Fundstücke KW 8

Der „Barbarenschatz“ aus dem 5. Jh. und seine Entdeckung durch einen Raubgräber haben in der vergangenen Woche reiches Medienecho erhalten. Auf archaeologik gibt Rainer Schreg eine Presseschau und einen Kommentar, dem man nur zustimmen kann:

Auf „Das Mittelalter – Der Blog“ gibt es einen Beitrag über die Wikinger in Russland:

http://dasmittelalterderblog.com/2014/02/20/die-wikinger-in-russland-wegbereiter-eines-weltreiches/

Und bestimmt war noch viel mehr los im Netz, doch ich war zu beschäftigt, es zu bemerken. Schöne Woche allerseits!

 

Zum Training englischer Bogenschützen im Mittelalter

Am 1. Juni 1363 wies der englische König Edward III. seine Sheriffs an, einen Erlass bekannt zu machen,

„… dass jeder körperlich fähige Mann an Feiertagen [inkl. sonntags], wenn er Freizeit hat, den Umgang mit Bogen und Pfeil, Kugeln oder Bolzen pflegen und die Kunst des Schießens erlernen und üben soll, es zugleich verboten ist, bei Gefängnisstrafe dem Steinwurf, loggat [eine Art Kegelspiel], Wurfringspiel, Handball, Fußball, Schlägerball, cambuc, Hahnenkämpfen oder anderen eitlen Spielen ohne Wert beizuwohnen oder nachzugehen […]“

 

(„… that every able bodied man on feast days [including Sundays] when he has leisure shall in his sports use bows and arrows, pellets or bolts, and shall learn and practice the art of shooting, forbidding all and singular on pain of imprisonment to attend or meddle with hurling of stones, loggats, or quoits, handball, football, club ball, cambuc, cock fighting or other vain games of no value […]“)
[CCR Ed III 1363]

Das Statut sollte dazu dienen, den Nachschub fähiger Bogenschützen für die Feldzüge des Herrschers im Hundertjährigen Krieg mit Frankreich sicherzustellen. Bis ins 16. Jahrhundert folgten etliche solcher Erlasse, denn Bogenschützen stellten im Mittelalter stets einen großen und wichtigen Anteil englischer Heere.

Bogenschützen in der Schlacht von Crécy. Wenig realistische Darstellung aus dem 15. Jahrhundert.

Bogenschützen in der Schlacht von Crécy. Wenig realistische Darstellung aus dem 15. Jahrhundert.

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Fundstücke KW 7

Am 15. Februar vor 450 Jahren wurde Galileo Galilei geboren. Die SZ fasst in einem kurzen Beitrag seine Konflikte mit der katholischen Kirche zusammen: „Als die Kirche den Menschen das Denken verbieten wollte„.

Auf derStandard.at widmet sich Eric Frey ebenfalls dem „Vater der modernen Wissenschaft“, vor allem aber der Frage, ob das von ihm propagierte „evidenzbasierte und wissenschaftliche Denken“ inzwischen (wieder) auf dem Rückzug ist. Leider geraten dem Autor dabei Begriffe wie „Wissenschaft“, „Forschung“ und „Technik“ ein wenig durcheinander und er muss sich wohl auch den Vorwurf selektiver Wahrnehmung gefallen lassen: Wer hätte gedacht, dass man Galilei sogar zur Legitimation von Gentechnik missbrauchen kann? „Galileos Feinde unter uns„.

Der erste Kopernikaner kam aus Vorarlberg“ (sagt derStandard.at), wurde aber nie so berühmt wie Galileo, musste seine Lehren nicht widerrufen und hatte meines Wissens auch nix mit Genmanipulationen am Hut …

Der hl. Valentin war ein Bischof des 3. Jahrhunderts, der Liebespaare nach christlichem Ritus getraut und dafür den Märtyrertod erlitten haben soll, was ihn zum Patron der Liebenden machte. Zum Valentinstag haben die medievalists eine schöne Sammlung mittelalterlicher Darstellung von LIebespaaren zusammengestellt:

Bei Germersheim in der Pfalz wurde von einem Sondengänger ein „Barbarenschatz“ aus dem 5. Jahrhundert entdeckt – und der Fundort durch die unfachmännische Raubgrabung unwiederbringlich zerstört, so dass hier keine Erkenntnisse mehr gewonnen werden können. Artikel in der Allgemeinen Zeitung.

Und zu guter Letzt hier die Wahrheit über Historiker:

Historians never die …

 

Fundstücke KW 6

Schätze, Schätze, Schätze! Diese Woche hatte das weltweite Netz etliche Goldstücke und Perlen für Geschichts- bzw. Mittelalterinteressierte zu bieten.

Zur Magdalenenflut von 1342, einer europaweiten Flutkatastrophe, hat Martin Bauch im Mittelalterblog einen überaus lesenswerten Beitrag verfasst:

Rainer Schreg hat diesen Post auf Archaeologik gleich kommentiert:

Hiltibold aus Graz – ein überaus emsiger Goldgräber in Sachen „Geschichte im Netz“ – postet immer wieder interessante Audiobeiträge:

Ich greife hier zwei heraus, die mir besonders gut gefallen haben: Zum Ersten ein Beitrag des SWR von Nadja Eckerle über den Englischen Langbogen, das „Maschinengewehr des Mittelalters“ (der etwas dämliche Titel ist ein Zitat und sagt nichts über die Qualität des
Features aus!):

Und ein Beitrag des Bayerischen Rundfunks über die mittelalterliche Ständegesellschaft:

Apropos Schätze: Noch mehr Fundstücke kamen in dieser Woche in einem Keller in Bingerbrück zutage. Es handelt sich um

„Bananenkisten mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Funden aus Mainz (Steinzeug mit Bartmannkrügen, lokale manganviolette spätmittelalterliche Ware, bemalte Hafnerware sind auf den Bildern zu erkennen) …“

Ob es sich um Beute aus Raubgrabungen oder um Diebesgut aus Museen handelt, ist bislang noch nicht geklärt. Die Nachricht hat in den Medien einige Wellen geschlagen und eine Diskussion um die personelle und finanzielle Ausstattung der Landesarchäologie und Denkmalpflege (wieder) entfacht.
Rainer Schreg bietet in seinem Blog Archaeologik eine Presseschau:

So, ich gehe jetzt auch in den Keller, wo allerdings keine archäologischen Schätze lagern, sondern Arbeit wartet …

 

Fundstücke KW 5

Vor 1.200 Jahren starb am 28. Januar (möglicherweise) Karl der Große. Das Jubiläum hat auch im Netz einige Spuren hinterlassen. So berichtet z.B. DIE ZEIT über Untersuchungen der (wahrscheinlichen) Gebeine des Herrschers, die den Beinamen „der Große“ zu rechtfertigen scheinen:

Der Mediävist Johannes Fried hat eine Biographie Karls des Großen veröffentlicht. Ebenfalls auf ZEIT Online berichtet er über den Schreibprozess und seine Schwierigkeiten, die allgemeine Problematik historischer Biographien und vieles mehr:

Germanisten der Universität Graz haben mittelalterliche Textquellen auf Hinweise untersucht, wie Lebensmittel haltbar gemacht wurden, und einige dieser Verfahren im Experiment erprobt. Darüber berichtet 3Sat in einem Beitrag der Reihe nano (der hoffentlich länger als nur eine Woche lang auffindbar sein wird …).

Wie hat sich das moderne Englisch aus seinen germanischen Wurzeln entwickelt? Dazu gibt es (via medievalists.net) ein unterhaltsames Video eines Vortrags des Historikers und Linguisten Dr. Phil Uttley:

Und dann ist in dieser Woche noch Maximilian Schell im Alter von 84 Jahren gestorben. Der Schauspieler, Regisseur und Oscar-Preisträger war über Jahrzehnte ein renommierter Bühnen-, Film- und Fernsehdarsteller. Zuletzt präsentierte er im ZDF Sendungen der Reihe „Terra X“ zu historischen Themen in einem von Kerzen und Fackeln erleuchteten Verlies – insgesamt eine eher traurige Angelegenheit. Möge er seinen Frieden finden, und möge das ZDF sein Dahinscheiden nutzen, das Konzept und vielleicht auch die Inhalte dieser Sendung zu überdenken.