Alte Berufe und Familiennamen

HistoFakt. Historische Dienstleistungen betreibt keine Genealogie, Ahnen-, Familien- oder Namensforschung. Doch mitunter kommen Anfragen und Bitten, die Herkunft eines Familiennamens zu klären, der sich offenkundig auf eine historische Berufsbezeichnung zurückführen lässt. Die Namen der folgenden Auswahl gehen entweder auf solche Anfragen zurück oder kamen bei Recherchen zur Reihe „Berufe im Mittelalter“ für die Zeitschrift Karfunkel zum Vorschein.

Beckenbauer: Keiner der Becken baut (das wäre ein Beckenschläger), sondern ein Bauer, der gewissermaßen im Nebenerwerb als Bäcker tätig war. Noch im Spätmittelalter verfügten die wenigsten Haushalte über eigene Backöfen. Auf den Dörfern befanden sie sich oft im Besitz des Grundherrn, der ihre Benutzung einerseits vorschrieb, andererseits dafür Gebühren verlangte. Alternativ buk der örtliche Beckenbauer den angelieferten Teig der Dörfler gegen Bezahlung zu Brot.

Bogner: Ein Bogner fertigte Bögen aus Holz zum Bogenschießen oder (später) Bögen für Armbruste aus Holz, Laminaten von Horn, Holz und Sehne oder aus Stahl. Heute wird die Bezeichnung gelegentlich fälschlich für Bogenschützen verwendet.

Frauenknecht: Keine Berufsbezeichnung, wie man meinen könnte, sondern das, was wir heute als „Frauenheld“ kennen.

Gürtler: Fertigten (Gürtel-) Schnallen, Beschläge und ähnliche Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus Eisen oder Edelmetalllegierungen, vornehmlich Messing, Kupfer und Bronze. Die Lederriemen bezogen sie vom Riemenschneider. Unter der Bezeichnung „Metallbildner/in – Gürtler- und Metalldrücktechnik“ noch heute ein anerkannter Ausbildungsberuf.

Gürtler im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnbergg, um 1414 (Stadtbibliothek Nürnber, Amb. 317.2°, fol. 27r.)

Gürtler im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnbergg, um 1414 (Stadtbibliothek Nürnber, Amb. 317.2°, fol. 27r.)

Häberle (schwäb.), Häberlein: Ein Bauer, der (vornehmlich) Hafer anbaute oder mit Hafer handelte. Ähnlich Haberer/Häberer, Habermann, Habermeyer.

Kerner, auch Kärrner: Jemand, der einen Karren mit Zugtier(en) besaß und Transportdienstleistungen anbot; ein Fuhrmann.

Kleiber: Bezeichnet einerseits einen einheimischen Singvogel, als Familienname jedoch abgeleitet vom Beruf dessen, der die Wände eines Fachwerkhauses mit Staken, Weidengeflecht und einem Lehm-Stroh-Gemisch ausfüllte. Auch Klaiber oder Kloiber.

Netzer: Netzer – häufig auch Netzerinnen – stellten Haarnetze her.

Die Liste wird bei Gelegenheit sicherlich fortgesetzt …

Literaturempfehlungen:

8 Gedanken zu „Alte Berufe und Familiennamen

  1. Pingback: Alte Berufe und Familiennamen II | blog.HistoFakt.de

  2. Als kleinen Vorschlag ist noch der Nachname Kröger/Krüger. Der stand für einen Schankwirt/Gastwirt. Kröger wurde meistens im Norden von Deutschland verwendet und die weiteren Bereiche von Deutschland nahmen den Nachnamen Krüger. Kröger ist auch mein richtiger Nachname 😉

    LG
    Katja

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