Fundstücke KW 21

Ein junge Frau der Bronzezeit hat in 15 Monaten 2.400 km zurückgelegt, indem sie zwischen ihrer Heimat im Schwarzwald und Dänemark hin und her pendelte. Mindestens ebenso faszinierend wie diese Erkenntnis sind die Methoden, mit denen sie gewonnen wurde. Der Spiegel berichtet.

Die Stuttgarter Zeitung porträtiert einen Hersteller von Messern und Schwertern nach historischen Vorbildern. Angesichts der angewandten Methoden würde ich diesen Martin Reck allerdings nicht als Waffenschmied und seine Erzeugnisse nicht als historische Replikate oder Rekonstruktionen bezeichnen – was aber natürlich nicht heißen soll, dass sie deswegen nichts taugen können!

In Schaffhausen fand im vergangenen Jahr eine Ausstellung mit großem Rahmenprogramm statt, zu dem u.a. ein Lager der renommierten Company of St. George und ein ritterliches Turnier gehörten. Der Bayerische Rundfunk hat einen jungen, unbedarften Reporter mit vielen Vorurteilen über das Leben im Mittelalter hingeschickt – und herausgekommen ist eine überraschend gelungenene, klischeefreie, ehrliche und ausgewogene Dokumentation zum Thema Mittelalter und Mittelalter-Reenactment, die noch bis November 2015 in der ARD-Mediathek abrufbar ist.

Zur Erheiterung ein Einblick in das Eheleben der Eleonore von Aquitanien und ihres Gatten, des englischen Königs Henry II, die am 18. Mai 1152 den Bund der Ehe schlossen:

Via Mark Humphries (Facebook).

Via Mark Humphries (Facebook).

Hatten im Mittelalter alle Menschen schlechte Zähne?

Saubere, gesunde und weiße Zähne galten im Mittelalter als Schönheitsideal. In Minnedichtung und Epik kommt kaum eine Beschreibung einer edlen Dame ohne Verweis auf ihr intaktes und gepflegtes Gebiss aus: „weiße Zähne, roter Mund“ oder auch „ihre Zähne so weiß, ihr Atem so süß“ heißt es dann in zahlreichen Varianten. Umgekehrt werden Schurken oder Wesen der Unterwelt gerne durch ihr abstoßendes Äußeres charakterisiert, zu dem schlecht gepflegte und fehlende Zähne ebenso gehören wie faulig stinkender Atem.
Doch Ideal und Wirklichkeit klaffen bekanntlich oft weit auseinander. Wie stand es also wirklich um Mundhygiene und Zahngesundheit der Bürger und Bauern, der Mönche und Ritter im Mittelalter?

Ein Zahn wird gezogen, weitere sind zu Werbezwecken auf einem Band aufgereiht (ca. 1360-1375). London, BL Royal 6 E.VI, fol. 503v.

Ein Zahn wird gezogen, weitere sind zu Werbezwecken auf einem Band aufgereiht (ca. 1360-1375). London, BL Royal 6 E.VI, fol. 503v.

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Fundstücke KW 19

Im Römerbergwerk Meurin ist diese Woche das Erlebnismuseum „Antike Technikwelt“ eröffnet worden. Dort sollen römisches Bauwesen und antike Technik nicht nur zu sehen sein, sondern auch angefasst, ausprobiert und erlebt werden, wie Archäologie Online schreibt.

Das Römermuseum Wien widmet sich einem wichtigen Aspekt der antiken Alltagsgeschichte: Wie die Römer ihre Wohnungen und Städte beleuchteten (derstandard.at).

Kürzlich habe ich ja schon einmal angemerkt, dass archäologische Entdeckungen in Zeiten sinkender Etats und gestrichener Fördergelder schnell mal als „Sensationsfunde“ angepriesen werden, um mediale und öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen und vielleicht doch noch den ein oder anderen Euro locker zu machen.
Nun, die Entdeckung einer keltischen Befestigungsanlage und möglicherweise einer Kultstätte bei Langenenslingen, über die die Südwest Presse berichtet, ist zumindest von erheblicher Bedeutung für die Landesarchäologie Baden-Württemberg und die Geschichte der Kelten in Deutschland.
Die Landesschau im SWR hat das zugehörige Video.

1.300 Jahre Geschichte illustrierter Handschriften in 200 Beispielen in 15 Minuten: Ein hübsches Video von „dmsgold“ (geteilt via Fokus Handschrift).

Mai

Der mens maius war ursprünglich der dritte, seit der julianischen Reform der fünfte Monat des römischen Kalenders. Benannt ist er wahrscheinlich nach der römischen Göttin Maia, doch so ganz sicher war man sich da bereits in der Antike nicht mehr – der Name könnte sich auch von den Altvorderen, den maiores ableiten.
Im Mittelalter war der Mai auch unter anderen Bezeichnungen bekannt. Karl der Große benannte ihn im 8. Jahrhundert als wunnimanot, neuhochdeutsch eigentlich „Weidemonat“, doch ging diese Bedeutung im Zuge der Sprachveränderung verloren und daraus wurde der „Wonnemonat“ im noch heute bekannten Sinn. Wiesen-, Blumen- oder Blühemond waren weitere Namen, die sich auf das Erwachen und Erblühen der Natur bezogen. Weiterlesen

Fundstücke KW 18

Der „Herr von Morken“ ist vor 1.400 Jahren gestorben und seit dieser Woche im LVR-Landesmuseum Bonn zu bewundern. Dafür wurde mit gerichtsmedizinischen Methoden sein Gesicht rekonstruiert, wie der Focus berichtet.

Die Badische Zeitung berichtete diese Woche erfrischend objektiv über das Projekt „Campus Galli“ in Meßkirch.
Ich muss gestehen, dass viele der immer wieder vorgebrachten Kritikpunkte für mich nicht nachvollziehbar sind. Wirklich skandalös finde ich jedoch – neben der offensichtlichen Verschwendung von Steuergeldern und den lahmen Ausreden, warum es gar nicht möglich sei, den eigenen, einst lauthals verkündeten Ansprüchen gerecht zu werden – den Umgang mit seriösen und sachkundigen Kritikern des Projekts. Da wird ein verdienter Blogger und Reenactor wie Hiltibold gleich zum „Erzfeind“ der Klosterstadt stilisiert …

Im Gemeinschaftsblog „Ordensgeschichte“ stehen nun die Berichte zu den einzelnen Sektionen der Doktorandentagung „Quo Vadis? Neues aus den Historishen Grundwissenschaften“ vom 18.-19. März 2015 zur Verfügung. Sehr interessanter Lesestoff, insbesondere in den Abteilungen „Lehre“ und „Promotion“.

Heinrich V. – Gescheiterter Hoffnungsträger oder hoffnungsloser Gescheiterter?“ lautet der Titel eines ausführlichen Beitrags von Christoph Gwisdeck auf Kurz!-Geschichte.

Seit der Einstellung des Blogs „Medieval Fragments“ schreibt der niederländische Buchhistoriker Erik Kwakkel auf „Medieval Books“ weiter über sein Lieblingsthema, das Schrift- und Buchwesen des Mittelalters. Aktuell geht er auf das Thema „Kurznachrichten vor SMS, Twitter & Co.“ ein (auf Englisch).

Manche Dinge ändern sich vermutlich nie: Skizzen eines Schülers aus dem 13. Jahrhundert (via medievalbooks.nl).

Manche Dinge ändern sich vermutlich nie: Skizzen eines Schülers aus dem 13. Jahrhundert (via medievalbooks.nl).