„Bauer ist nicht gleich Bauer“ stellte Benjamin Lammertz kürzlich in einem Beitrag auf „In Foro 1300“ fest. Er widmete sich darin der sozialen Unterschiede innerhalb der mittelalterlichen Landbevölkerung, die durch eine undifferenzierte (moderne) Kollektivbezeichnung als „Bauern“ verwischt werden.
Leicht überspitzt könnte man gar behaupten, „Bauern“ habe es im Mittelalter überhaupt nicht gegeben! In den Quellen zumindest tauchen sie kaum einmal auf, und falls doch, so meistens nicht in ihrer Eigenschaft als landbearbeitende Nahrungsmittelproduzenten, sondern als Adressaten von Spott und Kritik, aufgrund ihrer (vermeintlichen) groben, derben, unkultivierten, eben „bäurischen“ Sitten – im Lateinischen unterschieden durch die Begriffe agricola (= Landwirt) und rusticus (daher unser Adjektiv „rustikal“, der sprichwörtliche tumbe Bauer).
Schlagwort-Archive: Geschichte
Fundstücke KW 11
Oh je, oh je – da werden wieder einige Halsschlagadern anschwellen und Geiferdrüsen überlaufen: Der Spiegel meldet die massive Einwanderung von Frauen aus Südosteuropa nach Bayern im Frühmittelalter …
Auch Der Standard berichtet über die Invasion der Frauen mit den „Turmschädeln“, ebenso die Süddeutsche.
„Welche Chance hätte eine #MeToo-Debatte im Mittelalter gehabt?“ fragt Felicia Stichter in der Frankfurter Neuen Presse und gelangt zu der Erkenntnis: Werte gab es auch damals schon, es waren aber andere als heute …
Fundstücke KW 10
Die Schlacht von Bannockburn fand 1314 zwischen – nantürlich! – Schotten und Engländern statt. Der Tagesspiegel widmet der David-und-Goliath-Geschichte einen ausführlichen Beitrag.
Das Reich der Chasaren war das einzige jüdische Großreich des Mittelalters – oder doch nicht? Ralf Grabuschnig geht dieser Frage in seinem „Dejá vu-Blog“ nach.
Fundstücke KW 9
„Vegan im Mittelalter“ ist natürlich eine vollkommen widersinnige Vorstellung. Der Beitrag von Johanna Damberger im Kulinarik-Blog des Standards ist dennoch lesenswert.
Diamanten und ihre magischen Eigenschaften sind diese Woche Thema bei Curiositas.
Fundstücke KW 8
Geschichte – insbesondere das Mittelalter – in Computerspielen ist, wie bereits vergangene Woche angemerkt, derzeit ein großes Thema. Auseinandersetzungen gibt es u.a. um das Spiel „Kingdom Come: Deliverance“, dem dieser Beitrag in der Zeit gewidmet ist.
Auch in der Süddeutschen erschien eine Kritik, die u.a. auf die Rassismusvorwürfe gegen den Entwickler des Spiels eingeht.
Fundstücke KW 7
In Folge der in KW 5 gemeldeten Funde von Metropolen der Maya-Kultur in Guatemala befasst sich ein Artikel der Süddeutschen Zeitung mit der prä-kolumbianischen Geschichte Südamerikas.
Gleich zwei Beiträge hat Benjamin Lammertz auf In Foro 1300 veröffentlicht: Der erste befasst sich mit der Rechtsprechung um 1300, der andere mit der mittelalterlichen Landbevölkerung.
Fundstücke KW 6
Die FAZ berichtet über eine spannende Ausstellung zu Luxusmode, Textilproduktion und Malerei im vierzehnten Jahrhundert in Florenz.
Seit Jahren das gleiche Mantra, dieses Mal von der Zeit neu aufgewärmt: Die Berufsaussichten für Geisteswissenschaftler sind nicht schlecht – nur eben nicht in den Geisteswissenschaften. Die werden munter weiter zusammengestrichen …
Das Bundesgesundheitsministerium verlinke ich hier heute auch zum ersten Mal! Aber dort gibt es einen interessanten Artikel zum Einsatz von Penicilin im Mittelalter.
Fundstücke KW 5
Die Schlacht von Clontarf 1014 scheint doch ein Kampf der Iren gegen die „Wikinger“ gewesen zu sein, und kein Konflikt zwischen irischen Parteien. Das wollen Wissenschaftler von der Coventry University mit Hilfe der Netzwerkanalyse herausgefunden haben, heißt es beim Online-Dienst Scinexx.
Mindestens 264 WIkinger wurden im 9. Jahrhundert in einem Massengrab im englischen Repton verscharrt, wie Spektrum der Wissenschaft online berichtet.
In Attendorn (Kreis Olpe, NRW) sind bei Bauarbeiten Fundamente von zwei Gebäuden des 15.-16. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen, meldet archaeologie-online.de.
Patrick Leiske: „Höfisches Spiel und tödlicher Ernst“
„Das Bloßfechten mit dem langen Schwert in den deutschsprachigen Fechtbüchern des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit“
Ungefähr seit der letzen Jahrtausendwende wird den Kampfkünsten der Vergangenheit wachsendes Interesse zuteil. Zu einem großen Teil handelt es sich bei dieser Wiederentdeckung um ein praktisches Interesse, d.h. um Versuche, historische europäische Kampfkünste (historical European martial arts; HEMA) zu rekonstruieren und als „lebendige Tradition“ zu (re-)etablieren; ganz konkret: um sich darin zu üben und zu messen.
Das Ergebnis sind u.a. zahlreiche Editionen historischer Lehrbücher und anderer Abhandlungen zu einzelnen Waffen und -gattungen oder zu waffenlosen Systemen, aber auch theoretische Ansätze zu Fragen der Interpretation, der historischen Trainingsgrundlagen, der Anwendung und Anwendbarkeit einzelner Techniken oder Stile/Traditionen etc.
Die Geschichtswissenschaft hat sich dem Themenkomplex „historische Kampfkunst“ und den Fragen seiner Überlieferung, Verschriftlichung, zeitgenössischen Bedeutung, Vermittlung und philosophischen Fundamentierung zunächst nur zögerlich und vereinzelt zugewandt. Seit einigen Jahren jedoch ist eine verstärkte Hinwendung zu beobachten, die sich u.a. in entsprechenden Vortrags- bzw. Tagungsthemen und Konferenzen, einer häufiger auftretenden Zusammenarbeit mit renommierten Praktikern – neben Kampfkünstlern z.B. auch Schmieden –, Ausstellungen und nicht zuletzt den entsprechenden Publikationen äußert. Verwiesen sei hier nur auf den Tagungsband „Das Schwert – Symbol und Waffe„, das Heft „Zweikämpfer“ der Zeitschrift „Das Mittelalter“, den leider vergriffenen in zweiter Ausflage erhältlichen Ausstellungskatalog „The Sword – Form and Thought„, den Sammelband „Kunst des Fechtens“ oder jüngst den Begleitband zur Ausstellung „Kunst dye dich zyret„.
Funstücke KW 3-4
Die Pest war die große Katastrophe des Mittelalters, der Medizin und Gesellschaft weitgehend hilflos gegenüberstanden. Der Pestbazillus als Verursacher wurde erst 1864, die Rolle des Hausrattenflohs als Überträger vier Jahre später entdeckt. Doch möglicherweise wurde die Rolle der Ratten überschätzt, wie Meldungen in Der Welt und Der Standard nahelegen.
(Die Bedeutung der Kopflaus wurde allerdings schon 1940 nachgewiesen, und in „Seuchenzüge des Mittelalters“ [in: Bernd Herrmann, Mensch und Umwelt im Mittelalter, Stuttgart 1986, S. 109-128] wies Gundolf Keil bereits 1986 auf die verschiedenen Übertragungswege von Beulen- und Lungenpest hin …)
Im Archäologie-Blog auf derstandard.at berichten über schwierige Prospektionen in den Dünen Jütlands.