Der heilige Sebastian

Barocke Statue Sebastians in der ihm geweihten Kirche in Mannheim.

Sebastianus stammte wahrscheinlich aus Narbonne im Süden Frankreichs und aus „gutem Hause“. Er wuchs in Mailand auf, wo er Kaiser Diokletian auffiel, der seine Aufnahme in die Prätorianergarde veranlasste. Diese Elitetruppe bildete die persönliche Leibwache des Kaisers, sie erhielt deutlich höheren Sold als die übrigen Truppen und genoss zahlreiche weitere Vorteile. Sebastian stieg in den Rang eines Hauptmanns auf – die Aussichten auf eine sichere, wohlhabende Zukunft und ein angenehmes Leben standen gut für den jungen Mann.

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The Sword. Form and Thought

„The Sword. Form and Thought“, Woodbridge 2019.

„The Sword – Form and Thought“ was the name of an exhibition held at the Deutsches Klingenmuseum (German Blade Museum) in Solingen from 26th September 2015 until 28th February 2016, and is also the title of the accompanying catalogue.
An international interdisciplinary conference of the same name was organised by the museum on 19th and 20th November 2015, and to make confusion perfect another book of the same title has now been published: „The Sword. Form and Thought“ is a collection of articles based on papers presented at said conference, edited by the organisers Lisa Deutscher, Mirjam Kaiser, and Sixt Wetzler.
The contributions cover a wide range of topics, from production, symbolical meaning, and practical use, to modern day classification of „the most iconic of weapons“, written by international experts from very diverse professional backgrounds: Archaeologist, historian, linguist, swordsmith, restorator, and others.

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„Faszination Schwert“ – Begleitband zur Ausstellung

„Faszination Schwert“, Begleitband zur Sonderausstellung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart, Darmstadt 2018.

Vom 13.10.2018 bis zum 28.4.2019 zeigt das Württembergische Landesmuseum Stuttgart die Sonderausstellung „Faszination Schwert“ (siehe meine Besprechung). Die vielfältige, anregende und wirklich toll gestaltete Schau weckte natürlich große Erwartungen an den Begleitband, die dieser – so viel sei vorab verraten – im Großen und Ganzen erfüllen kann. Auch er richtet sich weniger an Experten, Schwert-Historiker und -Enthusiasten, sondern vorrangig an eine breite Öffentlichkeit.
Sei es in Spielen der Kindheit, in Kunst, Fantasy-Literatur, Computerspielen, Filmen und Serien, Comics oder durch Symbole, Statuen der Justitia oder antiker Helden wie Vercingetorix und Arminius – auf die eine oder andere Weise findet sich auch noch im 21. Jahrhundert praktisch jeder Mensch immer wieder mit dem Schwert konfrontiert. Ausstellung und Begleitband widmen sich daher nicht nur den Realien, also Schwertern aus rund 4.000 Jahren Geschichte, sondern in erster Linie den zahlreichen unterschiedlichen Narrativen, den symbolischen und metaphorischen Deutungen und Zuschreibungen, den vielfältigen und oft widersprüchlichen Kontexten, die bis heute mit dieser altertümlichen Waffe verbunden sind.

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Holger Riesch: Pfeil und Bogen in der römischen Kaiserzeit

Holger Riesch: Pfeil und Bogen in der römischen Kaiserzeit, Ludwigshafen: Verlag Angelika Hörnig 2017.

Holger Riesch: Pfeil und Bogen in der römischen Kaiserzeit, Ludwigshafen: Verlag Angelika Hörnig 2017.

Pfeil und Bogen spielen in der Erforschung und Darstellung des römischen Militärwesens traditionell eine sehr untergeordnete Rolle – verständlicherweise, denn das Thema ist überaus komplex, verwirrend und widersprüchlich, es erinnert geradezu an ein Puzzle, bei dem die Teile nicht nur zusammengefügt, sondern zunächst einmal gefunden, gereinigt, sortiert und auf ihre Verwendbarkeit geprüft werden müssen. Dieser Aufgabe hat sich Holger Riesch nun dankenswerterweise angenommen und einen umfassenden Überblick zur Forschung der vergangenen 20-25 Jahre zusammengestellt.

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Fundstücke KW 42

Über die Tagung „Odin mit uns!“ zu Wikingerkult und Rechtsextremismus berichtet ausführlich Miss Jones und knapper das Portal „Blick nach rechts„.

Auf der Begräbniskleidung eines Wikingers soll in arabischen Schriftzeichen der Name „Allah“ entdeckt worden sein. Darüber schreiben (u.a.) National Geographic und Vorarlberg Online.

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Fundstücke KW 40

Markus Junkelmann ist ein Pionier der experimentellen Archäologie und der Geschichtsdarstellung in Deutschland. Im Interview mit Hiltibold kritisiert er u.a. die zunehmene Kommerzialisierung, Billig-Reenactments und „junk-living history„.

Nahe der Elbmündung haben Archäologen eine bislang unbekannte Siedlung mit Hafenanlage ausgegraben, die ab dem 1. Jahrhundert in Benutzung gewesen sind und nach dem Jahr 1000 allmählich dem Verfall preisgegeben wurden. Meldung im Spiegel.

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Fundstücke KW 21

Ein Beitrag über archäologische Ausgrabungen bei Kleinmachnow in den Potsdamer Neuesten Nachrichten.

„Digital History“ ist eines der großen aktuellen Modeschlagwörter der Geschichtswissenschaft. Urs Hafner hält sie (in der NZZ) für einen Irrweg.

Der Untergang der großen Reiche der Bronzezeit stellt Archäologen und Historiker noch immer vor ein Rätsel, ebenso wie die Identität der sogenannten „Seevölker“, die zuweilen für diese Entwicklung verantwortlich gemacht werden. Könnte es sich dabei um die „Luwier“ gehandelt haben? Urs Willmann stellt die Theorie in Die Zeit vor.

„Klimawandel“ ist ein weiteres Modethema der Geschichtsforschung und wird in jüngster Zeit gerne für alles Mögliche verantwortlich gemacht. So nun auch für den Abzug der Mongolen aus Ungarn im 13. Jahrhundert, wie eine neue Studie behauptet, die Der Standard vorstellt.

Auf kurz!-Geschichte schreibt der Historiker Max Emmanuel Frick über „Die Wundervölker des Ostens“, auf seinem eigenen Blog über „Die Jungfrau und das Einhorn auf dem Erfurter Einhornaltar“.

In Brandenburg hat ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger in einem Spargelfeld einen Münzschatz aus dem Mittelalter gefunden, wie Der Focus berichtet.

Das Bild der Woche machte in den sozialen Medien die Runde und zeigt, dass moderne Technik frühmittelalterlicher Waffentechnik mitunter nicht gewachsen ist …

Fundstücke KW 17

Lässt sich nach Rezepten aus dem alten Ägypten noch heute Bier brauen? Video eines Praxistests in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks.

Wurden frühmittelalterliche Krisen durch Vulkanausbrüche ausgelöst? derstandard.at berichtet über aktuelle Forschungsergebnisse.

Als „mit öffentlichen Geldern bezahlte Schädigung des Berufsstandes“ bezeichnet der Verband der Restauratoren eine neue Sendereihe des ZDF.

Die Wienischen Hantwercliute rezensieren ein Buch über mittelalterliche Frauenheilkunde, sie berühmte (und umstrittene) „Trotula“

Im Blog des LWL Landesmuseums berichten Herner Historiker über ihre Erfahrungen als Grabungshelfer am Paderborner Dom.

Isidor berichtet im Blog der Ottonenzeit über den 10. Heerbann in Berlin Brandenburg.

„Die Außenpolitik des Deutschen Ordens unter Hochmeister Konrad von Jungingen (1393-1407)“ – 1.000 Worte Forschung auf mittelalter.hypotheses.org.

Zum ewigen (?) Streit zwischen Sondengehern und Archäologen hat Hiltibold ein Interview mit dem Archäologen Raimund Karl geführt.

Und wer schon immer wissen wollte, wie Archäologen eigentlich an ihre Erkenntnisse gelangen – hier die Auflösung:

(c) DirkJan (www.dirkjan.nl)

(c) DirkJan (www.dirkjan.nl)

(Ja, OK, ich weiß auch, dass das hier eher ein Fall der Paläontologie als der Archäologie ist. Aber das Prinzip ist ähnlich. (Natürlich nicht! Ich mache nur Witze …))

Fundstücke KW 8

Es ist immer wieder erstaunlich, was Archäologen alles finden, bestimmen und auswerten können. Unter dem Rathaus von Wiedenbrück sind es mittelalterliche Fußabdrücke, wie die Neue Westfälische berichtet.

„Vermutlich haben Archäologen Wohnhäusern [sic!] aus der germanischen Eiszeit unter der geplanten Trasse der Pinneberger Westumgehung gefunden.“ So meldet das Hamburger Abendblatt.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe informiert über die Ausgrabungen am Paderborner Domplatz.

In Gotha ist die Freilegung des „Herrn von Boilstädt“ abgeschlossen, meldet Archäologie Online.

War eine „kleine Eiszeit“ die Ursache für Pest und Völkerwanderung am Ende der Antike? Noch einmal Archäologie Online.

Daniel Ossenkop schreibt auf seinem Blog über William Marshal, den „größten aller Ritter“.

Fokus Handschrift empfiehlt diese Woche mein Buch „Die Schreibwerkstatt. Schrift und Schreiben im Mittelalter“, Zirndorf: G&S-Verlag 2008. Der Kaufempfehlung kann ich mich natürlich nur anschließen …
Bestellbar auch direkt beim Autor per E-Mail an info@histofakt.de.

Rätsel zum jüdischen Leben im Mittelalter als Material im Geschichtsunterricht von Daniel Bernsen.

Archäologie Online zum Dritten: Ein interessanter Beitrag von Martin Zimmermann zur Glasproduktion im Frühmittelalter.

Am 23. April wird das sogenannte „Deutsche Reinheitsgebot“ 500 Jahre alt. Eigentlich aber auch nicht, denn es handelt sich weder um eine deutsche Regelung, noch um ein Reinheitsgebot. Zu diesem Missverständnis und zur Geschichte des Gerstensafts schreibt Hans-Heinrich Pardey auf FAZ Online.

Im Alter von 84 Jahren verstarb am Freitag nach langem Krebsleiden der italienische Philosoph, Medienwissenschaftler und -kritiker, Kolumnist und Schriftsteller Umberto Eco. Während er in Deutschland vornehmlich durch seine Romane Bekanntheit und Erfolg erlangte, galt er in seiner Heimat Italien auch als engagierter Intellektueller, der pointiert öffentlich Stellung zu gesellschaftlichen und politischen Fragen bezog.
Nicht nur in seinem Erfolgsroman „Der Name der Rose“ (München 1982) befasste sich Eco ausgbiebig mit dem Mittelalter, sondern auch in zahlreichen kulturhistorischen, philosophischen und semiotischen Abhandlungen und Essays. Auch nach 25 Jahren noch immer besonders zu empfehlen: „Kunst und Schönheit im Mittelalter“, München 1991. Außerdem: „Im Wald der Fiktionen. Sechs Streifzüge durch die Literatur. Harvard-Vorlesungen“, München 1994″ sowie immer wieder seine vergnüglichen Kolumnen-Sammlungen oder „Streichholzbriefe“.
Europa hat einen großen, wichtigen und lautstarken Denker verloren, einen richtungsweisenden Philosophen, einen spitzzüngigen Kritiker und einen bedeutenden Literaten. Möge er in Frieden ruhen.

„Ich bin immer fasziniert von der Rolle, die die Dummheit spielt. Ich habe eine ganze Bibliothek, die nur Bücher enthält, die falsch sind. Die Geschichte ist das Reich der Fälschung, der Lüge und der Dummheit.“

Nachrufe finden sich z.B. in der Süddeutschen Zeitung, der Zeit, auf Spiegel Online und auf medievalists.net (in englischer Sprache).
In diesem Video führt Eco durch seine Privatbibliothek, die nach seinen eigenen Schätzungen ungefähr 50.000 Titel umfasst (und größer zu sein scheint als meine ganze Wohnung …):

Umberto Eco che percorre la sua casa-bibliotecaUmberto Eco che percorre la sua casa-biblioteca.(dal documentario „Sulla memoria“, di Davide Ferrario. Clip via Stefano Crupi)

Posted by La Repubblica XL on Samstag, 20. Februar 2016

Fundstücke KW 6

Der Markt für Kunstwerke aus Gotik und Renaissance liegt darnieder: Die Preise sind im Keller, viele Werke lassen sich gar nicht mehr verkaufen, wie Die Zeit berichtet.
DIE Chance für alle Historiker, Kunsthistoriker, Dauervolontäre, Jahrespraktikanten und ähnliche Geringverdiener, die auch schon immer mal einen echten Altmeister über’m Sofa hängen haben wollten …
(Ungeachtet meines Spotts: Der Artikel ist durchaus lesenswert!)

Eine Wandmalerei aus Dura-Europos könnte die älteste Darstellung der Mutter Gottes enthalten. Auf den Artikel in der New York Times (auf Englisch) wurde ich durch J. Jablonski aufmerksam gemacht; vielen Dank dafür.

Das Middelalderzenteret im dänischen Nykøbing feiert in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen. Es sind zahlreiche Aktionen geplant, u.a. werden Reenaactment-Gruppen zu einer gemeinsamen Veranstaltung im Juli eingeladen.

Auf den inflationären Gebrauch von Begriffen wie „spektakulär“ und „Sensation“ im Zusammenhang mit archäologischen Funden (und die Gründe für ihre Verwendung) habe ich ja schon gelegentlich hingewiesen. Sollten sich die Vermutungen als richtig erweisen, wären sie in diesem Fall allerdings vollkommen berechtigt: Nach jahrelanger Suche könnten Hobbyarchäologen in Kärnten Noreia, die Hauptstadt des fast schon legendären keltischen Königreichs Noricum entdeckt haben, meldet die Kronenzeitung.

Und noch eine „spektakuläre Sensation“ aus der Archäologie: Die Entdeckung eines „Kriegergrabes“ aus dem frühen 7. Jahrhundert im baden-württembergischen Bissingen scheint DIE Nachricht der Woche gewesen zu sein – oder kommt es mir nur so vor, weil Andreas Gut vom Alamannenmuseum Ellwangen jeden verfügbaren Link zum Thema geteilt hat?
Hier jedenfalls schreibt die Stuttgarter Zeitung, hier die Meldung des SWR.
Mit germanischen Goldblattkreuzen hat sich Hiltibold bereits 2013 in einem Beitrag befasst.

Mehrere Wochen im Jahr erforschen ArchäologInnen und Studierende der Universität Zürich die Bergbaugeschichte im Hochgebirge des Oberhalbsteins (Graubünden/Schweiz). Über die Ausgrabungen wurde im vergangenen Jahr ein spannendes Video produziert, das sich leider nicht einbetten, sondern nur über diesen Link erreichen lässt.

Auf Kurz!-Geschichte schreibt Isabeau Kelm diese Woche über die Versklavung der Roma in Südosteuropa.

Gleich zwei interessante neue Beiträge gab es diese Woche bei den Wienischen Hantwercsliuten: Zur Bekleidung und Ausstattung einer Handwerkerfrau um 1350 und zur männlichen Unterkleidung.

Über das Blog der Ottonenzeit stieß ich auf das Blog Götterspeise, eine kulinarische Reise durch die Zeit. Lesenswert und appetitanregend!

Apropos historische Küche: Seit wann gibt es eigentlich Pizza? Und was ist das, was dieser Diener hier aufträgt? Fragen über Fragen …

Mittelalterliche Pizza? Italienische Malerei aus dem 15. Jahrhundert.

Mittelalterliche Pizza? Italienische Malerei aus dem 15. Jahrhundert.