Fundstücke KW 8

Der „Barbarenschatz“ aus dem 5. Jh. und seine Entdeckung durch einen Raubgräber haben in der vergangenen Woche reiches Medienecho erhalten. Auf archaeologik gibt Rainer Schreg eine Presseschau und einen Kommentar, dem man nur zustimmen kann:

Auf „Das Mittelalter – Der Blog“ gibt es einen Beitrag über die Wikinger in Russland:

http://dasmittelalterderblog.com/2014/02/20/die-wikinger-in-russland-wegbereiter-eines-weltreiches/

Und bestimmt war noch viel mehr los im Netz, doch ich war zu beschäftigt, es zu bemerken. Schöne Woche allerseits!

 

Fundstücke KW 7

Am 15. Februar vor 450 Jahren wurde Galileo Galilei geboren. Die SZ fasst in einem kurzen Beitrag seine Konflikte mit der katholischen Kirche zusammen: „Als die Kirche den Menschen das Denken verbieten wollte„.

Auf derStandard.at widmet sich Eric Frey ebenfalls dem „Vater der modernen Wissenschaft“, vor allem aber der Frage, ob das von ihm propagierte „evidenzbasierte und wissenschaftliche Denken“ inzwischen (wieder) auf dem Rückzug ist. Leider geraten dem Autor dabei Begriffe wie „Wissenschaft“, „Forschung“ und „Technik“ ein wenig durcheinander und er muss sich wohl auch den Vorwurf selektiver Wahrnehmung gefallen lassen: Wer hätte gedacht, dass man Galilei sogar zur Legitimation von Gentechnik missbrauchen kann? „Galileos Feinde unter uns„.

Der erste Kopernikaner kam aus Vorarlberg“ (sagt derStandard.at), wurde aber nie so berühmt wie Galileo, musste seine Lehren nicht widerrufen und hatte meines Wissens auch nix mit Genmanipulationen am Hut …

Der hl. Valentin war ein Bischof des 3. Jahrhunderts, der Liebespaare nach christlichem Ritus getraut und dafür den Märtyrertod erlitten haben soll, was ihn zum Patron der Liebenden machte. Zum Valentinstag haben die medievalists eine schöne Sammlung mittelalterlicher Darstellung von LIebespaaren zusammengestellt:

Bei Germersheim in der Pfalz wurde von einem Sondengänger ein „Barbarenschatz“ aus dem 5. Jahrhundert entdeckt – und der Fundort durch die unfachmännische Raubgrabung unwiederbringlich zerstört, so dass hier keine Erkenntnisse mehr gewonnen werden können. Artikel in der Allgemeinen Zeitung.

Und zu guter Letzt hier die Wahrheit über Historiker:

Historians never die …

 

Fundstücke KW 6

Schätze, Schätze, Schätze! Diese Woche hatte das weltweite Netz etliche Goldstücke und Perlen für Geschichts- bzw. Mittelalterinteressierte zu bieten.

Zur Magdalenenflut von 1342, einer europaweiten Flutkatastrophe, hat Martin Bauch im Mittelalterblog einen überaus lesenswerten Beitrag verfasst:

Rainer Schreg hat diesen Post auf Archaeologik gleich kommentiert:

Hiltibold aus Graz – ein überaus emsiger Goldgräber in Sachen „Geschichte im Netz“ – postet immer wieder interessante Audiobeiträge:

Ich greife hier zwei heraus, die mir besonders gut gefallen haben: Zum Ersten ein Beitrag des SWR von Nadja Eckerle über den Englischen Langbogen, das „Maschinengewehr des Mittelalters“ (der etwas dämliche Titel ist ein Zitat und sagt nichts über die Qualität des
Features aus!):

Und ein Beitrag des Bayerischen Rundfunks über die mittelalterliche Ständegesellschaft:

Apropos Schätze: Noch mehr Fundstücke kamen in dieser Woche in einem Keller in Bingerbrück zutage. Es handelt sich um

„Bananenkisten mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Funden aus Mainz (Steinzeug mit Bartmannkrügen, lokale manganviolette spätmittelalterliche Ware, bemalte Hafnerware sind auf den Bildern zu erkennen) …“

Ob es sich um Beute aus Raubgrabungen oder um Diebesgut aus Museen handelt, ist bislang noch nicht geklärt. Die Nachricht hat in den Medien einige Wellen geschlagen und eine Diskussion um die personelle und finanzielle Ausstattung der Landesarchäologie und Denkmalpflege (wieder) entfacht.
Rainer Schreg bietet in seinem Blog Archaeologik eine Presseschau:

So, ich gehe jetzt auch in den Keller, wo allerdings keine archäologischen Schätze lagern, sondern Arbeit wartet …

 

Fundstücke KW 5

Vor 1.200 Jahren starb am 28. Januar (möglicherweise) Karl der Große. Das Jubiläum hat auch im Netz einige Spuren hinterlassen. So berichtet z.B. DIE ZEIT über Untersuchungen der (wahrscheinlichen) Gebeine des Herrschers, die den Beinamen „der Große“ zu rechtfertigen scheinen:

Der Mediävist Johannes Fried hat eine Biographie Karls des Großen veröffentlicht. Ebenfalls auf ZEIT Online berichtet er über den Schreibprozess und seine Schwierigkeiten, die allgemeine Problematik historischer Biographien und vieles mehr:

Germanisten der Universität Graz haben mittelalterliche Textquellen auf Hinweise untersucht, wie Lebensmittel haltbar gemacht wurden, und einige dieser Verfahren im Experiment erprobt. Darüber berichtet 3Sat in einem Beitrag der Reihe nano (der hoffentlich länger als nur eine Woche lang auffindbar sein wird …).

Wie hat sich das moderne Englisch aus seinen germanischen Wurzeln entwickelt? Dazu gibt es (via medievalists.net) ein unterhaltsames Video eines Vortrags des Historikers und Linguisten Dr. Phil Uttley:

Und dann ist in dieser Woche noch Maximilian Schell im Alter von 84 Jahren gestorben. Der Schauspieler, Regisseur und Oscar-Preisträger war über Jahrzehnte ein renommierter Bühnen-, Film- und Fernsehdarsteller. Zuletzt präsentierte er im ZDF Sendungen der Reihe „Terra X“ zu historischen Themen in einem von Kerzen und Fackeln erleuchteten Verlies – insgesamt eine eher traurige Angelegenheit. Möge er seinen Frieden finden, und möge das ZDF sein Dahinscheiden nutzen, das Konzept und vielleicht auch die Inhalte dieser Sendung zu überdenken.

 

Fundstücke KW 4

Auch diese Woche bin ich nicht viel dazu gekommen, im Netz Ausschau nach interessanten Neuigkeiten oder Links aus der Welt der Geschichte zu halten. Ein Grund dafür war, dass ich sehr beschäftigt und fleissig war: mit dem Schreiben von Artikeln, einer Übersetzung aus dem Lateinischen und Planung neuer Aufgaben und Angebote für 2014.

Der zweite Grund ist zugleich mein erstes Fundstück für heute. Ja, ich weiß, das hat nichts mit Geschichte oder Mittelalter zu tun, aber es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich es den Lesern dieses Blogs nicht vorenthalten will:

Auf middle-earth.thehobbit.com kann man Mittelerde erkunden, Aufgaben erfüllen und Spiele spielen. Ich empfehle einen Besuch in Lake Town (Seestadt), wo man sich im Bogenschießen üben kann (und es ist mir ganz egal, ob das kindisch ist!) …

2014 ist ein Jahr mehrerer bedeutender Jubiläen. Den Anfang macht Karl der Große, dessen Todestag sich am 28. Januar zum 1200. Mal jährt. Ihm hat der Schauspieler Christopher Lee (der im Mai 92 Jahre alt wird!) sein zweites Heavy Metal-Album (!) gewidmet. Ich enthalte mich jeglicher Wertung und verweise lediglich auf den Link:

beziehungsweise das Video zum Song „The Bloody Verdict of Verden“:

Und noch ein Video, leider wieder nur auf English: Das dänische Nationalmuseum hat eine virtuelle 3D-Rekonstruktion eines wikingerzeitlichen Hofes bei Tissø produzieren lassen:

Wikingerhof und Kultstätte in Tissø (DK)

Wikingerhof und Kultstätte in Tissø (DK)

Fundstücke KW3

Leider (?) hatte ich diese Woche nicht viel Zeit, im Netz zu surfen. Daher fallen auch die Fundstücke etwas spärlicher aus.

A propos Fundstücke: In England tauchen seit einiger Zeit die Gebeine mittelalterlicher Könige auf. Zuerst Richard III. unter einem Parkplatz, nun möglicherweise Alfred der Große (oder sein Sohn Edward) in einer Kiste:

Auf medievalists.net findet sich ein Video von einer interessanten Debatte (eigentlich eher vier Kurzvorträge) über den Stand der Mediävistik (in England), ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, ihren möglichen Nutzen oder ihre Bedeutung für die moderne Gesellschaft, für die Frage nationaler Identität, das Mittelalter in Lehrplänen und im Alltag sowie viele weitere Aspekte. Sehenswert (auf Englisch)!

Außerdem: Lesenswerte „Gedanken zur Reenactmen-Szene“ auf tribur.de:

Und nur zum Spaß: Dennis the Constitutional Peasant aus Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“:

 

Fundstücke KW 2

So, dann will ich mal meinem Versprechen, mehr zu posten, nachkommen und die nächsten Fundstücke der Woche präsentieren.

Den Anfang macht Markus Zwittmeier von tribur.de mit einer dramatischen kleinen Geschichte, die sich Anno 1066 in Tribur zugetragen hat:

Außerdem hat er sich einige Gedanken „Zur Wahrnehmung von Reenactment, living history-Szene und Co.“ gemacht:

(Ich selbst habe hier mal versucht, Begriffe wie reenactment, living history, experimentelle Archäologie, LARP etc. zu definieren.)

HILTIBOLD hat in seinem Blog eine Liste frei verfügbarer pdf-Dokumente zu allen möglichen Themen der Geschichte, zu living history und vielen weiteren Themen zusammengestellt:

Auf arte.tv gibt es eine Dokumentation aus der Reihe „X:enius“ über Guédelon – zwar bekomme ich beim Anblick der „mittelalterlichen“ Klamotten der Moderatoren schon wieder Bauchkrämpfe, aber ansonsten sind die 26 Minuten durchaus sehenswert:

Der Monat ist noch nicht zur Hälfte rum, und dennoch hat Daniel Ossenkop schon zwei lesenswerte Artikel auf „Das Mittelalter – Der Blog“ (DER Blog? Hm …) veröffentlicht:

 

So, das muss für heute reichen. Wer noch nicht hat, kann sich ja noch meine Kritik am Pseudo-Mittelalter-Unfug des ZDF vom Anfang der Woche durchlesen. Inzwischen hat sich mein Blutdruck wieder etwas beruhigt, doch der Nacken schmerzt immer noch vom vielen Kopfschütteln …

 

Fundstücke KW 1

Ein frohes neues Jahr allerseits!

Eigentlich bin ich kein Freund von guten Vorsätzen, doch in diesem Jahr will ich eine Ausnahme machen. Ich habe mir vorgenommen, 2014 mehr und regelmäßiger Beiträge ins Blog zu stellen – z.B. indem ich hier jede Woche Fundstücke aus dem Netz präsentiere. Mal sehen, wie lange ich durchhalte … Heute will ich jedenfalls mal einen Anfang machen.

Ganz frisch ist dieser Bericht auf Spiegel online über die Rekonstruktion und Erprobung römischer Torsionsgeschütze – warum diese als „Horrorwaffen“ und „Killermaschinen“ bezeichnet werden müssen, weiß allerdings wahrscheinlich nur die Redaktion:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/torsionsgeschuetze-roemische-horrorwaffen-im-wettertest-ausgegraben-a-941289.html

Auf medievalists.net, der Online-Schatzkiste für Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte, findet sich ein Video-Interview mit der Historikerin Dr. Mary Watt von der University of Florida zum Thema „Beschreibstoffe des Mittelalters“: Pergament, Vellum, Papier, ihre Herstellung, Verbreitung etc. (auf Englisch):

http://www.medievalists.net/2013/12/30/medieval-writing-surfaces-an-interview-with-dr-mary-watt/

Und hier noch ein Fundstück von DRadio Wissen, das ich bereits auf meiner Facebook-Seite verlinkt habe: „Müssen monotheistische Religionen intolerant sein? Drei Ringe, drei Betrüger und der Diskurs der religiösen Vielfalt im Mittelalter“, ein Vortrag der Mediävistin Dorothea Weltecke, gehalten am 22. Mai 2013 im Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ in Konstanz, jetzt hier zum Nachhören:

http://www.dradiowissen.de/religion-drei-ringe-drei-betrueger.88.de.html?dram%3Aarticle_id=272271

 

Übrigens: Mehr zu Beschreibstoffen und vielen anderen Aspekten des mittelalterlichen Schrift- und Buchwesens gibt es in meinem Buch „Die Schreibwerkstatt. Schrift und Schreiben im Mittelalter“ (G&S-Verlag, Zirndorf 2009).

 

 

Mittelalter im deutschen Fernsehen – Zum Zweiten

Im April dieses Jahres habe ich mich in einem Blog-Beitrag kritisch mit der Darstellung des Mittelalters im deutschen Fernsehen auseinandergesetzt. Anlass war damals eine als „Doku-Drama“ angepriesene Produktion über Karl den Großen auf ARTE gewesen, und ich war beileibe nicht der Einzige, der im Netz seinem Unmut Luft gemacht hat. Weiterlesen

Crowdfunding: Die Zukunft geisteswissenschaftlicher Forschung?

Der Brite Spencer Gavin Smith möchte eine Dissertation zum Thema mittelalterliche Parks und Gärten verfassen. Zur Finanzierung der Arbeit vertraut er auf Crowdfunding, also freiwillige Spenden von Leuten wie Du und ich, die das Projekt unterstützenswert finden und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Geld dafür locker machen. Auf www.gofundme.com hat er eine Seite eingerichtet, auf der mögliche Unterstützer Informationen zu seinem Vorhaben abrufen und ihren Beitrag zu seiner Finanzierung leisten können (außerdem betreibt er ein Blog).

2.000 Britische Pfund hofft der Historiker auf diese Weise zu gewinnen – eine moderate Summe, wenn man bedenkt, in welcher Höhe wissenschaftliche Dissertationen normalerweise durch Stipendien gefördert werden. Aber wie lange noch? Im Vergleich zu naturwissenschaftlicher Forschung führen die Geisteswissenschaften ohnehin ein Schattendasein. Die öffentlichen Mittel, die etwa jedes Jahr in die Geschichtsforschung fließen, dürften wahrscheinlich nicht einmal ausreichen, um einen einzelnen Forschungssatelliten ins All zu schießen oder einen Teilchenbeschleuniger länger als einige Stunden oder Tage in Betrieb zu halten. (Zugegeben, ich habe das jetzt nicht recherchiert oder ausgerechnet!)

Doch selbst die bescheidenen Mittel, die etwa der Erforschung unserer eigenen Vergangenheit zur Verfügung stehen, sind inzwischen beständiger Erosion ausgesetzt. Nordrhein-Westfalen hat den Anfang gemacht und beschlossen, die Förderung von Archäologie und Denkmalpflege bis 2015 auf Null zu reduzieren. Ungeachtet anderslautender Beteuerungen dürften ähnliche Erwägungen in anderen Bundesländern längst im Gange sein.

Spencer Gavin Smith ist längst nicht der Einzige. Auf Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo („Finanziere, was Dir wichtig ist!“) buhlen vermehrt junge Geisteswissenschaftler um private Finanzierung ihrer Forschungsvorhaben. Doch was bedeutet das – ist diese Bewegung Ausdruck und Folge einer Krise in der Finanzierung geisteswissenschaftlicher Forschung? Oder ein innovativer Ansatz, um die Öffentlichkeit  stärker in die Produktion und Ergebnisse geisteswissenschaftlicher Forschung zu integrieren? Kann so ein neues Interesse an den Humanities generiert werden oder leistet ein solches Vorgehen dem schleichenden Rückzug der öffentlichen Hand aus der Finanzierung geisteswissenschaftlicher Arbeiten unnötig Vorschub? Und besteht dann nicht die Gefahr, dass nur noch gefördert wird, was gerade en vogue ist und dem Geschmack der Massen entspricht?

Sollten Arbeiten in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften nicht der Allgemeinheit dienen, der Allgemeinheit zur Verfügung stehen und daher von der Allgemeinheit, sprich: der öffentlichen Hand finanziert werden? Oder ist es nur fair und richtig, der Allgemeinheit die Wahl zu lassen, welche Arbeiten sie mit welchem Betrag fördern möchte?

Zugegeben: Ich habe zu diesem Zeitpunkt auch keine Antworten. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten …