Fundstücke KW 22

Ein Interview mit der Archäologin Ursula Quatember auf nachrichten.at.

Ein Blogbeitrag über den Historikertag und sein Motto „Glaubensfragen“.

Was ist, was kann, was soll „Open History“? Ein Diskussionsbeitrag beim histocamp.

Was sind, was können, was sollen „Digital Humanities“? Definitionsfragen und Praxisbeispiele aus der Geschichtswissenschaft im Blog des DHIP.

Dass der Interimsleiter des AFM Oerlinghausen Roeland Paaredekooper nicht nur das Museum einen riesigen Schritt nach vorne gebracht hat, sondern auch bei Geschichtsdarstellern für Begeisterung sorgte, dankten diese ihm mit einem Flashmob, über den die NW berichtet.

Im Blog curiositas dreht sich der aktuelle Beitrag um Heinrich den Löwen.

Die „Draken Harald Hårfagre“, ein norwegischer Nachbau eines WIkingerschiffes, hat erfolgreich den Atlantik überquert und Neufundland erreicht, worüber derstandard.at berichtet.

Hans-Peter Pökel und Torsten Wollina schreiben im TraFo-Blog über Sinn und Unsinn eines „islamischen“ Mittelalters.

kurz!-Geschichte widmet sich dem Elefanten Abu Abaz.

Im französischen Montcornelles soll eine Stadt des 14. Jahrhunderts errichtet werden. Die Website ist leider nur auf Französisch verfügbar, die Visualisierung des Projekts ist immerhin schon ganz hübsch anzusehen (s.u.). Bleibt zu hoffen, dass man im Jura bei der Umsetzung mit mehr Sachverstand zu Werke gehen wird als am Bodensee …

Digitale Visualisierung des Projekts Montcornelles.

Digitale Visualisierung des Projekts Montcornelles.

Fundstücke KW 21

Ein Beitrag über archäologische Ausgrabungen bei Kleinmachnow in den Potsdamer Neuesten Nachrichten.

„Digital History“ ist eines der großen aktuellen Modeschlagwörter der Geschichtswissenschaft. Urs Hafner hält sie (in der NZZ) für einen Irrweg.

Der Untergang der großen Reiche der Bronzezeit stellt Archäologen und Historiker noch immer vor ein Rätsel, ebenso wie die Identität der sogenannten „Seevölker“, die zuweilen für diese Entwicklung verantwortlich gemacht werden. Könnte es sich dabei um die „Luwier“ gehandelt haben? Urs Willmann stellt die Theorie in Die Zeit vor.

„Klimawandel“ ist ein weiteres Modethema der Geschichtsforschung und wird in jüngster Zeit gerne für alles Mögliche verantwortlich gemacht. So nun auch für den Abzug der Mongolen aus Ungarn im 13. Jahrhundert, wie eine neue Studie behauptet, die Der Standard vorstellt.

Auf kurz!-Geschichte schreibt der Historiker Max Emmanuel Frick über „Die Wundervölker des Ostens“, auf seinem eigenen Blog über „Die Jungfrau und das Einhorn auf dem Erfurter Einhornaltar“.

In Brandenburg hat ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger in einem Spargelfeld einen Münzschatz aus dem Mittelalter gefunden, wie Der Focus berichtet.

Das Bild der Woche machte in den sozialen Medien die Runde und zeigt, dass moderne Technik frühmittelalterlicher Waffentechnik mitunter nicht gewachsen ist …

10 Jahre HistoFakt!

„HistoFakt wurde 2006 gegründet, um Unternehmen, Institutionen, Vereinen und Privatpersonen als kompetenter Partner in allen Fragen der Erforschung, Vermittlung und Darstellung von Geschichte zur Seite zu stehen.“

So steht es auf unserer Website zu lesen. Seit der Gründung sind inzwischen 10 Jahre vergangen. Die Aussage stimmt natürlich immer noch, doch unser Angebot hat sich in dieser Zeit erheblich verändert.
Redaktionelle Betreuung und Gestaltung von Buchveröffentlichungen, die in den Anfangsjahren noch einen nicht unerheblichen Teil der Aufträge ausmachten, spielen heute nur noch eine vergleichsweise untergeordnete Rolle – vermutlich auch, weil immer mehr Verlage inzwischen aus Kostengründen auf professoinelles Lektorat verzichten und insbesondere im geisteswissenschaftlichen Sektor immer häufiger den Autoren selbst die Gestaltung von Satz und Layout auferlegt wird.

Erheblich gestiegen ist dagegen die Nachfrage nach Transkription und/oder Übersetzung mittelalterlicher Urkunden. Manchmal ist ein bevorstehendes Ortsjubiläum der Anlass, zuweilen wird aber auch nach konkreten Informationen geforscht, etwa um den einstigen Standort abgegangener Gebäude zu lokalisieren. Insbesondere für Textquellen aus dem mittelniederdeutschen Sprachraum konnte sich HistoFakt in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erwerben.

Jan H. Sachers M.A. mit Moderatorin Heike Greis am Set der SWR-Sendung "EpochenKochen: Wie die Ritter tafelten" (EA 25.12.2014). Foto: (c) Markus Siewert/maz&more.

Jan H. Sachers M.A. mit Moderatorin Heike Greis am Set der SWR-Sendung "EpochenKochen: Wie die Ritter tafelten" (EA 25.12.2014). Foto: (c) Markus Siewert/maz&more.

Kleinere und größere Rechercheaufträge machen nach wie vor einen nicht zu vernachlässigenden Teil des Alltagsgeschäfts aus. Die Auftraggeber reichen dabei von Privatpersonen über Fachkollegen und Ausstellungsmacher bis hin zu verschiedenen analogen und digitalen Medien.
Auch für das Fernsehen war HistoFakt in der Vergangenheit tätig. Erwähnenswert ist z.B. die SWR-Sendung „EpochenKochen“, für die Gründer und Inhaber Jan H. Sachers M.A. auch selbst als Experte vor der Kamera stand.

Seine Beiträge erscheinen außerdem seit Firmengründung in verschiedenen Fachpubilkationen wie „Karfunkel“ oder „Traditionell Bogenschießen“. Im G&S-Verlag wurden bislang drei Bücher unter Beteiligung von Jan H. Sachers veröffentlicht.

Publikumsaktivitäten

Die nachhaltigste Veränderung der Angebotspalette stellt jedoch ohne Frage die in den letzten 3 Jahren erfolgte stärkere Hinwendung zu Publikumsaktivitäten dar. Auf eine wachsende Nachfrage nach erlebbarer Geschichte und anderen Erlebnisangeboten reagierte HistoFakt 2014 erstmals mit der Durchführung von Einführungskursen in das traditionelle Bogenschießen im Histotainment Park Adventon bei Osterburken. Im Folgejahr wurde das Angebot erfolgreich um den Grundkurs Pfeilbau erweitert, und dank der Zusammenarbeit mit anderen Experten können inzwischen auch Kurse im historischen Fechten, mittelalterlichen Ringen und verschiedenen Handwerkstechniken angeboten werden.
Das Gleiche gilt für Mitmach-Aktionen für Erwachsene und Kinder wie Bogenschießen, Kerzengießen oder Feuerschlagen sowie für Vorführungen z.B. im historischen Fechten mit dem Langen Schwert.

Der Kurs "Einführung in das intuitive Bogenschießen" ist seit 2014 im Programm von HistoFakt.

Der Kurs "Einführung in das intuitive Bogenschießen" ist seit 2014 im Programm von HistoFakt.

Da von KursteilnehmerInnen immer wieder nach kompetenten, zuverlässigen Bezugsquellen für Material zum Pfeilbau, Zubehör zum Bogenschießen sowie Literatur zu Pfeil und Bogen, historischen Kampfkünsten und mittelalterlicher Geschichte gefragt wurde, bietet HistoFakt seit Anfang des Jahres selbst ein ausgewähltes Sortiment an, das in Zukunft kontinuierlich erweitert werden soll. Ein Webshop ist derzeit noch in Vorbereitung, ein Bestellformular kann unter http://shop.HistoFakt.de heruntergeladen werden.

In Zusammenarbeit mit erfahrenen Handwerkern übernimmt HistoFakt die Anfertigung von Rekonstruktionen historischer Objekte in Museumsqualität, von der Recherche bis zur Anwendung inkl. Dokumentation – vom Schmiedenagel bis zum kompletten Fachwerkhaus. Einzelne Stücke sollen künftig ebenfalls in das Verkaufssortiment aufgenommen werden.

Seit einiger Zeit ist auch eine verstärkte Nachfrage nach klassischen Vorträgen zu verzeichnen, vornehmlich zu Themen rund um die Geschichte von Pfeil und Bogen, aber auch zu historischem Handwerk oder Bauen im Mittelalter.

Blick in die Zukunft

Neben der Einrichtung eines Webshops ist für die nahe Zukunft in erster Linie der Ausbau des Kursprogramms geplant. Zudem soll die Zusammenarbeit mit Museen nd Sehenswürdigkeiten der Region intensiviert werden, z.B. in Form von Vorführungen und ähnlichen Programmpunkten, aber auch in der Konzeption und Umsetzung von Sonderausstellungen, Themenführungen u.ä. Neue Vortragsthemen befinden sich ebenfalls in Planung.

Selbstverständlich wird HistoFakt auch in den kommenden Jahren eine breite Palette an historischen Dienstleistungen anbieten und seinen Klienten und Auftraggebern als zuverlässiger und kompetener Partner in allen Fragen der Erforschung, Vermitlung und Darstellung von Geschichte zur Seite stehen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Die nächsten Termine

 

Fundstücke KW 18

Der LWL berichtet über den Abschluss der Grabungen auf dem Warburger Burgberg, die vielfältige Funde zutage förderte.

Über „Die runden Wappentafeln der Zünfte“ schreibt Jens Kremb auf heraldica. hypotheses.org.

Als „Teilchenbeschleuniger der Geschichte“ bezeichnet ein Artikel auf APA Science das Werkzeug der Netzwerkanalyse.

Wer war der Bamberger Reiter? fragt Florian Welle auf sueddeutsche.de.

Hiltibold veröffentlicht den zweiten Teil seines Intervies mit dem Archäologen Raimund Karl zum Streitthema Sondengänger.

Das Tiroler Blog vrouwe maere gibt Tips zur Recherche von mittelalterlichen Bildquellen im Internet.

Fokus Hndschrift, die informative Facebook-Seite zum mittelalterlichen Schrift- und Buchwesen, feierte diese Woche mehr als 5.000 Fans mit einem kurzen Video: „Die Spur der Hasen II“

(Teil I ist hier zu finden.)

Fundstücke KW 17

Lässt sich nach Rezepten aus dem alten Ägypten noch heute Bier brauen? Video eines Praxistests in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks.

Wurden frühmittelalterliche Krisen durch Vulkanausbrüche ausgelöst? derstandard.at berichtet über aktuelle Forschungsergebnisse.

Als „mit öffentlichen Geldern bezahlte Schädigung des Berufsstandes“ bezeichnet der Verband der Restauratoren eine neue Sendereihe des ZDF.

Die Wienischen Hantwercliute rezensieren ein Buch über mittelalterliche Frauenheilkunde, sie berühmte (und umstrittene) „Trotula“

Im Blog des LWL Landesmuseums berichten Herner Historiker über ihre Erfahrungen als Grabungshelfer am Paderborner Dom.

Isidor berichtet im Blog der Ottonenzeit über den 10. Heerbann in Berlin Brandenburg.

„Die Außenpolitik des Deutschen Ordens unter Hochmeister Konrad von Jungingen (1393-1407)“ – 1.000 Worte Forschung auf mittelalter.hypotheses.org.

Zum ewigen (?) Streit zwischen Sondengehern und Archäologen hat Hiltibold ein Interview mit dem Archäologen Raimund Karl geführt.

Und wer schon immer wissen wollte, wie Archäologen eigentlich an ihre Erkenntnisse gelangen – hier die Auflösung:

(c) DirkJan (www.dirkjan.nl)

(c) DirkJan (www.dirkjan.nl)

(Ja, OK, ich weiß auch, dass das hier eher ein Fall der Paläontologie als der Archäologie ist. Aber das Prinzip ist ähnlich. (Natürlich nicht! Ich mache nur Witze …))

Fundstücke KW 9

Im Alamannenmuseum Ellwangen fanden zum zweiten Mal die Tage der lebendigen Geschichte statt, worüber ostalb.net berichtet.

damals.de schreibt über die Untersuchung der Gewänder Heinrichs II. und seiner Frau Kunigunde in Bamberg.

Hiltibold erzählt die „grausliche Geschichte vom Blinden und dem Herrn von Châteauroux“.

kurz!-Geschichte widmet sich der Schädelchirurgie im Mittelalter.

Sensation! (Ohne den Superlativ kommt heutzutage keine Meldung aus der Archäologie mehr aus!)
In Innsbruck wurde bei Grabungsarbeiten eine mittelalterliche Brücke entdeckt, melden (u.a.) die Tiroler Tageszeitung, der ORF und derstandard.at.

Archäologie online schrieb diese Woche über den Würzburger Geschichtsprofessor Rainer Leng, der mit Online-Seminaren, Kurzvideos und anderen multimedialen Methoden die Geschichte des Mittelalters einem möglichst breiten Publikum auf spannende Weise näher zu bringen versucht.
Die Beiträge auf seinem YouTube-Kanal sind kurz, informativ, anregend und absolut zu empfehlen, wie z.B. diese hier zum Begriff des Mittelalters:

Alte Berufe und Familiennamen, Teil III

Zahlreiche alte, heute meist ausgestorbene Berufe haben ihre Spuren in Form von Familiennamen hinterlassen. Doch nicht immer ist auf den ersten Blick erkenntlich, welches historische Gewerbe sich hinter dem Klingelschild des Nachbarn verbirgt.
Nach Teil I und Teil II hier nun die dritte Folge von Erläuterungen historischer Berufsbezeichnungen, die einem im Telefonbuch* begegnen können.

Armbruster waren diejenigen, die Armbruste herstellten, nicht die, welche sie benutzten. So wie auch Bogner keine Bogenschützen waren, sondern Hersteller von Bögen.

Als Pielsticker bezeichnete man im Norden Deutschlands die Hersteller von Pfeilen und Bolzen für Bogen und Armbrust. Eine ebenfalls norddeutsche Variante ist der Pilemaker, anderswo wurde das Gewerbe als Pfeilschäfter oder einfach Pfeil(e)macher bezeichnet. Im Englischen hießen sie Fletcher, was ebenfalls ein weit verbreiteter Nachname ist.
(Mehr zum pilestikker oder pilemaker gibt es hier.)

Reider stellten Messer- und Schwertgriffe her, montierten die Klingen und übernahmen manchmal auch das Schärfen, was andernfalls Aufgabe der Schwertfeger war. Die Bezeichnung Reider war vor allem im Bergischen Land (um das Klingenzentrum Solingen) verbreitet, aber auch andernorts belegt.
Der Reider hat jedenfalls nichts mit dem Reiter oder dem Reut(h)er zu tun. Über die unterschiedlichen Ursprünge dieser Namen gibt es einen interessanten kurzen Beitrag in „Die Welt“.

Wer das Krugrecht innehatte, also eine Gastwirtschaft betrieb, wurde im Norddeutschen als Krüger bezeichnet. Im Dialekt konnte er auch Kröger heißen. Die gleiche Bedeutung haben die Nachnamen Krug, Krüg, Krog, Krügel oder Krugmann.

Binder ist eine der zahlreichen Bezeichnung des Böttchers, Bötti(n)gers, Küfers, Büttners – also dessen, der Fässer herstellte. Die Vielzahl und weite Verbreitung der Namen verweist auf die Bedeutung, die Fässer als universales Verpackungs- und Transportmittel im Mittelalter hatte. Nicht alle waren mit Eisenringen eingefasst, häufiger wurden die Dauben mit Weiden- oder Haselnussruten zusammengebunden – daher die Bezeichnungen Binder, Fassbinder, Fassbender.

Die Bedeutung der Bezeichnung Büttel ist vielfältig. Im Mittelalter wurden so Gerichtsdiener, Amts- und Fronboten sowie alle Arten von niederen Exekutivbeamten bezeichnet, also z.B. Feld-, Forst- oder Weinberghüter.

Ein "bütel" mit Amtsstab und Schwert im Hausbuch der Mendelschen Zwöflbrüderstiftung (1429). Nürnberg, Stadtbibliothek Amb. 317.2° fol. 50r.

Ein "bütel" mit Amtsstab und Schwert im Hausbuch der Mendelschen Zwöflbrüderstiftung (1429). Nürnberg, Stadtbibliothek Amb. 317.2° fol. 50r.

Der Hafen bezeichnet in Österreich und Teilen Bayerns eine Schale oder Schüssel aus Keramik. (Der Nachthafen ist ein Nachttopf.) Der Töpfer ist daher in diesen Regionen als Hafner oder Häfner bekannt.
Da Hafner die Kacheln früher Kachelöfen anfertigten und diese zuweilen gleich selbst installierten, konnte auch ein Ofenbauer oder -setzer als Hafner bezeichnet werden.

Ebenfalls aus Österreich und Bayern stammt der Weinzierl, der anderswo als Winzer, Wingerter, Wengerter, Weingärtner, Weinbauer oder Weinmann bekannt ist – also als jemand, der Weinbau betreibt und einen Weinberg oder Wingert besitzt.

Die Reihe wird (bei Gelegenheit ganz bestimmt irgendwann) fortgesetzt!

* Gibt es überhaupt noch Telefonbücher? Früher waren das gedruckte Verzeichnisse mit den Namen und Telefonnummern aller Einwohner eines Ortes.

Fundstücke KW 52-1

Ein frohes neues Jahr wünscht HistoFakt. Historische Dienstleistungen! Auch 2016 soll die Tradition der wöchentlichen Fundstücke zu Geschichte und Archäologie, vornehmlich des Mittelalters, fortgesetzt werden. Hier der Überblick der vergangenen drei Wochen:

Die SZ Online berichtete am 21. Dezember über „Die letzte Schlacht der Ritter„, ein Gefecht zwischen Bayern und Österreichern 1322.

Das Idealbild des Ritters und die historische Realität – ein spannendes, kontrastreiches und vielschichtiges Thema, dem sich Daniel Ossenkop in seinem Blog recht ausführlich zuwendet.

Im Solling (Weserbergland) bestand wohl bereits im 9. Jahrhundert eine Glashütte, wie der NDR vermeldet.

Die Frankfurter Rundschau wiederum berichtet über Funde aus dem mittelalterlichen Bergwerk von Dippoldiswalde im Erzgebirge.

Das im Mai 2015 neu eröffnete Europäische Hansemuseum in Lübeck zieht allerhand Kritik auf sich, z.B. durch Lina Timm vom MediaLabBayern. Die SHZ stimmt ihr zu.

Das Staatarchiv St. Gallen berichtzet seit 1. Januar im neuen Blog www.zeitfenster1916.ch täglich über den Alltag im Krieg vor 100 Jahren – ein spannendes und unterhaltsames Projekt, und ein orgineller Blick auf die Lokalgeschichte im Schatten eines Weltereignisses.

Offenbar hat auch das Bundesinnenministzerium inzwischen erkannt, was Kritikern der sogenannten Bologna-Reform schon lange klar ist: Der Bachelor ist kein vollwertiger Abschluss und qualifiziert zu – gar nichts, außer vielleicht einer Fortsetzung des begonnenen Studiums. Bachelor-„Absolventen“ sollen daher laut Beschluss nicht mehr in den höheren Dienst übernommen werden, was Johann Osel in der SZ als „unanständig“ kritisiert.
In seinem Beitrag findet sich ein wahrer Satz, den man gar nicht oft genug wiederholen kann:

Es war die Wirtschaft, die diese Reform wollte. Es war die Politik, die sie ihr geliefert hat.

Genau so sieht es aus: Die Wirtschaft will immer jüngere Menschen mit akademischer (Vor-)Bildung, denen man statt angemessener Gehälter Praktikanten- oder Volontärssätze zahlen kann, weil – ja, eben WEIL der Bachelor kein vollwertiger Abschluss ist und nicht mit dem Magister oder Diplom verglichen werden kann.
Der Plan ist aufgegangen, auf Kosten nicht nur einer ganzen Generation von Studierenden, sondern auch der Geisteswissenschaften, die auf ihren (privat-)wirtschaftlichen Nutzwert reduziert, in das starre Korsett der Bologna-Strukturen gezwängt, zusammengekürzt, abgebaut und immer mehr ihrer akademischen, kulturellen und sozialen Relevanz beraubt werden. Ganz genau so, wie sich das Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände schon seit Jahrzehnten erträumt haben!

Beispiel Geschichtswissenschaft: Der Verlust von Grundkompetenzen z.B. in Paläographie, Epigraphik, Sphragistik, Numismatik oder auch Latein und Mittelhochdeutsch wird derzeit allerorten konstatiert (wie im Thesenpapier des Historikerverbands) oder beklagt (wie im aktuellen Beitrag von Ralf Steinbacher in der SZ: „Hilflose Historiker“). Daraus ein Zitat:

Heute gelte das Fach als altmodisch, modern sei die Theorienbildung in Geschichte; „aber man muss die Theorie auch an der Basis überprüfen können“. Man meine, das sei vielleicht nicht mehr so wichtig, weil es ja Editionen gebe, die Quellen allen zugänglich machten. Doch wenn man diese nicht beurteilen könne, dann könne man kein wissenschaftliches Neuland betreten, dann fehle die Innovationskraft.

Eigentlich ist es sogar noch viel dramatischer: Die sogenannten historischen Hilfswissenschaften haben (zumindest vordergründig) keinen wirtschaftlichen Nutzen, also verschwinden sie vom Lehrplan der Universitäten. Doch dies bedeutet längerfristig nichts weniger als das Ende der Geschichtswissenschaft. Denn wenn Historiker nicht mehr in der Lage sind, ihre Quellen, die Bausteine ihrer Forschung, zu analysieren, zu interpretieren, zu vergleichen – oder vielleicht überhaupt erst aufzufinden! –, dann hören sie auf, Historiker zu sein!
Um noch einmal die entscheidende Stelle in der Einleitung zum Thesenpapier von Eva Schlotheuber und Ralf Bösch zu zitieren:

Die Fähigkeit zur eigenständigen Erschließung und wissenschaftlichen Würdigung (Quellenkritik) der Originalüberlieferung markiert einen wesentlichen Unterschied zwischen Geschichtsinteresse und Forschung.

!!!

Der Brite Steven Payne ist Ende Dezember in Ausstattung des 14. Jahrhunderts die alte Pilgerstrecke von Southampton nach Canterbury gelaufen und berichtete darüber auf seiner FB-Seite „Pilgrim’s Progress“.

Ankunft. (c) Steven Payne / Pilgrim's Progress.

Ankunft. (c) Steven Payne / Pilgrim's Progress.