Fundstücke KW 48

In Zeiten knapper Kassen haben die Reiß-Engelhorn-Museen in Mannheim eine neue Einnahmequelle aufgetan: Man verhängt in den eigenen Räumlichkeiten ein generelles Fotografierverbot für Besucher, lässt Kunstwerke – bevorzugt solche, die ohnehin nicht zu sehen sind – dann abfotografieren und verlangt für die Nutzung der Repro-Fotos überzogene Gebühren, indem man sich auf ein mehr als fragwürdiges „Urheberrecht“ beruft.
Wer sich diesem Geschäftsmodell nicht beugen will, wird abgemahnt und verklagt, wie derzeit die deutsche Wikipedia erleben muss. Details und Hintergründe bei Spiegel Online und auf heise.de.

In ihrer Reihe über historische, seltene und aussterbende Berufe stellt Die Zeit diese Woche den Köhler vor.

Am Niederrhein wirft die Entdeckung eines massiv gesicherten Römerlagers mehr Fragen auf als sie beantwortet. Meldung im Südkurier.

In Kärnten ist eine Leiche des 6. Jahrhunderts mit einer Beinprothese aus Metall und Holz entdeckt worden, wie der kurier.at berichtet.

„Bernie“ ist die einzige deutsche Moorleiche des frühen Mittelalters. Mit Hilfe seines gut erhaltenen Schädels haben Experten nun sein wahrscheinliches Aussehen rekonstruiert, steht auf schwaebische.de zu lesen.

In Wien gibt es ein Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch … Was es dort zu sehen und zu erfahren gibt, beschreibt der Südkurier.

Der Klartext-Verlag schreibt den 3. Essaypreis der Werkstattgeschichte aus. Thema: Wie viel Selbstdarstellung braucht Geschichte?
Einsendeschluss ist der 30. Juni 2016, der Hauptpreis beträgt € 500,-. Alle weiteren Details gibt’s beim Verlag.

Der Historikerverband hat auf seinem Blog ein Positionspapier von Eva Schlothuber und Frank Bösch veröffentlicht. Titel: „Quellenkritik im digitalen Zeitalter. Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft und benachbarter Fächer„. Bereits die EInleitung enthält einen ganz entscheidenden Satz:

„Die Fähigkeit zur eigenständigen Erschließung und wissenschaftlichen Würdigung (Quellenkritik) der Originalüberlieferung markiert einen wesentlichen Unterschied zwischen Geschichtsinteresse und Forschung.“

Weiter geht es mit einer ernüchternden, bitteren und leider präzise zutreffenden Situationsanalyse:

„Für die Vermittlung dieser Kompetenzen (Paläografie, Kodikologie, Epigrafik, Diplomatik, Numismatik, Aktenkunde, Heraldik, Siegelkunde) sind die Historischen Grundwissenschaften zuständig, die heute jedoch aus der deutschen Hochschullandschaft zu verschwinden drohen. Zwischen 1997 und 2011 hat das Fach ein Drittel der Lehrstühle verloren. Die Situation wird durch die parallel stattfindende Reduzierung mittellateinischer Studienangebote, die traditionell grundwissenschaftliche Ausbildung in Paläografie, Kodikologie und Bibliotheksgeschichte einschließen, weiter verschärft. Grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten drohen deshalb nicht nur bei den Studierenden, sondern langfristig auch bei den Lehrenden in einem Maße abzunehmen, dass die kulturelle Überlieferung der Vergangenheit nicht mehr eigenständig erschlossen und beurteilt werden kann. Bereits jetzt ist die Kompetenz, mittelalterliche, frühneuzeitliche und selbst Handschriften und Akten bis zum frühen 20. Jahrhundert sowie antike oder mittelalterliche Inschriften, Texte oder Papyri lesen und einordnen zu können, an vielen universitären Standorten fast verschwunden. Ein regelmäßiges Angebot der Historischen Grundwissenschaften existiert nur noch an wenigen Universitäten. Einst gehörte das Fach zu den international angesehensten Disziplinen der deutschen Wissenschaft, das mit seinem herausragenden Ruf zahllose Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland an deutsche Einrichtungen zog. […]“

Hervorherbung von mir.
Aus Sicht eines zeitgeschichtlichen Archivars mit mediävistischer Ausbildung kommentiert Holger Berwinkel auf aktenkunde.hypotheses.org.

Manche Dinge ändern sich nie? „Die Frau als Kulturbringerin“ lautet der (moderne) Titel dieser (antiken) Malerei:

"Die Frau als Kulturbringerin" Antike Vasenmalerei

"Die Frau als Kulturbringerin" Antike Vasenmalerei

Fundstücke KW 43

Am 25. Oktober jährte sich zum 600. Mal die Schlacht von Azincourt. Dazu erschien ein Artikel in der Welt – und jede Menge Beiträge online:
Die Royal Armouries haben eine Art virtuelle Ausstellung kreiert (engl.). Außerdem wurde ein riesiges Diorama mit Zinnfiguren geschaffen und am Freitag installiert.
Es gibt eine offizielle Seite zum Jubiläum der Schlacht sowie zahlreiche Veranstaltungen (engl.).
Medieval Histories empfiehlt die wichtigste Literatur zum Thema (engl.).
Die BBC hat allerdings auch eine Liste von 9 Schlachten, die historisch bedeutender waren als jene am 25. Oktober 1415 (engl.).
Auf medievalists.net räumt die britische Historikerin Anne Curry mit einigen Mythen zur Schlacht auf (engl.). Ihren Ablauf präsentiert Matthew Bennett in einem Vortrag (engl.).

Der Langbogen spielte in Agincourt eine entscheidende Rolle, und daher ist es nicht verwunderlich, dass vergangene Woche auch zu diesem Thema eine Menge Beiträge erschienen. „Warum war der Langbogen so effektiv?„, fragt etwa Danièle Cybulskie auf medievalists.net und schiebt gleich noch „5 Fun Facts“ über mittelalterliche Bogenschützen hinterher (engl.).
Die Rolle der Langbogenschützen des Hundertjährigen Krieges bei der „Infanterie-Revolution“ beleuchtet John J. Mortimer (engl.).

Sonst noch etwas? Ja, im Mittelalter vergifteten sich reiche Dänen mit Bleigeschirr, wie derstandard.at schreibt.

Das Schlachtschiff Heinrichs VIII., die „Holigost“, soll mit modernsten technischen Methoden untersucht werden, berichtet Angelika Franz im Spiegel.

Kriegsschwert, Passau 1350-1400. (c) Royal Armouries, Leeds/UK.

Bild der Woche: Kriegsschwert, Passau 1350-1400. (c) Royal Armouries, Leeds/UK.

Fundstücke KW 42

In einem Fluss in England sind vermutlich die Überreste eines Schiffs aus der Flotte Henrys V. gefunden worden. Hier geht es zur Meldung auf derstandard.at, hier zur originalen Mitteilung von Historic England.

Und noch zwei Meldungen zur Archäologie von derstandard.at: Bei Hannover wurde ein römisches Marschlager entdeckt.
Die bei den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 gemachten Funde konnten inzwischen in die Bronzezeit datiert werden
.

Im AFM Oerlinghausen wurden auf frühmittelalterliche Weise Garne und Tuche gefärbt, die NW berichtet.

A propos FrühMi: Was passiert eigentlich derweil auf dem „Campus Galli“? Hiltibold fasst den dortigen Stillstand und Pfusch der vergangenen Monate zusammen.

Daniel Ossenkop schrieb diese Woche über die soziale Stellung der Frau im Mittelalter – kein einfaches Thema, denn natürlich gab es weder DAS Mittelalter, noch DIE Frau oder DIE soziale Stellung.

Das Konzept "Gleichberechtigung" wäre den Menschen im Mittelalter unsinnig und widernatürlich erschienen.

Das Konzept "Gleichberechtigung" wäre den Menschen im Mittelalter unsinnig und widernatürlich erschienen.

Fundstücke KW 34

Der Spiegel widmete sich diese Woche zum wiederholten Male der Perspektivlosigkeit von Nachwuchswissenschaftlern. Diese ist natürlich kein Zufall, sondern politisch gewollt, und daran werden leider auch ein weiteres Dutzend kluger Beiträge nichts ändern, sondern allenfalls ein Aufstand des akademischen Mittelbaus mit Unterstützung jener Professoren, die in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, und genügend Weitblick besitzen, die Gefährdung des Wissenschaftsstandorts Deutschland in dieser kurzsichtigen Politik zu erkennen.

In der Rhein-Main-Presse schreibt Falko Daim über die Rekonstruktion einer frühmittelalterlichen Doppelorgel aus Byzanz im Mainzer RGZM.

Unter großem wissenschaftlichen, technischem und handwerklichem Aufwand wurde in Beckum im Auftrag des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) eine frühmittelalterliche Spatha mit „wurmbunter“, also feuerverschweißter Klinge vermessen, analysiert, nachgeschmiedet und poliert. Das Ergebnis wird in den kommenden Monaten in verschiedenen westfälisch-lippischen Museen zu sehen sein (Meldung des LWL).

Meine persönlichen Ansichten zum inflationär gebrauchten Begriff „Sensationsfund“ habe ich bereits des öfteren zum Ausdruck gebracht. Aber beeindruckend ist es schon, was Archäologen im südlichen Dänemark aus der Erde geholt haben: Bislang 165 Silbermünzen und eine Goldperle aus der Wikingerzeit. Es berichtete die SHZ.

Schon etwas älter ist dieses Video, auf das ich diese Woche von irgendwoher verlinkt wurde: Die virtuelle Auferstehung der 1465 zerstörten polnischen Stadt Nieszawa anhand nicht-invasiver Bodenuntersuchungen. Mehr zum Projekt „Stara Nieszawa“ gibt es hier (auf Englisch).

Fundstücke KW 33

Archäologiestudenten aus Cardiff (Wales) waren in den vergangenen Wochen auf Praxisbesuch im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen. Zum Abschluss halfen sie nun auch noch mit, frühmittelalterliche Grubenhäuser in Paderborn freizulegen, wie die Neue Westfälische berichtet.

Im Blog „Schickes und Schönes – Die Kreativ-WG“ erschien diese Woche eine kurze Anleitung zum mittelalterlichen Kochen in Tontöpfen.

Ein neuer Beitrag auf „kurz!-Geschichte“ widmet sich dem Sturz Heinrichs des Löwen.

Unter dem Titel „Thanks, but no thanks!“ sammelt ein neues Blog Stellenausschreibungen für Geisteswissenschaftler, „auf die wir uns nicht bewerben, weil sie unverschämt sind“. Ob’s was nützt? Vielleicht trägt das Projekt ja dazu bei, auf die prekäre Situation unzähliger Nachwuchs-(Geistes-)Wissenschaftler aufmerksam zu machen.

Ist Deutsch als Wissenschaftssprache vom Aussterben bedroht? Ich spiele hier nicht auf den allgemeinen Niveauverfall in Rechtschreibung und Grammatik an, sondern auf eine Entwicklung, die offenbar in Österreich gerade ihren Höhepunkt erreicht: Wer dort künftig öffentliche Forschungsgelder beantragt, ist verpflichtet, seine Forschungen auf Englisch zu präsentieren statt in seiner Muttersprache (die NZZ berichtet).
Nun ist Englisch ohne Frage eine Weltsprache, gerade auch in der Welt der Forschung, und von jedem europäischen Geisteswissenschaftler kann und sollte erwartet werden, dass er oder sie die moderne lingua franca hinreichend beherrscht. Aber deutschsprachige Germanisten, die ihre Forschungen auf Englisch niederschreiben müssen? Das grenzt ans Absurde!
Mal ganz abgesehen von der Frage, was das für die Öffentlichkeitswirkung der Wissenschaft bedeutet – gilt diese ja ohnehin zuweilen bereits als abgehoben und der Welt der Normalsterblichen entrückt, wird einem nicht unerheblichen Teil der interessierten Öffentlichkeit mit einem solchen Erlass nun auch noch der Zugang zu den (mit Steuergeldern finanzierten!) Forschungen verwehrt oder zumindest erschwert.

Das Vortragsprogramm der Tagung „The Sword – Form and Thought“ im Deutschen Klingenmuseum Solingen am 19-21. November steht nun zum Download bereit. Wie der Name schon andeutet, wird auch bei dieser internationalen Tagung auf Englisch referiert und diskutiert.
Die gleichnamige Ausstellung eröffnet am 26. September.

Bernard Cornwell ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren historischer Romane, die Verfilmung seiner Reihe „The Last Kingdom“ wurde daher mit einer gewissen Spannung erwartet. Mittelalter-Fans dürften jedoch ein weiteres Mal enttäuscht werden dürften, wie Hiltibold angesichts einiger Standbilder und Videoclips darlegt.

Dann doch lieber ein hübsches kleines Vidoe wie dieses von Artful Videos, das die schönsten Katzendarstellungen aus mittelalterlichen Manuskripten zusammenfasst:

Fundstücke KW 24

Ein großes Thema der Woche war (wieder einmal) die prekäre Situation für (junge) Wissenschaftler an deutschen Universitäten: „Mit Zeitverträgen ins Verderben“ fasste z.B. die Süddeutsche das gegenwärtige Dilemma zusammen.
Die Hochschulen hingegen wollen die Befristung (außer bei Professorenstellen, natürlich!) hingegen zur Regel machen und wehren sich gegen strengere Auflagen, wie Der Spiegel Online berichtet.
Die europäischen Bildungsminister wiederum fordern, das Bachelor- (ehemals Grund-) Studium müsse „praxisnäher“ werden. Das bedeutet im Klartext, Studieninhalte haben sich stärker den Interessen und Forderungen der Wirtschaft unterzuordnen – schließlich hat Bildung kein Selbstzweck zu sein! Alles Weitere im Unispiegel.
Unter dem Titel „Tiefer Zwist zwischen Politik und Unis“ fasst die SZ die aktuelle Diskussion zusammen.

Und das ist diese Woche sonst noch ins Netz gegangen:

kurz!-Geschichte hat einen älteren Beitrag der SZ Online ausgegraben, den ich hiermit ebenfalls verlinke: „Mythos Mittelalter – Das Ende der Finsternis„.

In der Welt widmet sich Rebecca Krizak der Person und Legende Kaiser Friedrichs I. „Barbarossa“, der Anfang Juni 1190 auf dem Kreuzzug ertrunken sein soll.

In Talinn sind bei Ausschachtungsarbeiten Überreste von Schiffen des 14. bis 17. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen, wie derstandard.at berichtet.

In Herford bei Bielefeld sind nach Überresten des 11. bis 13. Jahrhunderts nun auch Funde der Karolingerzeit zutage getreten, die mit der Gründung des Damenstifts im 9. Jahrhundert in Zusammenhang stehen und ein neues Licht auf die Stadtgeschichte werfen könnten. Ein Beitrag auf Archäologie Online.

Was kümmert’s mich, wenn in Meßkirch eine Hütte umfällt? Nun, die Hütte (bei deren Einsturz am 24. Mai ein Mensch verletzt wurde) stand auf dem Gelände des Campus Galli, wo angeblich mit frühmittelaltelichen Materialien, Werkzeugen und Methoden eine „karolingische Klosterstadt“ errichtet werden soll. Offenbar hat man dabei übersehen, dass im 21. Jahrhundert andere Regeln gelten als im 9. Jahrhundert, denn für die (aus Steuergeldern finanzierte) Hütte lag keine Baugenehmigung vor, wie Die Schwäbische vermeldet.
(Was bedeutet es wohl für dieses ambitionierte – um nicht zu sagen: größenwahnsinnige – Bauprojekt, wenn man nicht einmal eine einfache Holzhütte legal und solide errichten kann?)

Auf sueddeutsche.de sind Gerhard Matzig und Karoline Beisel der Ansicht, es gebe zu viel Geschichte im Fernsehen … *hüstel*

In Zeiten sinkender bzw. gestrichener Etats in den Bereichen Archäologie und Denkmalpflege muss man kreativ werden und alternative Finanzierungsmöglichkeiten erkunden – z.B. Crowdfunding wie bei diesem Projekt zur Ausgrabung des Galgenhügels Fürstenwalde.
Kann das die Lösung sein? Die öffentliche Hand zieht sich einfach aus der Erforschung und Pflege des kulturellen Erbes zurück und überlässt deren Finanzierung (und Umsetzung?) den Bürgern?
Oder wäre es vielleicht an der Zeit, eine zentrale, „öffentlich-private“ Institution nach dem Vorbild von English Heritage ins Leben zu rufen?

 

Galt man im Mittelalter mit 40 Jahren als alt?

So oder so ähnlich ist es immer wieder zu lesen oder zu hören: „Im Mittelalter sind die Menschen jung gestorben!“ Oder: „Mit 40 war man im Mittelalter ein alter Mann!“ Dazu wird in populären und seriösen Publikationen, sogar in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien zum Leben im Mittelalter gerne die durchschnittliche Lebenserwartung des mittelalterlichen Menschen angegeben. Allerdings schwanken die genannten Zahlen mitunter erheblich, einer kurzen und nur oberflächlichen Recherche zufolge zwischen etwa 33 und 50 Jahren für Männer, 25 und 40 Jahren für Frauen.
Leider werden in den konsultierten Werken und Webseiten niemals Quellen für diese Erkenntnisse oder gar Formeln ihrer Berechnung angegeben. Wie diese Zahlen gewonnen wurden, bleibt also ebenso im Dunkeln wie Antworten auf die Fragen, für welchen Zeitraum des Früh-, Hoch- oder Spätmittelalters, welche Region oder welche Bevölkerungsschicht sie Gültigkeit beanspruchen. „Das Mittelalter“ ist in diesem Zusammenhang wieder einmal zu verstehen als „das finstere, rückständige, schmutzige, unaufgeklärte Zeitalter vor der Moderne“, als das Leben der Menschen kurz, hart und elend, voller Krankheiten und Dreck, durch Kirche und König fremdbeherrscht gewesen ist.
Soweit das Klischee. Doch was lässt sich tatsächlich über die Lebenserwartung der Menschen im Mittelalter aussagen?

Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)

Das Leben ist kurz, hart und elend: Der Tod mit Mutter und Kind. (Quelle: wikicommons, User: Wolfgang Sauber)

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Fundstücke KW 21

Ein junge Frau der Bronzezeit hat in 15 Monaten 2.400 km zurückgelegt, indem sie zwischen ihrer Heimat im Schwarzwald und Dänemark hin und her pendelte. Mindestens ebenso faszinierend wie diese Erkenntnis sind die Methoden, mit denen sie gewonnen wurde. Der Spiegel berichtet.

Die Stuttgarter Zeitung porträtiert einen Hersteller von Messern und Schwertern nach historischen Vorbildern. Angesichts der angewandten Methoden würde ich diesen Martin Reck allerdings nicht als Waffenschmied und seine Erzeugnisse nicht als historische Replikate oder Rekonstruktionen bezeichnen – was aber natürlich nicht heißen soll, dass sie deswegen nichts taugen können!

In Schaffhausen fand im vergangenen Jahr eine Ausstellung mit großem Rahmenprogramm statt, zu dem u.a. ein Lager der renommierten Company of St. George und ein ritterliches Turnier gehörten. Der Bayerische Rundfunk hat einen jungen, unbedarften Reporter mit vielen Vorurteilen über das Leben im Mittelalter hingeschickt – und herausgekommen ist eine überraschend gelungenene, klischeefreie, ehrliche und ausgewogene Dokumentation zum Thema Mittelalter und Mittelalter-Reenactment, die noch bis November 2015 in der ARD-Mediathek abrufbar ist.

Zur Erheiterung ein Einblick in das Eheleben der Eleonore von Aquitanien und ihres Gatten, des englischen Königs Henry II, die am 18. Mai 1152 den Bund der Ehe schlossen:

Via Mark Humphries (Facebook).

Via Mark Humphries (Facebook).

Fundstücke KW 18

Der „Herr von Morken“ ist vor 1.400 Jahren gestorben und seit dieser Woche im LVR-Landesmuseum Bonn zu bewundern. Dafür wurde mit gerichtsmedizinischen Methoden sein Gesicht rekonstruiert, wie der Focus berichtet.

Die Badische Zeitung berichtete diese Woche erfrischend objektiv über das Projekt „Campus Galli“ in Meßkirch.
Ich muss gestehen, dass viele der immer wieder vorgebrachten Kritikpunkte für mich nicht nachvollziehbar sind. Wirklich skandalös finde ich jedoch – neben der offensichtlichen Verschwendung von Steuergeldern und den lahmen Ausreden, warum es gar nicht möglich sei, den eigenen, einst lauthals verkündeten Ansprüchen gerecht zu werden – den Umgang mit seriösen und sachkundigen Kritikern des Projekts. Da wird ein verdienter Blogger und Reenactor wie Hiltibold gleich zum „Erzfeind“ der Klosterstadt stilisiert …

Im Gemeinschaftsblog „Ordensgeschichte“ stehen nun die Berichte zu den einzelnen Sektionen der Doktorandentagung „Quo Vadis? Neues aus den Historishen Grundwissenschaften“ vom 18.-19. März 2015 zur Verfügung. Sehr interessanter Lesestoff, insbesondere in den Abteilungen „Lehre“ und „Promotion“.

Heinrich V. – Gescheiterter Hoffnungsträger oder hoffnungsloser Gescheiterter?“ lautet der Titel eines ausführlichen Beitrags von Christoph Gwisdeck auf Kurz!-Geschichte.

Seit der Einstellung des Blogs „Medieval Fragments“ schreibt der niederländische Buchhistoriker Erik Kwakkel auf „Medieval Books“ weiter über sein Lieblingsthema, das Schrift- und Buchwesen des Mittelalters. Aktuell geht er auf das Thema „Kurznachrichten vor SMS, Twitter & Co.“ ein (auf Englisch).

Manche Dinge ändern sich vermutlich nie: Skizzen eines Schülers aus dem 13. Jahrhundert (via medievalbooks.nl).

Manche Dinge ändern sich vermutlich nie: Skizzen eines Schülers aus dem 13. Jahrhundert (via medievalbooks.nl).

 

Fundstücke KW 9

Fette Beute … 🙂

Das aktuelle Sonderheft „Spiegel Geschichte“ zum Thema Mittelalter enthält viele gute Beiträge, aber leider auch einige etwas fragwürdige. Dieser hier von Joachim Mohr zur „Entdeckung der Zeit“ im Spätmittelalter ist einer der besseren. (Den Leitartikel von Eva-Maria Schnurr zu Vorurteilen und Missverständnissen über das Mittelalter gibt es hier.)

Im Rahmen einer Konferenz zur Geschichte der Wikinger fand in Kopenhagen auch eine “ frühmittelalterliche Modenschau“ statt. Die F.A.Z. hat das Video dazu.

Warum kam es in Europa zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert wiederholt zu Pestepidemien? Welche Rolle spielte dabei das Klima in Asien? Über neue Theorien und Forschungsansätze berichtet derstandard.at.

Großes Streitthema der Woche: Der sogenannte Welfenschatz, den ein jüdisches Konsortium 1935 an den preußischen Staat verkaufte. Die Nachfahren dieser Finanziers behaupten nun, diese seien von der NS-Regierung zum Verkauf unter Wert gezwungen worden und fordern (seit 2008) Entschädigung bzw. Rückgabe der Kunstwerke (siehe Meldung auf tagesschau.de).
Am 6. Februar wurde der Welfenschatz nun unter Kulturschutz gestellt, womit Verkauf oder Ausfuhr praktisch unmöglich geowrden sind (derstandard.at berichtet). Die Erben klagen jetzt gegen diese Entscheidung und für die Herausgabe der wertvollen Kunstwerke vor einem US-Gericht, wie die Süddeutsche weiß. Fortsetzung folgt …

Folgen alle Städte denselben Aufbauprinzipien, handelt es sich um verfestigte Abbildungen der in ihnen wirksamen Netzwerke? Das ist zumindst die Theorie einer Forschergruppe aus Santa Fe, über deren Forschungsergebnisse diese Woche Der Standard aus Österreich und Der Spiegel berichteten.

A propos bauen:Schon etwas älter, aber diese Woche wiederentdeckt, ein Online-Beitrag über das älteste noch existierende Bauernhaus Europas auf www.hausforscher.de (wo es noch mehr interessante Beiträge gibt).

Und nochmal bauen: Ein Bekannter machte mich auf das Computerspiel „Medieval Engineers“ aufmerksam, das derzeit noch im Entwicklungsstadium und nur über die Steam-Plattform spielbar ist. Nix für A-Päpste (Visualisierung von Jean-Jacques Seiler), aber wahrscheinlich genau das richtige für Mittelalterfans, die als Kind schon am liebsten mit Lego Ritterburgen gebaut haben … So wie ich … 🙂

Sagte ich Ritterburg aus Lego? Wie wäre es mit dem walisischen Rhuddlan Castle, nachgebaut aus 50.000 Legosteinen? Die Chicago Sun Times hat die Story, hier ist das Video: