Maße, Zahlen und Gewichte im Mittelalter

„Sed omnia in mensura et numero et pondere disposiuisti.“

Gott als Erschaffer des Universums, Frontispiz einer Bible moralisée, ca. 1220-30. Wien, ÖNB Codex Vindobonensis 2554, fol. 1v.

Gott als Erschaffer des Universums, Frontispiz einer Bible moralisée, ca. 1220-30. Wien, ÖNB Codex Vindobonensis 2554, fol. 1v.

„Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.“ Die Rede ist natürlich von Gott, denn diese Erkenntnis findet sich im Alten Testament, in den Weisheiten Salomons (11,20). Entsprechend wurde der Schöpfer seit dem 12. Jahrhundert gerne als deus geometer oder „vermessender Gott“ mit Messwerkzeugen wie Zirkel oder Winkel dargestellt.
Den Menschen allerdings sind die göttlichen Maße unbekannt. Sie sind in den Plan Gottes nicht eingeweiht und müssen versuchen, die Ordnung der Welt aus eigener Kraft zu entschlüsseln. Und für ihre alltäglichen Bedürfnisse müssen sie sich eigene Maße, Zahlen und Gewichte erschaffen.

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Jahrestage mittelalterlicher Geschichte 2020

Die 20er Jahre stehen vor der Tür, und angesichts der sich verschärfenden Klimakrise, internationaler Konflikte und weiterer Entwicklungen dürfte sich im kommenden Jahrzehnt wohl nichts geringeres entscheiden als das Schicksal der Menschheit …
Aber welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2020 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?

Voilá – der jährliche kurze, keineswegs vollständige und schamlos eurozentrische Überblick: Weiterlesen

Jahrestage mittelalterlicher Geschichte 2019

Welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2019 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?

Der jährliche kurze, keineswegs vollständige und schamlos eurozentrische Überblick: Weiterlesen

Mittelalter & TV, Folge xxx: Vom (Nicht-)Wollen und (Nicht-)Können und einfach-nicht-drum-scheren …

An wen wendet man sich, wenn man sich für die Kochkunst des Mittelalters interessiert: An erfahrene Köche, die seit Jahrzehnten eine mittelalterliche Küche betreiben? An Darstellergruppen, die regelmäßig historische Rezepte auf möglichst authentische Weise nachkochen? An Autoren, Herausgeber oder Übersetzer von mittellterlichen Kochbüchern? An ausgewiesene Historiker, die zum Thema geforscht und publiziert haben?

Nein! Zumindest, wenn man RedakteurIn eines öffentlich-rechtlichen TV-Senders in Deutschland ist, dann weiß man instinktiv, wo man am ehesten kompetente Informationen zu Kochkunst und praktisch allen anderen Aspekten des Mittelalters erfahren kann: Natürlich auf einem … MITTELALTERMARKT!

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Der „Brückenheilige“ Johannes von Nepomuk, ein böhmischer Märtyrer

Man begegnet ihm allenthalben, vor allem auf Brücken, aber auch auf Altären, an Hauswänden, an Wegen und gelegentlich sogar auf Gegenständen des Alltags. Meist trägt er die Kleidung des Kanonikers – Soutane und Birett -, den Palmzweig des Märtyrers und ein Kreuz in der Armbeuge. Sein Nimbus wird gelegentlich von fünf Sternen geziert. Doch wer ist dieser Schutzpatron der Brücken und Wege, der Bewahrer vor Hochwasser und dem Tod durch Ertrinken, zugleich Hüter des Beichtsiegels und einer der Landespatrone Böhmens? Weiterlesen

Jahrestage mittelalterlicher Geschichte 2017

Welche bedeutenden Geschehnisse ereigneten sich vor 500, 750 oder 1000 Jahren? Welche Jahrestage der mittelalterlichen Geschichte kommen 2017 auf uns zu? Auf welche Feiern, Gedenktage, Debatten müssen wir uns einstellen?
Der jährliche kurze, keineswegs vollständige und schamlos eurozentrische Überblick: Weiterlesen

Mittelalter-Videos

Pornos und Katzenvideos sind bekanntlich die entscheidenden Inhalte des Internets. Doch finden sich dazwischen in dunklen Ecken zuweilen auch interessante, lehrreiche, wissenschaftliche und/oder unterhaltsame Videos zur Geschichte des Mittelalters, ihrer Erforschung oder Darstellung. Einige davon (in deutscher Sprache) sollen hier vorgestellt werden, Ergänzungen sind jederzeit herzlich willkommen! Weiterlesen

Alte Berufe und Familiennamen IV

Honig wurde im Mittelalter vornehmlich gewonnen, indem wilde Bienenstöcke ausgebeutet oder Körbe im Wald aufgestellt und Wildbienen angelockt wurden. Von diesem Handwerk der Zeidlerei leitet sich der Familienname Zeidler (auch Zedler) ab, allgemein auf die Gewinnung oder Verarbeitung von Honig verweist der Name Honigman.

Als Neber wurden im Mittelalter große geschmiedete Bohrer bezeichnet, die z.B. bei der Bohrung von Achslöchern in Radnaben zum Einsatz kamen. Weiterlesen

500 Jahre "Reinheitsgebot"

Bier zählt zu den ältesten Kulturgetränken der Menschheit. Älteste Hinweise stammen aus dem Neolithikum, bierähnliche Getränke sind z.B. aus Babylon und Ägypten belegt. In germanischer Zeit und im Frühmittelalter lag das Bierbrauen als Teil der bäuerlichen Selbstversorgung vorwiegend in Händen der Frauen. Doch nicht zuletzt der hohe Arbeitsaufwand sowie der Platz- und Gerätebedarf sorgten seit dem Aufkommen der Städte für einen Übergang zu gewerblicher Produktion, wodurch der eigenständige Beruf des Bierbrauers entstand.

Bierbrauer im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, um 1425 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 317.2°, fol. 20v.)

Bierbrauer im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, um 1425 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 317.2°, fol. 20v.)

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Alte Berufe und Familiennamen, Teil III

Zahlreiche alte, heute meist ausgestorbene Berufe haben ihre Spuren in Form von Familiennamen hinterlassen. Doch nicht immer ist auf den ersten Blick erkenntlich, welches historische Gewerbe sich hinter dem Klingelschild des Nachbarn verbirgt.
Nach Teil I und Teil II hier nun die dritte Folge von Erläuterungen historischer Berufsbezeichnungen, die einem im Telefonbuch* begegnen können.

Armbruster waren diejenigen, die Armbruste herstellten, nicht die, welche sie benutzten. So wie auch Bogner keine Bogenschützen waren, sondern Hersteller von Bögen.

Als Pielsticker bezeichnete man im Norden Deutschlands die Hersteller von Pfeilen und Bolzen für Bogen und Armbrust. Eine ebenfalls norddeutsche Variante ist der Pilemaker, anderswo wurde das Gewerbe als Pfeilschäfter oder einfach Pfeil(e)macher bezeichnet. Im Englischen hießen sie Fletcher, was ebenfalls ein weit verbreiteter Nachname ist.
(Mehr zum pilestikker oder pilemaker gibt es hier.)

Reider stellten Messer- und Schwertgriffe her, montierten die Klingen und übernahmen manchmal auch das Schärfen, was andernfalls Aufgabe der Schwertfeger war. Die Bezeichnung Reider war vor allem im Bergischen Land (um das Klingenzentrum Solingen) verbreitet, aber auch andernorts belegt.
Der Reider hat jedenfalls nichts mit dem Reiter oder dem Reut(h)er zu tun. Über die unterschiedlichen Ursprünge dieser Namen gibt es einen interessanten kurzen Beitrag in „Die Welt“.

Wer das Krugrecht innehatte, also eine Gastwirtschaft betrieb, wurde im Norddeutschen als Krüger bezeichnet. Im Dialekt konnte er auch Kröger heißen. Die gleiche Bedeutung haben die Nachnamen Krug, Krüg, Krog, Krügel oder Krugmann.

Binder ist eine der zahlreichen Bezeichnung des Böttchers, Bötti(n)gers, Küfers, Büttners – also dessen, der Fässer herstellte. Die Vielzahl und weite Verbreitung der Namen verweist auf die Bedeutung, die Fässer als universales Verpackungs- und Transportmittel im Mittelalter hatte. Nicht alle waren mit Eisenringen eingefasst, häufiger wurden die Dauben mit Weiden- oder Haselnussruten zusammengebunden – daher die Bezeichnungen Binder, Fassbinder, Fassbender.

Die Bedeutung der Bezeichnung Büttel ist vielfältig. Im Mittelalter wurden so Gerichtsdiener, Amts- und Fronboten sowie alle Arten von niederen Exekutivbeamten bezeichnet, also z.B. Feld-, Forst- oder Weinberghüter.

Ein "bütel" mit Amtsstab und Schwert im Hausbuch der Mendelschen Zwöflbrüderstiftung (1429). Nürnberg, Stadtbibliothek Amb. 317.2° fol. 50r.

Ein "bütel" mit Amtsstab und Schwert im Hausbuch der Mendelschen Zwöflbrüderstiftung (1429). Nürnberg, Stadtbibliothek Amb. 317.2° fol. 50r.

Der Hafen bezeichnet in Österreich und Teilen Bayerns eine Schale oder Schüssel aus Keramik. (Der Nachthafen ist ein Nachttopf.) Der Töpfer ist daher in diesen Regionen als Hafner oder Häfner bekannt.
Da Hafner die Kacheln früher Kachelöfen anfertigten und diese zuweilen gleich selbst installierten, konnte auch ein Ofenbauer oder -setzer als Hafner bezeichnet werden.

Ebenfalls aus Österreich und Bayern stammt der Weinzierl, der anderswo als Winzer, Wingerter, Wengerter, Weingärtner, Weinbauer oder Weinmann bekannt ist – also als jemand, der Weinbau betreibt und einen Weinberg oder Wingert besitzt.

Die Reihe wird (bei Gelegenheit ganz bestimmt irgendwann) fortgesetzt!

* Gibt es überhaupt noch Telefonbücher? Früher waren das gedruckte Verzeichnisse mit den Namen und Telefonnummern aller Einwohner eines Ortes.