Pornos und Katzenvideos sind bekanntlich die entscheidenden Inhalte des Internets. Doch finden sich dazwischen in dunklen Ecken zuweilen auch interessante, lehrreiche, wissenschaftliche und/oder unterhaltsame Videos zur Geschichte des Mittelalters, ihrer Erforschung oder Darstellung. Einige davon (in deutscher Sprache) sollen hier vorgestellt werden, Ergänzungen sind jederzeit herzlich willkommen! Weiterlesen
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Lebendige Mittelalter-Darstellungen: Ein Überblick
Living history, Re-Enactment oder lebendige Geschichtsdarstellung (zur Definition dieser und weiterer Begriffe siehe meinen Beitrag vom 25. Juli 2012) können als überaus nützliche Verfahren zur Vermittlung von Wissen über die Vergangenheit dienen. Trotz anfänglicher Widerstände und vielerorts noch immer anhaltender Skepsis bei Museen, Ausstellungsmachern, akademischen Historikern und anderen „Geschichts-Profis“ setzt sich diese Erkenntnis heute immer mehr durch, und entsprechende Angebote bereichern zunehmend Museums-, Stadt- oder Burgfeste, historische Themenausstellungen oder deren Begleitprogramme. Ein Beispiel der jüngsten Zeit, das auch in den Medien großen Widerhall fand, waren z.B. die Jubiläumsveranstaltungen zum Konzil von Konstanz mit Beteiligung der Company of St. George.
Im Idealfall tragen solche Kooperationen dazu bei, mögliche Berührungsängste des Publikums mit historischen Themen abzubauen, indem sie einen spontanen, lebensweltlichen, individuellen Zugang ermöglichen. Anders als bei Literatur, Film und Fernsehen oder auch im Internet haben interessierte Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen und individuelle Antworten zu erhalten. Im Mittelpunkt steht die historische Lebenswirklichkeit, die zur eigenen in Bezug gesetzt werden kann. Die Wahrnehmung erfolgt mit allen Sinnen: Werkzeuge lassen sich ausprobieren, Kleider befühlen, Rauch und Essensdüfte stimulieren die Nase, auf offenem Feuer zubereitete Gerichte lassen sich probieren etc.
Auch Fernsehmacher haben die living history-Szene längst für sich entdeckt. Kaum eine historische TV-Dokumentation kommt heute noch ohne entsprechende Spielszenen aus. Doch leider mangelt es bei den zuständigen Redaktionen leider noch immer an Hintergrundwissen und Sensibilität für das Thema – Ritter in Plattenrüstungen haben eben in einem Beitrag über die Kreuzzüge nichts verloren.
Zu diesem Problem trägt auch die Tatsache bei, dass es „Laien“ ohne Vorkenntnisse oft schwerfällt, zwischen ernsthafter Geschichtsdarstellung und dem weit verbreiteten und beliebten „Markt-“ oder „Grobmittelalter“ zu unterscheiden. Gute Geschichtsdarstellung beruht stets auf jahrelanger intensiver Recherche, dem Studium der Quellen und der verfügbaren Forschungsliteratur sowie auf eigenen Experimenten und Erfahrungen, und sie beschränkt sich in der Regel auf einen sehr eng gesteckten zeitlichen und geographischen Rahmen.
Die folgende Liste stellt einige Gruppen vorwiegend des Hoch- und Spätmittelalters vor, die diese Kriterien seit vielen Jahren erfüllen und Maßstäbe für die Qualität der Mittelalterdarstellung im deutschsprachigen Raum setzen. Sie stellt eine persönliche Auswahl dar, bietet aber vielleicht Orientierung für Veranstalter, Fernsehmacher oder Aspiranten, die selbst in die Materie einsteigen möchten.
Die Reihenfolge stellt wohlgemerkt keine Rangfolge dar!
Interessengemeinschaft Mensch im Mittelalter (IG MiM)
Aus der Selbstbeschreibung:
„Die Darsteller von mim verkörpern einen Haushalt aus Mühlheim sowie Bürgertum und Einwohner der Orte und Städte in der Bieger Mark um das Jahr 1340. Wir stellen neben dem zivilen Leben, Handwerk und Kultur auch eine Reihe von alltäglichen Dingen dar. Das Vor- und Zubereiten von Speisen nach mittelalterlichen Überlieferungen und Rezepten, das Beisammensein an der Tafel und das Darstellen von handwerklichen Techniken gehört ebenso zu unserem „Programm“ wie die Erläuterungen zu unseren Darstellungen.“
Die Gruppe umfasst eine große Zahl von Mitgliedern, die Rollen unterschiedlicher sozialer Schichten verkörpern, so dass ein sehr vielfältiges Bild der Gesellschaft im 14. Jahrhundert entsteht. Die IG ist immer wieder auf ausgewählten, hochwertigen Veranstaltungen zu finden und beeindruckt mit ihrer umfangreichen, quellengetreuen Ausstattung.
Die Reisecen e.V.
Eine Gruppe aus Schwaben, nach eigener Aussage mit dem Ziel,
„eine möglichst hochwertige Darstellung nach historischen Vorlagen zu zeigen. Die Gewänder werden von uns von Hand genäht, die Zuschnitte dafür aus Originalquellen recherchiert und farbige Stoffe durchweg pflanzengefärbt, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch die hochmittelalterliche Gesellschaftsstruktur wird berücksichtigt. So besteht unsere Gruppe aus einem Herrn (ministerialer Dienstadel/niederer Adel), seiner Familie und einer inzwischen recht großen zugehörigen Hofgemeinschaft (familia) an Handwerkern, Knechten, Mägden und Kindern.“
Der dargestellte Zeitraum ist um 1220-1250 zu verorten. Von der Modenschau über kochen, nähen, waschen, Ackerbau, Holz- und anderes Handwerk bis zur Feldschlacht gibt es vermutlich nichts, das „Die Reisecen“ nicht originalgetreu darstellen können. Die Ausstattung reicht von der einfachen Nähnadel bis zum schweren Belagerungsgerät.
Interessengemeinschaft 14. Jahrhundert in Wien
„Die Interessengemeinschaft „14. Jahrhundert in Wien“ ist ein loser Verband von Living History Darstellern aus Wien und Umgebung, deren Darstellungsschwerpunkt auf dem Alltagsleben der einfachen Bürger und Handwerker Wiens in vorwiegend 1.Hälfte des 14. Jahrhundert liegt.“
Die vergleichsweise wenigen Mitglieder der „IG14“ sind in der Lage, eine beeindruckende Vielzahl mittelalterlicher Handwerkstechniken darzustellen und zu erläutern. Werkzeuge werden ebenso wie Kleidung und andere Alltagsgegenstände nach Quellen möglichste originalgetreu hergestellt.
Wienische Hantwercliute 1350
„Der im Frühjahr 2011 gegründete Verein „Wienische Hantwërcliute 1350“ legt sein Hauptaugenmerk auf die Vermittlung und Repräsentation von mittelalterlicher Lebens- und Handwerkskultur. Unser Schwerpunkt liegt auf einer regionalen Darstellung Wiener Handwerker und Bürger um 1350, just nach dem Abklingen der ersten großen Pestwelle in Mitteleuropa, einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels und aufstrebendem Bürgertum im Kampf um Einfluss in der mittelalterlichen Stadt.“
Der Verein besteht aus drei Personen, die auch in der „IG14“ aktiv sind. Wie der Name schon andeutet, steht die Darstellung mittelalterlichen Handwerks – Holz, Keramik, Secco-Malerei und mehr – im Mittelpunkt.
Neues aus der Gotik
„Neues aus der Gotik“ ist der Blog von Niklas Hofbauer und seiner Frau Sophia, die auch in der „IG14“ aktiv sind. Sie stellen österreichische Handwerksleute um 1340 dar. Niklas fertigt als Gürtler und Messerer beeindruckende Reproduktionen und berichtet darüber sehr humorvoll und informativ auf seinem Blog. Dort finden sich auch Quellen und Informationen über Zeitraum und Darstellung sowie ein empfehlenswerter Leitfaden für Einsteiger.
http://neuesausdergotik.blogspot.de
Comthurey Alpinum
Die Gruppe aus der Schweiz hat sich das originelle Ziel gesetzt,
„den Alltag einer Reisegruppe im Hochmittelalter so authentisch wie möglich nachzustellen.“
Den fiktiven Hintergrund bildet eine Alpenüberquerung um das Jahr 1180, geführt von einem Komtur des Hospitaliter-Ordens.
http://www.comthurey-alpinum.ch
The Medieval Hunt
Eine Gruppe aus Schweden, also dem nicht-deutschsprachigen Raum, die hier wegen ihres originellen Ansatzes aufgenommen wurde. Wie der Name andeutet, bildet die mittelalterlicher Jagd den Rahmen der Darstellung, die alles umfasst außer dem Erlegen von Tieren. Ziel der Mitglieder ist es jedoch weniger, auf Veranstaltungen mit umfangreicher Ausstattung präsent zu sein, sondern das persönliche Nacherleben mittelalterlichen Lebens zu allen Jahreszeiten, in allen Wetterbedingungen.
Darüber berichten sie in englischer Sprache in ihrem Blog, wo sie eindrucksvoll dafür werben, living history zu einem persönlichen Erlebnis zu machen und gewissermaßen als sportliche Herausforderung und Selbsterfahrung zu betrachten.
Video von „The Medieval Hunt“
Fundstücke KW 48
„Schrottmünzen“ beim Supermarkt: Die Discount-Kette NORMA warb diese Woche mit einem Super-Sonderangebot, einer „Sammler-Wunderkiste Münzen“. Darin enthalten u. a. „aus Schatzfund: 1 originale altrömische Münze!!!“ Die Aktion war zwar nicht illegal, wie manche Kommentatoren im Netz meinten, aber zumindest mal unsensibel, unseriös und unglaublich dämlich!
Einen profunden und etwas elaborierter formulierten Kommentar dazu liefert der Archäologe Rainer Schreg in seinem Blog archaeologik.blogspot.de.
Archäologie II: „Nordrhein-Westfalen spart an Archäologie und Baudenkmalpflege und vergeudet dennoch öffentliche Gelder“ – so äußerte sich diese Woche die DGUF, und weiter: „Nordrhein-Westfalen hat 2013 seinen langjährigen Sparkurs in der Archäologie und in der Baudenkmalpflege deutlich verschärft, trotz eines starken öffentlichen Bürgerprotests. Heute setzt das Land für den Erhalt seines kulturellen Erbes weniger Mittel ein als die meisten anderen Bundesländer und nur ein Drittel dessen, was in Europa üblich ist. Dennoch verzichtet das Land NRW infolge ungeschickter Gesetzesregelungen zu Gunsten von Investoren auf jährliche Einnahmen für die Archäologie in Millionenhöhe. Diese Kosten muss stattdessen die Allgemeinheit übernehmen. Das vergeudete Geld ist in Summe ein Mehrfaches dessen, was das Land selbst für die Archäologie einsetzt.“
Die vollständige, erschütternde Anaylse von Diane Scherzler und Frank Siegmund gibt es auf den Seiten der DGUF zum Download, Zusammenfassung und Kommentar der Autoren unter dem o.g.Titel auf archaeologie-online.de.
Im 3. Teil seiner Betrachtung des Utrechter Psalters geht Hiltibold auf die Darstellung von Schilden ein. Diese sind rund und überwiegend nicht flach wie etwa zeitgenössische Wikingerschilde, sondern konvex gebogen. Deren Existenz konnte zwar bislang archäologisch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, doch sie finden sich auch in anderen zeitgenössischen Darstellungen (z.B. dem Stuttgarter Psalter), sie machen sich gut als „missing link“ zwischen den flachen Rundschilden und den gebogenen „Drachenschilden“ des 11. Jahrhunderts, und schließlich bieten sie gegenüber diesen im Kampf einige Vorteile, insbesondere zu Pferd.
Am Dienstag ist die Finanzierungsphase des Crowdfunding-Projekts zur Veröffentlichung des Tagungsbandes „Das Schwert – Symbol ud Mythos“ zu Ende gegangen. Fehlten 24 h zuvor noch rund € 300,-, so sorgte ein wahrer Geldregen am letzten Tag dafür, dass das Finanzierungsziel von € 4.100,- um mehr als € 1.600,- übertroffen wurde. Wie ich finde, eine tolle Sache, ein Beleg für das große Interesse am Thema und ein schöner Erfolg nicht nur für die Macher, sondern für unabhängige, junge Geschichtsforschung in Deutschland allgemein!
Fundstücke KW 47
Die Max-Planck-Gesellschaft hat ein Institut für Geschichte und Naturwissenschaften gegründet. Dort soll die Anwendbarkeit biologischer Modelle auf geschichtswissenschaftliche Fragestellungen erforscht bzw. erprobt werden. Unter dem Titel „Die DNA der Geschichte“ hat der Heidelberger Mediävist Jörg Feuchter am 5. November in der F.A.Z. seine Gedanken zu diesem Ansatz und zur „genetischen Herausforderung“ der Geschichtswissenschaft veröffentlicht.
Darauf antwortet nun sein Kollege Prof. Jan Keupp aus Münster auf mittelalter.hypotheses.org: „Kein Wunder nirgendwo – die genetische Herausforderung der Geschichte„.
Wo würde man wohl eine Koranhandschrift aus der Frühzeit des Islam vermuten? Wahrscheinlich nicht unbedingt in der Universitätsbibliothek Tübingen – doch genau dort hat sich nun tatsächlich ein Exemplar als älter herausgestellt als bislang angenommen und wird nun auf das 7. Jahrhundert, etwa 20-40 Jahre nach dem Tod des Propheten datiert.
Noch eine Handschrift, diesmal aus dem 16. Jahrhundert, Brügge: Der sogenannte Cambrai Chansonnier, eine Notenhandschrift mit einmaligen, spannenden, rätselhaften und sehr unterhaltsamen Miniaturen, vorgestellt von classicfm.com.
A propos Video: Der sogenannnte „History Channel“ ist schon seit langem eher für Autos, Ufos und Aliens bekannt als für Geschichtsdokumentationen. Nicht zuletzt die angeblich so aufwändig recherchierte und authentisch ausgestattete Serie „Vikings“ sorgt immer wieder für Spott und Empörung unter Historikern, living history-Darstellern, Wikinger-Fans und anderen Geschichtsinteressierten.
Nachdem sich Matt Easton von der britischen Fechtschule Schola Gladiatoria zuletzt über die in der Serie verwendeten Rüstungen ausgelassen hatte (Video 1, Video 2, Video 3), scheinen die Macher nun mit Ankündigung der 3. Staffel endgültig jeden Versuch aufgegeben zu haben, der Ausstattung auch nur den Schatten eines Hauchs des Anscheins von historischer Authentizität zu verleihen: Man beachte allein die Profilsohlen der Stiefel im Bildvordergrund …
Ist das nun Dreistigkeit („Das merkt eh keiner!“) oder Resignation („Die merken eh alles!“)?
Fundstücke KW 43
Der Fund einer „Ulfberht„-Klinge in der Weser bei Großenwieden rückte diese legendären Schwerter des Frühmittelalters Mitte des Jahres (mal wieder) ins Licht der Öffentlichkeit. Die Südeutsche Zeitung berichtete am 30. Juli über die „Wunderwaffen aus dem Kloster„.
Nun gibt es eine rege Diskussion über die Herkunft bzw. Herstellung des Stahls, worüber wiederum die SZ Online berichtet: „Ein Schwert für Europa„.
Die im Artikel aufgeworfene Frage „Schmiedeten Klöster die legendären Waffen?“ lässt sich allerdings ganz einfach beantworten: NEIN! Es waren mit großer Sicherheit Menschen, Schmiede wahrscheinlich, vielleicht Mönche oder Klosterhandwerker, aber ganz sicher keine Klöster!
(A propos Schwerter: Hier kann man noch bis zum 25. November spenden, um die Publikation des Tagungsbandes „Das Schwert – Mythos und Waffe“ zu unterstützen.)
Noch einmal die Süddeutsche Zeitung Online, noch ein Expertenstreit: „Zu sehr Gold, um wahr zu sein“ hieß es dort am 24. Oktober um 10:51 Uhr über den (angeblich) bronzezeitlichen Schatz von Bernstorf. Der soll nämlich eine moderne Fälschung sein, behauptet der Heidelberger Chemieprofessor Ernst Pernicka.
Um 18:49 Uhr dann die Position der Gegenseite und die Erkenntnis: „Am Gold scheiden sich die Geister„.
Überhaupt nicht begeistert war die Kino-Redaktion des Spiegel Online diese Woche von dem pseudo-historischen Action-Machwerk „Northmen – A Viking Saga“ und wünschte allen Beteiligten gleich mal ein Ticket nach Walhalla – ohne Rückfahrt.
Nun ja, zum Thema „Geschichte in Film und Fernsehen“ habe ich mich ja bereits gelegentlich geäußert und werde das auch sicherlich wieder tun (u.a. hatte ich ja schon meinen Unmut über das „Northmen“-Filmplakat kund getan), aber wenn schon Fantasy, dann doch bitte wenigstens spannend und unterhaltsam …
Vom Bayerischen Rundfunk stammt ein Podcast über Attila und die Hunnen (mp3-Download). Und einer über Theoderich den Großen und die Goten (mp3-Download).
Fundstücke KW 37-42
Der Sommer ist zu Ende, es gibt endlich wieder spannende Nachrichten aus Geschichtsforschung und Archäologie zu vermelden!
Netzwerkanalyse als Mittel geschichtswissenschaftlicher Erkenntnis: Das ist das Konzept des Projekts „Mapping Medieval Conflicts“ (MEDCON), das von der Österreichen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geördert wird. Aber, lieber derstandard.at: Netzwerkanalyse hat nichts, aber auch gar nix mit Facebook zu tun! „Facebook des Mittelalters“ – oh Mann …
Im Oktober 2012 veranstalteten drei NachwuchswissenschaftlerInnen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die interdisziplinäre Nachwuchstagung „Das Schwert – Symbol und Waffe“. Die Ergebnisse der Tagung sollen jetzt der Öffentlichkeit in einem Sammelband zugänglich machen. Zur Finanzierung der Druckkosten haben die drei Initiatoren eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen: https://www.sciencestarter.de/das-schwert
Bei dem Anfang des Jahres vor Haiti entdeckten Schiffswrack handelt es sich doch nicht um die Santa Maria, das Flaggschiff Christopher Kolumbus‘, wie derstandard.at berichtet: http://derstandard.at/2000006474738/Unesco-Experten-Schiffswrack-vor-Haiti-ist-nicht-die-Santa-Maria
In Schottland ist ein Wikingerschatz gefunden worden, der offenbar in halb Europa zusammen geraubt wurde. Es handelt sich um den größten Hortfund seit 150 Jahren, wie Spiegel Online berichtet: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wikinger-in-schottland-wertvoller-schatz-entdeckt-a-997023.html
Cod.Guelf. 78.2 Aug.2° ist eine wohl zwischen 1465 und 1480 entstandene Sammelhandschrift, die u.a. Abschriften der „Zedel“ Meister Lichtenauers, des Gladiatoria-Fechtbuchs, des „Bellifortis“ Konrad Kyesers sowie weiterer Handschriften zum mittelalterlichen Kriegswesen enthält. Die stark beschädigte und vom Zerfall bedrohte Handschrift wurde nun digitalisiert und ist online frei zugänglich: http://diglib.hab.de/mss/78-2-aug-2f/start.htm
Die Zeit widmet sich in einem Artikel den Beginen und der Haltung der Kirche gegenüber diesen Frauen, die ein Ordensleben außerhalb der Orden zu verwirklichen suchten: http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014/03/beginen-kirche-christliches-leben
Fundstücke KW 36
Wikinger sind, wie es scheint, mal wieder in Mode und in aller Munde. SPIEGEL Online etwa veröffentlicht den Beitrag „Wie König Harald Blauzahn die Wikinger zähmte“ über die Christianisierung der heidnischen Skandinavier. Das Original stammt aus dem aktuellen Heft von „National Geographic“, das ganz dem Thema gewidmet ist.
In Norwegen haben es die (modernen Darsteller der alten) Wikinger sogar schon auf Briefmarken geschafft:
Am Samstag schipperte das nachgebaute Drachenboot „Havhingsten fra Glendalough“ (Seehengst von Glendalough) über die Spree, um in Berlin die Ausstellung „Die Wikinger“ im Martin Gropius-Bau zu eröffnen.
Zu der Ausstellung wird es ein Online-Lernspiel und eine App geben, Teil des Multimediaprojekts „Die Frauen der Wikinger“. Dazu wiederum gibt es ein zweiteiliges „Doku-Drama“ mit Esther Schweins u.a., das am Samstag, den 13. September auf ARTE erstausgestrahlt wird. Details dazu auf Facebook (auch für Nichtkontobesitzer).
A propos Frauen der Wikinger: Die waren möglicherweise aktiver an kriegerischen Aktivitäten beteiligt, als man meinen sollte. Zumindest wurden (in England) etliche von ihnen mit Rüstungen und Waffen begraben – bei nahezu 50% aller Bestattungen mit Waffenbeigaben dort soll es sich um Beisetzungen von Frauen handeln. Diese Erkenntnis veröffentlichte die australische Archäologin Shane McLeod 2011 in einer Studie (SPEKTRUM berichtete damals online).
Der drei Jahre alte Aufsatz in Early Medieval Europe erfuhr vergangene Woche plötzlich einige Aufmerksamkeit in englischsprachigen on- und offline-Publikationen sowie auf Twitter. Warum eigentlich? fragt sich medievalists.net.
Hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass der Verlag Marvel Comics kürzlich eine weibliche Version seines Superhelden Thor angekündigt hat?
Gleiche Zeit, andere Region und Kultur: In Messkirch soll bekanntlich eine „Karolingische Klosterstadt“ entstehen. Markus Zwidtmayer von tribur.de hat sich die „Geschichtsbaustelle“ angesehen und war nicht begeistert.
Gar nicht begeistert war ich von dem Poster zum Film „Northmen – A Viking Saga“ (Kinostart 23. Oktober):
Über die Bekleidung will ich mich gar nicht weiter auslassen – aber ein mit Glasfaser belegter Recurve-Bogen mit Pfeilauflage??? Das ist nun wirklich ein neuerlicher Tiefpunkt in der traurigen Geschichte namens „Geschichte im Film“ …
Zumal ja wahrlich kein Mangel an Veröffentlichungen über die wahren Wikinger-Bögen (z.B. aus Haithabu und Ballinderry) besteht – nicht zuletzt von meiner Wenigkeit im Karfunkel Codex 1: Die Wikinger (Neuauflage von 2011).
Fundstücke KW 32
Auf www.monumente-online.de hat Dr. Bettina Vaupel einen interessanten Artikel über die Herstellung von Farben und den Handel mit Pigmenten im Mittelalter veröffentlicht: Wie das Blau übers Meer kam. Vom Wert der Farbe
Dazu gibt es noch ein Interview mit Dr. Doris Oltrogge, Expertin für mittelalterliche Farben und Maltechniken: Das Geheimnis der Pigmente
Passend hierzu ein Beitrag aus dem Buch „Die Macht der Toga“ über die Gewinnung von Purpur in der antiken Welt des Mittelmeers (academia.edu via Hiltibold): Carmen Alfaro: Purpur und Macht an den Küsten des Mittelmeerraums
Gleich zwei Podcasts des Bayerischen Rundfunks zum Thema Mittelalter (Download als mp3):
Und eine schwedische Dokumentation (mit engl. Untertiteln) über living history, das Leben als Reenactor und die Darstellung der Schlacht von Visby (von flygfisk.de, via medievalists.net):
Fundstücke KW 31
Wer oder was war „Ulfberht„? Die mit diesem Namen bezeichneten Schwertklingen stellten zur Zeit der Karolinger und Ottonen das Maß aller Dinge europäischer Schwertschmiedekunst dar. Zumindest die echten, denn offenbar verleitete der Ruf dieses „Markennamens“ bereits damals schamlose Plagiatoren dazu, ihre mindertwertigen Produkte ebenso zu kennzeichnen.
Mit der Entdeckung und Untersuchung einer weiteren Klinge in Niedersachsen ist die Forschung der Beantwortung der Frage nach Herkunft der Schwerter nun wieder ein Stückchen näher gekommen, wie die SZ berichtet: http://www.sueddeutsche.de/wissen/ulfberht-schwerter-wunderwaffen-aus-dem-kloster-1.2067956
In der Steiermark ist einer der ältesten erhaltenen Höfe, der wohl historisch bis auf das 9. Jahrhundert zurückging, wegen eines Formfehlers abgerissen worden: http://steiermark.orf.at/news/stories/2660377/
Bei Ascha im bayerischen Landkreis Straubing hat ein 14jähriger mehr als 2.100 Münzen aus dem Mittelalter entdeckt, wie der Bayerische Rundfunk berichtet: http://www.br.de/nachrichten/niederbayern/muenzschatz-straubing-100.html
In Sachsen-Anhalt haben Archäologen Belege für die Produktion von Salz und das Pökeln von Fleisch in der Bronzezeit gefunden: http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/produktion-von-salz-und-poekelfleisch-in-der-bronzezeit-31234/
Die schweizer Universität Freiburg bietet auf ihrer Website die Schrifttafeln zur lateinischen Palägraphie von Franz Steffens – ein wunderbares Hilfsmittel zum Lernen und Üben von Transkriptionen: http://www.paleography.unifr.ch/index.htm (funktionieren leider nicht in Firefox)
Fundstücke KW 30
Seit dem 11. Juli präsentiert das Museum Keltenwelt am Glauberg die Sonderausstellung „Von der Steinzeitjagd zum modernen Bogensport“. Die kleine, aber feine Schau, die von Archäologe und Bogenbauer Christian Schürmann ursprünglich für das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen konzipiert wurde, zeichnet anhand von zahlreichen rekonstruierten Bögen und Pfeilen sowie originalen Zielen, verschiedenem Zubehör, Bildern und Literatur die Entwicklung von Pfeil und Bogen in Europa nach.
Im Rahmen des Begleitprogramms werden im Herbst einzelne Aspekte dieser spannenden Geschichte in Form von Vorträgen vertieft. Meine Wenigkeit wurde eingeladen, am 13. November zum Thema „Pfeil und Bogen im antiken Griechenland“ zu referieren.
http://www.keltenwelt-glauberg.de/de/aktuelles/news/
Die Burgruine Eppenstein (12. Jh.) in der Steiermark wird seit fünf Jahren archäologisch untersucht, u.a. von Studierenden der Archäologie, die hier erste Praxiserfahrungen sammeln können. Nun ist dort das mit 1.650 Exemplare bislang größte Depot von Armbrustbolzen entdeckt worden, wie derstandard.at berichtet: http://derstandard.at/2000003391067/Groesstes-europaeischeArmbrustbolzen-Depot-inBurgruine-Eppenstein-entdeckt
In Schaffhausen (CH) fand vom 11. bis zum 20. Juli 2014 als Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Das Turnier: Geschichte einer Festkultur“ ein Ritterturnier statt, bei dem sich die internationalen Teilnehmer in minutiös rekonstruierten Rüstungen mit Lanzen mit Metalkronen im Tjost und verschiedenen anderen Dispziplinen maßen – nicht (nur) zur Show, sondern als ernstzunehmender sportlicher Wettkampf. Ich hätte gerne aus erster Hand berichtet, aber widrige Umstände verhinderten leider meine Anwesenheit. Daher hier nur einige Links zum Thema – für weitere Hinweise bin ich dankbar!
- Zu den prominenten Teilnehmern des Turniers zählteder britische Historiker Toby Capwell, Kurator für Waffen und Rüstungen der Wallace Collection, einer der bedeutendsten Sammlungen der Welt. In seinem Blog berichtet er (auf Englisch, aber mit vielen Bildern) über seine Erfahrungen: Curator in Combat
- In diesem Video erklärt er seine Leidenschaft und wie er dazu kam, im 21. Jahrhundert an Ritterturnieren teilzunehmen.
- Ein Bericht des SWR über das Turnier und den niederländischen Historiker Dr. Arne Koets, der die Veranstaltung mitorganisierte und selbst ebenfalls an den Wettkämpfen teilnahm.
Und einige aus dem Publikum aufgenommene Videos:
- http://www.youtube.com/watch?v=dn6QWpjkrrw
- http://www.youtube.com/watch?v=mB9V79iaQMw
- http://www.youtube.com/watch?v=WI526UA–dg
Die offizielle Seite der Ritterspiele: http://www.allerheiligen.ch/component/content/article/43-uncategorised/387-ritterspiele-live
… und Informationen zur Ausstellung: http://allerheiligen.ch/de/wechsel-und-sonderausstellungen/375-ritterturnier-geschichte-einer-festkultur