Fundstücke KW 33

Archäologiestudenten aus Cardiff (Wales) waren in den vergangenen Wochen auf Praxisbesuch im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen. Zum Abschluss halfen sie nun auch noch mit, frühmittelalterliche Grubenhäuser in Paderborn freizulegen, wie die Neue Westfälische berichtet.

Im Blog „Schickes und Schönes – Die Kreativ-WG“ erschien diese Woche eine kurze Anleitung zum mittelalterlichen Kochen in Tontöpfen.

Ein neuer Beitrag auf „kurz!-Geschichte“ widmet sich dem Sturz Heinrichs des Löwen.

Unter dem Titel „Thanks, but no thanks!“ sammelt ein neues Blog Stellenausschreibungen für Geisteswissenschaftler, „auf die wir uns nicht bewerben, weil sie unverschämt sind“. Ob’s was nützt? Vielleicht trägt das Projekt ja dazu bei, auf die prekäre Situation unzähliger Nachwuchs-(Geistes-)Wissenschaftler aufmerksam zu machen.

Ist Deutsch als Wissenschaftssprache vom Aussterben bedroht? Ich spiele hier nicht auf den allgemeinen Niveauverfall in Rechtschreibung und Grammatik an, sondern auf eine Entwicklung, die offenbar in Österreich gerade ihren Höhepunkt erreicht: Wer dort künftig öffentliche Forschungsgelder beantragt, ist verpflichtet, seine Forschungen auf Englisch zu präsentieren statt in seiner Muttersprache (die NZZ berichtet).
Nun ist Englisch ohne Frage eine Weltsprache, gerade auch in der Welt der Forschung, und von jedem europäischen Geisteswissenschaftler kann und sollte erwartet werden, dass er oder sie die moderne lingua franca hinreichend beherrscht. Aber deutschsprachige Germanisten, die ihre Forschungen auf Englisch niederschreiben müssen? Das grenzt ans Absurde!
Mal ganz abgesehen von der Frage, was das für die Öffentlichkeitswirkung der Wissenschaft bedeutet – gilt diese ja ohnehin zuweilen bereits als abgehoben und der Welt der Normalsterblichen entrückt, wird einem nicht unerheblichen Teil der interessierten Öffentlichkeit mit einem solchen Erlass nun auch noch der Zugang zu den (mit Steuergeldern finanzierten!) Forschungen verwehrt oder zumindest erschwert.

Das Vortragsprogramm der Tagung „The Sword – Form and Thought“ im Deutschen Klingenmuseum Solingen am 19-21. November steht nun zum Download bereit. Wie der Name schon andeutet, wird auch bei dieser internationalen Tagung auf Englisch referiert und diskutiert.
Die gleichnamige Ausstellung eröffnet am 26. September.

Bernard Cornwell ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren historischer Romane, die Verfilmung seiner Reihe „The Last Kingdom“ wurde daher mit einer gewissen Spannung erwartet. Mittelalter-Fans dürften jedoch ein weiteres Mal enttäuscht werden dürften, wie Hiltibold angesichts einiger Standbilder und Videoclips darlegt.

Dann doch lieber ein hübsches kleines Vidoe wie dieses von Artful Videos, das die schönsten Katzendarstellungen aus mittelalterlichen Manuskripten zusammenfasst:

Fundstücke KW 32

Neidisch habe ich – wie viele Andere – jahrelang nach Großbritannien geblickt, wo der Eintritt zu öffentlichen Museen kostenlos ist. British Museum, Museum of London, Royal Armouries, V&A, National Gallery, Pitt Rivers Museum, The Ashmolean und viele dutzende weitere der bedeutendsten Sammlungen der Welt waren für Jedermann jederzeit frei zugänglich.
Doch das könnte sich jetzt ändern, wenn die von der konservativen Regierung geplanten Budgetkürzungen Wirklichkeit werden. Zwar formiert sich dagegen Widerstand, doch ob und wie erfolgreich dieser sein kann, ist ungewiss. Informationen und ein Kommentar dazu auf den Seiten der Museums Association (auf Englisch).
In gleicher Richtung äußerte sich auch Tony Butler, Executive Director of Derby Museums Trust.

A propos englische Museen: Für die Royal Armouries in Leeds hat die Firma Perry Minitatures ein Diorama der Schlacht von Agincourt mit 4.500 Figuren und 3x4m Grundfläche erstellt.

Die Zeit stellt immer wieder alte Handwerksberufe vor, die zwar noch existent, aber vom Aussterben bedroht sind. Dieses Mal: Buchbinder.

Der Gastro-Podcast Gastropod widmete sich der Geschichte des Speiseeis‘ (auf Englisch). Die Zeit fasst die Erkenntnisse auf Deutsch zusammen.

Nach ihrem Themenwochenende „Kindheit im Mittelalter“ auf der Bachritterburg Kanzach haben die Wienischen Hantwercliute von 1305 nun eine Reihe passender Beiträge online gestellt: Von Schwangerschaft und Geburt über das Hebammenwesen oder die Säuglings- und Kleinkindpflege bis zur Frage nach dem Kinderspielzeug.

Die Soester Fehde – bzw. das historisierende Stadtfest gleichen Namens – ist Gegenstand zahlreicher multimedialer Beiträge im Soester Anzeiger.

Derzeit macht wieder einmal die tolle Verfilmung des Luttrell-Psalters im Netz die Runde, auf die ich vor einiger Zeit bereits aufmerksam gemacht hatte.

Das Bild der Woche stammt von der British Library: Es handelt sich um ein Schwert des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich in Deutschland hergestellt, dessen Inschrift die Forscher vor Rätsel stellt. Wer Vorschläge zur Entzifferung hat, kann sich an die BL in London wenden.

Einhandschwert mit rätselhafter Inschrift, 13. Jh. British Museum 1858,1116.5. Foto (c) British Museum.

Einhandschwert mit rätselhafter Inschrift, 13. Jh. British Museum 1858,1116.5. Foto (c) British Museum.

Kurse 2015

In unserem Einführungskurs intuitives Bogenschießen im Histotainment Park Adventon am Sonntag, den 6. September sind kurzfristig zwei Plätze frei geworden – die Chance für Schnellentschlossene!
Informationen zum Kurs finden sich hier, Auskunft & Buchung auch unter info@histofakt.de oder telefonisch: 06294. 427 14 75.

Ein weiterer Einführungskurs intuitives Bogenschießen findet am Samstag, den 12. September ebenfalls im Histotainment Park Adventon bei Osterburken statt. Auch hier sind noch Plätze frei, die erfahrungsgemäß sehr begehrt sind, also jetzt schnell anmelden!

Aufgrund zahlreicher Anfragen wird HistoFakt am Samstag, den 17. Oktober erstmals einen Grundkurs Pfeilbau veranstalten.
Fast jeder beliebige Stock mit einer Schnur daran lässt sich als primitiver Bogen verwenden. Die Herstellung eines guten Pfeils hingegen erfordert Kenntnisse und Erfahrung, die in diesem Kurs vermittelt werden.
Natürlich kann man Pfeile auch einfach kaufen. Doch gerade traditionelle Bogenschützen sind in der Regel Individualisten, die sich nicht mit anonymer Massenware zufriedengeben wollen. Zu Recht, denn ein mit den eigenen Händen gefertigter Pfeil ist etwas ganz besonderes. Seine Herstellung macht ebenso viel Spaß wie das Schießen damit, und nicht selten sorgen selbstgebaute Pfeile sogar für bessere Ergebnisse. Denn zum einen sind sie optimal auf den eigenen Bogen abgestimmt, und zum anderen wäre es doch wirklich schade, ein solches Stück durch einen Fehlschuss zu verlieren …

Im Kurs „Pfeilbau“ mit dem Historiker und Bogenschützen Jan H. Sachers M.A. werden drei Pfeile im „Mittelalter-Stil“ mit Holzschäften, gewickelter Befiederung und Stahlspitzen angefertigt sowie Wissenswertes über die physikalischen Grundlagen des Pfeilflugs vermittelt.
Im Preis sind 3 Holzschäfte, 9 Federn und 3 Pfeilspitzen („History-Points“) sowie Verbrauchsmaterialien enthalten. Bei der Buchung bitte gewünschten Spine-Wert bzw. Art und Zuggewicht des eigenen Bogens angeben (sofern vorhanden).

Kursinhalte:

  • Das Paradoxon des Bogenschießens
  • Was ist der Spine-Wert?
  • Materialkunde
  • Schaftbearbeitung
  • Self-Nocks ausarbeiten
  • Federn beschneiden, aufkleben und wickeln
  • Befestigung der Spitzen
  • Probeschießen

Teilnehmer:    4-8 Personen
Kursbeginn:    14 Uhr
Kursdauer:    ca. 4 h
Preis:        € 39,- pro Person

Veranstaltungsort: Histotainment Park Adventon, Marienhöhe 1, 74706 Osterburken

Anfragen & Buchung: info@histofakt.de oder 06294. 427 14 75

Alle Kurse von HistoFakt können von Gruppen ab 4 Personen auch zu individuellen Terminen gebucht werden, gerne auch bei Ihnen vor Ort.

 

August

Kaiser Augustus war Namenspate für den achten Monat des Jahres, der bis 153 v.u.Z. noch der sechste war, weswegen die nachfolgenden Monate auch „der Siebte“ (September), „der Achte“ (Oktober) etc. heißen.

Alte deutsche Bezeichnungen lauten Erntemond, Ährenmonat oder Sichelmonat. Sie verweisen auf die wichtigste landwirtschaftliche Tätigkeit des Monats: Während im Juli das Wintergetreide geerntet wurde, war nun das Sommergetreide fällig. Überwiegend handelte es sich um Weizen und Dinkel sowie Roggen, also die typischen Brotgetreide. Die Ernte erfolgte mit der Sichel, damit möglichst wenig reifes Korn aus den Ähren fiel.
Anschließend musste das Getreide mit Dreschflegeln gedroschen und durch Worfeln die Spreu vom Weizen getrennt werden. Zur Ernte, Weiterverarbeitung und Lagerung musste das Korn unbedingt trocken sein, so dass oft nur ein kurzer Zeitraum zur Verfügung stand, in dem die gesamte Ernte eines Dorfes eingebracht werden musste. Daher waren alle Dorfbewohner an der Arbeit beteiligt, auf großen Hofgütern wurden zuweilen Tagelöhner als Erntehelfer eingesetzt. Weiterlesen

Fundstücke KW 31

Fundstücke unter der S21-Baustelle: In Stuttgart kamen steinzeitliche Gräberfelder zutage, wie die Stuttgarter Zeitung berichtet. Leider werden auch diese Funde das Irrsinnsprojekt nicht stoppen können … Hier noch ein Audio-Beitrag von Udo Zindel auf SWR 2.

In Birmingham ist ein Fragment einer Koran-Handschrift aufgetaucht, das noch zu Lebzeiten des Propheten entstanden sein könnte. derstandard.at weiß Näheres.

Polnische Angler wollte eigentlich nur nach Würmern als Köder graben und stießen stattdessen auf einen wikingerzeitlichen Münzschatz – Meldung wiederum auf derstandard.at.

Auf mittelalter.hypotheses.org finden sich nun Berichte zu zwei sehr unterschieldichen Tagungen: „Gebrauch und Symbolik des Wassers in der mittelalterlichen Kultur“ des Mediävistenverbandes in Bern vom 23.-25. März 2015 und „800 Jahre „Welscher Gast“. Neue Fragen zu einer alten Verhaltenslehre in Wort und Bild„, Interdisziplinäre Tagung des Sonderforschungsbereichs 933 „Materiale Textkulturen“, 7.–9. Mai 2015.
In der Reihe „1000 Worte Forschung“ stellt Florian Dirks seine 2013 abgeschlossene Dissertation vor: „Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zu Fehdewesen und Tagfahrt“ (Universität Erfurt).
Und Christine Seidel setzte sich mit dem Grab Ludwig des Heiligen von Frankreich auseinander, bevor sich das Team bis zum 1. September in die Sommerferien verabschiedete.

Das große living history-Event des letzten Juliwochenendes war das Reenactment der Schlacht von Agincourt 1415. Die sozialen Netzwerke sind derzeit voll von großartigen Fotos und Videoaufnahmen, und eines der schönsten Alben hat Guillaume Lourdel erstellt: Azincourt 1415-2015.

Englische Bogenschützen auf dem Weg zum Schlachtfeld. (c) Guillaume Lourdel

Englische Bogenschützen auf dem Weg zum Schlachtfeld. (c) Guillaume Lourdel

Fundstücke KW 30

Die C14- oder Radio-Carbon-Methode ist eines der zuverlässigsten Datierungsverfahren in der Archäologie. Doch der zunehmende CO2-Ausstoß könnte die Messungen massiv beeinträchtigen – Der Spiegel berichtet.

In Paris stellen Skelette aus der Merowinger- und Karolingerzeit Archäologen vor Rätsel, weiß derstandard.at.

Brettchengewebte Gürtel: Wie authentisch sind die?“ fragt Silvia Aisling in ihrem Blog „Aislings Welt“ und hat auch gleich die Antwort parat.

Am 18.-19. Juli fand auf der Bachritterburg Kanzach eine Burgbelebung durch die Gruppe „IG 14. Jahrhundert“ zum Thema „Kindheit im Mittelalter“ statt. Davon gibt es nun die ersten tollen Bilder und Berichte (1, 2).

Ohne seine wunderbaren Werke „Ich, Wolkenstein“ oder „Der Parsifal des Wolfram von Eschenbach“ hätte ich vielleicht nie Zugang zu mittelalterlicher Literatur gefunden. Nun ist der Germanist, Schriftsteller und Übersetzer Dieter Kühn im Alter von 80 Jahren gestorben – ein Nachruf in der ZEIT Online.

Und für einen guten Start in die neue Woche ein Lied aus dem Lofotr Viking Museum:

Noen ganger blir dagen lettere med litt sang. Velkommen til oss på Borg :)Sometimes the day goes better with a song. Welcome 🙂

Posted by Lofotr Viking Museum on Sonntag, 24. Mai 2015

Lebendige Mittelalter-Darstellungen: Ein Überblick

Living history, Re-Enactment oder lebendige Geschichtsdarstellung (zur Definition dieser und weiterer Begriffe siehe meinen Beitrag vom 25. Juli 2012) können als überaus nützliche Verfahren zur Vermittlung von Wissen über die Vergangenheit dienen. Trotz anfänglicher Widerstände und vielerorts noch immer anhaltender Skepsis bei Museen, Ausstellungsmachern, akademischen Historikern und anderen „Geschichts-Profis“ setzt sich diese Erkenntnis heute immer mehr durch, und entsprechende Angebote bereichern zunehmend Museums-, Stadt- oder Burgfeste, historische Themenausstellungen oder deren Begleitprogramme. Ein Beispiel der jüngsten Zeit, das auch in den Medien großen Widerhall fand, waren z.B. die Jubiläumsveranstaltungen zum Konzil von Konstanz mit Beteiligung der Company of St. George.

Im Idealfall tragen solche Kooperationen dazu bei, mögliche Berührungsängste des Publikums mit historischen Themen abzubauen, indem sie einen spontanen, lebensweltlichen, individuellen Zugang ermöglichen. Anders als bei Literatur, Film und Fernsehen oder auch im Internet haben interessierte Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen und individuelle Antworten zu erhalten. Im Mittelpunkt steht die historische Lebenswirklichkeit, die zur eigenen in Bezug gesetzt werden kann. Die Wahrnehmung erfolgt mit allen Sinnen: Werkzeuge lassen sich ausprobieren, Kleider befühlen, Rauch und Essensdüfte stimulieren die Nase, auf offenem Feuer zubereitete Gerichte lassen sich probieren etc.

Speisetafel. (c) IG MiM

Speisetafel. (c) IG MiM

Auch Fernsehmacher haben die living history-Szene längst für sich entdeckt. Kaum eine historische TV-Dokumentation kommt heute noch ohne entsprechende Spielszenen aus. Doch leider mangelt es bei den zuständigen Redaktionen leider noch immer an Hintergrundwissen und Sensibilität für das Thema – Ritter in Plattenrüstungen haben eben in einem Beitrag über die Kreuzzüge nichts verloren.
Zu diesem Problem trägt auch die Tatsache bei, dass es „Laien“ ohne Vorkenntnisse oft schwerfällt, zwischen ernsthafter Geschichtsdarstellung und dem weit verbreiteten und beliebten „Markt-“ oder „Grobmittelalter“ zu unterscheiden. Gute Geschichtsdarstellung beruht stets auf jahrelanger intensiver Recherche, dem Studium der Quellen und der verfügbaren Forschungsliteratur sowie auf eigenen Experimenten und Erfahrungen, und sie beschränkt sich in der Regel auf einen sehr eng gesteckten zeitlichen und geographischen Rahmen.

Die folgende Liste stellt einige Gruppen vorwiegend des Hoch- und Spätmittelalters vor, die diese Kriterien seit vielen Jahren erfüllen und Maßstäbe für die Qualität der Mittelalterdarstellung im deutschsprachigen Raum setzen. Sie stellt eine persönliche Auswahl dar, bietet aber vielleicht Orientierung für Veranstalter, Fernsehmacher oder Aspiranten, die selbst in die Materie einsteigen möchten.
Die Reihenfolge stellt wohlgemerkt keine Rangfolge dar!

Interessengemeinschaft Mensch im Mittelalter (IG MiM)

Aus der Selbstbeschreibung:

„Die Darsteller von mim verkörpern einen Haushalt aus Mühlheim sowie Bürgertum und Einwohner der Orte und Städte in der Bieger Mark um das Jahr 1340. Wir stellen neben dem zivilen Leben, Handwerk und Kultur auch eine Reihe von alltäglichen Dingen dar. Das Vor- und Zubereiten von Speisen nach mittelalterlichen Überlieferungen und Rezepten, das Beisammensein an der Tafel und das Darstellen von handwerklichen Techniken gehört ebenso zu unserem „Programm“ wie die Erläuterungen zu unseren Darstellungen.“

Logo der IG MiM (c) IG MiM

Logo der IG MiM (c) IG MiM

Die Gruppe umfasst eine große Zahl von Mitgliedern, die Rollen unterschiedlicher sozialer Schichten verkörpern, so dass ein sehr vielfältiges Bild der Gesellschaft im 14. Jahrhundert entsteht. Die IG ist immer wieder auf ausgewählten, hochwertigen Veranstaltungen zu finden und beeindruckt mit ihrer umfangreichen, quellengetreuen Ausstattung.

http://www.ig-mim.de/

Die Reisecen e.V.

Eine Gruppe aus Schwaben, nach eigener Aussage mit dem Ziel,

„eine möglichst hochwertige Darstellung nach historischen Vorlagen zu zeigen. Die Gewänder werden von uns von Hand genäht, die Zuschnitte dafür aus Originalquellen recherchiert und farbige Stoffe durchweg pflanzengefärbt, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch die hochmittelalterliche Gesellschaftsstruktur wird berücksichtigt. So besteht unsere Gruppe aus einem Herrn (ministerialer Dienstadel/niederer Adel), seiner Familie und einer inzwischen recht großen zugehörigen Hofgemeinschaft (familia) an Handwerkern, Knechten, Mägden und Kindern.“

Der dargestellte Zeitraum ist um 1220-1250 zu verorten. Von der Modenschau über kochen, nähen, waschen, Ackerbau, Holz- und anderes Handwerk bis zur Feldschlacht gibt es vermutlich nichts, das „Die Reisecen“ nicht originalgetreu darstellen können. Die Ausstattung reicht von der einfachen Nähnadel bis zum schweren Belagerungsgerät.

http://www.die-reisecen.de/

Interessengemeinschaft 14. Jahrhundert in Wien

(c) IG14

(c) IG14

„Die Interessengemeinschaft „14. Jahrhundert in Wien“ ist ein loser Verband von Living History Darstellern aus Wien und Umgebung, deren Darstellungsschwerpunkt auf dem Alltagsleben der einfachen Bürger und Handwerker Wiens in vorwiegend 1.Hälfte des 14. Jahrhundert liegt.“

Die vergleichsweise wenigen Mitglieder der „IG14“ sind in der Lage, eine beeindruckende Vielzahl mittelalterlicher Handwerkstechniken darzustellen und zu erläutern. Werkzeuge werden ebenso wie Kleidung und andere Alltagsgegenstände nach Quellen möglichste originalgetreu hergestellt.

http://ig14.at/

Wienische Hantwercliute 1350

„Der im Frühjahr 2011 gegründete Verein „Wienische Hantwërcliute 1350“ legt sein Hauptaugenmerk auf die Vermittlung und Repräsentation von mittelalterlicher Lebens- und Handwerkskultur. Unser Schwerpunkt liegt auf einer regionalen Darstellung Wiener Handwerker und Bürger um 1350, just nach dem Abklingen der ersten großen Pestwelle in Mitteleuropa, einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels und aufstrebendem Bürgertum im Kampf um Einfluss in der mittelalterlichen Stadt.“

Der Verein besteht aus drei Personen, die auch in der „IG14“ aktiv sind. Wie der Name schon andeutet, steht die Darstellung mittelalterlichen Handwerks – Holz, Keramik, Secco-Malerei und mehr – im Mittelpunkt.

http://wh1350.at/

Neues aus der Gotik

Messer und Scheide von Niklas Hofbauer. (c) Niklas Hofbauer

Messer und Scheide von Niklas Hofbauer. (c) Niklas Hofbauer

„Neues aus der Gotik“ ist der Blog von Niklas Hofbauer und seiner Frau Sophia, die auch in der „IG14“ aktiv sind. Sie stellen österreichische Handwerksleute um 1340 dar. Niklas fertigt als Gürtler und Messerer beeindruckende Reproduktionen und berichtet darüber sehr humorvoll und informativ auf seinem Blog. Dort finden sich auch Quellen und Informationen über Zeitraum und Darstellung sowie ein empfehlenswerter Leitfaden für Einsteiger.

http://neuesausdergotik.blogspot.de

Comthurey Alpinum

Die Gruppe aus der Schweiz hat sich das originelle Ziel gesetzt,

„den Alltag einer Reisegruppe im Hochmittelalter so authentisch wie möglich nachzustellen.“

Den fiktiven Hintergrund bildet eine Alpenüberquerung um das Jahr 1180, geführt von einem Komtur des Hospitaliter-Ordens.

http://www.comthurey-alpinum.ch

The Medieval Hunt

Eine Gruppe aus Schweden, also dem nicht-deutschsprachigen Raum, die hier wegen ihres originellen Ansatzes aufgenommen wurde. Wie der Name andeutet, bildet die mittelalterlicher Jagd den Rahmen der Darstellung, die alles umfasst außer dem Erlegen von Tieren. Ziel der Mitglieder ist es jedoch weniger, auf Veranstaltungen mit umfangreicher Ausstattung präsent zu sein, sondern das persönliche Nacherleben mittelalterlichen Lebens zu allen Jahreszeiten, in allen Wetterbedingungen.
Darüber berichten sie in englischer Sprache in ihrem Blog, wo sie eindrucksvoll dafür werben, living history zu einem persönlichen Erlebnis zu machen und gewissermaßen als sportliche Herausforderung und Selbsterfahrung zu betrachten.

http://themedievalhunt.com/

Video von „The Medieval Hunt“

Fundstücke KW 29

Am Kap Arkona auf Rügen haben Archäologen einen „spektakulären Fund“ gemacht: Ein zu einer slawischen Tempelanlage gehörendes Zeremonienhaus aus dem 11. Jahrhundert. Der NDR hat die Details und Links zu Videos.

Die Presse berichtet über die Entdeckung eines Wikingerhafens im norwegischen Borre.

Und in Ingelheim sind Gräber aus der Merowingerzeit freigelegt worde. Ein Beitrag dazu in der Allgemeinen Zeitung.

Nicht nur Archäologen machen Entdeckungen: In der Bibliothek der Uni Münster haben Studierende durch Zufall ein lange verschollen geglaubtes Amtsbuch ausfindig gemacht. (Wozu ein Seminar in Handschriftenkunde so alles gut sein kann …) Offizielle Meldung der Uni Münster.

Das Stadtarchiv hat ein mittelalterliches Gebetbuch erworben. Warum das nicht unbedingt ein Grund zum Jubeln sein muss, beschreibt Klaus Graf im Blog Archivalia.

Einer der zahlreichen interessanten Beiträge dieser Woche auf medievalists.net befasst sich mit den Untersuchungen von Victoria Cooper zu Zusammenhängen von Nationalismus, Mittelalter, Fantasy und Computerspielen.

Auf kurz!-Geschichte schreibt Timo Bülters über den „Kinderkreuzzug“ von 1212.

Das Bild der Woche zeigt die typischen Dreiecksschilde des 13. Jahrhunderts, deren Rekonstruktion Roland Warzecha alias Dimicator sich diese Woche auf seiner FB-Seite gewidmet hat.

„The Life of Edward the Confessor“ (MS Ee.3.59, University of Cambridge). Matthew Paris, um 1250/60.

„The Life of Edward the Confessor“ (MS Ee.3.59, University of Cambridge). Matthew Paris, um 1250/60.

Sütterlin?

„Ich habe hier eine alte Urkunde/Briefe meiner Urgroßmutter/historische Dokumente aus dem 16./17./18./19. Jahrhundert, aber ich kann sie nicht lesen, denn sie sind in Sütterlin geschrieben …“

Mit Anfragen solcher Art werde ich recht häufig konfrontiert. Und auch ohne die fraglichen Texte gesehen zu haben, kann ich jedes Mal von vornherein mit Sicherheit ausschließen, dass sie tatsächlich in Sütterlinschrift abgefasst sind.
Denn diese Zuschreibung beruht auf einem weit verbreiteten Missverständnis. Weiterlesen

Fundstücke KW 28

Der in KW 27 erwähnte Urheberrechtsstreit, der von den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen vom Zaun gebrochen wurde, ging vergangene Woche in eine neue Runde: Die rem veröffentlichten eine Stellungnahme, in der sie ihre Position untermauern. Interessant ist dabei u.a., dass die rem eine Summe von € 250,- für die einmalige Veröffentlichung eines Fotos im Internet als „angemessen“ erachten …
Mit dem gleichen Thema setzt sich auch das Blog von arthistoricum auseinander: „What an ugly mess, to hell with it„!

In Israel haben Reenactors aus Israel und Russland die Schlacht von Hattin 1187 nachgespielt. Ein Bericht (auf Englisch) in der Tmes of Israel.

„Crowdfunding“ im Mittelalter: Die Wiener zahlten im 14.-15. Jahrhundert für den Bau des Stephansdoms, weiß derstandard.at.

Die „Interessengemeinschaft 14. Jahrhundert“ wird am kommenden Wochenende (18.-19. Juli 2015) die Bachritterburg Kanzach mit dem Thema „Kindheit im Mittelalter“ beleben.

Zum Bild der Woche zitiere ich die Beschreibung der AG Historisches Handwerk, die dieses großartige Objekt nach einem Fund angefertigt hat:

„Römisches Tintinnabulum in Form eines Phallus mit Bocksbeinen. Auf dem Phallus sitzt eine nackte Frau, die über dessen Eichel als Zeichen des Sieges der Männlichkeit (virtus) über das Böse einen Lorbeerkranz hält. Zwischen den Bocksbeinen ist ein weiterer Phallus, und der Schweif, der sich dem Hinterteil der nackten Frau annähert, ist ebenfalls als Phallus ausgeformt.“

"Römisches Tintinnabulum", angefertigt und (c) des Fotos AG Historisches Handwerk.

"Römisches Tintinnabulum", angefertigt und (c) des Fotos AG Historisches Handwerk.