die gemäßigten Kalixtiner, denen bewusst wird, dass ein Kompromiss mit Sigismund nicht mehr zu erreichen ist, mit den radikaleren Taboriten zusammen und verfassen unter der Federführung von Jan Rokycana die Vier Prager Artikel mit ihren Forderungen.
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25. März: Die Schlacht bei Sudoměř ist die erste richtige Schlacht der Hussitenkriege und begründet den Ruf der Unbesiegbarkeit des Hussitenführers Jan Žižka, der in dieser Schlacht die für die Hussiten äußerst erfolgreiche Taktik der Wagenburg entwickelt.
- 4. April: Taboritische Truppen besiegen bei Mlada Vozica katholische Truppen vernichtend.
- 7. April: Taboriten unter Nikolaus von Hus erobern Sedlice, anschließend Písek, die Burg Rabi bei Schüttenhofen, Strakonitz und Prachatitz. In den nächsten Wochen werden auch mehrere Klöster niedergebrannt.
- 17. April: Die Kalixtiner übernehmen die Macht in Prag. Ihr Befehlshaber Vinzenz von Wartenberg erobert durch eine List den Hradschin und verjagt den katholischen Prälaten.
- 7. Mai: Der Hradschin wird von katholischen Truppen zurückerobert. Ihr Anführer ist Vinzenz von Wartenberg, der angesichts der taboritischen Grausamkeiten die Seite gewechselt hat. Die Hussiten stecken daraufhin die Prager Kleinseite in Brand.
- 21. Mai: Im Vertrag von Troyes erkennt Frankreichs König Karl VI. im Falle seines Todes einen Thronanspruch des englischen Königs Heinrich V. an, den dieser durch die Heirat (2. Juni) mit Katharina von Valois, der Tochter Karls VI., untermauert. Katharinas Bruder, der Dauphin Karl, ist von der Thronfolge vertraglich ausgeschlossen. Er bildet später in Bourges eine Gegenregierung.
- 12. Juni: Die Belagerung von Prag durch königliche Truppen beginnt. Am 29. Juni trifft Sigismund vor Prag ein. Seine Truppen erleiden unter dem Befehl von Ulrich II. von Rosenberg am nächsten Tag eine schwere Niederlage gegen die Hussiten unter Nikolaus von Hus.
- 4. Juli: Der hussitische Prediger Jan Želivský erhält durch eine „Synode“ die absolute Macht in Prag.
- 14. Juli: In der Schlacht am Veitsberg erleiden die katholischen Kreuzzügler eine schwere Niederlage gegen die Hussiten unter der Führung von Jan Žižka.
- 28. Juli: Der römisch-deutsche König Sigismund lässt sich in Prag zum König von Böhmen krönen. Zwei Tage später zieht das Belagererheer ab.
- 16. August: Bis zum 1. November kommt es zu mehreren kleineren Gefechten, die als Schlacht bei Vyšehrad bekannt werden und die mit der Eroberung Vyšehrads durch die Hussiten enden.
- 24. August: Geburt des Albrecht von Eyb, deutscher Humanist und Schriftsteller († 1475)
- 29. September: Michael Beheim, deutscher Meistersinger geboren († um 1474)
- 24. Dezember: Der hussitische Befehlshaber Nikolaus von Hus stirbt nach einem Unfall.
- Geburt der Margarethe von Savoyen, Königin von Sizilien, Pfalzgräfin und württembergische Gräfin († 1479)
- um 1420: Geburt des Jean Fouquet, französischer Buch- und Tafelmaler († zwischen 1478 und 1481); Geburt des Hans Talhoffer, deutscher Fechtmeister († 1490); Geburt des Piero della Francesca, italienischer Maler, Kunsttheoretiker und Mathematiker († 1492).
1520 – vor 500 Jahren:
- 19. Januar: König Christian II. von Dänemark und Norwegen besiegt in der Schlacht bei Bogesund den bisherigen schwedischen Reichsverweser Sten Sture den Jüngeren, der seinen Verletzungen am 3. Februar erliegt. Sten Stures Gattin Christina Gyllenstierna führt mit Unterstützung des schwedischen Adels den Widerstand fort, nach viermonatiger Belagerung Stockholms unterwerfen sie sich jedoch dem neuen König gegen Zusicherung einer vollen Amnestie. Christian II. wird am 4. November zum König gekrönt, womit die gesamte Kalmarer Union wieder unter einem Herrscher vereint ist. Schon während der Krönungsfeierlichkeiten wird ein geistliches Gericht eingerichtet und rund 100 ehemalige Gegner Christians werden unter der Anschuldigung der Ketzerei angeklagt und am 8. und 9. November hingerichtet. Das Stockholmer Blutbad leitet das Ende der Kalmarer Union ein.
- 6. April: Raffael, italienischer Maler und Baumeister gestorben (* 1483).
- 16. April: In Spanien beginnt von Toledo ausgehend der Comuneros-Aufstand gegen König Karl I., der bis 1522 dauern wird. Die Aufständischen unter der Führung von Juan de Padilla vertreiben den königlichen Statthalter Adrian von Utrecht und rufen in Ávila die Santa Junta de las Comunidades ins Leben. Diese erklärt sich zur provisorischen Regierung Spaniens und den königlichen Rat Karls für abgesetzt. Die Aufständischen erobern Tordesillas und befreien die dort gefangengehaltene Königsmutter Johanna, die anschließend an der Versammlung der Cortes teilnimmt, sich allerdings weigert, jegliche Edikte zu unterschreiben. Angesichts einer sich abzeichnenden Radikalisierung der Bewegung, der sich mittlerweile auch die Bauern und die städtischen Unterschichten angeschlossen haben, ist allerdings manchen Adligen an einer Stabilisierung der Verhältnisse gelegen und sie bemühen sich um einen Ausgleich mit Karl, der in der Zwischenzeit zum militärischen Gegenangriff übergegangen ist.
- 7. Mai: Nachdem sie das Herzogtum Mecklenburg nach dem Tod ihres Vaters Magnus II. mehrere Jahre gemeinsam verwaltet haben, teilen Heinrich V. und Albrecht VII. das Land im Neubrandenburger Hausvertrag untereinander auf. Das Herzogtum wird dabei immer noch als ein Ganzes angesehen. Die Teilung ist notwendig geworden, da die Brüder unterschiedliche Vorstellungen zur Behandlung der Reformation in ihrem Land haben.
- 7. bis 24. Juni: König Heinrich VIII. von England und König Franz I. von Frankreich treffen auf dem so genannten Field of the Cloth of Gold bei Calais zusammen, um die Beziehungen zwischen ihren beiden Ländern zu verbessern.
- 15. Juni: Papst Leo X. droht Martin Luther in seiner Bannandrohungsbulle Exsurge Domine mit der Exkommunikation, sollte dieser nicht binnen 60 Tagen 41 seiner 95 Thesen widerrufen. Luther antwortet darauf mit der aus 30 Thesen bestehenden Denkschrift Von der Freyheith eines Christenmenschen sowie nach Ablauf der Widerrufsfrist am 10. Dezember mit der Verbrennung der päpstlichen Bulle.
- 30. Juni: Der in Gefangenschaft der Spanier befindliche aztekische Herrscher Moctezuma II. wird getötet. In der darauf folgenden Noche Triste („Nacht der Trauer“) vertreiben die Azteken die spanischen Truppen unter Hernán Cortés aus Tenochtitlan, der Hauptstadt des Aztekenreiches.
- 3. September: Tod des Ippolito I. d’Este, italienischer Erzbischof und Kardinal (* 1479)
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21. September: Der seit 1512 herrschende Selim I., Sultan des Osmanischen Reiches, stirbt. Nachfolger wird sein Sohn Süleyman I. der Prächtige, der bis 1566 regieren wird und unter dessen Herrschaft das Osmanische Reich endgültig zur Weltmacht aufsteigt.
- 23. Oktober: Der im Vorjahr gewählte Karl V. wird im Kaiserdom zu Aachen durch den Kölner Erzbischof Hermann V. von Wied zum römisch-deutschen König gekrönt.
- 25. Oktober: Die seit Ende des Vorjahres geführten Verhandlungen zwischen den Krimtataren und König Sigismund I. vopn Polen werden erfolgreich abgeschlossen. Der Waffenstillstandsvertrag sieht im Bedarfsfalle gemeinsame militärische Aktionen gegen Moskau vor, das sich durch den Ausbau befestigter Anlagen an seiner Südgrenze (u.a. werden der Kreml in Tula und der Tulaer Verhau im Frühjahr 1520 fertiggestellt) vor Überraschungsangriffen zu schützen sucht.
- 28. November: Ferdinand Magellan durchfährt die später nach ihm benannte Meeresstraße an der Südspitze Amerikas und erreicht nach vielen widrigen Stürmen den von Magellan so getauften Pazifischen Ozean.
- Herzog Georg der Bärtige von Sachsen untersagt per Erlass den „Blauen Montag“ für Handwerker.
- Nach 300 Jahren Bauzeit wird die gotische Kathedrale von Metz vollendet.
- In der reformatorischen Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche stellt Martin Luther erstmals die Siebenzahl der Sakramente öffentlich in Frage. Seiner Meinung nach existieren nur drei Sakramente: Taufe, Buße und Abendmahl, obgleich er am Ende der Schrift einräumt, dass es durchaus auch nur zwei Sakramente geben könne, da es der Buße eines Zeichens ermangele, das zu einem Sakrament unbedingt dazugehöre. Mit dieser Abhandlung vollzieht Luther auch in der Sakramentslehre den Bruch mit der Kirche seiner Zeit.
- um 1520: Tod des Hermann Bote, deutscher Zollschreiber, Chronist und Schriftsteller (* um 1450).
So viele Gründe zum Feiern!