Willkommen im Jahr 2022 – dem dritten, in dem uns die Corona-Pandemie begleiten und unseren Alltag prägen wird. Bleibt zu hoffen, dass es nicht das dritte Jahr wird, in dem Veranstaltungen, Kurse etc. weitestgehend ausfallen müssen …
2022 ist auch das Jahr, in dem sich die Ersterwähnung meiner Wahlheimat Neunstetten zum 800. Mal jährt, wenngleich der Ort vermutlich schon etwas älter ist.
Welche Ereignisse, Orte und Personen der mittelalterlichen Geschichte können in diesem Jahr sonst noch ein Jubiläum begehen? Hier wieder der jährliche, unvollständige, subjektive und schamlos eurozentrische Überblick.
Vor mehr als 1.000 Jahren
- 521 oder 522: Columban von Iona, irischer Mönch und Missionar geboren († 597)
- 522: Der Philosoph Boëthius, der kurz zuvor noch zum höchsten Staatsbeamten im Ostgotenreich befördert worden ist, wird von König Theoderich dem Großen unter der Anklage, Boëthius habe sich gegen ihn verschworen, inhaftiert. Im Gefängnis verfasst Boëthius 524 sein Hauptwerk Der Trost der Philosophie.
- 522: Amalarich, bislang unter der Vormundschaft Theoderichs des Großen, wird mit 20 Jahren offiziell zum König der Westgoten erklärt.
- 16. Juli 622: Beginn der islamischen Zeitrechnung; Freitag, der 1. Muharram ist der erste Tag des Jahres der Hidschra.
- 9. September 622: Mohammed verlässt mit seinen Anhängern Mekka (Beginn der Hidschra).
- 20. September 622: Mohammed trifft in Qubāʾ ein und bildet dort eine politisch-religiöse Gemeinschaft, der Mohammed Regeln gibt und die sich auch militärisch gegen äußere Widerstände verteidigt. Dieser Tag wird traditionell im Islam als Gedenktag der Hidschra gefeiert.
- 24. September 622: Mohammed kommt in Yathrib (später: Medina) an und schließt damit seine Hidschra ab.
- 722: Pelayo, der Herrscher von Asturien, siegt über ein arabisches Heer in der Schlacht von Covadonga; dies ist der erste christliche Sieg im Rahmen der Wiedereroberung der Iberischen Halbinsel (Reconquista).
- 722: Der byzantinische Kaiser Leo III. ordnet die Zwangstaufe für Juden und Montanisten in seinem Reich an.
- 722: Der fränkische Hausmeier Karl Martell unterwirft die Bajuwaren und Alamannen mit Waffengewalt.
- 30. November 722: Papst Gregor II. weiht Bonifatius zum Missionsbischof ohne festen Sitz.
- 821/822: In einem extrem kalten WInter sind Rhein, Donau, Elbe und Seine monatelang von Eis überzogen, viele Menschen und Tiere erfrieren. Kaiserin Judith, die zweite Frau Ludwig des Frommen hilft den Menschen, wofür ihr der Abt von Fulda, Rabanus Maurus und der Dichtermönch Walahfrid Strabo mit Versen danken, die in die Literaturgeschichte eingehen.
- Um 822: Zum Schutz der Königspfalz Frankfurt werden von Ludwig dem Frommen in Auftrag gegebene erste Befestigungsanlagen in Frankfurt fertiggestellt.
- 822: Die Michaeliskirche in Fulda wird fertiggestellt und am 15. Januar vom Mainzer Erzbischof Haistulph geweiht.
- 822: Mit Hilfe des bulgarischen Khans Omurtag gelingt es dem byzantinischen Kaiser Michael II., die Belagerung Konstantinopels durch Gegenkaiser Thomas den Slawen aufzuheben und die Angreifer zurückzudrängen.
- 15. Juni 822: Rabanus Maurus wird Abt des Klosters Fulda als Nachfolger des verstorbenen Eigil.
- September 822: Umzug des Benediktinerkonventes Hethis in Sachsen nach Corvey.
- 922: Der ostfränkische König Heinrich I. von Sachsen beruft mit König Karl III. dem Einfältigen von Westfranken eine gesamtfränkische Synode nach Koblenz ein.
- 922: Erzbischof Heriger von Mainz baut die Hofkapelle zur königlichen Kanzlei aus.
- 922: König Karl III. von Westfranken wird von den Großen des Landes gestürzt und zieht sich auf seine Hausgüter in Lothringen zurück. Er ruft die verhassten Normannen zur Hilfe und verliert dadurch viele Anhänger.
- 22. April 922: Quedlinburg wird erstmals urkundlich erwähnt. König Heinrich I. lässt die Stadt zu seiner Osterpfalz ausbauen. Später bestimmt er sie auch zu seiner Grablege.
- 922: Herzog Robert von Franzien erhebt sich mit den Herzögen von Burgund und Lothringen gegen König Karl III. und lässt sich am 29. Juni in St. Remy bei Reims zum König krönen.
- 922. Graf Dietrich I. von Holland wird von König Karl III. anerkannt.
- 922. König Eduard der Ältere von Wessex gliedert Essex und East Anglia seinem Reich an und unterwirft die Kleinkönige von Wales und Cornwall.
- 922: Der Islam wird offizielle Religion in Wolgabulgarien.
- 922: Europaweit fallen rund 40.000 Menschen einer epidemieartigen Vergiftung durch mit Mutterkorn verunreinigtes Roggenmehl zum Opfer.
- Um 922 geboren: Edmund I. „der Prächtige“, König von England († 946)
- Um 922 geboren: Konrad der Rote, Herzog in Lothringen († 955)
1022 – vor 1.000 Jahren
- Geboren: Harald Godwinson, letzter angelsächsischer König von England († 1066)
- Die Aftasiden vertreiben den Statthalter des Kalifats von Córdoba und übernehmen die Herrschaft im Taifa-Königreich von Badajoz in al-Andalus.
- Konzil von Pavia: Verbot der Priesterehe, Amtsenthebung verheirateter Priester, Beschluss der Erbunfähigkeit der Priesterkinder.
- König Robert II. von Frankreich stiftet den Orden des Sterns zur Ehren der Mutter Gottes.
- Siegfried von Walbeck, bisher Abt des Klosters Berge bei Magdeburg, wird Bischof von Münster. Er folgt dem am 23. Januar verstorbenen Dietrich I.
- Heimo wird als Nachfolger des am 28. Februar verstorbenen Rudhart Bischof von Konstanz.
- Sigebert wird Bischof von Minden. Er folgt dem im Januar oder Februar verstorbenen Dietrich II. in diesem Amt.
- 29. Juni: Tod von Notker Labeo, Benediktinermönch und Leiter der Klosterschule in St. Gallen, Aristoteles-Kommentator und Übersetzer (* um 950)
- Nach dem Tod Bernwards am 20. November wird Godehard durch Kaiser Heinrich II. zum Bischof von Hildesheim berufen.
- 28. Dezember: Wegen der sogenannten Häresie von Orléans werden auf Befehl des Kapetinger-Königs Robert II. von Frankreich etwa zwölf hohe Gelehrte aus dem Umfeld der Königin Konstanze von Arles als Häretiker verbrannt, darunter die Kanoniker der Kathedrale von Orléans. Es handelt sich um die erste bekannte Verbrennung des christlichen Mittelalters.
1122 – vor 900 Jahren
- Geboren um 1122: Friedrich Barbarossa, Herzog von Schwaben, römisch-deutscher König, später Kaiser: ein Anführer des dritten Kreuzzugs († 1190).
- Geboren um 1122: Eleonore von Aquitanien, Herzogin von Aquitanien, Königin von England und Königin von Frankreich († 1204).
- Der byzantinische Kaiser Johannes II. Komnenos besiegt die über die Donau eingefallenen Petschenegen in der Schlacht bei Beroe (Berrhoia) und zerschlägt damit die Petschenegen als unabhängige Nationalität.
- Georgier erobern Tiflis von den Seldschuken. Ihr König Dawit IV. der Erbauer verlegt seine Residenz daraufhin von Kutaissi nach Tiflis.
- Geburt von Wilhelm I., König von Sizilien, König von Neapel und Fürst von Tarent († 1166).
- Meinhard wird als Nachfolger des am 17. September verstorbenen Hermann zum Bischof von Prag gewählt. Noch im selben Jahr schließt er sich einem Kreuzzug nach Jerusalem an.
- 23. September: Mit dem Wormser Konkordat wird der Investiturstreit zwischen Kaiser Heinrich V. und Papst Calixt II. beigelegt. Die Kompromisslösung des als Pactum Calixtinum sive Heinricianum bezeichneten Konkordats geht unter anderem auf Ivo von Chartres zurück, der jedoch den Abschluss nicht mehr selbst erlebt. Kaiser Heinrich V. akzeptiert den Anspruch der Kirche auf die Investitur mit Ring und Stab, den Symbolen für die geistliche Ehe mit der Kirche und das priesterliche Hirtentum. Die Bischöfe werden durch die Domkapitel gewählt. Im Gegenzug räumt Papst Calixt II. ein, dass die Wahl der deutschen Bischöfe und Äbte in Gegenwart kaiserlicher Abgeordneter verhandelt, und der Gewählte dann mit den Hoheitsrechten, die mit seinem geistlichen Amt verbunden sind, vom Kaiser durch das Zepter als weltlichem Investitursymbol belehnt werden soll („Zepterlehen“).
1222 – vor 800 Jahren
- 1. Februar: Als Alexios I., Kaiser von Trapezunt, nach 18-jähriger Regierungszeit stirbt, werden seine beiden Söhne Johannes und Manuel bei der Thronfolge übergangen. Stattdessen wird Alexios‘ Schwager Andronikos I. Kaiser und Großkomnene von Trapezunt.
- 2. Februar: Nach dem Tod seines Vaters Wilhelm I. wird sein minderjähriger Sohn Florens IV. unter der Vormundschaft seiner Onkel Graf von Holland und Zeeland.
- 28. März: Geburt von Hermann II., Landgraf von Thüringen († 1241).
- 8. Mai: Heinrich (VII.), der Sohn von Kaiser Friedrich II., wird in Aachen von Erzbischof Engelbert I. von Köln zum römisch-deutschen König und zum Mitregenten seines Vaters gekrönt.
- 23. Juni: Konstanze von Aragón, Königin von Ungarn, Königin von Sizilien und römisch-deutsche Kaiserin (* um 1184) stirbt.
- 2. August: Graf Raimund VI. von Toulouse stirbt in seiner Hauptstadt Toulouse umgeben von Katholiken und Katharern. Er wird nach katholischem Ritus als Ritter vom Orden des Hospitals des heiligen Johannes von Jerusalem bestattet. Sein Sohn Raimund VII. wird am 21. September in der Kirche Saint-Pierre-des-Cuisines feierlich als Graf von Toulouse und Markgraf der Provence inthronisiert. Die meisten Teile seines Besitzes hat er in den letzten Jahren vom Albigenserkreuzzug zurückerobert, nur Carcassonne befindet sich noch in den Händen von Amaury de Montfort.
- 12. August: Mit dem kinderlosen Tod Vladislav Heinrichs wird die Markgrafschaft Mähren unter seinem Bruder Ottokar I. Přemysl mit dem Königreich Böhmen in einer Hand vereinigt.
- 28. September: Der Halleysche Komet ist 35 Tage lang nach Quellen aus China, Japan und Korea zu sehen.
- Theodor I. Laskaris, byzantinischer Kaiser im Exil in Nicäa, stirbt. Kurz vor seinem Tod hat er seinen Schwiegersohn Johannes III. Dukas Batatzes zum Nachfolger bestimmt. Dieser Machtübergang wird jedoch von Theodors Brüdern Alexios Laskaris und Isaak Laskaris angefochten, die versuchen, mit Unterstützung des Lateinischen Kaiserreiches ihren Schwager zu vertreiben, um selbst die Herrschaft des Kaiserreiches von Nikaia zu übernehmen. Sie entführen daher ihre elfjährige Nichte Eudokia Laskarina nach Konstantinopel an den Hof Roberts von Courtenay, der sein Heiratsversprechen ihr gegenüber erneuert, und verspricht, ihre Onkel bezüglich ihrer Thronansprüche zu unterstützen. Auch Theodors Witwe Maria von Courtenay begibt sich an den Hof ihres Bruders Robert. Der erst im Vorjahr geschlossene Friedensvertrag mit Nikaia ist damit hinfällig, und die Lateiner sehen sich neuerlich einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt zwischen dem Kaiserreich Nikaia im Osten und dem Despotat Epirus unter Theodoros I. Komnenos Dukas im Westen und sind daher nicht mehr in der Lage, das von Epirus bedrohte Königreich Thessaloniki mit Waffenhilfe zu unterstützen. Dessen König Demetrius von Montferrat flieht daraufhin nach Italien zu seinem Bruder Wilhelm VI. von Montferrat.
- Die Abtei Prüm wird von Kaiser Friedrich II. zum Fürstentum erhoben; Caesarius von Milendonk fertigt eine Abschrift des Prümer Urbar.
- Zwischen Florenz und Pisa kommt es zum Krieg.
- König Andreas II. von Ungarn gibt die ungarische Goldene Bulle aus. Die Gesetze legen die grundlegenden Rechte der Adligen fest, einschließlich des Rechts den königlichen Willen zu missachten, falls dieser widerrechtlich ist (ius resistendi).
- Friedrich II. geht militärisch gegen aufständische Muslime im Königreich Sizilien vor.
- Colmar (Elsass) wird freie Reichsstadt.
- Bocholt erhält durch den Bischof von Münster Stadtrechte.
- Attendorn erhält durch Erzbischof Engelbert von Köln Stadtrechte.
- Gründung der Universität Padua. Sie gewährt Professoren und Studenten, die die Universität Bologna wegen Differenzen verlassen haben, Zuflucht.
- Das Maria-Magdalenen-Kloster in Akkon wird erstmals urkundlich erwähnt.
- Das Kloster Heinrichau wird als Stiftung des Breslauer Domherrn Nikolaus auf herzoglichem Grund im oberen Ohletal errichtet. Die Genehmigung hierzu erteilt Herzog Heinrich I. der Bärtige, dessen Notar Nikolaus ist.
- Jordan von Sachsen wird nach dem Tod von Dominikus zweiter Ordensmeister der Dominikaner.
- Franz von Assisi zieht sich in die Einsamkeit von Alverna, einem kleinen Kloster, zurück.
- Die Synode von Oxford erhebt den Heiligen Georg zum Schutzpatron von England.
- Neunstetten bei Krautheim wird erstmals urkundlich erwähnt.
1322 – vor 700 Jahren
- um 1322: Der Franziskaner Odoricus von Pordenone erreicht Bombay auf dem Seeweg.
- 21. Februar: In Frankreich wird Karl IV. der Schöne zum König gekrönt. Er folgt seinem am 3. Januar im Alter von 28 Jahren an Dysenterie verstorbenen Bruder Philipp V. nach, der keinen erbberechtigten Sohn hinterlassen hat. Als Karl I. wird er damit auch König von Navarra.
- Am 16. März besiegt eine Armee des englischen Königs Eduard II. die Armee der von Thomas of Lancaster, 2. Earl of Lancaster geführten Rebellen entscheidend in der Schlacht bei Boroughbridge. Lancaster, ein Cousin des Königs und der reichste Magnat Englands, wird gefangen genommen und am 22. März hingerichtet.
- 19. Mai: Papst Johannes XXII. erklärt die Ehe von Karl IV. mit Blanka von Burgund nach ihrem angeblichen Ehebruch für aufgelöst. Blanka wird daraufhin aus der Haft in Château-Gaillard entlassen und ihr „gestattet“, sich ins Kloster Maubuisson zurückzuziehen.
- Wegen seiner beharrlich ghibellinischen Politik wird Matteo I. Visconti, Herr von Mailand, während eines Streits über die Besetzung des Mailänder Bischofsstuhls mit Papst Johannes XXII. vom päpstlichen Legaten Bertrand du Pouget exkommuniziert. Er dankt daraufhin kurz vor seinem Tod am 24. Juni zugunsten seines Sohnes Galeazzo I. Visconti ab.
- 24. August: Beatrix von Schlesien-Schweidnitz, römisch-deutsche Königin (* um 1290) stirbt
- 21. September: Karl IV. heiratet Maria von Luxemburg.
- 28. September: In der Schlacht bei Mühldorf, die als letzte Ritterschlacht ohne Feuerwaffen gilt, gelingt es dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern, den Habsburger Friedrich den Schönen gefangen zu nehmen. Die seit 1314 anhaltenden Streitigkeiten um die Nachfolge des verstorbenen Heinrich VII. aus dem Haus Luxemburg im Amt des römisch-deutschen Königs finden hier ihr militärisches Ende. Trotz seines Sieges wird Ludwig jedoch zunächst nicht allgemein als König anerkannt. Dennoch übernimmt er die Regierungsgewalt und kann auch die Herausgabe der Reichskleinodien durch die Österreicher erwirken. Da nun aber auch andere Häuser versuchen, in den Konflikt um die Kaiserkandidatur einzugreifen, strebt Ludwig bald einen Vergleich mit Friedrich an.
- Am 14. Oktober schlägt ein schottisches Heer in der Schlacht bei Byland die Nachhut eines englischen Heeres, das zuvor einen erfolglosen Feldzug nach Schottland geführt hat. Der englische König Eduard II., der sich in der nahen Byland Abbey aufhielt, kann nur knapp einer Gefangennahme entkommen.
- Das Haus zum Römer in Frankfurt am Main wird erstmals urkundlich erwähnt.
- In der Bulle Docta sanctorum pactrum verbietet Johannes XXII. die Aufführung des mehrstimmigen Gesangs (Ars nova) in den Kirchen und nimmt damit Stellung gegen die unter anderem von Philippe de Vitry vertretene neue Musikrichtung zugunsten der Verfechter der Ars antiqua unter ihrem Wortführer Jakobus von Lüttich. Die neue Musik findet daraufhin vor allem beim höfischen Adel Anhängerschaft und Unterstützung; in diesem Umfeld entstehen vermehrt weltliche Musikformen.
- Das Generalkapitel der Franziskaner in Perugia unter Generalminister Michael von Cesena bekräftigt die traditionelle Haltung in der Armutsfrage.
1422 – vor 600 Jahren
- Um 1422 geboren: William Caxton, englischer Buchdrucker, Verleger und Übersetzer († 1491).
- Januar: Der dritte Kreuzzug gegen die Hussiten endet mit zwei weiteren Niederlagen der kaiserlich-katholischen Heere bei Kuttenberg und Deutschbrod.
- 9. März: Die Hinrichtung des hussitischen Priesters Jan Želivský löst in Prag blutige Unruhen aus. Darunter leiden besonders Bewohner des jüdischen Viertels, die jedoch am Tod des Hingerichteten keine Verantwortung trifft.
- 4. April: Mailändische Truppen überfallen und erobern Bellinzona. Die eidgenössischen Orte Uri und Unterwalden, die die Stadt 1419 käuflich erworben haben, rüsten daraufhin zum Krieg und überschreiten den Gotthardpass. Hilfe anderer eidgenössischer Orte erfolgt aber nur zögerlich.
- 25. April: Die Liberei in Braunschweig wird fertiggestellt. Der Bau der Bibliothek im Stil der Backsteingotik ist wegen des Braunschweiger Pfaffenkrieges um fast zehn Jahre verzögert worden.
- 9. Mai: Die im Vorjahr begonnene Belagerung von Meaux endet mit einem Sieg für die belagernden Engländer und mit der Übergabe der Stadt durch die französische Garnison. Doch der englische König Heinrich V. erkrankt während der Belagerung schwer und stirbt im Schloss Vincennes am 31. August an der Ruhr. Nachfolger wird sein acht Monate alter Sohn Heinrich VI., für den die Regentschaft geteilt wird. Sein Onkel Humphrey, Duke of Gloucester, übernimmt die Herrschaft im Königreich England, sein anderer Onkel John of Lancaster, 1. Duke of Bedford, übernimmt die Verwaltung über die von England beherrschten Teile von Frankreich. Heinrichs Mutter Catharine de Valois wird wegen ihrer französischen Abstammung systematisch von ihrem Sohn ferngehalten.
- Hussitenkriege: Die Grausamkeiten, deren sich die Taboriten schuldig machen, erzürnt die Calixtiner derartig, dass sie sich abspalten und sich einen eigenen König in der Person des litauischen Prinzen Zygmond Korybut erwählen. Der polnische König Władysław Jagiełło unterstützt seinen Neffen bei diesem Unternehmen. Zusammen mit seinem Bruder Herzog Vytautas zieht Korybut am 17. Mai mit starkem Kriegsvolk in Prag ein. Weil jedoch die Krone Böhmens zur Krönung fehlt, kommt es zu einer fünfmonatigen Belagerung der Burg Karlstein, die letztlich erfolglos bleibt. Als Papst Martin V. darauf besteht, dass der König von Polen Prinz Korybut sofort abberufe, müssen sich die polnisch-litauischen Truppen am 24. Dezember wieder aus Böhmen zurückziehen.
- Juni bis September: Johannes VIII., der für seinen von einem Schlaganfall gezeichneten Vater Manuel II. die Regierungsgeschäfte im Byzantinischen Reich übernommen hat, kann die erste Belagerung von Konstantinopel durch das Osmanische Reich unter Murad II. abwehren. Die Osmanen haben Byzanz angegriffen, nachdem sich Manuel II. in die Thronfolge des im Vorjahr verstorbenen Mehmed I. eingemischt hatte.
- 30. Juni: In der Schlacht bei Arbedo im Rahmen der Ennetbirgischen Feldzüge wird die Truppe der Alten Eidgenossenschaft von den Einheiten des Herzogtums Mailand unter dem Befehl des Condottiere Francesco Bussone da Carmagnola in einer Umfassungsbewegung besiegt. Die Eidgenossen befinden sich bereits auf dem Rückzug nach Norden, weil sie sich zuvor einer mutmaßlich sechsfachen Übermacht gegenübersahen.
- 19. September: Nachdem er die Belagerung Münchens ohne Erfolg abbrechen musste, unterliegt der Wittelsbacher Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt seinen Vettern Ernst und Wilhelm III. von Bayern-München in der Schlacht bei Alling, der Entscheidungsschlacht des Bayerischen Krieges. Herzog Ernst stiftet die Kirche St. Maria und Georg in Hoflach zur Erinnerung an die Schlacht.
- 27. September: Mit dem Frieden vom Melnosee verliert der Deutsche Orden Gebiete in Polen und Litauen wie Nieszawa und Samogitien. Dafür verzichtet der König von Polen auf die Ansprüche auf Pommerellen, Kulmer Land und Michelauer Land.
- Auf Betreiben König Sigismunds, der seine Kräfte auf die Hussiten konzentrieren möchte, wird am 2. Oktober unter Vermittlung des Eichstätter Fürstbischofs Johann II. von Heideck in Regensburg ein vierjähriger Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Witelsbachern geschlossen. Das Herzogtum Bayern-Ingolstadt wird zeitweilig einem königlichen Landeshauptmann unterstellt, Ludwig VII. folgt dem König an dessen Hof in Ungarn und Heinrich XVI. von Bayern-Landshut wird zur Unterstützung des Deutschen Ordens nach Litauen geschickt. Der Streit zwischen den beiden bayerischen Herzögen wird wieder auf den Rechtsweg verlagert.
Im gleichen Jahr endet auch der Ochsenkrieg Heinrichs XVI. mit Graf Georg III. von Haag, der den Bayerischen Krieg für seine eigenen Zwecke nutzen wollte. - 21. Oktober: König Karl VI. von Frankreich stirbt. Sein im Vorjahr enterbter Sohn Karl VII. lässt sich in Bourges zum König ausrufen und begründet damit die Zeit der Loire-Könige, während die englische Partei seinen Neffen Heinrich VI. als legitimen Nachfolger auf Basis des Vertrags von Troyes sieht.
- Vor dem 12. November: Albrecht III., Kurfürst und Herzog von Sachsen-Wittenberg aus dem Geschlecht der Askanier, stirbt ohne erbberechtigte Nachkommen. Da er keine Kinder hinterlässt, endet mit seinem Tod die askanische Regierung in Sachsen-Wittenberg. Der deutsche König Sigismund zieht das Herzogtum als erledigtes Reichslehen ein.
- Gestorben: Conrad von Soest, deutscher Maler (* 1370).
1522 – vor 500 Jahren
- 9. Januar: Der Deutsche Adrian von Utrecht wird auf dem Konklave 1521–1522 als Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Leo X. zum Papst gewählt. Er nimmt den Namen Hadrian VI. an.
- Februar: Der Comuneros-Aufstand in Spanien wird endgültig niedergeschlagen.
- 11. Februar: Die Victoria, eines der beiden letzten verbliebenen Schiffe der Weltumsegelung des im Vorjahr ums Leben gekommenen Ferdinand Magellan, sticht unter dem Befehl von Juan Sebastián Elcano von Timor aus in See und macht sich an die Überquerung des Indischen Ozeans. Die Heimreise ist von schwierigen Wetterbedingungen gekennzeichnet.
- 9. März: Der Bruch des Fastengebots mit einem Wurstessen am ersten Sonntag des Fastenmonats im Haus des Druckers Christoph Froschauer in Zürich gilt als „Urdatum“ für die Reformierte Kirche. Ulrich Zwingli verteidigt die Aktion mit dem Argument, dass Fasten kein göttliches Gesetz sei. Bereits am Aschermittwoch, dem 5. März, ist ein Bruch des Fastengebots als Ordnungswidrigkeit in Zürich aktenkundig geworden.
- 9. bis 16. März: Martin Luther hält acht Invokavitpredigten.
- 28. März: Albrecht Alcibiades, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach († 1557) geboren.
- 27. April: In der Schlacht bei Bicocca setzen sich in Norditalien die Truppen Kaiser Karls V. gegenüber dem vom französischen König Franz I. entsandten Heer durch. Arkebusen und Artillerie der kleineren spanisch-habsburgischen Streitmacht sind entscheidend im Waffengang. Das Herzogtum Mailand gerät nach der Schlacht in den kaiserlichen Machtbereich.
- 19. Juni: Im Vertrag von Windsor vereinbaren der englische König Heinrich VIII. und Kaiser Karl V. einen gemeinsamen Angriffsplan gegen Frankreich. Infolge des Vertrags greifen die Engländer im Juli von Calais aus die Bretagne und die Picardie an. König Franz I. von Frankreich kann aus Geldmangel keine großen Söldnerheere aufstellen, um Widerstand zu leisten, und die englische Armee brandschatzt und plündert in diesen Regionen.
- Das Osmanische Reich beginnt unter dem Befehl von Çoban Mustafa Pasha am 26. Juni mit der Belagerung von Rhodos. Die Insel wird von den Johannitern verteidigt, die seit dem Jahr 1306 im Besitz der Insel sind. Die osmanische Flotte besteht aus fast 300 Schiffen, das Invasionsheer ist möglicherweise bis zu 160.000 Mann stark und umfasst eine Elite-Truppe von etwa 10.000 Janitscharen. Die osmanischen Kriegsschiffe beginnen die Belagerung mit der Blockade des Hafens von Rhodos.
- 30. Juni: Johannes Reuchlin, deutscher Philosoph und Humanist (* 1455) gestorben.
- 9. Juli: Die Victoria erreicht die Kapverdischen Inseln. Die Portugiesen versuchen, die Heimkehr des Schiffes zu verhindern und nehmen 13 spanische Besatzungsmitglieder gefangen. Wegen des schlechten Zustands des Schiffes verzichtet Elcano auf eine Befreiungsaktion und segelt Richtung Heimat.
- August: Beim Wiener Neustädter Blutgericht werden führende Mitglieder der Ständeopposition, der Wiener Bürgermeister Martin Siebenbürger, die Adeligen Michael von Eytzing und Hans von Puchheim, wie auch die Ratsherren Hans Rinner, Stefan Schlagindweit, Friedrich Pietsch, Martin Flaschner und Hans Schwarz, nach einer Anklage durch Markus Beck von Erzherzog Ferdinand I. hingerichtet. Wien und Wiener Neustadt unterstehen jetzt direkt kaiserlicher Kontrolle. Das Vermögen der Hingerichteten wird konfisziert.
- Im August wählt eine Versammlung von 600 oberrheinischen und fränkischen Rittern, die am Ende des Mittelalters mit wirtschaftlichen Problemen und sozialem Abstieg zu kämpfen haben, in Landau den berühmten Ritter und Söldnerführer Franz von Sickingen zu ihrem Bundeshauptmann.
Angeheizt von der aggressiven Polemik Ulrichs von Hutten, der zum „Pfaffenkrieg“ gegen Fürsten und Klerus aufruft, greift von Sickingen zu den Waffen und beginnt den Ritterkrieg. Allerdings überschätzt er offenbar die Solidarität des Ritteradels; zwar zieht er durch sein wagemutiges Auftreten und die territoriale Machtbasis, auf die er sich stützen kann, zahlreiche Ritter an sich, eine reichsweite Erhebung bleibt indessen aus. Die meisten Adelsfamilien verhalten sich abwartend und machen ihre spätere Teilnahme vom vorherigen Erfolg des Unternehmens abhängig.
Rasch bildet sich gegen Sickingens Aufstand eine Fürstenkoalition, bestehend aus dem Trierer Erzbischof und Kurfürsten Richard von Greiffenklau zu Vollrads, Pfalzgraf Ludwig V. und Landgraf Philipp I. von Hessen. Im September muss die Belagerung von Trier durch die Aufständischen abgebrochen werden, Sickingen muss sich auf seine Burg Nanstein bei Landstuhl zurückziehen. - 24. August: Gaspard I. de Coligny, seigneur de Châtillon, französischer Adeliger und Marschall von Frankreich, Gouverneur der Champagne sowie der Picardie (* 1465 oder 1470) gestorben.
- 7. September: Mit der Ankunft im Ausgangshafen Sanlúcar de Barrameda vollendet die Expedition von Juan Sebastián Elcano die erste Weltumsegelung. Von den ursprünglich 237 Besatzungsmitgliedern kehren nur 18 wieder zurück. Trotz sorgfältiger Buchführung fehlt der Mannschaft außerdem ein Tag im Kalender. Erst viel später wird die Notwendigkeit einer Datumsgrenze erkannt.
- September: Auf der Leipziger Buchmesse veröffentlicht Luther das Septembertestament, eine Übersetzung des Neuen Testaments.
- Am 27. Oktober stellen die Johanniter auf Rhodos fest, dass der Großkanzler des Ordens, André do Amaral, einen seiner Diener damit beauftragt hat, insgeheim Botschaften in das osmanische Lager zu feuern. Beide Männer werden deshalb des Hochverrats bezichtigt und hingerichtet. Für den 11. bis 13. Dezember wird ein Waffenstillstand vereinbart, um so Verhandlungen zu ermöglichen. Die von den Osmanen geforderte Kapitulation der Stadt wird jedoch abgelehnt, so dass die Kämpfe wieder aufflammen.
- 14. November: Anne de Beaujeu, Herzogin von Bourbon und Regentin von Frankreich (* 1461) gestorben.
- Den Osmanen vor Rhodos gelingt am 17. Dezember die Eroberung des „Turms von Spanien“, was die Verteidigung der Stadt praktisch unmöglich macht. Die Johanniter kapitulieren daraufhin am 22. Dezember unter der Bedingung, dass ihnen freier Abzug gewährt wird. Am 1. Januar 1523 verlassen sie und mit ihnen mehrere Tausend Einheimische die Insel.
Die Eroberung von Rhodos ist für das Osmanische Reich ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollständigen Herrschaft über das östliche Mittelmeer. Die Johanniter lassen sich nach ihrer Vertreibung von Rhodos zunächst auf Kreta nieder. - In Nizza läuft am 21. Dezember die Karacke Santa Anna vom Stapel, eines der größten und modernsten Schiffe seiner Zeit. Ihre Besonderheit ist ihr teilweise mit Bleiplatten beschlagener Rumpf, den einige Autoren als eine frühe Form der Schiffpanzerung betrachten, während andere die Verringerung der Wasserdurchlässigkeit als Hauptzweck ansehen. Die Bewaffnung der Santa Anna ist für 500 Soldaten ausgelegt. Im Schiff ist eine Schmiede untergebracht, in der mehrere Waffenschmiede auch auf hoher See ihrer Arbeit nachgehen können. Das Schiff hat sogar eine eigene Windmühle und Backöfen an Bord, mit denen die Besatzung mit frischem Brot versorgt wird. Darüber hinaus besitzt die Santa Anna einen Garten mit Pflanzen, die in Blumenkästen entlang der Heckgalerie aufgehängt sind.
- Die Burg Peine wird während der Hildesheimer Stiftsfehde neuerlich vergeblich belagert. Das Hochstift Hildesheim wird durch Kaiser Karl V. mit der Reichsacht belegt.
- Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen lässt den Schautaler Friedrichs des Weisen prägen. Dieser zeigt auf der Vorderseite das Porträt des sächsischen Kurfürsten mit Barett und auf der Rückseite ein Blumenkreuz, in dessen Winkeln die Anfangsbuchstaben der Worte seines Wahlspruchs stehen. Den Prägestempel der Vorderseite schneidet Hans Krafft der Ältere in Nürnberg nach einem Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren.
- Eleonora von Toledo, Herzogin von Florenz, Ehefrau von Cosimo I. Medici († 1562) geboren.
- Leonhard Wagner, deutscher Kalligraph, Mönch des Benediktinerordens (* 1453) gestorben.
So viel zu feiern, so wenig Zeit.
Aber enthaft, vielen Dank für die enorme Recherche und die übersichtliche Aufbereitung all der Daten und Ereignisse!