Fundstücke KW 8

Das bronzezeitliche Salzbergwerk in Hallstadt (Oberösterreich) ist ein faszinierender archäologischer Fundplatz. Vor 13 Jahren wurde dort die älteste Holzstiege Europas entdeckt, die nun nach langwierigen und aufwändigen Untersuchungs- und Konservierungsmaßnahmen an ihren Fundort zurückkehrt, wie derstandard.at berichtet.
Die Holzstiege wird ein zentrales Schaustück im neuen „Bronzezeit-Kino“ werden, das am 29. Mai eröffnet werden soll, und hat sogar ein eigenes „Stiegen-Blog“.

Vor der Küste Israels entdeckten Taucher durch Zufall einen gewaltigen Schatz von Goldmünzen aus der Zeit der Fatimiden-Dynastie. Zahlreiche Medien fassten die Fakten zusammen, u.a. Spiegel Online und derstandard.at. Die Süddeutsche Online bietet sogar ein Video.

Hiltibold ging diese Woche der Frage nach, wo und wie wohl im Frühmittelalter adelige Besucher eines Klosters verlöstigt wurden.

Die Reiß-Engelhorn-Museen in Mannheim zeigen seit diesem Wochenende die Ausstellung „Wilde Völker an Rhein und Neckar: Franken im frühen Mittelalter„. Darüber berichten die Fränkischen Nachrichten.

In eigener Sache: Wer ist eigentlich der Typ, der hier immer schreibt? Für die Fränkischen Nachrichten hat Redakteur Konrad Bülow ein Porträt meiner Person verfasst. Eine kleine Korrektur ist allerdings angebracht: Ein Kettenhemd besitze ich (leider) nicht …

Den wunderbaren Luttrell Psalter-Film hatte ich hier ja schon vor längerer Zeit beschrieben und verlinkt. Diese Woche stieß ich auf einen älteren Blog-Beitrag, der etwas zu den Hintergründen der Rekonstruktion der Bekleidung aus dem 14. Jahrhundert verrät.

Zwei Frauen spinnen Wolle. Luttrell Psalter, um 1325-40 (London, British Library, Add. MS 42130).

Zwei Frauen spinnen Wolle. Luttrell Psalter, um 1325-40 (London, British Library, Add. MS 42130).

Zwei Frauen spinnen Wolle. (c) Crow's Eye Costumes.

Zwei Frauen spinnen Wolle. (c) Crow's Eye Costumes.

Fundstücke KW 7

Der vergangene Woche verlinkte Leidensbericht einer promovierten Historikerin auf Jobsuche (taz) hat in den sozialen Medien rege Diskussionen ausgelöst. Sind Geisteswissenschaftler zu verwöhnt und unflexibel, um sich auf einen veränderten Arbeitsmarkt einzustellen? Ist die Gesellschaft verpfilchtet, qualifizierte Stellen für Altorientalisten, Byzantinisten und andere „Exoten“ bereitzuhalten?
Jedenfalls sind Berufsaussichten und Arbeitsbedingungen junger Wissenschaftler derzeit ein Thema für Medien und (hoffentlich) Politik. „Ins Prekariat mit Doktorgrad“ formuliert Anant Argawala das Problem in der ZEIT.
Dazu passt auch die Meldung im Spiegel: „Museen mogeln beim Mindestlohn“ – Qualifizierte Absolventen werden mit Azubi-Gehältern abgespeist (an Bewerbern herrscht dennoch kein Mangel). Aber wie kann die Politik ernsthaft erwarten, dass sich Etatkürzungen bzw. -streichungen mit der Einführung eines Mindestlohns vereinbaren lassen?
„Bessere Beschäftigungsbedingungen und planbare Perspektiven“ für (Nachwuchs-)Wissenschaftler fordert eine Petition auf openpetition.de.

Passend zum Valentinstag meldet derstandard.at den Fund eines fast 6.000 Jahre alten Paares, das in inninger Umarmung bestattet worden war.

Noch einmal derstandard.at: Ein 535 Jahre alter Märtyrerschädel im italienischen Otranto weist mehrere kreisrunde Löcher auf, die nicht von Trepanationen stammen. Sondern? „Perfekte kreisrunde Bohrlöcher gehen auf eine makabre medizinische Praxis zurück„.

In Worms stießen Archäologen bei der Suche nach römischen Fundamenten auf Überreste der alten Dombauhütte – allerdings wohl nicht jener aus dem Mittelalter, wie der Artikel auf t-online.de nahe zu legen scheint, sondern jener der Domsanierung um 1900, wie Johannes Götzen in der Wormser Zeitung klarstellt.

Außerdem noch ein interessanter Artikel auf www.burgerbe.de zum „Burgenbau der Normannen in England„.

Und das Bild der Woche, natürlich passend zum Valentinstag (via discarding images):

René d'Anjou, Livre du Cuer d'amours espris, France ca. 1480-1485 (BnF, Français 24399, fol. 121r)

René d'Anjou, Livre du Cuer d'amours espris, France ca. 1480-1485 (BnF, Français 24399, fol. 121r)

Fundstücke KW 6

Woran kann es liegen, dass die Steinplatte im Garten wackelt? Nun, vielleicht befindet sich ein reich ausgestattetes Wikingergrab darunter – das war zumindest in Norwegen der Fall. Angelika Franz berichtet auf Spiegel Online über einen bedeutenden Zufallsfund der Wikingerzeit. (Dass die „Wikinger“ großen Wert auf Körperpflege legten, sollte sich aber doch inzwischen herumgesprochen haben, oder nicht?)

Noch ein archäologischer Zufallsfund: Unter einem Weinberg in der Steiermark kam ein ganzes eisenzeitliches Haus zum Vorschein, wie derstandard.at meldet.

Wie lebte es sich im 8. Jahrhundert im Winter? Eine living history-Gruppe wollte es herausfinden und verbrachte einige kalte Tage im „Karolingischen Freilichtlabor Lauresham“, worüber der Hessische Rundfunk berichtet.

Hiltibold widmete diese Woche einen Beitrag der Frage, ob es im Mittelalter Ärztinnen gegeben hat. Die Antwort lautet „Ja“, wenngleich die Existenz der berühmten Trotula immer wieder in Zweifel gezogen wird.

Berufsaussichten für HistorikerInnen? Ein Thema zum Weinen! Eine persönliche und bittere Analyse erschien am Samstag in der taz. Die Autorin

Stefanie Schmidt, Historikerin, war Praktikantin der taz. Seit Einführung des Mindestlohns wäre ihr dies nicht mehr möglich. Praktika dürfen nur die machen, deren Berufsausbildung noch nicht fertig ist“.

 

Der mittels „crowdfunding“ finanzierte Begleitband zur Freiburger Tagung „Das Schwert – Symbol und Waffe“ ist inzwischen im Verlag Marie Leidorf erschienen. Eine ausführliche Rezension erscheint auf diesen Seiten, sobald ich dazu komme …

Mittelalterliche Buchminiatur der Woche (via Discarding Images):

Mäusejagd. Biblia Porta, Frankreich, 13. Jahrhundert (Lausanne, Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne, U 964, fol. 354r).

Mäusejagd. Biblia Porta, Frankreich, 13. Jahrhundert (Lausanne, Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne, U 964, fol. 354r).

Fundstücke KW 5

Lange Zeit stand das Mittelalter in keinem besonders guten Ruf, was sich schon in der Bezeichnung äußert. Die Humanisten der Renaissance klassifizierten die Epoche zwischen der glorreichen Antike und ihrer eigenen Zeit als Phase des Rückschritts, geprägt von geistigem Stillstand, Aberglaube, kulturellem und politischem Verfall etc. Lange haben sich diese Ressentiments gehalten, sogar innerhalb der Geschichtsforschung, und sie sind noch heute in zahlreichen populären Darstellungen des Mittelalters etwa in Film und Fernsehen zu spüren.
Gleichwohl mangelte es insbesondere in den vergangenen 20-30 Jahren nicht an Versuchen, diese Vorurteile aus der Welt zu schaffen und der Öffentlichkeit ein ausgewogeneres Bild des Mittelalters zu vermitteln. Daran arbeitet die Agentur HistoFakt, uind in die gleiche Richtung zielt auch das neue Sonderheft von „Spiegel Geschichte“, dessen Leitartikel von Eva-Maria Schnurr dieser Tage auf Spiegel online veröffentlicht wurde.

Man kann viel über eine Zeit erfahren, indem man die Begriffe analysiert, die in ihrer Kultur Hochkonjunktur hatten. Das Problem dieser „Modewörter“ besteht jedoch häufig darin, dass sie zu bloßen Hülsen erstarrt sind und keinen Inhalt mehr transportieren, bzw. dass sie zur Projektionsfläche für alle möglichen Interpretationen geworden sind. Ob es allerdings die Forschung weiterbringt, einen Begriff wie „Ehre“ einfach durch eine willkürliche Buchstabenfolge wie „DX7R1“ zu ersetzen, wie von Christian Schwaderer in seinem Beitrag auf mittelalter.hypotheses.org vorgeschlagen, mag dahingestellt bleiben.

Ebenfalls auf mittelalter.hypotheses.org widmet sich die Redaktion der Frage nach der Anerkennung von Wissenschaftsblogs in der Mediävistik. Ohne Frage hat hier in den vergangenen Jahren ein Umdenken eingsetzt, doch es wird noch viel Überzeugungsarbeit erforderlich sein, und noch hängt Deutschland in diesem Bereich hinter dem angelsächsischen Sprachraum deutlich zurück.

DIE ZEIT stellt in unregelmäßiger Folge immer mal wieder außergewöhnliche, vom Aussterben bedrohte Berufe vor. Handwerkliche Kammmacher hätte ich persönlich schon längst zu den gänzlich untergegangenen Berufen gezählt, musste mich aber hier eines Besseren belehren lassen. Daumen hoch für Melanie Groetsch (und für Markus Schleufe für den Beitrag)!

Hiltibold verlinkte in dieser Woche wieder einige interessante frei verfügbare Dokumente zu mittelalterlichen Brettspielen, Nacktheit, Obszönität, Bergbau und mehr und kommentierte außerdem den neuesten Unsinn vom notorischen „Campus Galli“ in Meßkirch, zu dem ich mich nicht weiter äußern werde.

Stattdessen hier noch ein mittelalterlicher Spam-Filter:

Mittelalterlicher Spam-Filter. (c) LECTRR.www.lectrr.com

Mittelalterlicher Spam-Filter. (c) LECTRR.www.lectrr.com