Fundstücke KW 9

Im Alamannenmuseum Ellwangen fanden zum zweiten Mal die Tage der lebendigen Geschichte statt, worüber ostalb.net berichtet.

damals.de schreibt über die Untersuchung der Gewänder Heinrichs II. und seiner Frau Kunigunde in Bamberg.

Hiltibold erzählt die „grausliche Geschichte vom Blinden und dem Herrn von Châteauroux“.

kurz!-Geschichte widmet sich der Schädelchirurgie im Mittelalter.

Sensation! (Ohne den Superlativ kommt heutzutage keine Meldung aus der Archäologie mehr aus!)
In Innsbruck wurde bei Grabungsarbeiten eine mittelalterliche Brücke entdeckt, melden (u.a.) die Tiroler Tageszeitung, der ORF und derstandard.at.

Archäologie online schrieb diese Woche über den Würzburger Geschichtsprofessor Rainer Leng, der mit Online-Seminaren, Kurzvideos und anderen multimedialen Methoden die Geschichte des Mittelalters einem möglichst breiten Publikum auf spannende Weise näher zu bringen versucht.
Die Beiträge auf seinem YouTube-Kanal sind kurz, informativ, anregend und absolut zu empfehlen, wie z.B. diese hier zum Begriff des Mittelalters:

Fundstücke KW 8

Es ist immer wieder erstaunlich, was Archäologen alles finden, bestimmen und auswerten können. Unter dem Rathaus von Wiedenbrück sind es mittelalterliche Fußabdrücke, wie die Neue Westfälische berichtet.

„Vermutlich haben Archäologen Wohnhäusern [sic!] aus der germanischen Eiszeit unter der geplanten Trasse der Pinneberger Westumgehung gefunden.“ So meldet das Hamburger Abendblatt.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe informiert über die Ausgrabungen am Paderborner Domplatz.

In Gotha ist die Freilegung des „Herrn von Boilstädt“ abgeschlossen, meldet Archäologie Online.

War eine „kleine Eiszeit“ die Ursache für Pest und Völkerwanderung am Ende der Antike? Noch einmal Archäologie Online.

Daniel Ossenkop schreibt auf seinem Blog über William Marshal, den „größten aller Ritter“.

Fokus Handschrift empfiehlt diese Woche mein Buch „Die Schreibwerkstatt. Schrift und Schreiben im Mittelalter“, Zirndorf: G&S-Verlag 2008. Der Kaufempfehlung kann ich mich natürlich nur anschließen …
Bestellbar auch direkt beim Autor per E-Mail an info@histofakt.de.

Rätsel zum jüdischen Leben im Mittelalter als Material im Geschichtsunterricht von Daniel Bernsen.

Archäologie Online zum Dritten: Ein interessanter Beitrag von Martin Zimmermann zur Glasproduktion im Frühmittelalter.

Am 23. April wird das sogenannte „Deutsche Reinheitsgebot“ 500 Jahre alt. Eigentlich aber auch nicht, denn es handelt sich weder um eine deutsche Regelung, noch um ein Reinheitsgebot. Zu diesem Missverständnis und zur Geschichte des Gerstensafts schreibt Hans-Heinrich Pardey auf FAZ Online.

Im Alter von 84 Jahren verstarb am Freitag nach langem Krebsleiden der italienische Philosoph, Medienwissenschaftler und -kritiker, Kolumnist und Schriftsteller Umberto Eco. Während er in Deutschland vornehmlich durch seine Romane Bekanntheit und Erfolg erlangte, galt er in seiner Heimat Italien auch als engagierter Intellektueller, der pointiert öffentlich Stellung zu gesellschaftlichen und politischen Fragen bezog.
Nicht nur in seinem Erfolgsroman „Der Name der Rose“ (München 1982) befasste sich Eco ausgbiebig mit dem Mittelalter, sondern auch in zahlreichen kulturhistorischen, philosophischen und semiotischen Abhandlungen und Essays. Auch nach 25 Jahren noch immer besonders zu empfehlen: „Kunst und Schönheit im Mittelalter“, München 1991. Außerdem: „Im Wald der Fiktionen. Sechs Streifzüge durch die Literatur. Harvard-Vorlesungen“, München 1994″ sowie immer wieder seine vergnüglichen Kolumnen-Sammlungen oder „Streichholzbriefe“.
Europa hat einen großen, wichtigen und lautstarken Denker verloren, einen richtungsweisenden Philosophen, einen spitzzüngigen Kritiker und einen bedeutenden Literaten. Möge er in Frieden ruhen.

„Ich bin immer fasziniert von der Rolle, die die Dummheit spielt. Ich habe eine ganze Bibliothek, die nur Bücher enthält, die falsch sind. Die Geschichte ist das Reich der Fälschung, der Lüge und der Dummheit.“

Nachrufe finden sich z.B. in der Süddeutschen Zeitung, der Zeit, auf Spiegel Online und auf medievalists.net (in englischer Sprache).
In diesem Video führt Eco durch seine Privatbibliothek, die nach seinen eigenen Schätzungen ungefähr 50.000 Titel umfasst (und größer zu sein scheint als meine ganze Wohnung …):

Umberto Eco che percorre la sua casa-bibliotecaUmberto Eco che percorre la sua casa-biblioteca.(dal documentario „Sulla memoria“, di Davide Ferrario. Clip via Stefano Crupi)

Posted by La Repubblica XL on Samstag, 20. Februar 2016

Fundstücke KW 7

Dank Herrn Andreas Gut vom Alamannenmuseum Ellwangen hier noch einmal ein Link zum Thema „Kriegergrab von Bissingen„, dieses Mal mit tollen Bildern beim SWR.

Auf einer Seite des Klett-Verlags gibt es ein germanisches Langhaus als 3D-Modell oder Film zu sehen.

„Wer kauft schon die Katze im Sack?“ Ein Beitrag in der Zeit über Kultur- und Bildungsausgaben, deutschen Forschungsrückstand und die Beziehung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit – von 1962!

Das Freilichtmuseum Hessenpark gewährt seit September 2015 Gruppen von Geflüchteten mit ihren Betreuern freien Eintritt. Das haben diese Woche zahlreiche rechte Gruppierungen und EInzelpersonen zum Anlass genommen, die Facebook-Seite des Museums mit einem „Shitstorm“ zu überziehen und negative Bewertungen zu hinterlassen.
Der Betreiber hat seine Haltung wiederholt mit guten Argumenten begründet und will seine sehr begrüßens- und nachahmenswerte Politik auch künftig nicht ändern. Aktuellen Angaben zufolge haben seit Einführung der Eintrittsregelung 244 Personen (!) von dem Angebot Gebrauch gemacht.
Über den Fall berichten unter anderem die Frankfurter Rundschau und Der Spiegel.

Die Zeit schreibt über Firmenhistoriker. Es werden jedes Jahr mehr, aber noch ist der Markt auch im Wachstum begriffen. Für viele Absolventen mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Zeitgeschichte die einzige Hoffnung, mit ihrem Abschluss noch etwas anfangen zu können.
Freischaffende Mediävisten hingegen sind nach wie vor eine Seltenheit, und als einer von ihnen weiß ich auch, woran das liegt …

Die Wormser Zeitung berichtet über den Abschluss der Grabungen am Wormser Dom.

Auf ArchPhant erschien der zweite Teil von „Terra X und die Authentizität: Der Kelten neue Kleider“.

„Nur wer arbeitet kann auch essen“ – Interessanter neuer Beitrag zu Tiroler Bauern im Mittelalter auf vrouwen maere.

In der Zeitschrift „Bow International“ erschien diese Woche der erste Teil meines Beitrags „Female Archery through History“, der sich mit der Zeit von der Antike bis zur Renaissance befasst. Darin auch dieses schöne Bild:

Auf der Jagd nach wahrer Liebe: Diana im Le Livre des Echecs Amoureux (15. Jh.). Paris, BNF Français 143, fol. 116r.

Auf der Jagd nach wahrer Liebe: Diana im Le Livre des Echecs Amoureux (15. Jh.). Paris, BNF Français 143, fol. 116r.

Fundstücke KW 6

Der Markt für Kunstwerke aus Gotik und Renaissance liegt darnieder: Die Preise sind im Keller, viele Werke lassen sich gar nicht mehr verkaufen, wie Die Zeit berichtet.
DIE Chance für alle Historiker, Kunsthistoriker, Dauervolontäre, Jahrespraktikanten und ähnliche Geringverdiener, die auch schon immer mal einen echten Altmeister über’m Sofa hängen haben wollten …
(Ungeachtet meines Spotts: Der Artikel ist durchaus lesenswert!)

Eine Wandmalerei aus Dura-Europos könnte die älteste Darstellung der Mutter Gottes enthalten. Auf den Artikel in der New York Times (auf Englisch) wurde ich durch J. Jablonski aufmerksam gemacht; vielen Dank dafür.

Das Middelalderzenteret im dänischen Nykøbing feiert in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen. Es sind zahlreiche Aktionen geplant, u.a. werden Reenaactment-Gruppen zu einer gemeinsamen Veranstaltung im Juli eingeladen.

Auf den inflationären Gebrauch von Begriffen wie „spektakulär“ und „Sensation“ im Zusammenhang mit archäologischen Funden (und die Gründe für ihre Verwendung) habe ich ja schon gelegentlich hingewiesen. Sollten sich die Vermutungen als richtig erweisen, wären sie in diesem Fall allerdings vollkommen berechtigt: Nach jahrelanger Suche könnten Hobbyarchäologen in Kärnten Noreia, die Hauptstadt des fast schon legendären keltischen Königreichs Noricum entdeckt haben, meldet die Kronenzeitung.

Und noch eine „spektakuläre Sensation“ aus der Archäologie: Die Entdeckung eines „Kriegergrabes“ aus dem frühen 7. Jahrhundert im baden-württembergischen Bissingen scheint DIE Nachricht der Woche gewesen zu sein – oder kommt es mir nur so vor, weil Andreas Gut vom Alamannenmuseum Ellwangen jeden verfügbaren Link zum Thema geteilt hat?
Hier jedenfalls schreibt die Stuttgarter Zeitung, hier die Meldung des SWR.
Mit germanischen Goldblattkreuzen hat sich Hiltibold bereits 2013 in einem Beitrag befasst.

Mehrere Wochen im Jahr erforschen ArchäologInnen und Studierende der Universität Zürich die Bergbaugeschichte im Hochgebirge des Oberhalbsteins (Graubünden/Schweiz). Über die Ausgrabungen wurde im vergangenen Jahr ein spannendes Video produziert, das sich leider nicht einbetten, sondern nur über diesen Link erreichen lässt.

Auf Kurz!-Geschichte schreibt Isabeau Kelm diese Woche über die Versklavung der Roma in Südosteuropa.

Gleich zwei interessante neue Beiträge gab es diese Woche bei den Wienischen Hantwercsliuten: Zur Bekleidung und Ausstattung einer Handwerkerfrau um 1350 und zur männlichen Unterkleidung.

Über das Blog der Ottonenzeit stieß ich auf das Blog Götterspeise, eine kulinarische Reise durch die Zeit. Lesenswert und appetitanregend!

Apropos historische Küche: Seit wann gibt es eigentlich Pizza? Und was ist das, was dieser Diener hier aufträgt? Fragen über Fragen …

Mittelalterliche Pizza? Italienische Malerei aus dem 15. Jahrhundert.

Mittelalterliche Pizza? Italienische Malerei aus dem 15. Jahrhundert.

Fundstücke KW 3

Ein Aufsatz zur Ethnogenese der Bajuwaren mit der Bitte um Anregungen und Kritik von Dr. Rainer Gottwald auf forum-landsberg.de.

Der Stradiot widmet sich in einem aktuellen Blog-Beitrag der Benutzung von Speeren in Geschichte und Reeanactment. (Dank an D. Braun-Zeuner für den Hinweis!)

Erlebnisarchäologie Bayern berichtet über einen Ausflug zur Burgbaustelle in Friesach.

Mittelalterliche Jahrestage 2016 in der Übersicht.

Kuzr!-Geschichte setzt den Themenmonat „Herrscherinnen“ fort mit Christina von Schweden.

Daniel Ossenkop widmet sich den Drachen im Mittelalter.

Schon etwas ältere Videos, aber diese Woche erst entdeckt: Ein mobiles (!) Wasserrad, das ein Hammerwerk und eine Drechselbank antreibt, erbaut von Andreas Weigelt.


Fundstücke KW 2

Die SZ Online stellt in ihrer Reihe „Altes Handwerk“ eine Schriftsetzerin vor, die tatsächlich noch mit Bleisatz arbeitet.

In Brandenburg hat ein „Hobby-Archäologe“ einen Schatz von 2.100 Silbermünzen des 11.-12. Jahrhunderts gefunden, berichtet die MAZ Online.
Die Zusammenarbeit von Denkmalbehörden mit entsprechend geschulten ehrenamtlichen Sondengängern könnte sicher auch für andere Regionen eine sinnvolle Option darstellen.

Neues aus der Sülchenkirche in Rottenburg, einem archäologischen Wunderhorn – auf schwaebische.de.

Ganz herzlichen Glückwunsch an Rainer Schreg und sein tolles, engagiertes Blog Archaeologik, das von den Lesern von „Wissenschaft kommuniziert“ zum „Wissenschaftsblog des Jahres“ gewählt wurde!

Das Alamannenmuseum Ellwangen veranstaltet am 20.-21. Februar zum zweiten Mal die „Tage lebendiger Geschichte“ – kein Spektakel, sondern eine Fortbildungsveranstaltung für Geschichtsdarsteller.

Das Land Hessen unterstützt die Einrichtung eines neuen archäologischen Freilichtmuseums im Marburger Land mit € 4,78 Mio., meldet Archäologie Online.

Zitat: „Erst das Reinheitsgebot vom 23. April 1516 regelte das Bierbrauen in Deutschland.“

Nein, das tat es nicht, es schrieb nur zu diesem Zeitpunkt bereits gängige Praxis fest, und es war eigentlich auch kein „Reinheitsgebot“, sondern eine Höchstpreistaxe (mehr dazu hier). Aber in der Meldung auf Archäologie Online, aus der obiges Zitat stammt, geht es ja auch um prähistorisches und nicht um frühneuzeitliches Bierbrauen.

Die Macher von kurz!-Geschichte widmen den Januar dem Thema mittelalterliche Herrscherinnen und schreiben als erstes über Eleonore von Aquitanien.

Ein (für mich) neues Blog: vrouwen maere – Tirol im ausgehenden 14. Jahrundert gehört zur Interessengemeinschaft 14. Jahrhundert oder kurz ig14.at und bietet bislang wenige, aber lesenswerte Beiträge zur Arbeitskleidung von Frauen, Bettwäsche im Mittelalter etc.

Küchenarbeit. (c) vrouwen maere.

Küchenarbeit. (c) vrouwen maere.

Fundstücke KW 52-1

Ein frohes neues Jahr wünscht HistoFakt. Historische Dienstleistungen! Auch 2016 soll die Tradition der wöchentlichen Fundstücke zu Geschichte und Archäologie, vornehmlich des Mittelalters, fortgesetzt werden. Hier der Überblick der vergangenen drei Wochen:

Die SZ Online berichtete am 21. Dezember über „Die letzte Schlacht der Ritter„, ein Gefecht zwischen Bayern und Österreichern 1322.

Das Idealbild des Ritters und die historische Realität – ein spannendes, kontrastreiches und vielschichtiges Thema, dem sich Daniel Ossenkop in seinem Blog recht ausführlich zuwendet.

Im Solling (Weserbergland) bestand wohl bereits im 9. Jahrhundert eine Glashütte, wie der NDR vermeldet.

Die Frankfurter Rundschau wiederum berichtet über Funde aus dem mittelalterlichen Bergwerk von Dippoldiswalde im Erzgebirge.

Das im Mai 2015 neu eröffnete Europäische Hansemuseum in Lübeck zieht allerhand Kritik auf sich, z.B. durch Lina Timm vom MediaLabBayern. Die SHZ stimmt ihr zu.

Das Staatarchiv St. Gallen berichtzet seit 1. Januar im neuen Blog www.zeitfenster1916.ch täglich über den Alltag im Krieg vor 100 Jahren – ein spannendes und unterhaltsames Projekt, und ein orgineller Blick auf die Lokalgeschichte im Schatten eines Weltereignisses.

Offenbar hat auch das Bundesinnenministzerium inzwischen erkannt, was Kritikern der sogenannten Bologna-Reform schon lange klar ist: Der Bachelor ist kein vollwertiger Abschluss und qualifiziert zu – gar nichts, außer vielleicht einer Fortsetzung des begonnenen Studiums. Bachelor-„Absolventen“ sollen daher laut Beschluss nicht mehr in den höheren Dienst übernommen werden, was Johann Osel in der SZ als „unanständig“ kritisiert.
In seinem Beitrag findet sich ein wahrer Satz, den man gar nicht oft genug wiederholen kann:

Es war die Wirtschaft, die diese Reform wollte. Es war die Politik, die sie ihr geliefert hat.

Genau so sieht es aus: Die Wirtschaft will immer jüngere Menschen mit akademischer (Vor-)Bildung, denen man statt angemessener Gehälter Praktikanten- oder Volontärssätze zahlen kann, weil – ja, eben WEIL der Bachelor kein vollwertiger Abschluss ist und nicht mit dem Magister oder Diplom verglichen werden kann.
Der Plan ist aufgegangen, auf Kosten nicht nur einer ganzen Generation von Studierenden, sondern auch der Geisteswissenschaften, die auf ihren (privat-)wirtschaftlichen Nutzwert reduziert, in das starre Korsett der Bologna-Strukturen gezwängt, zusammengekürzt, abgebaut und immer mehr ihrer akademischen, kulturellen und sozialen Relevanz beraubt werden. Ganz genau so, wie sich das Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände schon seit Jahrzehnten erträumt haben!

Beispiel Geschichtswissenschaft: Der Verlust von Grundkompetenzen z.B. in Paläographie, Epigraphik, Sphragistik, Numismatik oder auch Latein und Mittelhochdeutsch wird derzeit allerorten konstatiert (wie im Thesenpapier des Historikerverbands) oder beklagt (wie im aktuellen Beitrag von Ralf Steinbacher in der SZ: „Hilflose Historiker“). Daraus ein Zitat:

Heute gelte das Fach als altmodisch, modern sei die Theorienbildung in Geschichte; „aber man muss die Theorie auch an der Basis überprüfen können“. Man meine, das sei vielleicht nicht mehr so wichtig, weil es ja Editionen gebe, die Quellen allen zugänglich machten. Doch wenn man diese nicht beurteilen könne, dann könne man kein wissenschaftliches Neuland betreten, dann fehle die Innovationskraft.

Eigentlich ist es sogar noch viel dramatischer: Die sogenannten historischen Hilfswissenschaften haben (zumindest vordergründig) keinen wirtschaftlichen Nutzen, also verschwinden sie vom Lehrplan der Universitäten. Doch dies bedeutet längerfristig nichts weniger als das Ende der Geschichtswissenschaft. Denn wenn Historiker nicht mehr in der Lage sind, ihre Quellen, die Bausteine ihrer Forschung, zu analysieren, zu interpretieren, zu vergleichen – oder vielleicht überhaupt erst aufzufinden! –, dann hören sie auf, Historiker zu sein!
Um noch einmal die entscheidende Stelle in der Einleitung zum Thesenpapier von Eva Schlotheuber und Ralf Bösch zu zitieren:

Die Fähigkeit zur eigenständigen Erschließung und wissenschaftlichen Würdigung (Quellenkritik) der Originalüberlieferung markiert einen wesentlichen Unterschied zwischen Geschichtsinteresse und Forschung.

!!!

Der Brite Steven Payne ist Ende Dezember in Ausstattung des 14. Jahrhunderts die alte Pilgerstrecke von Southampton nach Canterbury gelaufen und berichtete darüber auf seiner FB-Seite „Pilgrim’s Progress“.

Ankunft. (c) Steven Payne / Pilgrim's Progress.

Ankunft. (c) Steven Payne / Pilgrim's Progress.

Fundstücke KW 51

„Der österreichische FWF verlangt es weiterhin. Die Volkswagen-Stiftung auch. Natürlich will es der ERC. Nur bei der DFG darf man (noch) darauf verzichten. Und in immer mehr Feldern der mediävistischen Disziplinen wird es Usus, wenn man mit seinen Publikationen international reüssieren möchte: das Schreiben von Anträgen und wissenschaftlichen Texten auf Englisch. Als wäre es das Normalste der Welt.“

Ein interessanter, wichtiger Diskussionsbeitrag auf mittelalter.hypotheses.org.

Die Welt beklagt in einem aktuellen Artikel nicht zu unrecht den fatalen Niedergang des Schulfachs Geschichte.
Dazu ein altes, oft wiederholtes Zitat von George Santayana (1863-1952):

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist gezwungen, sie zu wiederholen.“

Beispiele erspare ich uns jetzt …

Daniele Turini vom Historischen Museum Basel im Gespräch mit dem Schweizer Rundfunk über das Museum der Zukunft.

Kleiner Stadtführer ins mittelalterliche Wien“ der Wienischen Hantwercliute 1350.

Auf Kurz!-Geschichte widmet sich Timo Bülters der Weihnachtsgeschichte auf Mittelhochdeutsch.

Im Kloster Lüne werden historische Textilien restauriert, wie Die Welt berichtet.

NIklas Hofbauer schreibt über die Farbenfreude der Gotik und das Bemalen von Messerscheiden.

In eigener Sache:  Vom 21. Dezember 2015 bis 3. Januar 2016 macht die Agentur HistoFakt Betriebsurlaub! Die nächsten Fundstücke gibt’s dann voraussichtlich wieder am 11. Januar.