Archiv für den Monat: Januar 2016
Fundstücke KW 3
Ein Aufsatz zur Ethnogenese der Bajuwaren mit der Bitte um Anregungen und Kritik von Dr. Rainer Gottwald auf forum-landsberg.de.
Der Stradiot widmet sich in einem aktuellen Blog-Beitrag der Benutzung von Speeren in Geschichte und Reeanactment. (Dank an D. Braun-Zeuner für den Hinweis!)
Erlebnisarchäologie Bayern berichtet über einen Ausflug zur Burgbaustelle in Friesach.
Mittelalterliche Jahrestage 2016 in der Übersicht.
Kuzr!-Geschichte setzt den Themenmonat „Herrscherinnen“ fort mit Christina von Schweden.
Daniel Ossenkop widmet sich den Drachen im Mittelalter.
Schon etwas ältere Videos, aber diese Woche erst entdeckt: Ein mobiles (!) Wasserrad, das ein Hammerwerk und eine Drechselbank antreibt, erbaut von Andreas Weigelt.
Jahrestage mittelalterlicher Geschichte 2016
Welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2016 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?
Ein kurzer, keineswegs vollständiger und schamlos eurozentrischer Überblick:
Vor mehr als 1.000 Jahren:
- 516: Sigismund wird König der Burgunder, die daraufhin den katholischen (statt des arianischen) Glauben annehmen
- 616: Raedwald von East Anglia besiegt in der Schlacht am Idle Æthelfrith von Northumbria
- 716: Karl Martell besiegt bei Amblève Raganfrid, Hausmeier von Neustrien, und den Merowingerkönig Chilperich II.
- 816: In Reims wird Ludwig der Fromme von Papst Stephan IV. erneut zum Kaiser gekrönt
- 916: Am 20. September wird die Synode von Hohenaltheim einberufen, die das Bündnis der ostfränkischen Bischöfe mit dem Königtum stärken sollte
1016 – Vor 1.000 Jahren:
- Byzantiner und Rus vernichten das jüdische Chasarenreich
- Belagerung von London durch Knut den Großen und Tod des englischen Königs Æthelred (23. April); Beginn der dänischen Herrschaft über England (bis 1042)
- 6. Juli: Schlacht bei Pontlevoy
1066 – Vor 950 Jahren:
- 5. Januar: Der englische König Eduard der Bekenner stirbt ohne klare Nachfolgeregelung. Die englischen Witan wählen daraufhin Harald Godwinson zu seinem Thronfolger
- 25. September: In der Schlacht von Stamford Bridge (Yorkshire) schlägt König Harald II. von England den Eroberungsversuch Harald Hardrades von Norwegen zurück, der von Haralds Bruder Tostig Godwinsonunterstützt wird. Die englische Armee eilt in einem zweiwöchigen Gewaltmarsch nach Süden
- 14. Oktober: In der Nähe des heutigen Ortes Battle kommt es zur Schlacht von Hastings. Wilhelm der Eroberer besiegt den englischen König Harald II. und erobert England
- 25. Dezember: Wilhelm der Eroberer wird in der Westminster Abbey zum König von England gekrönt
1116 – Vor 900 Jahren:
- Zweiter Italienzug Heinrichs V.
- 25. April: Tod Bernhards von Tiron, Einsiedler und Klostergründer (* um 1046)
- 29. August: Geburt des späteren französischen Königs Philippe († 1131)
1216 – Vor 800 Jahren:
- 26. Mai: Kronprinz Ludwig von Frankreich landet in England und nimmt in der St Paul’s Cathedral die Huldigung der Barone wie auch des schottischen Königs Alexander II. entgegen. Im Verlauf des Jahres gelingt es ihm, den Osten England zu erobern
- 19. Oktober: Nach dem Tod seines Vaters Johann Ohneland (* 1167) wird Heinrich III. im Alter von neun Jahren König von England, die Krönung erfolgt am 28. Oktober
- 22. Dezember: Mit der Bulle Religiosam vitam bestätigt Papst Honorius III. die Ordensregel der Dominikaner
- Ersterwähnung der Stadt Dresden (slaw: „Sumpfwald“)
- Fertigstellung der Benediktiner-Abtei Laach
1266 – Vor 750 Jahren:
- 6. Januar: In Rom wird Karl I. von Anjou von fünf Kardinälen mit Zustimmung, aber in Abwesenheit des Papstes Clemens IV. zum König von Sizilien und Fürsten von Tarent gekrönt
- 26. Februar: In der Schlacht bei Benevent besiegt der frisch gekrönte König ein deutsch-sizilianisches Heer unter Manfred von Sizilien. Mit Manfreds Tod in der Schlacht endet die Herrschaft der Stauferin Süditalien
- 15. Mai: In der Schlacht von Chesterfield besiegt Henry of Almain, ein Neffe des englischen Königs Heinrich III., eine Gruppe von Anhängern des Simon de Montfort, und beendet damit endgültig den Zweiten Krieg der Barone
- Juni bis Dezember: Belagerung von Kenilworth Castle
- 2. Juli: Nach jahrelangen Kämpfen verkauft König Magnus VI. von Norwegen im Frieden von Perth die Insel Man und die Hebriden an Schottland und erhält dafür 4.000 Mark Sterling sowie eine jährliche Abgabe von 100 Mark. Im Gegenzug erkennt Schottland die norwegische Herrschaft über Orkney und die Shetlandinseln an
- Thomas von Aquin beginnt die Arbeit an seinem Hauptwerk, der Summa theologica, die den Höhepunkt der Scholastik darstellt
1316 – Vor 700 Jahren:
- 10. Februar: Großfürst Michail von Twer erzwingt die Unterwerfung Nowgorods, das sich während seiner Abwesenheit mit Juri I. Daniilowitsch von Moskau verbündet hatte
- 14. Mai: Geburt Karls IV., römisch-deutscher König († 1378)
- 5. Juni: Der überraschende Tod Ludwigs X. löst in Frankreich Erbfolgestreitigkeiten aus
Zeitgenössische Darstellung Papst Johannes' XXII. Avignon, Archives iconographiques du palais du Roure.
- 7. August: Nach einer Sedisvakanz von über zwei Jahren einigen sich die sechzehn französischen und acht italienischen Kardinäle auf den siebzigjährigen Jacques Duèze als Kompromisskandidaten, der als Johannes XXII. als erster Papst ständig in Avignon residiert
- August: Das Reiterheer Waldemars des Großen von Brandenburg unterliegt in der Schlacht bei Gransee während des Norddeutschen Markgrafenkrieges den verbündeten Truppen des Fürstentums Mecklenburg, der Herrschaft Werle und des Königreichs Dänemark
- Ramon Llull (* 1232), katalanischer Philosoph, stirbt
- In ganz Europa kommt es zu starken Überschwemmungen, die Hungersnöte und Epidemien zur Folge haben
1346 – Vor 670 Jahren:
- 11. Juli: König Edward III. von England überquert mit einer Flotte von Südengland aus den Ärmelkanal und landet am nächsten Tag in Saint-Vaast-la-Hougue, etwa 25 km von Cherbourg entfernt. Von hier aus beginnt er im Hundertjährigen Krieg seinen Feldzug durch die Normandie. Seine Truppen plündern und brandschatzen auf ihrem Weg die Städte Carentan, Saint-Lô und Torteval, wodurch die französische Moral und Kampfkraft zerstört werden soll
- 26. Juli: In der Schlacht von Caen erleiden die französischen Verteidiger eine vernichtende Niederlage. Anschließend erobern und plündern die englischen Truppen die Stadt
- 24. August: Die Schlacht von Blanchetaque ist ein weiterer Sieg für Edwards Truppen, der ihm erlaubt, die Somme zu überqueren
- 26. August: Die Franzosen unter Philipp VI. werden von den zahlenmäßig stark unterlegenen Engländern unter Edward III. in der Schlacht bei Crécy schwer geschlagen. Die englischen Bogenschützen sind mit ihren Langbögen den französischen Rittern überlegen. In dieser Schlacht stirbt Johann von Böhmen
- 4. September: Nach ihrem Sieg belagern die englischen Truppen für elf Monate die Stadt Calais
- 17. Oktober: Englands König Edward III. nimmt in der Schlacht von Neville’s Cross den schottischen König David II. gefangen und lässt ihn im Tower of London einkerkern
1416 – Vor 600 Jahren:
- 19. Februar: Savoyen wird zum Herzogtum
- 3. März: Geburt Sigismunds von Sachsen, Bischof von Würzburg († 1471)
- 15. März: Jean de Valois, duc de Berry (*1340) sowie die Künstlerbrüder Paul, Johan und Herman von Limburg sterben an einer Seuche, das Stundenbuch Très Riches Heures bleibt dadurch unvollendet (bis 1489)
- 27. März: Geburt des Franz von Paola, Gründer des Paulanerordens und Heiliger († 1507)
- 30. Mai: Hieronymus von Prag, Weggefährte von Jan Hus, wird auf dem Konzil von Konstanz als Ketzer verbrannt, nachdem er den Widerruf seiner Aussagen zurückgenommen hat

Hieronymus von Prag wiird zum Scheiterhaufen geführt. Richenthal-Chronik, Rosgartenmuseum Konstanz, Hs. 1, fol. 59v.
- Frühjahr: König Sigismund versucht erfolglos, im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zu vermitteln. In der Folge verschlechtert sich das Verhältnis zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich
- Als sich die Rückkehr des 1408 gestürzten Alten Rates nach Lübeck abzeichnet, organisiert der Goldschmied Heyno Sobbe als Mitglied des Neuen Rats erfolglos einen Handwerkeraufstand, um das zu verhindern. Er wird verhaftet und am 11. Juni hingerichtet
- 15. August: Der Vertrag von Canterbury wird als Bündnisvertrag im Rahmen des Hundertjährigen Krieges zwischen König Henry V. von England und König Sigismund geschlossen. Der Vertrag wird bis September ratifiziert, erhält aber in den folgenden Kriegsjahren kaum mehr als symbolische Bedeutung
- Oktober: In Olmütz kommt es zu einem Aufstand, nachdem der von König Wenzel und dem Prager Erzbischof ernannte Administrator Albrecht von Březí an einer hussitischen Messe teilgenommen hat. Das Konzil von Konstanz benennt am 14. Dezember einen Nachfolger, der jedoch von König und Erzbischof nicht anerkannt wird
1516 – Vor 500 Jahren:
- 23. Januar: Nach dem Tod Ferdinands II. wird sein Sohn Karl I. König von Spanien. Damit beginnt der Jahrhunderte währende Gegensatz zu Frankreich, das sich von den Habsburgern „umzingelt“ sieht
- 18. Februar: Geburt Marias I. von England (Maria Tudor, Bloody Mary), Königin von England († 1558)
- März: Die Orte Uri, Schwyz, Zürich, Basel und Schaffhausen, die den im Vorjahr nach der Schlacht bei Marignano geschlossenen Frieden von Genf ablehnen, stellen dem römisch-deutschen Kaiser Maximilian I. 15.000 Mann für seinen Feldzug nach Oberitalien zur Verfügung. Ein neuerlicher Bruderkrieg mit den anderen eidgenössischen Orten, die Frankreich unterstützen, wird nur vermieden, weil Maximilian I. den vereinbarten Sold nicht aufbringen kann
- 23. April: In Ingolstadt erlassen die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. eine neue bayerische Landesordnung. Darin werden u.a. die Zutaten und Höchstpreise für Bier geregelt, weswegen sie im 20. Jahrhundert als bayerisches bzw. deutsches „Reinheitsgebot“ nachhaltige Wirkung entfaltet
- 23. April: Geburt des Georg Fabricius, protestantischer deutscher Dichter, Historiker und Archäologe († 1571)
- 8. Juni: Tod des Elefanten Hanno, der Lieblingstiers von Papst Leo X., das dieser von König Manuel I. von Portugal zwei Jahre zuvor geschenkt bekommen hatte. Wenig später kursiert ein satirisches Testament des Elefanten, in dem die Zustände in der römischen Kurie angeprangert werden
- Im August stirbt der niederländische Maler Hieronymus Bosch (* um 1450)
- 13. August: Gegen den Willen Kaiser Maximilians I. schließen Karl I. von Spanien als Herzog von Burgund und Franz I. von Frankreich den Vertrag von Noyon. Maximilian muss daraufhin seine letzten Positionen in Italien aufgeben
- 12. November: König Karl I. von Spanien schließt mit Franz von Taxis und seinem Neffen Johann Baptista einen erneuerten Postvertrag. In diesem Vertrag bezeichnet König Karl die beiden als seine Hauptpostmeister (capitaines et maistres des postes) und einzige Post- und Kuriermeister. Franz und Johann Baptista verpflichten sich, Postreiter von Brüssel unter anderem zum französischen Königshof sowie zum Hof Kaiser Maximilians zu stationieren. Auf jeder Wechselstation mit Ausnahme von abgelegenen Routen sollten zwei Pferde gehalten werden. Es dürfen im Rahmen bestimmter Zeitvorgaben ausnahmslos nur königliche Briefe befördert werden. Der Vertrag tritt am 15. November in Kraft
- 29. November: Der französische König Franz I. schließt mit den Eidgenossen die „ewige Richtung“, in der alle früheren Feindschaften aufgehoben werden und für künftige Konflikte ein Schiedsgericht eingesetzt werden soll. Kein Vertragspartner soll die Feinde des anderen unterstützen, und die Eidgenossen dürfen ihre Eroberungen in Italien mit Ausnahme des Eschentals behalten. Das Tessin fällt damit endgültig an die Schweiz. Als Kriegsentschädigung zahlt Franz I. 700.000 Kronen an die dreizehn Orte der Eidgenossenschaft
- 19. Dezember: Der französische König Franz I. und Papst Leo X. schließen das Konkordat von Bologna. Franz erkennt darin die Superiorität des Papstes (über die Konzilien) und die Annaten (Abgaben für Übertragung eines geistlichen Amtes) an. Dafür erhält er das Recht, die wichtigen Positionen in der französischen Kirche ohne Einmischung des Papstes zu besetzen
- Dezember: Thomas Morus‚ staatstheoretisches Werk „Utopia“ wird auf Betreiben Erasmus‘ von Rotterdam in Löwen in lateinischer Sprache erstmals veröffentlicht
- Götz von Berlichingen ruft angeblich dem Kurmainzischen Amtmann in Krautheim an der Jagst den „Schwäbischen Gruß“ zu
- In Augsburg wird im Auftrag des Kaufmanns und Bankiers Jakob Fugger unter Baumeister Thomas Krebs mit dem Bau der Fuggerei begonnen, der ältesten noch heute bestehenden Sozialsiedlung der Welt. Die Arbeiten dauern bis 1521
- Die erste Fassung des aus 40 Gesängen bestehenden Versepos Orlando furioso von Ludovico Ariosto erscheint
- Lucas Cranach der Ältere malt den Bilderzyklus „Die 10 Gebote„
- Der Spanier Juan Díaz de Solís erreicht vermutlich als erster Europäer mit seiner aus drei Karavellen bestehenden Expedition die Mündung des Río de la Plata und damit das Gebiet der heutigen Staaten Uruguay und Argentinien
Fundstücke KW 2
Die SZ Online stellt in ihrer Reihe „Altes Handwerk“ eine Schriftsetzerin vor, die tatsächlich noch mit Bleisatz arbeitet.
In Brandenburg hat ein „Hobby-Archäologe“ einen Schatz von 2.100 Silbermünzen des 11.-12. Jahrhunderts gefunden, berichtet die MAZ Online.
Die Zusammenarbeit von Denkmalbehörden mit entsprechend geschulten ehrenamtlichen Sondengängern könnte sicher auch für andere Regionen eine sinnvolle Option darstellen.
Neues aus der Sülchenkirche in Rottenburg, einem archäologischen Wunderhorn – auf schwaebische.de.
Ganz herzlichen Glückwunsch an Rainer Schreg und sein tolles, engagiertes Blog Archaeologik, das von den Lesern von „Wissenschaft kommuniziert“ zum „Wissenschaftsblog des Jahres“ gewählt wurde!
Das Alamannenmuseum Ellwangen veranstaltet am 20.-21. Februar zum zweiten Mal die „Tage lebendiger Geschichte“ – kein Spektakel, sondern eine Fortbildungsveranstaltung für Geschichtsdarsteller.
Das Land Hessen unterstützt die Einrichtung eines neuen archäologischen Freilichtmuseums im Marburger Land mit € 4,78 Mio., meldet Archäologie Online.
Zitat: „Erst das Reinheitsgebot vom 23. April 1516 regelte das Bierbrauen in Deutschland.“
Nein, das tat es nicht, es schrieb nur zu diesem Zeitpunkt bereits gängige Praxis fest, und es war eigentlich auch kein „Reinheitsgebot“, sondern eine Höchstpreistaxe (mehr dazu hier). Aber in der Meldung auf Archäologie Online, aus der obiges Zitat stammt, geht es ja auch um prähistorisches und nicht um frühneuzeitliches Bierbrauen.
Die Macher von kurz!-Geschichte widmen den Januar dem Thema mittelalterliche Herrscherinnen und schreiben als erstes über Eleonore von Aquitanien.
Ein (für mich) neues Blog: vrouwen maere – Tirol im ausgehenden 14. Jahrundert gehört zur Interessengemeinschaft 14. Jahrhundert oder kurz ig14.at und bietet bislang wenige, aber lesenswerte Beiträge zur Arbeitskleidung von Frauen, Bettwäsche im Mittelalter etc.
Fundstücke KW 52-1
Ein frohes neues Jahr wünscht HistoFakt. Historische Dienstleistungen! Auch 2016 soll die Tradition der wöchentlichen Fundstücke zu Geschichte und Archäologie, vornehmlich des Mittelalters, fortgesetzt werden. Hier der Überblick der vergangenen drei Wochen:
Die SZ Online berichtete am 21. Dezember über „Die letzte Schlacht der Ritter„, ein Gefecht zwischen Bayern und Österreichern 1322.
Das Idealbild des Ritters und die historische Realität – ein spannendes, kontrastreiches und vielschichtiges Thema, dem sich Daniel Ossenkop in seinem Blog recht ausführlich zuwendet.
Im Solling (Weserbergland) bestand wohl bereits im 9. Jahrhundert eine Glashütte, wie der NDR vermeldet.
Die Frankfurter Rundschau wiederum berichtet über Funde aus dem mittelalterlichen Bergwerk von Dippoldiswalde im Erzgebirge.
Das im Mai 2015 neu eröffnete Europäische Hansemuseum in Lübeck zieht allerhand Kritik auf sich, z.B. durch Lina Timm vom MediaLabBayern. Die SHZ stimmt ihr zu.
Das Staatarchiv St. Gallen berichtzet seit 1. Januar im neuen Blog www.zeitfenster1916.ch täglich über den Alltag im Krieg vor 100 Jahren – ein spannendes und unterhaltsames Projekt, und ein orgineller Blick auf die Lokalgeschichte im Schatten eines Weltereignisses.
Offenbar hat auch das Bundesinnenministzerium inzwischen erkannt, was Kritikern der sogenannten Bologna-Reform schon lange klar ist: Der Bachelor ist kein vollwertiger Abschluss und qualifiziert zu – gar nichts, außer vielleicht einer Fortsetzung des begonnenen Studiums. Bachelor-„Absolventen“ sollen daher laut Beschluss nicht mehr in den höheren Dienst übernommen werden, was Johann Osel in der SZ als „unanständig“ kritisiert.
In seinem Beitrag findet sich ein wahrer Satz, den man gar nicht oft genug wiederholen kann:
Es war die Wirtschaft, die diese Reform wollte. Es war die Politik, die sie ihr geliefert hat.
Genau so sieht es aus: Die Wirtschaft will immer jüngere Menschen mit akademischer (Vor-)Bildung, denen man statt angemessener Gehälter Praktikanten- oder Volontärssätze zahlen kann, weil – ja, eben WEIL der Bachelor kein vollwertiger Abschluss ist und nicht mit dem Magister oder Diplom verglichen werden kann.
Der Plan ist aufgegangen, auf Kosten nicht nur einer ganzen Generation von Studierenden, sondern auch der Geisteswissenschaften, die auf ihren (privat-)wirtschaftlichen Nutzwert reduziert, in das starre Korsett der Bologna-Strukturen gezwängt, zusammengekürzt, abgebaut und immer mehr ihrer akademischen, kulturellen und sozialen Relevanz beraubt werden. Ganz genau so, wie sich das Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände schon seit Jahrzehnten erträumt haben!
Beispiel Geschichtswissenschaft: Der Verlust von Grundkompetenzen z.B. in Paläographie, Epigraphik, Sphragistik, Numismatik oder auch Latein und Mittelhochdeutsch wird derzeit allerorten konstatiert (wie im Thesenpapier des Historikerverbands) oder beklagt (wie im aktuellen Beitrag von Ralf Steinbacher in der SZ: „Hilflose Historiker“). Daraus ein Zitat:
Heute gelte das Fach als altmodisch, modern sei die Theorienbildung in Geschichte; „aber man muss die Theorie auch an der Basis überprüfen können“. Man meine, das sei vielleicht nicht mehr so wichtig, weil es ja Editionen gebe, die Quellen allen zugänglich machten. Doch wenn man diese nicht beurteilen könne, dann könne man kein wissenschaftliches Neuland betreten, dann fehle die Innovationskraft.
Eigentlich ist es sogar noch viel dramatischer: Die sogenannten historischen Hilfswissenschaften haben (zumindest vordergründig) keinen wirtschaftlichen Nutzen, also verschwinden sie vom Lehrplan der Universitäten. Doch dies bedeutet längerfristig nichts weniger als das Ende der Geschichtswissenschaft. Denn wenn Historiker nicht mehr in der Lage sind, ihre Quellen, die Bausteine ihrer Forschung, zu analysieren, zu interpretieren, zu vergleichen – oder vielleicht überhaupt erst aufzufinden! –, dann hören sie auf, Historiker zu sein!
Um noch einmal die entscheidende Stelle in der Einleitung zum Thesenpapier von Eva Schlotheuber und Ralf Bösch zu zitieren:
Die Fähigkeit zur eigenständigen Erschließung und wissenschaftlichen Würdigung (Quellenkritik) der Originalüberlieferung markiert einen wesentlichen Unterschied zwischen Geschichtsinteresse und Forschung.
!!!
Der Brite Steven Payne ist Ende Dezember in Ausstattung des 14. Jahrhunderts die alte Pilgerstrecke von Southampton nach Canterbury gelaufen und berichtete darüber auf seiner FB-Seite „Pilgrim’s Progress“.