August

Kaiser Augustus war Namenspate für den achten Monat des Jahres, der bis 153 v.u.Z. noch der sechste war, weswegen die nachfolgenden Monate auch „der Siebte“ (September), „der Achte“ (Oktober) etc. heißen.

Alte deutsche Bezeichnungen lauten Erntemond, Ährenmonat oder Sichelmonat. Sie verweisen auf die wichtigste landwirtschaftliche Tätigkeit des Monats: Während im Juli das Wintergetreide geerntet wurde, war nun das Sommergetreide fällig. Überwiegend handelte es sich um Weizen und Dinkel sowie Roggen, also die typischen Brotgetreide. Die Ernte erfolgte mit der Sichel, damit möglichst wenig reifes Korn aus den Ähren fiel.
Anschließend musste das Getreide mit Dreschflegeln gedroschen und durch Worfeln die Spreu vom Weizen getrennt werden. Zur Ernte, Weiterverarbeitung und Lagerung musste das Korn unbedingt trocken sein, so dass oft nur ein kurzer Zeitraum zur Verfügung stand, in dem die gesamte Ernte eines Dorfes eingebracht werden musste. Daher waren alle Dorfbewohner an der Arbeit beteiligt, auf großen Hofgütern wurden zuweilen Tagelöhner als Erntehelfer eingesetzt.

Aufseher und Hörige bei der Getreideernte: Der August im Queen Mary Psalter, um 1310. (London, British Library, Ms. Royal 2. B. VII, fol. 78v.)

Aufseher und Hörige bei der Getreideernte: Der August im Queen Mary Psalter, um 1310. (London, British Library, Ms. Royal 2. B. VII, fol. 78v.)

Getreideernte oder Dreschen finden sich häufig auf Monatsbildern dargestellt. Daneben dominiert ein Bildmotiv, das der adeligen Lebenswelt entnommen ist: Im August begann nach dem Ende der Brut- und Aufzuchtphase die Saison der Beizjagd, der warme und meist trockene Monat war ein beliebter Zeitpunkt für Gesellschaftsjagden, wie sie z.B. im Stundenbuch des Duc de Berry zu sehen ist. Im Hintergrund zeigt die Abbildung weiterhin Bauern beim Binden von Garben und Menschen beim Schwimmen im See – ob zum Vergnügen oder um sich nach der schweren Arbeit Schweiß und Staub vom Körper zu waschen, mag dahingestellt bleiben.

Der August in den "Très riches heures du Duc de Berry", ca. 1412-16. (Chantilly, Musée Condé, Ms. 65, fol. 8v.)

Der August in den „Très riches heures du Duc de Berry“, ca. 1412-16. (Chantilly, Musée Condé, Ms. 65, fol. 8v.)

Wie der Juli ist auch der August arm an kirchlichen Hochfesten, doch einige Tage hatten immerhin besondere religiöse Bedeutung. Der 1. August hieß „St. Petrus ad Vincula“ und erinnerte an die Wunder, die durch die Ketten gewirkt worden waren, mit denen der hl. Petrus vor seiner Kreuzigung in Rom gefesselt gewesen war.
Dominikus, der Gründer des Dominikanerordens, wurde 1264 heiliggesprochen und sein Gedenktag auf dem 8. August festgesetzt. Begangen wurde dieser Tag vornehmlich in den Klöstern seines Ordens, Gedenken fanden auch in anderen Kirchen statt.
Der hl. Laurentius galt im Mittelalter als Schutzpatron zahlreicher Berufe, die mit Feuer zu tun hatten, etwa der Bäcker und Bierbrauer, da er auf einem glühenden Eisenrost als Märtyrer gefoltert worden war. Sein Gedenktag ist der 10. August, der Tag, an dem 955 Kaiser Otto die Ungarn auf dem Lechfeld besiegte. Dieses Sieges wurde in Augsburg am Laurentiustag gedacht, außerdem war der Heilige Schutzpatron von Nürnberg, Wuppertal, Duderstadt und anderen Städten, in denen ebenso wie in den zahlreichen ihm geweihten Kirchen Messen stattfanden.

Maria wird von Engeln in den Himmel getragen. Absolon Stumme, um 1499. (Warschau, Polnisches Nationalmuseum.)

Maria wird von Engeln in den Himmel getragen. Absolon Stumme, um 1499. (Warschau, Polnisches Nationalmuseum.)

Vnser lieben frawn tag der schidung [Scheidung = des Abschieds] bezeichnet in mittelalterlichen Urkunden den Tag der Aufnahme Mariens in den Himmel (Assumptio Beatae Mariae Virginis), heute meist „Mariä Himmelfahrt“ genannt. Das einzige katholische Hochfest des Monats wurde insbesondere im Süden Deutschlands am 15. August mit Messen, Prozessionen und Kräutersegen begangen. An diesem Tag war außerdem vielerorts der jährliche Gänsezehnt fällig, damit die Vögel bis zur Schlachtung noch drei Monate lang gemästet werden konnten.

Der Tag des hl. Bartholomäus am 24. August galt den Bauern traditionell als Ende des Sommers. Bis zu diesem Termin musste die Ernte eingebracht sein, damit die Felder aufbereitet werden und die neue Aussaat beginnen konnten. Um den „Bartheltag“ liegen insbesondere in Süddeutschland zahlreiche Volks-, Dorf- und Kirchweihfeste, mit denen die (hoffentlich) ertragreiche Getreideernte und das Ende der heißen Jahreszeit begangen wurden.
Der Bartholomäustag galt als Lostag, d.h. das Wetter am 24. August entschied angeblich über den Verlauf von Herbst und Winter. Für die Fischer markierte er das Ende der Laichzeit und den Beginn der neuen Fangsaison, die Schäfer hielten am Tag ihres Patrons Gottesdienste ab, andere Traditionen wie der Schäferlauf sind jüngeren Ursprungs.
Der Bartholomäustag war vierlorts der Stichtag für Geldzins auf Eier und Getriede, außerdem wurden oft Pachtzahlungen fällig.

Der Festtag des hl. Augustinus von Hippo am 28. August hingegen hatte für weite Teile der Bevölkerung nur geringe Bedeutung. Die Kirche jedoch, insbesondere die Angehörigen des von ihm gegründeten Augustinerordens, gedachten des Ordensgründers, Bischofs und Kirchenvaters, dessen Ansichten und Lehren über die Dreieinigkeit Gottes, die göttliche Weltordnung, die Unsterblichkeit der Seele und viele weitere theologische Fragen im Mittelalter allgemeine Lehrmeinung waren. Insbesondere Augustinus‘ Verständnis von der Rolle der Kirche als unverzichtbarer Mittlerin zwischen Gott und den Menschen wurde von dieser natürlich eifrig verbreitet und u.a. zur Legitimation der Autorität von Konzilien herangezogen.

Die bisherigen Folgen der Reihe „Mittelalterlicher Jahreslauf“.

 

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