Fundstücke KW 19

Vor 2,5 Jahren übernahm der niederländische Archäologe Roeland Paardekooper die Leitung des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. In dieser Zeit wurde die nationalen und internationale Bekanntheit der Einrichtung enorm gesteigert, die Zahl der jährlichen Besucher erhöht, Zahl UND Qualität der Veranstaltungen noch einmal gesteigert, und mit neuer Beschilderung, Audio-Guides und vielen weiteren Maßnahmen ist das altehrwürdige Freilichtmuseum nun auch im 21. Jahrhundert angekommen.
Nun übergibt Paardekooper im kommenden Monat den Staffelstab wieder an seinen Vorgänger und Nachfolger Karl Banghard, wie die NW meldet. Es bleibt zu hoffen, dass dieses wunderbare living history-Museum unter seinem selbstgefälligen alten und neuen Direktor dann nicht wieder in der Bedeutungslosigkeit, lippischen Behäbigkeit und Altbackenheit versinkt, aus der es erst 2013 von R. Paardekooper erweckt wurde …

Dazu passend auch die Meldung, dass die historischen Stationen auf dem Wanderweg vom AFM zum Tönsberg nun auch per App erschlossen werden können.

„Der Islam gehört zu den Fundamenten europäischer Kultur“ – diese Aussage dürfte bei manchen Zeitgenossen wohl Schnappatmung verursachen, sie aber ausgerechnet in einem katholischen Online-Portal zu lesen, hat auch mich überrascht.

In der Welt schreibt Florian Stark über Kaiser Karl IV., der vor 700 Jahren geboren wurde. Ihm ist auch eine große Ausstellung gewidmet, die bis zum 25. September in Prag, ab 20. Oktober im GNM Nürnberg zu sehen ist.

„Hatespeech“ gegen Historiker und Archäologen war zuletzt u.a. ein Thema der re:publica. Kristin Oswald fasst die Lage auf ihrem Blog zusammen.

Reisen und lebendige Geschichtsdarstellung zu verbinden ist das Konzept eines neuen Unternehmens, das auf einer Crowdfunding-Plattform um Investoren wirbt.

Mein neuester Beitrag zur Reihe „Mittelalter-Mythen“ widmet sich dem angeblichen Glauben an eine flache Erdgestalt im Mittelalter.

Und wer hätte gedacht, dass die alten Germanen im Jahr 2016 ein solches Comeback veranstalten würden?

Die Vandalen sind zurück! Quelle leider unbekannt.

Die Vandalen sind zurück! Quelle leider unbekannt.

Der Mythos vom Glauben an die flache Erde

Im Mittelalter glaubten die Menschen, die Erde sei flach, überwölbt von einer halbrunden Himmelskuppel. An ihrem Rand, wo sich Himmel und Erde berührten, verwandelten sich die umgebenden Ozeane in reißende Wasserfälle, weshalb es gefährlich war, zu weit auf das offene Meer hinaus zu segeln. Erst durch die Entdeckungsfahrten von Christoph Kolumbus und Ferdinand Magellan sei die Kugelgestalt der Erde bewiesen und die offizielle Lehrmeinung von Kirche und Gelehrten widerlegt worden. Weiterlesen

Fundstücke KW 18

Der LWL berichtet über den Abschluss der Grabungen auf dem Warburger Burgberg, die vielfältige Funde zutage förderte.

Über „Die runden Wappentafeln der Zünfte“ schreibt Jens Kremb auf heraldica. hypotheses.org.

Als „Teilchenbeschleuniger der Geschichte“ bezeichnet ein Artikel auf APA Science das Werkzeug der Netzwerkanalyse.

Wer war der Bamberger Reiter? fragt Florian Welle auf sueddeutsche.de.

Hiltibold veröffentlicht den zweiten Teil seines Intervies mit dem Archäologen Raimund Karl zum Streitthema Sondengänger.

Das Tiroler Blog vrouwe maere gibt Tips zur Recherche von mittelalterlichen Bildquellen im Internet.

Fokus Hndschrift, die informative Facebook-Seite zum mittelalterlichen Schrift- und Buchwesen, feierte diese Woche mehr als 5.000 Fans mit einem kurzen Video: „Die Spur der Hasen II“

(Teil I ist hier zu finden.)

Fundstücke KW 17

Lässt sich nach Rezepten aus dem alten Ägypten noch heute Bier brauen? Video eines Praxistests in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks.

Wurden frühmittelalterliche Krisen durch Vulkanausbrüche ausgelöst? derstandard.at berichtet über aktuelle Forschungsergebnisse.

Als „mit öffentlichen Geldern bezahlte Schädigung des Berufsstandes“ bezeichnet der Verband der Restauratoren eine neue Sendereihe des ZDF.

Die Wienischen Hantwercliute rezensieren ein Buch über mittelalterliche Frauenheilkunde, sie berühmte (und umstrittene) „Trotula“

Im Blog des LWL Landesmuseums berichten Herner Historiker über ihre Erfahrungen als Grabungshelfer am Paderborner Dom.

Isidor berichtet im Blog der Ottonenzeit über den 10. Heerbann in Berlin Brandenburg.

„Die Außenpolitik des Deutschen Ordens unter Hochmeister Konrad von Jungingen (1393-1407)“ – 1.000 Worte Forschung auf mittelalter.hypotheses.org.

Zum ewigen (?) Streit zwischen Sondengehern und Archäologen hat Hiltibold ein Interview mit dem Archäologen Raimund Karl geführt.

Und wer schon immer wissen wollte, wie Archäologen eigentlich an ihre Erkenntnisse gelangen – hier die Auflösung:

(c) DirkJan (www.dirkjan.nl)

(c) DirkJan (www.dirkjan.nl)

(Ja, OK, ich weiß auch, dass das hier eher ein Fall der Paläontologie als der Archäologie ist. Aber das Prinzip ist ähnlich. (Natürlich nicht! Ich mache nur Witze …))

Fundstücke KW 16

Sensation! Ui – eine Meldung aus der Archäologie, die ohne die Begriffe „Sensation“ und „spektakulär! auskommt, das ist ja schon fast eine spektakuläre Sensation für sich …
Die Existenz eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes in Pasing war wohl jedenfalls schon länger bekannt, nun wird es durch eine private Grabungsfirma freigelegt, wie die SZ meldet.

Am Samstag, den 23. April feierte eine Bierpreisordnung 500. Jubiläum, die nun bereits seit mehr als 100 Jahren als „bayerisches“ bzw. „deutsches Reinheitsgebot“ gefeiert wird. (Mehr dazu hier im Blog. Und hier.)
Woher Herr Unterstöger von der SZ die Kenntnis hat, dass vor dem Erlass dieses Mandats u.a. Pech und Ochsengalle (!) unter die Würze gemischt wurden, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Aber ansonsten ist sein Beitrag recht informativ.

Auf derstandard.at berichtet die Archäologin Petra Schneidhofer über ihren Arbeitsalltag ohne Spaten, Kelle und Pinsel.

Daniel Ossenkop rezensiert auf dasmittelalterderblog.com das Buch von Wand-Wittkowski, Christine: elegant, kultiviert, beschränkt. Höfische Kultur im Mittelalter. Aisthesis-Verlag, Bielefeld, 2016.

Manchmal offenbaren archäologische Funde auch Einblicke in historische Kriminalfälle oder Spionagegeschichten, wie im Fall eines Seidenkleides aus dem 17. Jahrhundert, über das Der Spiegel berichtet.

Die Volkswagen-Stiftung unterstützt das Wikinger-Museum Haithabu und berichtet über abgeschlossene, andauernde und bevorstehende Projekte in einem laaaaaangen, aber lesenswerten Blogpost.

Ein Stück lebendige mittelalterliche Alltagsgeschichte von Niklas Hofbauer auf „Neues aus der Gotik“: das Salzfass in Fund und Rekonstruktion.

Für die Augen gibt es diese Woche das Album „Medieval People“ von Günter Ludwig Design – fantastische, stimmungsvolle Porträt von Spätmittelalter-Darstellern, dazwischen dann aber plötzlich wenig authentische Show-Ritter, und mit dieser Mischung irgendwie auch sinnblidlich für das Mittelalterbild großer Teile der Bevölkerung …

500 Jahre "Reinheitsgebot"

Bier zählt zu den ältesten Kulturgetränken der Menschheit. Älteste Hinweise stammen aus dem Neolithikum, bierähnliche Getränke sind z.B. aus Babylon und Ägypten belegt. In germanischer Zeit und im Frühmittelalter lag das Bierbrauen als Teil der bäuerlichen Selbstversorgung vorwiegend in Händen der Frauen. Doch nicht zuletzt der hohe Arbeitsaufwand sowie der Platz- und Gerätebedarf sorgten seit dem Aufkommen der Städte für einen Übergang zu gewerblicher Produktion, wodurch der eigenständige Beruf des Bierbrauers entstand.

Bierbrauer im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, um 1425 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 317.2°, fol. 20v.)

Bierbrauer im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, um 1425 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 317.2°, fol. 20v.)

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Fundstücke KW 15

Jürgen Sarnowsky auf mittelalter.hypotheses.org: „Was sind und zu welchem Ende studiert man Geisteswissenschaften?

Der Deutschlandfunk ist der Meinung, die Geschichtswissenschaft entdecke gerade die „schriftlose Geschichte“. Das tut sie zwar schon seit 30 oder 40 Jahren, aber der Beitrag ist trotzdem nicht uninteressant.

„Wenn Braveheart sein Netzwerk aktiviert“ – derstandard.at über eine Tagung zur Erforschung sozialer Netzwerke im Mittelalter.

Sie haben in den vergangenen zwei Jahren eine „hervorragende mediävistische Dissertation von interdisziplinärer Bedeutung“ verfasst? Dann bewerben Sie sich doch für den (mit immerhin € 2.000,- dotierten) Nachwuchspreis des Mediävistenverbandes.

Die Süddeutsche berichtet über die Eröffnung der dreiteiligen Ausstellung „Bilderwelten. Buchmalerei zwischen Mittelalter und Neuzeit“ in der Bayerischen Staatsbibliothek – ohne eine einzige Abbildung im Artikel! Auch irgendwie eine Leistung …

Nach längerer Pause meldet sich Daniel Ossenkop auf dasmittelalterderblog.com mit einem Beitrag über Wappen in der Bildwelt des Mittelalters zurück.

Wikinger sind offenkundig nicht das Spezialgebiet der Archäologin Angelika Franz. Dennoch enthält ihr Beitrag auf Spiegel Online auch einige interessante neue Informationen.

Am Freitag hielt ich einen Vortrag über Herstellung, Einsatz und Wirkung von Brandpfeilen in der europäischen Geschichte.* Dazu passend das Video der Woche von Nick Birmingham / der Free Company of Aquitaine:

*Interessiert? Nur eines von zahlreichen möglichen Vortragsthemen. Weitere Infos hier, Anfragen willkommen!

 

Fundstücke KW 14

Schöner reisen mit Ibn Battuta: Der SPON hat 10 Tipps des Reisenden aus dem 14. Jahrhundert zusammengestellt.

Hieronymus Bosch war ohne Zweifel eienr der originellsten, aber auch düstersten Künstler des ausgehenden Mittelalters. Zu seinem 500. Geburtstag lässt seine Heimatstadt ’s-Hertogenbosch einige seiner bizarren Kreationen dreidimensional auferstehen (via WDR 5).

Am 23. April jährt sich zum 500. Mal ein Erlass der bayerischen Herzöge, der vornehmlich den Bierpreis im Land regeln sollte und seit seiner Wiederentdeckung geschickt als „Deutsches Reinheitsgebot“ vermarktet wird (mehr dazu hier und demnächst).
Aus diesem Anlass widmen sich zahlreiche – jubilierende und kritische – Zeitschriften- und andere Medienbeiträge dem Lieblingsgetränk der Deutschen und seiner Geschichte. Aktuell z.B. die Süddeutsche Zeitung mit einem Artikel über die Craft Beer-Bewegung, die mit der Beschränkung auf Malz, Hefe, Wasser und Hopfen wenig anfangen kann; ein weiterer über eines der traditionsreichsten Biere, das „Zoigl“, das in der nördlichen Oberpfalz im kommunalen Brauhaus von wechselnden Hobbybraumeistern gebraut wird; und über die Bier-Ausstellungen im Münchener Stadtmuseum und im Jüdischen Museum.

Hiltibold schreibt einen offenen Brief an den Geschäftsführer des umstrittenen living history-Projekts „Campus Galli„.

Wiener Byzantinisten erfassen handschriftliche Gebetbücher aus dem Mittelalter in einer Datenbank und machen erstaunliche Entdeckungen, berichtet derstandard.at.

H. Jablonski wies mich freundlicherweise auf eine Crowdfunding-Initiative des Spessartprojekts hin, mit der Ausgrabungen an einer rätselhaften abgegangenen Burg bei Waldaschaff finanziert werden sollen.

Die Bilder der Woche stammen von einer beeindruckenden Burgbelebung auf Haute Koenigsbourg und wurden von Diana Goodwin auf Facebook veröffentlicht:

I only had a couple of hours to shoot on Friday morning as everyone was just getting ready for the arrival of the first…

Posted by Diana Goodwin on Dienstag, 5. April 2016

Fundstücke KW 13

Nach längerer Pause – für die ich mich hiermit ausdrücklich entschuldige! – hier endlich eine neue Folge der Fundstücke der Woche. Es hat sich einiges angesammelt, daher eine Auswahl lohnender aktueller Links zu Archäologie, Geschichte, Mittelalter u.ä.:

Hiltibold hat sich u.a. mit Holzgefäßen in den Funden aus Haithabu beschäftigt.

Archäologie und Computer-Spiele – wie passt das zusammen? Dieser Frage geht ein Beitrag von DRadio Wissen nach.

Regelmäßig spannende Beiträge zum Leben im mittelalterlichen Tirol bietet das Blog „vrouwe maere“, aktuell zum Glaube und Gebräuchen der einfachen Landbevölkerung.

Friedrich Barbarossa und die zweimalige Unterwerfung Mailands“ lautet der Titel eines Beitrags auf kurz!-Geschichte.
Außerdem widmet man sich dort in einer Reihe den sechs Ehefrauen Heinrichs VIII. Die aktuelle Folge handelt von Gattin Nr. 5, Catherine Howard.

Martin Zimmerman veröffentlichte auf archaeologie-online.de einen Beitrag zum Glashandwerk im Frühmittelalter.

Zahlreiche Fachbücher zu mittelalterlichen Themen wurden im März rezensiert; mittelalter.hypotheses.org gibt den Überblick.

Auf den interessanten YouTube-Kanal von Rainer Leng hatte ich bereits einmal hingewiesen. Derzeit widmet sich der Würzburger Mediävist dem Thema Universitätsgeschichte(n), die aktuelle, vierte Folge widmet sich der Frage: Was kostete im Mittelalter ein Studium und woher kam das Geld dafür?

Fundstücke KW 9

Im Alamannenmuseum Ellwangen fanden zum zweiten Mal die Tage der lebendigen Geschichte statt, worüber ostalb.net berichtet.

damals.de schreibt über die Untersuchung der Gewänder Heinrichs II. und seiner Frau Kunigunde in Bamberg.

Hiltibold erzählt die „grausliche Geschichte vom Blinden und dem Herrn von Châteauroux“.

kurz!-Geschichte widmet sich der Schädelchirurgie im Mittelalter.

Sensation! (Ohne den Superlativ kommt heutzutage keine Meldung aus der Archäologie mehr aus!)
In Innsbruck wurde bei Grabungsarbeiten eine mittelalterliche Brücke entdeckt, melden (u.a.) die Tiroler Tageszeitung, der ORF und derstandard.at.

Archäologie online schrieb diese Woche über den Würzburger Geschichtsprofessor Rainer Leng, der mit Online-Seminaren, Kurzvideos und anderen multimedialen Methoden die Geschichte des Mittelalters einem möglichst breiten Publikum auf spannende Weise näher zu bringen versucht.
Die Beiträge auf seinem YouTube-Kanal sind kurz, informativ, anregend und absolut zu empfehlen, wie z.B. diese hier zum Begriff des Mittelalters: