Fundstücke KW 27

Ein Schatz in Form von 600 Silbermünzen aus dem 16. Jahrhundert ist in Lübeck zum Vorschein gekommen, berichten die Kieler Nachrichten Online.

Im nordrhein-westfälischen Tönisvorst haben Archäologen eine eisenzeitlioche Brandgrabstätte entdeckt. Artikel auf RP Online.

Ein Thema, das nur am Rande mit Geschichte oder Archäologie zu tun hat, viele Forschende und Publizierende in diesem Bereich aber dennoch fast täglich betrifft, ist das Urheberrecht. In einem aktuellen Fall, über den die taz.de schreibt, geht es um Urheber- bzw. Leistungsschutzrechte an fotografischen Wiedergaben gemeinfreier Kunstwerke, die die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim meinen in Anspruch nehmen zu können.

Ein verwandtes Problem betrifft die Panoramafreiheit, also das Recht, fotografische Aufnahmen von Objekten (Kunstwerken, Gebäuden etc.) im öffentlichen Raum machen und veröffentlichen zu dürfen. Eben diese Panoramafreiheit soll nach dem Willen des Europäischen Parlaments abgeschafft bzw. stark eingeschränkt werden, was katastrophale Auswirkungen nicht nur auf das künftige Knipsen von Urlaubsfotos hätte … Informationen zur aktuellen Regelung den Änderungsvorschlägen, Protest- und Gegenmaßnahmen etc. finden sich auf de.wikipedia.org, eine europaweite Petition kann auf change.org unterschrieben werden.

Die „Umwelt-Enzyklika“ des „grünen Papstes“ Franziskus hat in den vergangenen Wochen für einige Diskussionen gesorgt. Doch das Oberhaupt der katholischen Kirche äußert sich darin auch zu Problemen der Vernichtung und des Erhalts des kulturellen Erbes der Menschheit, wie Diane Scherzler von der DGUF kommentiert.

DIe Bewerbung Haithabus um den Status als Weltkulturerbe wurde von der UNESCO vorläufig abgelehnt. Andere Stätten hatten mehr Erfolg, wie die SHZ.de berichtet.

Drama! Favoriten in Zeiten der Krise“ von Sebastian Zanke  ist ein neuer Beitrag der Reihe „Aufstieg und Fall an den europäische Höfen des Mittelalters“ auf mittelalter.hypotheses.org.

kurz!Geschichte widmete sich der Geschichte des Rattenfängers von Hameln.

Daniel Ossenkop geht auf „Das Mittelalter – Der Blog“ der Frage nach, ob Feldschlachten im Mittelalter eine häufige oder eher seltene Erscheinung gewesen sind.

Und als Bild der Woche möchte ich einfach mal eines der wundervollen Stücke verlinken, die Niklas Hofbauer anfertigt und auf seinem Blog „Neues aus der Gotik“ präsentiert:

Gebendenadel-Etui, angefertigt und (c) des Fotos Niklas Hofbauer/neuesausdergotik.blogspot.de

Gebendenadel-Etui, angefertigt und (c) des Fotos Niklas Hofbauer/neuesausdergotik.blogspot.de

Juli

Der Juli trägt seinen Namen seit 44 v.u.Z. nach dem römischen Kaiser Gaius Julius Caesar, auf den die sogenannte julianische Kalenderreform zurückzuführen ist. Der siebente Monat des Jahres ist in Mitteleuropa der heißeste und in der Landwirtschaft traditionell der arbeitsreichste.

Die alte deutsche Bezeichnung „Heumond“ deutet auf eine der wichtigsten Tätigkeiten hin: Wenngleich bei entsprechendem Wetter die Heumahd zuweilen auch bereits im Juni erfolgen konnte, galt sie doch als typische Aufgabe für den Juli, in dem allerdings noch zahlreiche andere Arbeiten anfielen. Weiterlesen

Waren Ritter in Rüstung wirklich so unbeweglich?

Wenn ein Ritter in Rüstung vom Pferd fiel, war er nicht in der Lage, ohne Hilfe wieder aufzustehen. Bei Turnieren mussten die Teilnehmer mit einem Kran oder einer ähnlichen Einrichtung auf ihr Pferd gehoben werden, weil die Rüstungen so schwer waren. Laufen war in diesen Blechbüchsen fast unmöglich, denn sie waren ausschließlich für den Kampf zu Pferde gemacht.
Solcherart sind die Behauptungen über mittelalterliche Rüstungen, die man immer wieder hören und lesen kann. Sie wurden zwar von Forschern und Praktikern schon vielfach widerlegt und als Mythen entlarvt, doch scheinen sie in der Vorstellung vieler Menschen geradezu unerschütterlich verankert zu sein (und durch Filme und Fernsehbeiträge immer wieder bestätigt zu werden).
Hier also ein weiterer Versuch, solche irrigen Annahmen zu entkräften.

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Fundstücke KW 25

Das dominierende historische Ereignis der Woche war eindeutig die Schlacht von Waterloo 1815. Lediglich die Schweizer erinnern stattdessen lieber an die Schlacht am Morgarten 1315, z.B. mit einer Multimedia-Präsentation vom SRF.
Im Rahmen der Produktion einer ausführlichen Sendung zur Schlacht konnten Archäologen zusammen mit dem Filmteam nun auch noch pünktlich die ersten historischen Funde präsentieren.
Zu den Hintergründen und Nachwirkungen dieses „Kampfs zwischen Gut und Böse“ schreibt Marc Tribelhorn in der NZZ.

Schweizer Silberpfennige des 13.-14. Jahrhunderts vom Schlachtfeld am Morgarten. (c) Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug/SRF.

Schweizer Silberpfennige des 13.-14. Jahrhunderts vom Schlachtfeld am Morgarten. (c) Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug/SRF.

Anhaltende Sparmaßnahmen gefährden den Fortbestand von Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Altertumswissenschaften und verwandten Fächern, so der Warnruf einer archäologischen Tagung in Leipzig, über die die Thüringische Landeszeitung berichtet.
Einen Teil des Problems offenbart der Kommentator „UweOstertag“, wenn er über „ineffizientes Nostalgiegewerbe auf Historienbasis“ schimpft, das nicht auch noch subventioniert werden müsse … Traurig, aber leider keine Einzelmeinung. Geschichte und Archäologie haben ungeachtet aller historischen Themen in Film und Fernsehen, aller historischen Romane, Feste und sonstigen Veranstaltungen, erfolgreicher Ausstellungen etc. zunehmend ein Legitimations- und Akzeptanzproblem – nicht nur in Deutschland!

Ein Beitrag des HR Fernsehens über die Eröffnung des archäologischen Freilichtlabors Lauresham ist jetzt über die ARD-Mediathek abrufbar.

Robin Hood in der Reihe „Mythen und Legenden“ auf kurz!-Geschichte.

Faszination Mittelalter – Das Mittelalter entdecken und erforschen. Vierter Mittelaltertag in Heidelberg 27. Juni 2015.

Fundstücke KW 24

Ein großes Thema der Woche war (wieder einmal) die prekäre Situation für (junge) Wissenschaftler an deutschen Universitäten: „Mit Zeitverträgen ins Verderben“ fasste z.B. die Süddeutsche das gegenwärtige Dilemma zusammen.
Die Hochschulen hingegen wollen die Befristung (außer bei Professorenstellen, natürlich!) hingegen zur Regel machen und wehren sich gegen strengere Auflagen, wie Der Spiegel Online berichtet.
Die europäischen Bildungsminister wiederum fordern, das Bachelor- (ehemals Grund-) Studium müsse „praxisnäher“ werden. Das bedeutet im Klartext, Studieninhalte haben sich stärker den Interessen und Forderungen der Wirtschaft unterzuordnen – schließlich hat Bildung kein Selbstzweck zu sein! Alles Weitere im Unispiegel.
Unter dem Titel „Tiefer Zwist zwischen Politik und Unis“ fasst die SZ die aktuelle Diskussion zusammen.

Und das ist diese Woche sonst noch ins Netz gegangen:

kurz!-Geschichte hat einen älteren Beitrag der SZ Online ausgegraben, den ich hiermit ebenfalls verlinke: „Mythos Mittelalter – Das Ende der Finsternis„.

In der Welt widmet sich Rebecca Krizak der Person und Legende Kaiser Friedrichs I. „Barbarossa“, der Anfang Juni 1190 auf dem Kreuzzug ertrunken sein soll.

In Talinn sind bei Ausschachtungsarbeiten Überreste von Schiffen des 14. bis 17. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen, wie derstandard.at berichtet.

In Herford bei Bielefeld sind nach Überresten des 11. bis 13. Jahrhunderts nun auch Funde der Karolingerzeit zutage getreten, die mit der Gründung des Damenstifts im 9. Jahrhundert in Zusammenhang stehen und ein neues Licht auf die Stadtgeschichte werfen könnten. Ein Beitrag auf Archäologie Online.

Was kümmert’s mich, wenn in Meßkirch eine Hütte umfällt? Nun, die Hütte (bei deren Einsturz am 24. Mai ein Mensch verletzt wurde) stand auf dem Gelände des Campus Galli, wo angeblich mit frühmittelaltelichen Materialien, Werkzeugen und Methoden eine „karolingische Klosterstadt“ errichtet werden soll. Offenbar hat man dabei übersehen, dass im 21. Jahrhundert andere Regeln gelten als im 9. Jahrhundert, denn für die (aus Steuergeldern finanzierte) Hütte lag keine Baugenehmigung vor, wie Die Schwäbische vermeldet.
(Was bedeutet es wohl für dieses ambitionierte – um nicht zu sagen: größenwahnsinnige – Bauprojekt, wenn man nicht einmal eine einfache Holzhütte legal und solide errichten kann?)

Auf sueddeutsche.de sind Gerhard Matzig und Karoline Beisel der Ansicht, es gebe zu viel Geschichte im Fernsehen … *hüstel*

In Zeiten sinkender bzw. gestrichener Etats in den Bereichen Archäologie und Denkmalpflege muss man kreativ werden und alternative Finanzierungsmöglichkeiten erkunden – z.B. Crowdfunding wie bei diesem Projekt zur Ausgrabung des Galgenhügels Fürstenwalde.
Kann das die Lösung sein? Die öffentliche Hand zieht sich einfach aus der Erforschung und Pflege des kulturellen Erbes zurück und überlässt deren Finanzierung (und Umsetzung?) den Bürgern?
Oder wäre es vielleicht an der Zeit, eine zentrale, „öffentlich-private“ Institution nach dem Vorbild von English Heritage ins Leben zu rufen?

 

Galt man im Mittelalter mit 40 Jahren als alt?

So oder so ähnlich ist es immer wieder zu lesen oder zu hören: „Im Mittelalter sind die Menschen jung gestorben!“ Oder: „Mit 40 war man im Mittelalter ein alter Mann!“ Dazu wird in populären und seriösen Publikationen, sogar in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien zum Leben im Mittelalter gerne die durchschnittliche Lebenserwartung des mittelalterlichen Menschen angegeben. Allerdings schwanken die genannten Zahlen mitunter erheblich, einer kurzen und nur oberflächlichen Recherche zufolge zwischen etwa 33 und 50 Jahren für Männer, 25 und 40 Jahren für Frauen.
Leider werden in den konsultierten Werken und Webseiten niemals Quellen für diese Erkenntnisse oder gar Formeln ihrer Berechnung angegeben. Wie diese Zahlen gewonnen wurden, bleibt also ebenso im Dunkeln wie Antworten auf die Fragen, für welchen Zeitraum des Früh-, Hoch- oder Spätmittelalters, welche Region oder welche Bevölkerungsschicht sie Gültigkeit beanspruchen. „Das Mittelalter“ ist in diesem Zusammenhang wieder einmal zu verstehen als „das finstere, rückständige, schmutzige, unaufgeklärte Zeitalter vor der Moderne“, als das Leben der Menschen kurz, hart und elend, voller Krankheiten und Dreck, durch Kirche und König fremdbeherrscht gewesen ist.
Soweit das Klischee. Doch was lässt sich tatsächlich über die Lebenserwartung der Menschen im Mittelalter aussagen?

Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)

Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)

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Fundstücke KW 23

Anfang der Woche befasste sich Hiltibold mit der Herstellung von Mörtel im Mittelalter.

Bereits am 17. Mai erschien auf „kurz!-Geschichte“ ein Beitrag von Christina Schröder über das „Buch aller verbotenen Künste“ aus dem 15. Jahrhundert, in dem allerhand magische Praktiken beschrieben werden.

Auf „Das Mittelalter – Der Blog“ befasste sich Daniel Ossenkop zuletzt mit dem mittelalterlichen Münzwesen.

Die Stiftsbibliothek St. Gallen ist eine der schönsten Bibliotheken des Kontinents. Davon kann man sich jetzt auch auf virtuellem Weg überzeugen.

MIt dem Aufsatz „Freund und Favorit. Begrifliche Reflexionen zu zwei Bindungstypen an spätmittelalterlichen Höfen“ setzt Klaus Oschema die Reihe „Aufstieg und Fall an den europäischen Höfen des Mittelalters“ auf mittelalter.hypothses.org fort.
Außerdem fragt Jan Keupp „Wo liegt der Mehrwert des Materiellen?“ und formuliert „Gedanken zur Epistemologie desarchivalischen Originals„.

Das Projekt „Mittelalterliche Geschichte – Eine digitale Einführung“ hat auf seinem Vimeo-Kanal interessante Lehrfilme zu mittelalterliche Schriftgeschichte, Buchwesen und verwandten Themen zusammengestellt. Darunter z.B. auch dieses:

Mittelalterliche Geschichte – Schriftgeschichte des Mittelalters from Mittelalterliche-Geschichte.de on Vimeo.

 

Juni

Juno, die römische Göttin der Ehe und Gattin Jupiters, lieh dem sechsten Monat des Jahres ihren Namen. Im Mittelalter war er vornehmlich als Brachmond bekannt.

Im Juni wurde das Brachfeld aufbereitet. In der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft wurde stets je ein Teil des Ackerlandes zum Anbau von Sommer- und von Wintergetreide genutzt, ein dritter Teil blieb brach, damit sich der Boden erholen konnte. Dieser wurde im Juni umgepflügt und so von Unkraut befreit, das beim Verrotten nun wieder Nährstoffe an den Boden zurückgab.
Auf spätmittelalterlichen Monatsbildern aus Frankreich und Italien ist als typische landwirtschaftliche Tätigkeit im Juni jedoch meist die Heumahd dargestellt. Diese erfolgte nicht wie beim Getreide mit der Sichel, sondern mit der Sense. Die Ernte wurde zu Haufen aufgeschichtet, dann mitunter auf erhöhte Gestelle unter Dach zum Trocknen ausgebreitet, damit sich keine Fäulnis bilden konnte, und diente schließlich als Winterfutter.
Im deutschsprachigen Raum galt jedoch der Juli als Heumonat. Weiterlesen

Fundstücke KW 22

Zugegeben – der Titel „Das Pferd im Mittelalter – Schauvorführungen mit interessanten Details zur Zucht, Verwendung, Reitweise und Ausbildung der Pferde im Mittelalter“ klingt eher etwas verstaubt und dröge, doch zumindest die Thüringische Landeszeitung war ganz hingerissen von der gleichnamigen Darbietung mit dem niederländischen Turnierritter Arne Koets und anderen Experten.

In der FAZ widmete sich diese Woche Tilman Spreckelsen dem Thema Minnesang und seinem nicht immer konfliktfreien Bezug zur historischen Realität.

Eine neue Reihe auf mittelalter.hypotheses.org diskutiert Rolle, Form, Funktion, Einfluss etc. des Herrscherhofes im Mittelalter. Den Anfang machte am 17. Mai Christoph Mauntel zu „Aufstieg und Fall an europäischen Höfen des Mittelalters„, am 26. Mai folgte ein Beitrag von Jan Hirschbiegel zu „Hof, Herr und Herrschaft: Eine Frage des Vertrauens„.

Schon etwas älter, aber diese Woche erst durch Zufall entdeckt: Das Glossar zum Mittelalter auf Zeit Online.

Fundstücke KW 21

Ein junge Frau der Bronzezeit hat in 15 Monaten 2.400 km zurückgelegt, indem sie zwischen ihrer Heimat im Schwarzwald und Dänemark hin und her pendelte. Mindestens ebenso faszinierend wie diese Erkenntnis sind die Methoden, mit denen sie gewonnen wurde. Der Spiegel berichtet.

Die Stuttgarter Zeitung porträtiert einen Hersteller von Messern und Schwertern nach historischen Vorbildern. Angesichts der angewandten Methoden würde ich diesen Martin Reck allerdings nicht als Waffenschmied und seine Erzeugnisse nicht als historische Replikate oder Rekonstruktionen bezeichnen – was aber natürlich nicht heißen soll, dass sie deswegen nichts taugen können!

In Schaffhausen fand im vergangenen Jahr eine Ausstellung mit großem Rahmenprogramm statt, zu dem u.a. ein Lager der renommierten Company of St. George und ein ritterliches Turnier gehörten. Der Bayerische Rundfunk hat einen jungen, unbedarften Reporter mit vielen Vorurteilen über das Leben im Mittelalter hingeschickt – und herausgekommen ist eine überraschend gelungenene, klischeefreie, ehrliche und ausgewogene Dokumentation zum Thema Mittelalter und Mittelalter-Reenactment, die noch bis November 2015 in der ARD-Mediathek abrufbar ist.

Zur Erheiterung ein Einblick in das Eheleben der Eleonore von Aquitanien und ihres Gatten, des englischen Königs Henry II, die am 18. Mai 1152 den Bund der Ehe schlossen:

Via Mark Humphries (Facebook).

Via Mark Humphries (Facebook).