Die C14- oder Radio-Carbon-Methode ist eines der zuverlässigsten Datierungsverfahren in der Archäologie. Doch der zunehmende CO2-Ausstoß könnte die Messungen massiv beeinträchtigen – Der Spiegel berichtet.
In Paris stellen Skelette aus der Merowinger- und Karolingerzeit Archäologen vor Rätsel, weiß derstandard.at.
Am 18.-19. Juli fand auf der Bachritterburg Kanzach eine Burgbelebung durch die Gruppe „IG 14. Jahrhundert“ zum Thema „Kindheit im Mittelalter“ statt. Davon gibt es nun die ersten tollen Bilder und Berichte (1, 2).
Living history, Re-Enactment oder lebendige Geschichtsdarstellung (zur Definition dieser und weiterer Begriffe siehe meinen Beitrag vom 25. Juli 2012) können als überaus nützliche Verfahren zur Vermittlung von Wissen über die Vergangenheit dienen. Trotz anfänglicher Widerstände und vielerorts noch immer anhaltender Skepsis bei Museen, Ausstellungsmachern, akademischen Historikern und anderen „Geschichts-Profis“ setzt sich diese Erkenntnis heute immer mehr durch, und entsprechende Angebote bereichern zunehmend Museums-, Stadt- oder Burgfeste, historische Themenausstellungen oder deren Begleitprogramme. Ein Beispiel der jüngsten Zeit, das auch in den Medien großen Widerhall fand, waren z.B. die Jubiläumsveranstaltungen zum Konzil von Konstanz mit Beteiligung der Company of St. George.
Im Idealfall tragen solche Kooperationen dazu bei, mögliche Berührungsängste des Publikums mit historischen Themen abzubauen, indem sie einen spontanen, lebensweltlichen, individuellen Zugang ermöglichen. Anders als bei Literatur, Film und Fernsehen oder auch im Internet haben interessierte Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen und individuelle Antworten zu erhalten. Im Mittelpunkt steht die historische Lebenswirklichkeit, die zur eigenen in Bezug gesetzt werden kann. Die Wahrnehmung erfolgt mit allen Sinnen: Werkzeuge lassen sich ausprobieren, Kleider befühlen, Rauch und Essensdüfte stimulieren die Nase, auf offenem Feuer zubereitete Gerichte lassen sich probieren etc.
Speisetafel. (c) IG MiM
Auch Fernsehmacher haben die living history-Szene längst für sich entdeckt. Kaum eine historische TV-Dokumentation kommt heute noch ohne entsprechende Spielszenen aus. Doch leider mangelt es bei den zuständigen Redaktionen leider noch immer an Hintergrundwissen und Sensibilität für das Thema – Ritter in Plattenrüstungen haben eben in einem Beitrag über die Kreuzzüge nichts verloren.
Zu diesem Problem trägt auch die Tatsache bei, dass es „Laien“ ohne Vorkenntnisse oft schwerfällt, zwischen ernsthafter Geschichtsdarstellung und dem weit verbreiteten und beliebten „Markt-“ oder „Grobmittelalter“ zu unterscheiden. Gute Geschichtsdarstellung beruht stets auf jahrelanger intensiver Recherche, dem Studium der Quellen und der verfügbaren Forschungsliteratur sowie auf eigenen Experimenten und Erfahrungen, und sie beschränkt sich in der Regel auf einen sehr eng gesteckten zeitlichen und geographischen Rahmen.
Die folgende Liste stellt einige Gruppen vorwiegend des Hoch- und Spätmittelalters vor, die diese Kriterien seit vielen Jahren erfüllen und Maßstäbe für die Qualität der Mittelalterdarstellung im deutschsprachigen Raum setzen. Sie stellt eine persönliche Auswahl dar, bietet aber vielleicht Orientierung für Veranstalter, Fernsehmacher oder Aspiranten, die selbst in die Materie einsteigen möchten.
Die Reihenfolge stellt wohlgemerkt keine Rangfolge dar!
„Die Darsteller von mim verkörpern einen Haushalt aus Mühlheim sowie Bürgertum und Einwohner der Orte und Städte in der Bieger Mark um das Jahr 1340. Wir stellen neben dem zivilen Leben, Handwerk und Kultur auch eine Reihe von alltäglichen Dingen dar. Das Vor- und Zubereiten von Speisen nach mittelalterlichen Überlieferungen und Rezepten, das Beisammensein an der Tafel und das Darstellen von handwerklichen Techniken gehört ebenso zu unserem „Programm“ wie die Erläuterungen zu unseren Darstellungen.“
Logo der IG MiM (c) IG MiM
Die Gruppe umfasst eine große Zahl von Mitgliedern, die Rollen unterschiedlicher sozialer Schichten verkörpern, so dass ein sehr vielfältiges Bild der Gesellschaft im 14. Jahrhundert entsteht. Die IG ist immer wieder auf ausgewählten, hochwertigen Veranstaltungen zu finden und beeindruckt mit ihrer umfangreichen, quellengetreuen Ausstattung.
Eine Gruppe aus Schwaben, nach eigener Aussage mit dem Ziel,
„eine möglichst hochwertige Darstellung nach historischen Vorlagen zu zeigen. Die Gewänder werden von uns von Hand genäht, die Zuschnitte dafür aus Originalquellen recherchiert und farbige Stoffe durchweg pflanzengefärbt, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch die hochmittelalterliche Gesellschaftsstruktur wird berücksichtigt. So besteht unsere Gruppe aus einem Herrn (ministerialer Dienstadel/niederer Adel), seiner Familie und einer inzwischen recht großen zugehörigen Hofgemeinschaft (familia) an Handwerkern, Knechten, Mägden und Kindern.“
Der dargestellte Zeitraum ist um 1220-1250 zu verorten. Von der Modenschau über kochen, nähen, waschen, Ackerbau, Holz- und anderes Handwerk bis zur Feldschlacht gibt es vermutlich nichts, das „Die Reisecen“ nicht originalgetreu darstellen können. Die Ausstattung reicht von der einfachen Nähnadel bis zum schweren Belagerungsgerät.
„Die Interessengemeinschaft „14. Jahrhundert in Wien“ ist ein loser Verband von Living History Darstellern aus Wien und Umgebung, deren Darstellungsschwerpunkt auf dem Alltagsleben der einfachen Bürger und Handwerker Wiens in vorwiegend 1.Hälfte des 14. Jahrhundert liegt.“
Die vergleichsweise wenigen Mitglieder der „IG14“ sind in der Lage, eine beeindruckende Vielzahl mittelalterlicher Handwerkstechniken darzustellen und zu erläutern. Werkzeuge werden ebenso wie Kleidung und andere Alltagsgegenstände nach Quellen möglichste originalgetreu hergestellt.
„Der im Frühjahr 2011 gegründete Verein „Wienische Hantwërcliute 1350“ legt sein Hauptaugenmerk auf die Vermittlung und Repräsentation von mittelalterlicher Lebens- und Handwerkskultur. Unser Schwerpunkt liegt auf einer regionalen Darstellung Wiener Handwerker und Bürger um 1350, just nach dem Abklingen der ersten großen Pestwelle in Mitteleuropa, einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels und aufstrebendem Bürgertum im Kampf um Einfluss in der mittelalterlichen Stadt.“
Der Verein besteht aus drei Personen, die auch in der „IG14“ aktiv sind. Wie der Name schon andeutet, steht die Darstellung mittelalterlichen Handwerks – Holz, Keramik, Secco-Malerei und mehr – im Mittelpunkt.
Messer und Scheide von Niklas Hofbauer. (c) Niklas Hofbauer
„Neues aus der Gotik“ ist der Blog von Niklas Hofbauer und seiner Frau Sophia, die auch in der „IG14“ aktiv sind. Sie stellen österreichische Handwerksleute um 1340 dar. Niklas fertigt als Gürtler und Messerer beeindruckende Reproduktionen und berichtet darüber sehr humorvoll und informativ auf seinem Blog. Dort finden sich auch Quellen und Informationen über Zeitraum und Darstellung sowie ein empfehlenswerter Leitfaden für Einsteiger.
Eine Gruppe aus Schweden, also dem nicht-deutschsprachigen Raum, die hier wegen ihres originellen Ansatzes aufgenommen wurde. Wie der Name andeutet, bildet die mittelalterlicher Jagd den Rahmen der Darstellung, die alles umfasst außer dem Erlegen von Tieren. Ziel der Mitglieder ist es jedoch weniger, auf Veranstaltungen mit umfangreicher Ausstattung präsent zu sein, sondern das persönliche Nacherleben mittelalterlichen Lebens zu allen Jahreszeiten, in allen Wetterbedingungen.
Darüber berichten sie in englischer Sprache in ihrem Blog, wo sie eindrucksvoll dafür werben, living history zu einem persönlichen Erlebnis zu machen und gewissermaßen als sportliche Herausforderung und Selbsterfahrung zu betrachten.
Am Kap Arkona auf Rügen haben Archäologen einen „spektakulären Fund“ gemacht: Ein zu einer slawischen Tempelanlage gehörendes Zeremonienhaus aus dem 11. Jahrhundert. Der NDR hat die Details und Links zu Videos.
Nicht nur Archäologen machen Entdeckungen: In der Bibliothek der Uni Münster haben Studierende durch Zufall ein lange verschollen geglaubtes Amtsbuch ausfindig gemacht. (Wozu ein Seminar in Handschriftenkunde so alles gut sein kann …) Offizielle Meldung der Uni Münster.
Das Stadtarchiv hat ein mittelalterliches Gebetbuch erworben. Warum das nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln sein muss, beschreibt Klaus Graf im Blog Archivalia.
Das Bild der Woche zeigt die typischen Dreiecksschilde des 13. Jahrhunderts, deren Rekonstruktion Roland Warzecha alias Dimicator sich diese Woche auf seiner FB-Seite gewidmet hat.
„The Life of Edward the Confessor“ (MS Ee.3.59, University of Cambridge). Matthew Paris, um 1250/60.
Der in KW 27 erwähnte Urheberrechtsstreit, der von den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen vom Zaun gebrochen wurde, ging vergangene Woche in eine neue Runde: Die rem veröffentlichten eine Stellungnahme, in der sie ihre Position untermauern. Interessant ist dabei u.a., dass die rem eine Summe von € 250,- für die einmalige Veröffentlichung eines Fotos im Internet als „angemessen“ erachten …
Mit dem gleichen Thema setzt sich auch das Blog von arthistoricum auseinander: „What an ugly mess, to hell with it„!
Zum Bild der Woche zitiere ich die Beschreibung der AG Historisches Handwerk, die dieses großartige Objekt nach einem Fund angefertigt hat:
„Römisches Tintinnabulum in Form eines Phallus mit Bocksbeinen. Auf dem Phallus sitzt eine nackte Frau, die über dessen Eichel als Zeichen des Sieges der Männlichkeit (virtus) über das Böse einen Lorbeerkranz hält. Zwischen den Bocksbeinen ist ein weiterer Phallus, und der Schweif, der sich dem Hinterteil der nackten Frau annähert, ist ebenfalls als Phallus ausgeformt.“
"Römisches Tintinnabulum", angefertigt und (c) des Fotos AG Historisches Handwerk.
Im nordrhein-westfälischen Tönisvorst haben Archäologen eine eisenzeitlioche Brandgrabstätte entdeckt. Artikel auf RP Online.
Ein Thema, das nur am Rande mit Geschichte oder Archäologie zu tun hat, viele Forschende und Publizierende in diesem Bereich aber dennoch fast täglich betrifft, ist das Urheberrecht. In einem aktuellen Fall, über den die taz.de schreibt, geht es um Urheber- bzw. Leistungsschutzrechte an fotografischen Wiedergaben gemeinfreier Kunstwerke, die die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim meinen in Anspruch nehmen zu können.
Ein verwandtes Problem betrifft die Panoramafreiheit, also das Recht, fotografische Aufnahmen von Objekten (Kunstwerken, Gebäuden etc.) im öffentlichen Raum machen und veröffentlichen zu dürfen. Eben diese Panoramafreiheit soll nach dem Willen des Europäischen Parlaments abgeschafft bzw. stark eingeschränkt werden, was katastrophale Auswirkungen nicht nur auf das künftige Knipsen von Urlaubsfotos hätte … Informationen zur aktuellen Regelung den Änderungsvorschlägen, Protest- und Gegenmaßnahmen etc. finden sich auf de.wikipedia.org, eine europaweite Petition kann auf change.org unterschrieben werden.
Die „Umwelt-Enzyklika“ des „grünen Papstes“ Franziskus hat in den vergangenen Wochen für einige Diskussionen gesorgt. Doch das Oberhaupt der katholischen Kirche äußert sich darin auch zu Problemen der Vernichtung und des Erhalts des kulturellen Erbes der Menschheit, wie Diane Scherzler von der DGUF kommentiert.
DIe Bewerbung Haithabus um den Status als Weltkulturerbe wurde von der UNESCO vorläufig abgelehnt. Andere Stätten hatten mehr Erfolg, wie die SHZ.de berichtet.
Daniel Ossenkop geht auf „Das Mittelalter – Der Blog“ der Frage nach, ob Feldschlachten im Mittelalter eine häufige oder eher seltene Erscheinung gewesen sind.
Und als Bild der Woche möchte ich einfach mal eines der wundervollen Stücke verlinken, die Niklas Hofbauer anfertigt und auf seinem Blog „Neues aus der Gotik“ präsentiert:
Gebendenadel-Etui, angefertigt und (c) des Fotos Niklas Hofbauer/neuesausdergotik.blogspot.de
Der Juli trägt seinen Namen seit 44 v.u.Z. nach dem römischen Kaiser Gaius Julius Caesar, auf den die sogenannte julianische Kalenderreform zurückzuführen ist. Der siebente Monat des Jahres ist in Mitteleuropa der heißeste und in der Landwirtschaft traditionell der arbeitsreichste.
Die alte deutsche Bezeichnung „Heumond“ deutet auf eine der wichtigsten Tätigkeiten hin: Wenngleich bei entsprechendem Wetter die Heumahd zuweilen auch bereits im Juni erfolgen konnte, galt sie doch als typische Aufgabe für den Juli, in dem allerdings noch zahlreiche andere Arbeiten anfielen. Weiterlesen →
Wenn ein Ritter in Rüstung vom Pferd fiel, war er nicht in der Lage, ohne Hilfe wieder aufzustehen. Bei Turnieren mussten die Teilnehmer mit einem Kran oder einer ähnlichen Einrichtung auf ihr Pferd gehoben werden, weil die Rüstungen so schwer waren. Laufen war in diesen Blechbüchsen fast unmöglich, denn sie waren ausschließlich für den Kampf zu Pferde gemacht.
Solcherart sind die Behauptungen über mittelalterliche Rüstungen, die man immer wieder hören und lesen kann. Sie wurden zwar von Forschern und Praktikern schon vielfach widerlegt und als Mythen entlarvt, doch scheinen sie in der Vorstellung vieler Menschen geradezu unerschütterlich verankert zu sein (und durch Filme und Fernsehbeiträge immer wieder bestätigt zu werden).
Hier also ein weiterer Versuch, solche irrigen Annahmen zu entkräften.
Schweizer Silberpfennige des 13.-14. Jahrhunderts vom Schlachtfeld am Morgarten. (c) Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug/SRF.
Anhaltende Sparmaßnahmen gefährden den Fortbestand von Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Altertumswissenschaften und verwandten Fächern, so der Warnruf einer archäologischen Tagung in Leipzig, über die die Thüringische Landeszeitung berichtet.
Einen Teil des Problems offenbart der Kommentator „UweOstertag“, wenn er über „ineffizientes Nostalgiegewerbe auf Historienbasis“ schimpft, das nicht auch noch subventioniert werden müsse … Traurig, aber leider keine Einzelmeinung. Geschichte und Archäologie haben ungeachtet aller historischen Themen in Film und Fernsehen, aller historischen Romane, Feste und sonstigen Veranstaltungen, erfolgreicher Ausstellungen etc. zunehmend ein Legitimations- und Akzeptanzproblem – nicht nur in Deutschland!
Ein großes Thema der Woche war (wieder einmal) die prekäre Situation für (junge) Wissenschaftler an deutschen Universitäten: „Mit Zeitverträgen ins Verderben“ fasste z.B. die Süddeutsche das gegenwärtige Dilemma zusammen.
Die Hochschulen hingegen wollen die Befristung (außer bei Professorenstellen, natürlich!) hingegen zur Regel machen und wehren sich gegen strengere Auflagen, wie Der Spiegel Online berichtet.
Die europäischen Bildungsminister wiederum fordern, das Bachelor- (ehemals Grund-) Studium müsse „praxisnäher“ werden. Das bedeutet im Klartext, Studieninhalte haben sich stärker den Interessen und Forderungen der Wirtschaft unterzuordnen – schließlich hat Bildung kein Selbstzweck zu sein! Alles Weitere im Unispiegel.
Unter dem Titel „Tiefer Zwist zwischen Politik und Unis“ fasst die SZ die aktuelle Diskussion zusammen.
Und das ist diese Woche sonst noch ins Netz gegangen:
In Talinn sind bei Ausschachtungsarbeiten Überreste von Schiffen des 14. bis 17. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen, wie derstandard.at berichtet.
In Herford bei Bielefeld sind nach Überresten des 11. bis 13. Jahrhunderts nun auch Funde der Karolingerzeit zutage getreten, die mit der Gründung des Damenstifts im 9. Jahrhundert in Zusammenhang stehen und ein neues Licht auf die Stadtgeschichte werfen könnten. Ein Beitrag auf Archäologie Online.
Was kümmert’s mich, wenn in Meßkirch eine Hütte umfällt? Nun, die Hütte (bei deren Einsturz am 24. Mai ein Mensch verletzt wurde) stand auf dem Gelände des Campus Galli, wo angeblich mit frühmittelaltelichen Materialien, Werkzeugen und Methoden eine „karolingische Klosterstadt“ errichtet werden soll. Offenbar hat man dabei übersehen, dass im 21. Jahrhundert andere Regeln gelten als im 9. Jahrhundert, denn für die (aus Steuergeldern finanzierte) Hütte lag keine Baugenehmigung vor, wie Die Schwäbische vermeldet.
(Was bedeutet es wohl für dieses ambitionierte – um nicht zu sagen: größenwahnsinnige – Bauprojekt, wenn man nicht einmal eine einfache Holzhütte legal und solide errichten kann?)
Auf sueddeutsche.de sind Gerhard Matzig und Karoline Beisel der Ansicht, es gebe zu viel Geschichte im Fernsehen … *hüstel*
In Zeiten sinkender bzw. gestrichener Etats in den Bereichen Archäologie und Denkmalpflege muss man kreativ werden und alternative Finanzierungsmöglichkeiten erkunden – z.B. Crowdfunding wie bei diesem Projekt zur Ausgrabung des Galgenhügels Fürstenwalde.
Kann das die Lösung sein? Die öffentliche Hand zieht sich einfach aus der Erforschung und Pflege des kulturellen Erbes zurück und überlässt deren Finanzierung (und Umsetzung?) den Bürgern?
Oder wäre es vielleicht an der Zeit, eine zentrale, „öffentlich-private“ Institution nach dem Vorbild von English Heritage ins Leben zu rufen?
So oder so ähnlich ist es immer wieder zu lesen oder zu hören: „Im Mittelalter sind die Menschen jung gestorben!“ Oder: „Mit 40 war man im Mittelalter ein alter Mann!“ Dazu wird in populären und seriösen Publikationen, sogar in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien zum Leben im Mittelalter gerne die durchschnittliche Lebenserwartung des mittelalterlichen Menschen angegeben. Allerdings schwanken die genannten Zahlen mitunter erheblich, einer kurzen und nur oberflächlichen Recherche zufolge zwischen etwa 33 und 50 Jahren für Männer, 25 und 40 Jahren für Frauen.
Leider werden in den konsultierten Werken und Webseiten niemals Quellen für diese Erkenntnisse oder gar Formeln ihrer Berechnung angegeben. Wie diese Zahlen gewonnen wurden, bleibt also ebenso im Dunkeln wie Antworten auf die Fragen, für welchen Zeitraum des Früh-, Hoch- oder Spätmittelalters, welche Region oder welche Bevölkerungsschicht sie Gültigkeit beanspruchen. „Das Mittelalter“ ist in diesem Zusammenhang wieder einmal zu verstehen als „das finstere, rückständige, schmutzige, unaufgeklärte Zeitalter vor der Moderne“, als das Leben der Menschen kurz, hart und elend, voller Krankheiten und Dreck, durch Kirche und König fremdbeherrscht gewesen ist.
Soweit das Klischee. Doch was lässt sich tatsächlich über die Lebenserwartung der Menschen im Mittelalter aussagen?
Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)