Galt man im Mittelalter mit 40 Jahren als alt?

So oder so ähnlich ist es immer wieder zu lesen oder zu hören: „Im Mittelalter sind die Menschen jung gestorben!“ Oder: „Mit 40 war man im Mittelalter ein alter Mann!“ Dazu wird in populären und seriösen Publikationen, sogar in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien zum Leben im Mittelalter gerne die durchschnittliche Lebenserwartung des mittelalterlichen Menschen angegeben. Allerdings schwanken die genannten Zahlen mitunter erheblich, einer kurzen und nur oberflächlichen Recherche zufolge zwischen etwa 33 und 50 Jahren für Männer, 25 und 40 Jahren für Frauen.
Leider werden in den konsultierten Werken und Webseiten niemals Quellen für diese Erkenntnisse oder gar Formeln ihrer Berechnung angegeben. Wie diese Zahlen gewonnen wurden, bleibt also ebenso im Dunkeln wie Antworten auf die Fragen, für welchen Zeitraum des Früh-, Hoch- oder Spätmittelalters, welche Region oder welche Bevölkerungsschicht sie Gültigkeit beanspruchen. „Das Mittelalter“ ist in diesem Zusammenhang wieder einmal zu verstehen als „das finstere, rückständige, schmutzige, unaufgeklärte Zeitalter vor der Moderne“, als das Leben der Menschen kurz, hart und elend, voller Krankheiten und Dreck, durch Kirche und König fremdbeherrscht gewesen ist.
Soweit das Klischee. Doch was lässt sich tatsächlich über die Lebenserwartung der Menschen im Mittelalter aussagen?

Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)

Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)

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