Lange Zeit stand das Mittelalter in keinem besonders guten Ruf, was sich schon in der Bezeichnung äußert. Die Humanisten der Renaissance klassifizierten die Epoche zwischen der glorreichen Antike und ihrer eigenen Zeit als Phase des Rückschritts, geprägt von geistigem Stillstand, Aberglaube, kulturellem und politischem Verfall etc. Lange haben sich diese Ressentiments gehalten, sogar innerhalb der Geschichtsforschung, und sie sind noch heute in zahlreichen populären Darstellungen des Mittelalters etwa in Film und Fernsehen zu spüren.
Gleichwohl mangelte es insbesondere in den vergangenen 20-30 Jahren nicht an Versuchen, diese Vorurteile aus der Welt zu schaffen und der Öffentlichkeit ein ausgewogeneres Bild des Mittelalters zu vermitteln. Daran arbeitet die Agentur HistoFakt, uind in die gleiche Richtung zielt auch das neue Sonderheft von „Spiegel Geschichte“, dessen Leitartikel von Eva-Maria Schnurr dieser Tage auf Spiegel online veröffentlicht wurde.
Man kann viel über eine Zeit erfahren, indem man die Begriffe analysiert, die in ihrer Kultur Hochkonjunktur hatten. Das Problem dieser „Modewörter“ besteht jedoch häufig darin, dass sie zu bloßen Hülsen erstarrt sind und keinen Inhalt mehr transportieren, bzw. dass sie zur Projektionsfläche für alle möglichen Interpretationen geworden sind. Ob es allerdings die Forschung weiterbringt, einen Begriff wie „Ehre“ einfach durch eine willkürliche Buchstabenfolge wie „DX7R1“ zu ersetzen, wie von Christian Schwaderer in seinem Beitrag auf mittelalter.hypotheses.org vorgeschlagen, mag dahingestellt bleiben.
Ebenfalls auf mittelalter.hypotheses.org widmet sich die Redaktion der Frage nach der Anerkennung von Wissenschaftsblogs in der Mediävistik. Ohne Frage hat hier in den vergangenen Jahren ein Umdenken eingsetzt, doch es wird noch viel Überzeugungsarbeit erforderlich sein, und noch hängt Deutschland in diesem Bereich hinter dem angelsächsischen Sprachraum deutlich zurück.
DIE ZEIT stellt in unregelmäßiger Folge immer mal wieder außergewöhnliche, vom Aussterben bedrohte Berufe vor. Handwerkliche Kammmacher hätte ich persönlich schon längst zu den gänzlich untergegangenen Berufen gezählt, musste mich aber hier eines Besseren belehren lassen. Daumen hoch für Melanie Groetsch (und für Markus Schleufe für den Beitrag)!
Hiltibold verlinkte in dieser Woche wieder einige interessante frei verfügbare Dokumente zu mittelalterlichen Brettspielen, Nacktheit, Obszönität, Bergbau und mehr und kommentierte außerdem den neuesten Unsinn vom notorischen „Campus Galli“ in Meßkirch, zu dem ich mich nicht weiter äußern werde.
Stattdessen hier noch ein mittelalterlicher Spam-Filter: