Lexikon: Mittelalterliche Maße und Gewichte

Ein Meter ist ein Meter, und ein Kilogramm ist ein Kilogramm – ganz egal, wo auf der Welt, oder was damit gemessen/gewogen werden soll. Was uns heute ganz selbstverständlich erscheint, war Ende des 18. Jahrhunderts eine geradezu revolutionäre Idee (die nicht ganz zufällig im Zuge der Französischen Revolution entstand).
Bislang nämlich hatte nicht nur in den zahlreichen verschiedenen Herrschaften Europas ganz unterschiedliche Maß- und Gewichtseinheiten gegolten. Man unterschied zudem zwischen verschiedenen Anwendungsbereichen: Im Bauwesen etwa galten zuweilen andere Maße als im Textilgewerbe, das Pfund war unterschiedlich schwer, je nachdem, ob es als Handels-, Währungs- oder Apothekereinheit verwendet wurde (siehe „Maße, Zahlen und Gewichte im Mittelalter“ vom 17. März 2020).

Zollstock und Waage als Werkzeuge des Krämers. Nürnberg, Stadtbibliothek Amb. 317.2°, fol. 150r.

Zollstock und Waage als Werkzeuge des Krämers. Nürnberg, Stadtbibliothek Amb. 317.2°, fol. 150r.

Es ist heute nahezu unmöglich, allein die in den mittelalterlichen Herrschaften des deutschen Sprachraums gebräuchlichen Maße- und Gewichtseinheiten präzise auseinanderzuhalten, zumal sich diese im Lauf der Zeit z.T. erheblich verändern konnten – etwa, weil Abgaben von Getreide und Hülsenfrüchten „gehäuft“ gefordert wurden und sich das betreffende Hohlmaß derart vergrößerte, dass es irgendwann dem alten „gestrichenen“ Maß entsprach.
Nicht hilfreich ist dabei, dass Begriffe wie Fuß, Pfund, Elle, Zoll, Morgen, Fuder oder Scheffel nahezu universell verbreitet, aber ganz unterschiedlich definiert waren. Viele dieser Definitionen sind heute nicht mehr bekannt und können allenfalls auf Umwegen erschlossen werden. Die folgende Übersicht mittelalterlicher Maß- und Gewichtseinheiten erhebt daher weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf mathematische Genauigkeit, kann aber immerhin der ersten Orientierung dienen.

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HistoFakt und Corona

Als ich 2006 mit Gründung von HistoFakt. Historische Dienstleistungen den Schritt in die Selbständigkeit wagte, lag der Fokus noch ganz auf der Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen, Verlagen, Redaktionen, Autorinnen und Autoren, Archiven, Museen etc., etwa durch Recherchen, Transkription und Übersetzung historischer Quellen, Lektorat, Übersetzung moderner Fachliteratur oder das Verfassen von Aufsätzen und Artikeln als Auftragsarbeiten.
Diese Dienstleistungen bilden nach wie vor einen Bestandteil meines Angebots. Doch seit einigen Jahren ist daneben der Bereich „Geschichtserlebnisse“ immer wichtiger geworden. Die Nachfrage nach Erlebnisprogrammen für Schulklassen und andere Kinder- und Jugendgruppen, nach Kursen, Vorführungen mittelalterlicher Praktiken und MItmachaktionen z.B. bei Museumsfesten hat erheblich zugenommen und war alleine schon fast nicht mehr zu bewältigen. Erstmals hatte ich daher in diesem Jahr die Absicht, für die Saison von April bis Oktober Honorarkräfte zu beschäftigen.

Dazu wird es nun leider nicht kommen. Die mit Wirkung zum 18. März beschlossenen Zwangsmaßnahmen der Landesregierung Baden-Württemberg zur Eindämmung der Corona-Epidemie haben zur Folge, dass sämtliche Museen und anderen Veranstaltungsorte bis voraussichtlich mindestens 15. Juni 2020 geschlossen bleiben. Zahlreiche Veranstaltungen, die ein Angebot von HistoFakt gebucht hatten, wurden abgesagt, andere noch zu erwartende Buchungen werden nun nicht zustande kommen. Die Kurse müssen bis einschließlich zum genannten Datum ausfallen.

Für mich bedeutet das einen erheblichen Umsatzverlust. Rund 2,5 Monate der Saison von April bis Oktober fallen einfach komplett weg, und damit auch etwa ein Drittel des zu erwartenden Einkommens. Kosten für Miete, Sozialabgaben, Versicherungen u.ä. laufen unterdessen selbstverständlich unvermindert weiter. Da von November bis März nur sehr wenige Aktivitäten angeboten werden können bzw. nachgefragt werden, können über den Winter kaum Rücklagen gebildet oder die Verulste später im Jahr ausgeglichen werden.
Ähnlich wie mir geht es unzähligen freiberuflichen Kulturschaffenden, Künstlern und DIenstleistern. Wir alle hoffen nun auf die Solidarität unserer Auftraggeber und Kunden, und dass stornierte Buchungen und ausgefallene Aufträge nach Ende des Zwangsmaßnahmen nachgeholt werden.
Aber falls von Bundes- und Landesregierungen keine Programme zur schnellen, unbürokratischen finanziellen Unterstützung von Freiberuflern aufgelegt werden, wird diese Krise zahlreiche Existenzen vernichten – möglicherweise auch meine.

Ich habe keine Angst wegen des Corona-Virus‘. Durch einfache Maßnahmen – vor allem Vermeidung menschlicher Kontakte und regelmäßiges, gründliches Händewaschen – sollte es möglich sein, eine Ansteckung zu vermeiden, und da ich nicht zu einer Risikogruppe gehöre, sollte für mich gegebenenfalls auch eine Infektion relativ harmlos verlaufen.
Große Sorgen mache ich mir aber um die wirtschaftlichen Folgen der Krise. Momentan ist für mich überhaupt nicht absehbar, ob und wie ich die genannten Einkommensverluste auffangen kann, und sollten die bisherigen Maßnahmen noch verschärft oder bis über den 15. Juni hinaus verlängert werden, dürfte dies das Ende meiner nunmehr 14 Jahre währenden, bislang recht erfolgreichen Selbständigkeit bedeuten.

Die einzige positive Nachricht in der gegenwärtigen Situation: Ich habe jetzt viel Zeit und verbringe sie ohnehin zuhause vor dem Rechner. Daher habe ich jede Menge Kapazitäten, um z.B. historische Handschriften zu entziffern und zu übersetzen oder Artikel zu verfassen.
Sollten Sie also Bedarf an meinen Dienstleistungen haben, ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, entsprechende Aufträge zu erteilen und damit auch noch ein gutes Werk zu tun, indem Sie einen Beitrag zum Fortbestand von HistoFakt leisten!

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund, bleiben Sie daheim, waschen Sie sich regelmäßig die Hände und unterstützen Sie freiberufliche Kulturschaffende wie mich, sofern Sie können.

Herzlichst,
Jan H. Sachers M.A.

P.S.: Der Online-Shop läuft bislang glücklicherweise ohne größere Einschränkungen weiter. Versand erfolgt allerdings bis auf Weiteres nur noch montags und Donnerstags.

 

Maße, Zahlen und Gewichte im Mittelalter

„Sed omnia in mensura et numero et pondere disposiuisti.“

Gott als Erschaffer des Universums, Frontispiz einer Bible moralisée, ca. 1220-30. Wien, ÖNB Codex Vindobonensis 2554, fol. 1v.

Gott als Erschaffer des Universums, Frontispiz einer Bible moralisée, ca. 1220-30. Wien, ÖNB Codex Vindobonensis 2554, fol. 1v.

„Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.“ Die Rede ist natürlich von Gott, denn diese Erkenntnis findet sich im Alten Testament, in den Weisheiten Salomons (11,20). Entsprechend wurde der Schöpfer seit dem 12. Jahrhundert gerne als deus geometer oder „vermessender Gott“ mit Messwerkzeugen wie Zirkel oder Winkel dargestellt.
Den Menschen allerdings sind die göttlichen Maße unbekannt. Sie sind in den Plan Gottes nicht eingeweiht und müssen versuchen, die Ordnung der Welt aus eigener Kraft zu entschlüsseln. Und für ihre alltäglichen Bedürfnisse müssen sie sich eigene Maße, Zahlen und Gewichte erschaffen.

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Tillmann Bendikowski: „Ein Jahr im Mittelalter“

Bendikowski: "Ein Jahr im Mittelalter", München 2019.

Bendikowski: „Ein Jahr im Mittelalter“, München 2019.

Vor einigen Jahren veröffentlichte ich in diesem Blog eine Reihe namens „Mittelalterlicher Jahreslauf„, in der – basierend auf zeitgenössischen Kalenderbildern – die landwirtschaftlichen Tätigkeiten, sonstigen saisonalen Arbeiten, Feiertage und ganz allgemein das Leben der Menschen in den Monaten des Jahres in aller gebotenen Kürze zusammengefasst wurden.
Eine ähnliche, wenngleich deutlich ausführlichere Darstellung erwartete ich von Tillmann Bendikowskis Buch „Ein Jahr im Mittelalter“, von dem es heißt:

„In zwölf Kapiteln mit über 100 farbigen Illustrationen schildert er Monat für Monat, wie das Leben im 12. Jahrhundert organisiert war – auf dem Land wie in den neu entstehenden Städten, im Kloster wie auf der Burg.“

Meine Vermutung erwies sich weitestgehend als Irrtum – eine Enttäuschung war die Lektüre des Werks aber zum Glück dennoch nicht.

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Nachruf auf Terry Jones

Terry Jones (1.2.1942-21.2.2020)

Terry Jones (1.2.1942-21.2.2020)

Als einer der Mitbegründer der englischen Comedy-Truppe Monty Python war der gebürtige Waliser Terry Jones (*1. Februar 1942) beteiligt an Werken wie „Die Ritter der Kokosnuss„, „Das Leben des Brian“ oder „Der Sinn des Lebens„.
Weniger bekannt ist, dass der Regiseur, Drehbuchautor und Schauspieler in Oxford Geschichte und Englisch studiert hatte. Sein besonderes Interesse galt dem Mittelalter, das er zu Unrecht in einem zu schlechten Licht porträtiert sah:

„Ex-Monty Python Terry Jones hat was gegen die Renaissance. Denn die Humanisten zementierten das Bild des Mittelalters als ein dunkles, abergläubisches Zeitalter, in dem die Menschen zu leiden hatten“

heißt es in einer Pressemitteilung der BBC. Für den britischen Sender schrieb und präsentierte er 1995 eine vierteilige Reihe über die Geschichte der Kreuzzüge, außerdem war er Mitautor eines Sachbuchs zum Thema. Schon früher hatte er Bücher zu mittelalterlichen Themen veröffentlicht, zuerst 1980 „Chaucer’s Knight: The Portrait of a Medieval Mercenary“, eine alternative Betrachtung der Erzählung des Ritters in Geoffrey Chaucers „Canterbury Tales“.

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The Sword. Form and Thought

„The Sword. Form and Thought“, Woodbridge 2019.

„The Sword – Form and Thought“ was the name of an exhibition held at the Deutsches Klingenmuseum (German Blade Museum) in Solingen from 26th September 2015 until 28th February 2016, and is also the title of the accompanying catalogue.
An international interdisciplinary conference of the same name was organised by the museum on 19th and 20th November 2015, and to make confusion perfect another book of the same title has now been published: „The Sword. Form and Thought“ is a collection of articles based on papers presented at said conference, edited by the organisers Lisa Deutscher, Mirjam Kaiser, and Sixt Wetzler.
The contributions cover a wide range of topics, from production, symbolical meaning, and practical use, to modern day classification of „the most iconic of weapons“, written by international experts from very diverse professional backgrounds: Archaeologist, historian, linguist, swordsmith, restorator, and others.

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Kursangebote 2020

Auch im Jahr 2020 bietet HistoFakt. Historische Dienstleistungen wieder spannende Kursangebote an verschiedenen Standorten.
Für Gruppen ab 4 Personen lassen sich alle Kurse auch zu individuellen Terminen an frei wählbaren, geeigneten Orten durchführen. Sprechen Sie uns an!

NEU! Sie können die Teilnahme an unseren Kursen jetzt ganz bequem online über shop.HistoFakt.de buchen und per Überweisung oder Paypal bezahlen. Einfach auf den Link des gewünschten Termins klicken!

Download: Terminbroschüre und Buchungsformular 2020 (pdf-Dokument, ca. 500 kb)

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Jahrestage mittelalterlicher Geschichte 2020

Die 20er Jahre stehen vor der Tür, und angesichts der sich verschärfenden Klimakrise, internationaler Konflikte und weiterer Entwicklungen dürfte sich im kommenden Jahrzehnt wohl nichts geringeres entscheiden als das Schicksal der Menschheit …
Aber welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2020 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?

Voilá – der jährliche kurze, keineswegs vollständige und schamlos eurozentrische Überblick: Weiterlesen

Frohe Weihnachten!

Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich eine frohe, besinnliche. und erholsame Weihnachtszeit und einen guten Start in ein gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr!

2019 war ein erfolgreiches, aber auch sehr anstrengendes Jahr für mich. Daher ist dieses Blog leider ein wenig zu kurz gekommen. Ich hoffe, im kommenden Jahr wieder mehr Beiträge posten zu können. Stichwort „gute Vorsätze“ …

Vom 21. Dezember bis einschließlich 1. Januar gönne ich mir nun eine kleine Auszeit, um neue Kraft zu sammeln. Wir sehen uns dann 2020!

Frohes Fest wünscht HistoFakt!

Frohes Fest wünscht HistoFakt!

„Das große Buch vom Schwert“

Thomas Laible: Das große Buch vom Schwert, Wieland Verlag 2019.

Thomas Laible: Das große Buch vom Schwert, Wieland Verlag 2019.

Mit „Das Schwert – Mythos und Wirklichkeit“ veröffentliche Thomas Laible 2006 ein Werk, das für viele seiner zahlreichen Leserinnen und Leser den ersten Kontakt mit der Welt historischer Blankwaffen dargestellt haben dürfte. Auf fundierte, aber verständliche Weise erläuterte der Autor darin die historische Entwicklung, Herstellung, Rekonstruktion und Verwendung mittelalterlicher Schwerttypen, die Unterschiede zwischen Deko-, Schaukampf-, Fecht- und Filmschwertern und vieles mehr.
Das Buch ist seit einiger Zeit vergriffen, und mit Spannung wurde der bereits seit Längerem angekündigte Nachfolger erwartet. Nun ist „Das große Buch vom Schwert“ erschienen und richtet sich vornehmlich an die gleiche Zielgruppe: Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ein Interesse an historischen Schwertern haben und auf der Suche nach fundierten Informationen ohne zu viel wissenschaftlichen „Ballast“ sind. Nach Angaben des Autors beruht sein neues Werk zu einem großen Teil auf Fragen, Kommentaren und Wünschen, die von Leserinnen und Lesern von „Mythos und Wirklichkeit“ an ihn herangetragen wurden. Im Gegensatz zu diesem ist es stärker praxisorientiert, auch wenn viele Teile des Vorgängers in überarbeiteter (und gekürzter) Form übernommen wurden.

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