Fundstücke KW 46

Hiltibold hat sich diese Woche mit frühmittelalterlichen Pfeilköchern auseinandergesetzt.

Daniel Ossenkop schreibt über Aufstieg und Untergang des Templerordens.

Auf krautreporter.de erschien ein Text von Charlotte Jahnz über Ursachen von Flucht und Verfolgung im 16. Jahrhundert – oder eine Antwort auf die Frage: Warum eigentlich trägt der deutsche Innenminister einen französischen Nachnamen?

Für nur € 299.000,- steht im Landkreis Freyung-Grafenau bei Passau ein ganzes Keltendorf zum Verkauf, wie die Passauer Neue Presse vermeldet.
Es handelt sich um das Keltendorf Gabreta – und wohlgemerkt wird nur ein neuer Besitzer, nicht aber Betreiber gesucht. Geld dürfte mit der Investition also kaum zu verdienen sein …

Offenbar kann man Geschichte heute nur noch vermitteln, indem man Parallelen zur Gegenwart zieht und alles in Worte packt, die der heutigen Jugend vertraut sind. So wird in diesem Beitrag auf „Welt Icon“ aus dem Buchhalter Matthäus Schwarz („der Urahn der Kardashians“) der „erste Modeblogger der Welt“, aus den gemalten Porträts „selfies“ etc.
Das „Klaiderbüchlein“ des Fugger-Buchhalters gibt es als Scan auf wikicommons.

Trachtenbuch des Augsburgers Matthäus Schwarz (1497–1574), Landesbibliothek Hannover (Kopie, 18. Jh.)

Trachtenbuch des Augsburgers Matthäus Schwarz (1497–1574), Landesbibliothek Hannover (Kopie, 18. Jh.)

In der kommenden Woche müssen die Fundstücke leider entfallen!

 

Fundstücke KW 45

Textiler Unterarmschutz im Frühmittelalter? Ein Beitrag von Peter Hartmann auf stradiot.

Da ich dieses Blog nicht kannte, habe ich mich gleich mal ein wenig umgesehen und noch einen weiteren schönen Beitrag entdeckt: Über Aluhutträger, Verschwörungstheorien & Geschichte.

Daniel Ossenkop M.A. schreibt auf „Das Mittelalter – der Blog“ über Gemeinschaft im Mittelalter.

Das sächsisch-anhaltinische Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zeigt vom 6. November 2015 bis 22. Mai 2016 die Sonderausstellung „Krieg. Eine archäologische Spurensuche“.
Archäologie Online stellt die Ausstellung vor.
Das Blog der Ottonenzeit hat die Rezension dazu.

Und ein Video von matern.tv über die archäologischen Ausgrabungen in Lorsch:

November

„Der Neunte“ (von lat. novem = neun) ist seit 153 v.Chr. der elfte Monat des Jahres. Die Schreibweisen 9ber oder IXbris finden sich zuweilen in mittelalterlichen Urkunden und können für Verwirrung sorgen. Windmonat oder Nebelmond sind alte Bezeichnungen, die  sofort einleuchten, wenn man dieser Jahreszeit morgens oder abends aus dem Fenster blickt.
Zuweilen war auch der Name „Schlachtmond“ gebräuchlich. Allerdings diente der November in weiten Teilen Deutschlands noch der Schweinemast, mit dem Schlachten wurde meist erst gegen Ende des Monats oder Anfang Dezember begonnen. Zur Mast wurden die Schweine in den Wald getrieben, um sich an Eicheln, Bucheckern und Kastanien vollzufressen. Noch heute lassen sich ehemalige Hutewälder an ihrem Bestand alter Eichen und Buchen erkennen. Eine natürliche Waldverjüngung wurde erschwert oder verhindert, da junge Pflanzen beschädigt oder abgefressen wurden. Die Waldmast führte auch nicht selten zu Konflikten mit anderen Formen der Waldnutzung wie dem Holzeinschlag oder der Jagd. Weiterlesen

Fundstücke KW 44

Mit einer Woche Verspätung haben nun auch deutschsprachige Medien wie z.B. die SZ die Meldung vom in Norwegen von einem Wanderer gefundenen „Wikingerschwert“ aufgenommen. Doch wenngleich es sich dabei um einen tollen Zufallsfund handelt: Ein Sax ist kein Schwert, sondern eine einschneidige Klingenwaffe und damit streng genommen ein Messer. (Ungeachtet dessen übrigens, was Wikipedia schreibt!)

Der Streit um den sogenannten Welfenschatz mit Reliquien des 11. bis 15. Jahrhunderts zwischen Nachfahren jüdischer Kunsthändler und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht in eine neue Runde, wie derstandard.at berichtet.

Nachbau zerstörter oder gefährdeter archäologischer Stätten mit Hilfe von 3D-Druckern, um das kulturelle Erbe und „die Geschichte für kommende Generationen [zu] bewahren“? Noch einmal derstandard.at.

Auf mittelalter.hypotheses.org gibt es den Rezensionsüberblick Oktober 2015.

Was ist das Leben? Die FB-Seite Discarding Images hat eine schöne mittelalterliche Bildmetapher dafür gefunden:

Augustinus, La Cité de Dieu. Frankreich, ca. 1450 (Strasbourg, Bibliothèque nationale et universitaire, ms. 523, fol. 54r.)

Augustinus, La Cité de Dieu. Frankreich, ca. 1450 (Strasbourg, Bibliothèque nationale et universitaire, ms. 523, fol. 54r.)

Fundstücke KW 43

Am 25. Oktober jährte sich zum 600. Mal die Schlacht von Azincourt. Dazu erschien ein Artikel in der Welt – und jede Menge Beiträge online:
Die Royal Armouries haben eine Art virtuelle Ausstellung kreiert (engl.). Außerdem wurde ein riesiges Diorama mit Zinnfiguren geschaffen und am Freitag installiert.
Es gibt eine offizielle Seite zum Jubiläum der Schlacht sowie zahlreiche Veranstaltungen (engl.).
Medieval Histories empfiehlt die wichtigste Literatur zum Thema (engl.).
Die BBC hat allerdings auch eine Liste von 9 Schlachten, die historisch bedeutender waren als jene am 25. Oktober 1415 (engl.).
Auf medievalists.net räumt die britische Historikerin Anne Curry mit einigen Mythen zur Schlacht auf (engl.). Ihren Ablauf präsentiert Matthew Bennett in einem Vortrag (engl.).

Der Langbogen spielte in Agincourt eine entscheidende Rolle, und daher ist es nicht verwunderlich, dass vergangene Woche auch zu diesem Thema eine Menge Beiträge erschienen. „Warum war der Langbogen so effektiv?„, fragt etwa Danièle Cybulskie auf medievalists.net und schiebt gleich noch „5 Fun Facts“ über mittelalterliche Bogenschützen hinterher (engl.).
Die Rolle der Langbogenschützen des Hundertjährigen Krieges bei der „Infanterie-Revolution“ beleuchtet John J. Mortimer (engl.).

Sonst noch etwas? Ja, im Mittelalter vergifteten sich reiche Dänen mit Bleigeschirr, wie derstandard.at schreibt.

Das Schlachtschiff Heinrichs VIII., die „Holigost“, soll mit modernsten technischen Methoden untersucht werden, berichtet Angelika Franz im Spiegel.

Kriegsschwert, Passau 1350-1400. (c) Royal Armouries, Leeds/UK.

Bild der Woche: Kriegsschwert, Passau 1350-1400. (c) Royal Armouries, Leeds/UK.

Fundstücke KW 42

In einem Fluss in England sind vermutlich die Überreste eines Schiffs aus der Flotte Henrys V. gefunden worden. Hier geht es zur Meldung auf derstandard.at, hier zur originalen Mitteilung von Historic England.

Und noch zwei Meldungen zur Archäologie von derstandard.at: Bei Hannover wurde ein römisches Marschlager entdeckt.
Die bei den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 gemachten Funde konnten inzwischen in die Bronzezeit datiert werden
.

Im AFM Oerlinghausen wurden auf frühmittelalterliche Weise Garne und Tuche gefärbt, die NW berichtet.

A propos FrühMi: Was passiert eigentlich derweil auf dem „Campus Galli“? Hiltibold fasst den dortigen Stillstand und Pfusch der vergangenen Monate zusammen.

Daniel Ossenkop schrieb diese Woche über die soziale Stellung der Frau im Mittelalter – kein einfaches Thema, denn natürlich gab es weder DAS Mittelalter, noch DIE Frau oder DIE soziale Stellung.

Das Konzept "Gleichberechtigung" wäre den Menschen im Mittelalter unsinnig und widernatürlich erschienen.

Das Konzept "Gleichberechtigung" wäre den Menschen im Mittelalter unsinnig und widernatürlich erschienen.

Fundstücke KW 41

Vortrag von Andreas Sturm auf der EXAR-Jahrestagung: „Ärgernis Authentizität: Antrieb der Performativen Geschichtsdarstellung“ (Download, pdf-Dokument).

Wie wir im Mittelalter lebten“ – Video aus der Reihe „Geschichte im Südwesten“ im Rahmen der ARD-Themenwoche „Heimat“ (SWR-Mediathek).

Im Erfurter Ursulinenkloster haben Archäologen bei Ausgrabungen Hinweise auf die älteste Brauerei der Stadt gefunden, wie Angelika Franz im Spiegel berichtet. Dass Bierbrauen Frauensache war, ist allerdings keine neue und schon gar keine überraschende Erkenntnis …

Woher kam das Baumaterial für das Ulmer Münster? Die Bauforscherin Anne-Christine Brehme hat neue Erkenntnisse, wie die Südwest-Presse vermeldet (mit Dank an Herrn Jablonski für den Hinweis!).

Spiegel Online gratuliert der Prager Rathausuhr zum 605. Geburtstag.

Mittelalterlicher Humor: „K“-Initialein einer illuminierten Handschrift von 1516 …

Cambrai, Bibliothèque municipale, MS. 125B, fol. 110r.

Cambrai, Bibliothèque municipale, MS. 125B, fol. 110r.

Fundstücke KW 40

Die berühmten mittelalterlichen Schachfiguren von Lewis könnten auf Island hergestellt worden sein, wie Jan Osterkamp auf spektrum.de schreibt.

Die Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen.Lippe (LWL) sind mit dem bisherigen Verlauf der Ausgrabungen in der Herforder Innenstadt sehr zufrieden, meldet Archäologie online.

In Norwegen kann man jetzt eine neue, anerkannte Berufsausbildung absolvieren – als Wikinger … André Anwar berichtet in der Sächsischen Zeitung.

Der BR berichtet vom Ökologisch-Botanischen Garten in Bayreuth, der sich u.a. um mittelalterliche Nutzpflanzen kümmert.

Pünktlich zum 1. Oktober: Der Rezensionsüberblick September auf mittelalter.hypotheses.org.

Welches sind die zehn schönsten mittelalterlichen Manuskripte? Eine persönliche Auswahl präsentiert Giovanni Scordioni auf medievalists.net.
Darunter auch dieses einmalige Stück mit 121 schwarzen Blättern:

Black Hours (M. 493 › Morgan Library & Museum)

Black Hours (M. 493 › Morgan Library & Museum)

 

Oktober

Wie schon der September verweist auch der Oktober mit seinem Namen auf die alte römische Zählweise, die das Jahr mit dem März beginnen ließ. Entsprechend war der mens october der achte Monat (lat. octo = acht), was sich mitunter in historischen Datumsangaben niederschlägt: 8ber, VIIIbris oder 8bris bezeichnen den Oktober, und nicht, wie man meinen könnte, den August.

Im Mittelalter war der Oktober vornehmlich als Weinmond bekannt, seltener ist seine Bezeichnung als Gilbhart, aufgrund der Vergilbung des Laubs (ahd. hart = viel).
In den Weinbaugebieten, die im Mittelalter noch ausgedehnter waren als heute, waren nun Weinlese und Keltern in vollem Gange. Die roten und blauen Trauben reifen schneller und konnten oft schon Ende September geerntet werden, die weißen profitierten von sonnigen Tagen Anfang Oktober. Weiterlesen

Fundstücke KW 39

„Geschichte zieht“ – so der Titel eines Beitrags in der SZ. Gemeint sind in diesem Fall die bayerischen Landesausstellungen, die von Jahr zu Jahr mehr Besucher anziehen. Das ist sicherlich eine erfreuliche Entwicklung – aber auch eine gefährliche. Seit Jahren ist zu beobachten, dass Ausstellungen zu historischen Theman an ihrer Spektakularität gemessen werden. Sie müssen immer größer, bunter, lauter sein, und sie müssen immer neue Besucherrekorde aufstellen.
Bezeichnend ist die Aussage des Direktors des Hauses der Bayerischen Geschichte am Ende des SZ-Beitrags: „Ohne populäre Verpackung und stimmige Inhalte hast du auf dem Unterhaltungsmarkt kaum noch Chancen“. Geschichtsausstellungen werde also dem „Unterhaltungsmarkt“ zugerechnet, sollen mit Superhelden-Kinofilmen, Computerspielen, Freizeitparks, Achterbahnen und was nicht allem konkurrieren.
Das geht natürlich nur, wenn man sich populären Themen zuwendet, die möglichst breite Bevölkerungsschichten ansprechen. Sicher, vielleicht gelingt es auf diese Weise, einen wachsenden Teil des Publikums für Geschichte im Allgemeinen zu interessieren. Doch besteht zugleich die Gefahr des Entstehens (bzw. der Förderung) einer Mainstream-Geschichte: Populäre, möglichst unkontroverse Themen, die möglichst breite Bevölkerungsschichten ansprechen werden erforscht, ausgestellt, auf allen Kanälen präsentiert, finanziell gefördert; „Wohlfühlgeschichte“ für Alle!
Die weniger spektakulären, markttauglichen, vielleicht sogar kontroversen Themen fallen hingegen zunehmend unter den Tisch.
Und niemand erzähle mir, dieser Prozess sei nicht bereits seit Jahrzehnten im Gange – in Museen ebenso wie an den Fakultäten, in den Verlagen, von den Fernsehsendern ganz zu schweigen!

Im Keller eines Hauses in Pirna wurden mittelalterliche Wandmalereien zum Motiv der „Verkehrten Welt“ entdeckt – Meldung via dpa im Westfalen-Blatt.

„Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum es geregelte Sitzordnungen in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens gibt?“ Auf kurz!-Geschichte widmete sich Christoph Gwisdeck diese Woche dem Ritual des Sitzens.

Niklas Hofbauer schreibt auf seinem Blog „Neues aus der Gotik“ zum Thema „Gewandschließen im 14. Jahrhundert„.

RP-Online berichtet über die Ausstellung „Das Schwert – Gestalt und Gedanke“, die am Wochenende im Deutschen Klingenmuseum Solingen eröffnet wurde.